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Die besten Songs der Jahrzehnte: Die 90er (Teil 2)
In den 90ern gab es zahlreiche verschiedene Genres, die doch alle ihren Reiz haben. In dem neuen Teil der "Besten Songs der Jahrzehnte" haben unsere Redakteure diesmal eine bunte Mischung der unterschiedlichsten Künstler zusammengestellt. Unter anderem mit dabei: Dr. Dre, 2Pac, The Prodigy, Take That, Radiohead, The Verve, The Fugees, Tocotronic, Daft Punk, Portishead und Belle & Sebastian.
Hier kann man in die entsprechend gekennzeichneten Songs im rdio-Player reinhören.
Portishead - "Glory Box"
(1994 Go Discs)
Zur Kernzeile des letzten Tracks auf ihrem Debüt "Dummy" machte Beth Gibbons "move over and give us some room", womit "Glory Box" plötzlich eine feministische Note bekommt: die Frau möchte nicht nur einfach eine Frau sein, sondern vor allem in Ruhe gelassen werden. Gibbons singt manisch, der Beat klingt nach Nacht und Regen, das Gitarrensolo in der Mitte gehört zu den betörendsten überhaupt. Der Song läuft im rdio-Player.
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Jim Steinfeldt/Michael Ochs Archives/Getty Images.
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Portishead – „Glory Box“
(1994 Go Discs)
Zur Kernzeile des letzten Tracks auf ihrem Debüt „Dummy“ machte Beth Gibbons „move over and give us some room“, womit „Glory Box“ plötzlich eine feministische Note bekommt: die Frau möchte nicht nur einfach eine Frau sein, sondern vor allem in Ruhe gelassen werden. Gibbons singt manisch, der Beat klingt nach Nacht und Regen, das Gitarrensolo in der Mitte gehört zu den betörendsten überhaupt. Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Jim Steinfeldt/Michael Ochs Archives/Getty Images
Palace Brothers – „You Will Miss Me When I Burn“
(1994 Drag City)
Es ist eine alte Welt, in die uns diese Musik führt: Der russische Poet sitzt über der Suppe, Wölfe umschleichen die Hütte, keine Zerstreuung lenkt den Blick von der Verdammnis ab. Nur die Distanz, das Knistern der antiken Folk-aufnahmen, die flackernden Bilder der Stummfilme hatten uns bislang davon abgehalten, uns selbst in diesem Szenario zu sehen. Es brauchte einen großen Ästheten wie Will Oldham, um uns diese ferne Welt heranzuholen. Ohne Nostalgie, mit ziehendem Herz.
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Underworld – „Born Slippy“
(1995 Junior Boy’s Own)
„Lager, Lager, Lager“ waren nicht einfach nur drei Bier, sondern ein Schlachtruf zum Exzess. Auf der Tanzfläche in Form von Leuchtstäben, im Film „Trainspotting“, zu dem „Born Slippy“ den Soundtrack lieferte, durch Rauschmittel jeder Art. Die britischen Kunsthochschul-Absolventen Underworld lösten mit ihrem Big-Beat-Techno-Brett einen Tornado aus, der heute noch nachhallt. 2008 machten Get Well Soon ein verkopftes Gitarrencover daraus. „Lager“ wird nur geflüstert.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Paul Bergen/Redferns
The Jayhawks – „Blue“
(1995 American)
So schön wie bei Mark Olson und Gary Louris ergänzen sich nur wenige Stimmen. „Blue“ ist blauäugigster, bittersüßester Country-Pop: „Gave all of my mercy/ Gave all of my heart/ Never thought I’d miss you/ That I’d miss you so much.“ Die Jayhawks sangen mit ungeschönter Emphase, ihr Herzleid wirkte nie manieriert oder intellektuell, ihre Musik zitierte im besten Sinne Gene Clark, Big Star und die Byrds.
Der Song läuft im rdio-Player.
