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Die besten Songs der Jahrzehnte: Die 80er (Teil 1)
Im Rahmen unserer unserer Reihe die "Besten Songs der Jahrzehnte" präsentieren wir heute einen Teil der Redaktions-Perlen aus den 80ern. Nicht fehlen dürfen da u.a.: The Smiths, The Dead Kennedys, Tom Waits, Donald Fagen, The Cure, The Jam, U2, Michael Jackson und die Talking Heads.
Hier kann man im rdio-Player in die entsprechend gekennzeichneten Songs reinhören.
Lipps Inc.- "Funkytown"
(1980 Casablanca)
Ein Anderthalb-Hitwunder aus Minneapolis, wo nebenan im Paisley Park unter der Regie von Prince vermeintlich unvereinbare Sound- und Körper-Stile zu etwas gänzlich Neuem verschmolzen. "Funkytown" hätte ein Bastard aus der Paisley-Produktion sein können. Ohne falsche Scham griff Produzent Steve Greenberg in die Bonbonniere der grellen Effekte: keine Sekunde verschenken, ohne die Geschmacksnerven zu reizen. Singen da die Pointer Sisters zu einem Devo-Track? Haben sich Chic auf die Kirmes verirrt? Bekifft? Hat Giorgio Moroder einen neuen Vocoder? So gesehen ist "Funkytown" auch die Mutter des Autotune-Pop von heute.
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Getty.
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Lipps Inc.- „Funkytown“
(1980 Casablanca)
Ein Anderthalb-Hitwunder aus Minneapolis, wo nebenan im Paisley Park unter der Regie von Prince vermeintlich unvereinbare Sound- und Körper-Stile zu etwas gänzlich Neuem verschmolzen. „Funkytown“ hätte ein Bastard aus der Paisley-Produktion sein können. Ohne falsche Scham griff Produzent Steve Greenberg in die Bonbonniere der grellen Effekte: keine Sekunde verschenken, ohne die Geschmacksnerven zu reizen. Singen da die Pointer Sisters zu einem Devo-Track? Haben sich Chic auf die Kirmes verirrt? Bekifft? Hat Giorgio Moroder einen neuen Vocoder? So gesehen ist „Funkytown“ auch die Mutter des Autotune-Pop von heute.
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The Cure- „A Forest“
(1980 Fiction)
In den düsteren Diskos war „A Forest“ stets ein Höhepunkt der Nacht – mehr noch als andere Songs tauchte das seltsame Lied über einen Jungen im Wald die Tanzfläche in ein unheimliches, unwirkliches Licht. Robert Smith hatte als Tour-Gitarrist von Siouxie & The Banshees die dunkle Seite der Macht kennengelernt und den Sound seiner Band mit dem Album „Seventeen Seconds“ in Richtung Goth gewendet. Die Rockharmonien, das treibende Schlagzeug, die spindeldürren Chorus-Gitarren – das Lied öffnete The Cure die Tür zu den Charts. „A Forest“ schaffte es in Großbritannien bis auf Platz 31.
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Dead Kennedys- „Holiday In Cambodia“
(1980 Alternative Tentacles)
„Let’s Lynch The Landlord“, „Nazi Punks Fuck Off!“, „Kill The Poor“, „Too Drunk To Fuck“ – beißend sarkastische, wütend politische und schmerzhaft polemische Parolen der Dead Kennedys, die fest ins Poesiealbum des 80s-Punk gehören. Mit „Holiday In Cambodia“ verhöhnte Jello Biafra wohlsituierte Studenten, die die Slums romantisch finden und meinen, die Armen hätten echt Soul. Sie sollten mal Urlaub in Kambodscha machen, das sei auch sehr romantisch. Haha! Das panische Riff, die getriebenen Trommeln, Biafras strenger Lederstiefel-Gesang: eine explosive Mischung, die eine ganze Generation von Hardcore-Bands prägte.
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Fehlfarben- „Grauschleier“
(1980 EMI)
Wahrscheinlich regt Peter Hein sich maßlos auf, wenn wieder einmal ein Blogger oder Journalist seine Textarbeit mit der Zeile „Es liegt ein Grauschleier über der Stadt“ beginnt. Sollen sie sich doch was Eigenes ausdenken! Wobei: Hein ist selbst Schuld, dass seine Zeilen so gerne geklaut werden, er ist eben auch ein Verführer. „Grauschleier“ ist der Hit auf „Monarchie & Alltag“. Trotz des Erfolgs von „Ein Jahr (Es geht voran)“, trotz