PJ Harvey – „Down By The Water“
(1995 Island)
„Down By The Water“ von PJ Harveys Album „To Bring You My Love“ ist von vorne bis hinten gruselig: Eine psychisch gestörte Frau erzählt davon, wie sie ihre Tochter ertränkt hat, im Hintergrund stampfen ruhelose Elektrobeats. Am schlimmsten wird es, wenn die Irre flüsternd die Fische anfleht, ihre Tochter zurückzubringen. Asiatische Horrorfilmregisseure hätten es nicht besser machen können. Der Song wurde von verschiedenen Magazinen zugleich in die Liste der schlechtesten und besten Stücke gewählt.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Ebet Roberts/Redferns
Radiohead – „Fake Plastic Trees“
(1995 Parlophone)
Radiohead waren stets die großen Vorwegnehmer. Mit dem Album „The Bends“ machte die Band schon 1995 das, worauf Coldplay, Embrace, Keane etc. ihre Karriere begründeten. In Songs wie „Fake Plastic Trees“ nahm sie auch ihr eigenes Meisterwerk „OK Computer“ vorweg: komplexe, getragene, eindringliche Rockmusik, die nicht viel gemein hatte mit „Creep“, jenem 90er-typischen Hänger-Song, den die Gruppe nie loswurde.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Michel Linssen/Redferns
Take That – „Back For Good“
(1995 Polydor)
Bevor Robbie die Band verließ und Tausende von Herzen brach, war alles gut. Take That regierten für fünf Jahre die Boygroup-Welt, ihr größter Hit „Back For Good“ das ganze Universum. Abgesehen davon, dass es ein extrem gut geschriebener Song war, vorgetragen von hübschen Jungs, schuf er den seltenen Konsens zwischen Radiopublikum und Indie-Hörern. Der Begriff Casting – Take That waren eine professionell zusammengestellte Band – war seinerzeit noch kein Schimpfwort.
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Copyright: Phil Dent/Redferns
Tocotronic – „Digital ist besser“
(1995 L’Age D’Or)
Bevor Robbie die Band verließ und Tausende von Herzen brach, war alles gut. Take That regierten für fünf Jahre die Boygroup-Welt, ihr größter Hit „Back For Good“ das ganze Universum. Abgesehen davon, dass es ein extrem gut geschriebener Song war, vorgetragen von hübschen Jungs, schuf er den seltenen Konsens zwischen Radiopublikum und Indie-Hörern. Der Begriff Casting – Take That waren eine professionell zusammengestellte Band – war seinerzeit noch kein Schimpfwort.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Stefan M. Prager/Redferns
Daft Punk – „Da Funk“
(1995 Soma)
Spike Jonze‘ „Da Funk“-Video über den Hundemann, der mit Gipsbein und Ghettoblaster durch New York humpelt, galt als einer der wichtigsten Clips der Dekade. Auch wenn Daft Punk jede Botschaft verweigerten, sah man das gesichtslose Duo als dringend erwünschte Brückenbauer zwischen Rock, Funk und Dance.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Mick Hutson/Redferns
Teenage Fanclub – „Sparky’s Dream“
(1995 Creation)
Es hat dieses Lied wirklich gegeben. Ein Lied, dessen laute Gitarren nie so laut waren, dass sie aggressiv klangen. Weil Teenage Fanclub sie mit einer Melodie kombinierten, die alleine auch als Schlager hätte enden können. „Sparky’s Dream“ erinnert in jeder Sekunde daran, dass es okay ist, Musik einfach bloß deshalb zu hören, weil sie gefällt. Und nicht, weil sie irgendwas begründet oder sich irgendwas verweigert, oder weil der Sänger irgendwelche Drogen nimmt. Das muss man sich erstmal trauen.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: David Tonge/Getty Images
Pulp – „Common People“
(1995 Island)
Der Song von der naiven Kunststudentin und ihrer versnobbt-romantischen Vorstellung eines armen Künstlerlebens fasst die goldenen Jahren des Britpop zusammen. Auf der Tanzfläche befanden sich vermutlich genau die ver- wöhnten Kunststudenten, die von Pulp in dem Song verhöhnt wurden. Jarvis Cocker thematisiert in „Common People“ das sogenannte „Slumming“: Leute halten sich an Orten auf, die eigentlich nicht ihrer Gesellschaftsschicht entsprechen. Die Studentin aus Griechenland gab es übrigens wirklich.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Bernd Muller/Redferns
2Pac feat. Dr. Dre – „California Love“
(1995 Death Row)
Der Dubstepper Rusko, die Todesmetaller Faxed Head, die Grateful-Dead-Enkel von Phish und Justin Timberlake – alle haben „California Love“ gecovert. In puncto Reichweite kann es 2Pac also mit den Kali-Hymnen der Beach Boys und Eagles aufnehmen, Compton statt Malibu. Der Song ist übrigens auch die Mutter aller Autotune-Hits – dank Roger Troutmans Vocoder.
Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
Lambchop – „The Man Who Loved Beer“
(1996 Merge)
Kurt Wagner rückte dicht ans Mikro heran, ließ seine vielköpfige Band ungeheuer leise spielen, ohne ein Instrument auszuschließen, und sprach in traurigen und weisen Worten: „And the violent man comes down on everyone.“ Erstaunlich, dass es noch keine Band geschafft hat, diese Form von Kammer-Country zu reproduzieren. Lambchop, der originärste Klang, der je aus Nashville kam.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Brigitte Engl/Redferns
Fugees – „Fu-Gee-La“
(1996 Ruffhouse)
„Ooo La La La“ schallte es durch die Diskos, und „Fu-Gee-La“ sprengte die Grenzen zwischen Rap, Reggae und Soul. Lauryn Hill, Wyclef Jean und Pras Michel waren das Hip-Hop-Dreamteam, und auch heute noch ist ihr Stil-Mix einzigartig. Der Song fühlt sich an wie eine Party im Dschungel, mit „lyrics fast like Ramadan.“ Damit endete die Geschichte, weil die Herren keine Lust mehr auf Lauryn Hills Divenhaftigkeit hatten.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Jim Steinfeldt/Michael Ochs Archives/Getty Images
Bis – „Kandy Pop“
(1996 Chemikal) Underground
„Manda Rin hat eben den Führerschein bestanden“, blendete „Top Of The Pops“ als interessanten Untertitel ein, als die Schülerband aus Glasgow im Frühjahr 1996 in der Show auftrat. Dabei sah Sängerin Manda eher aus, als sei sie gerade auf dem Spielplatz gestürzt und versuche mit geballten Fäustchen, nicht süß zu sein. Die Geister schieden sich an diesem Manga-Indie-Extrem. Was auch zeigte, wie viele angebliche Freigeister wohl doch lieber fitte Männer mit Gitarren sehen wollten.
The Prodigy – „Firestarter“
(1996 XL)
Alles an diesem Video war verstörend. Der teuflische Blick von Keith Flint, sein zweigeteilter Irokesenschnitt, die Tieraugen-Kontaktlinsen von DJ Maxim. „I’m the trouble starter“, keifte Flint, die Worte hatten sich lange aufgestaut, und nach dem Acid-Fieber kam hier der Jungle-Schock. Manche Eltern standen so unter Hypnose, dass sie ihre Kleinkinder in voller Flint-Montur zum Konzert schleppten.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Mick Hutson/Redferns
Nas feat. Lauryn Hill – „If I Ruled The World (Imagine That)“
(1996 Columbia)
Keine Eifersucht, keine Cops. Armani für alle, Freiheit für die politischen Gefangenen, Loretta King als Bürgermeisterin und: Alle Zellen öffnen in Attica, alle rüber nach Afrika. Das Regierungsprogramm von Nas beginnt mit „Imagine“, im Geiste Lennons. „Free as a bird“ soll jeder Mensch sein, das war James Browns Idee in seinem „If I Ruled The World“. Es kam anders. Im September 1996 wurde Tupac ermordet, im März darauf Biggie Smalls. Und James Brown saß im Knast.
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Belle & Sebastian – „The State I Am In“
(1996 Electric Honey)
Viele von Stuart Murdochs frühen Songs hätten auch Romane sein können, an Personal und Handlung fehlt es nicht. „The State I Am In“ ist der Bericht eines jungen Mannes auf der Suche nach Liebe und Sinn – eine Geschichte, die sonst nur Morrissey hätte schreiben können. Der schickt im ähnlich gesinnten „Half A Person“ seinen Protagonisten zur Y.M.C.A., Murdoch dagegen konsultiert im Beichtstuhl einen Priester: „He took all of my sins/And he wrote a pocket novel.“
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Copyright: Ebet Roberts/Redferns
The Verve – „Bitter Sweet Symphony“
(1997 Hut)
Dieser Song war eine Warnung, die keiner beachtete. Sie lautete: „Es ist okay, ein Sample zu benutzen, selbst wenn man es von der Orchesteraufnahme eines Stones-Stücks übernommen hat und deshalb alle Rechte an dem Werk verliert. Aber solltet ihr das Geigensample nur nehmen, um ein schlechtes Lied zu retten: Lasst es lieber.“ Was bei „Bitter Sweet Symphony“ passte, passte danach fast nie mehr.
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Copyright: Bob Berg/Getty Images
Cornershop – „Brimful Of Asha“
(1997 Wiiija)
In über 1000 Bollywoodfilmen singt Asha Bhosle ihre Lieder. Dabei wird sie von ihrer älteren Schwester Lata Mangeshkar unterstützt. Beiden singt Tjinder Singh mit seiner Band Cornershop hier ein Denkmal. Außerdem feiert „Brimful“ große Primitive wie Jacques Dutronc, Marc Bolan und das Reggae-Label Trojan. In den Händen des Remix-Populisten Norman Cook musste das eine Nummer eins werden.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Mick Hutson/Redferns
Bob Dylan – „Not Dark Yet“
(1997 Columbia)
Dunkel ist’s noch nicht, aber das wird schon noch. Und wenigstens die Schatten bewegen sich beim Längerwerden, in einer Welt, in der sonst fast alles zum Stillstand kommt. Das Stück auf Dylans Rückkehrplatte „Time Out Of Mind“, bei dem man sich am wenigsten zu atmen traut – und sich doch wundert, warum die angeblich bittere Altmännerbilanz von so märchenhaften Gitarren und Ätherklängen umsummt wird. Irgendwas stimmt da nicht.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Ebet Roberts/Redferns
Elliott Smith – „Miss Misery“
(1997 Capitol)
Elliott Smith sang das Lied bei der Oscar-Verleihung 1998 zwischen den Auftritten der galaerprobten Blondinen Trisha Yearwood und Celine Dion. Er hatte den weißen Anzug an, den er auch im Video trug, schwitzte darin und schaute während der gut zwei Minuten auf seine Gitarrenfinger statt ins Publikum. Es gewann „My Heart Will Go On“. Und Smith spielte „Miss Misery“ später nur noch sehr ungern.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Brigitte Engl/Redferns
Lucinda Williams – „Car Wheels On A Gravel“ Road
(1998 Mercury)
So manch rootsbeflissener Kritiker hatte im Jahr 1998 den Eindruck, der kosmische Geist von Gram Parsons wäre in Lucinda Williams gefahren. Ob „Car Wheels On A Gravel Road“ und die gleichnamige Platte nun die wegweisende Americana-Pastiche waren oder doch nur ziemlich guter Country-Rock, darüber streiten sich weiterhin Puristen und Erbsenzähler. Fest steht, dass Williams mit diesem Song zur großen Ahnengalerie aufschloss.
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Copyright: Tim Mosenfelder/ImageDir
Elvis Costello & Burt Bacharach – „This House Is Empty Now“
(1998 Mercury)
Buddy Hollys Brille tragen, sich nach dem King und dem „Eiskalten Engel“ nennen, mit Gott und der Welt Studio und Bett teilen, in allen Genres daheim sein – falsche Bescheidenheit ist nicht das Problem von Elvis Costello. Falsche Entschiedenheit dito. 1998 ist Bacharach reif. Der König des Salonpop und der König des Alleskönnens. Solche Gipfeltreffen haben immer was von Malen nach Zahlen. Ohne Gitarrensolo wäre das hier in den Top 7 der Songs über leere Häuser.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Ron Wolfson/Getty Images
Destiny’s Child – „Say My Name“
(1999 Columbia)
Die Leute hätten sagen können: Nein, das kaufen wir nicht. Wir wollen nicht, dass der Soul in der Soulmusik durch Produktion ersetzt wird. Wir wollen nicht, dass alles aus dem Computer kommt, die Geigen, das Schlagzeug, die komischen anderen Geräusche. Doch „Say My Name“ wurde zu einem der erfolgreichsten Songs von Destiny’s Child. Und Produzent Rodney Jerkins machte von Jennifer Lopez bis Britney Spears alle so steril wie möglich.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Mick Hutson/Redferns
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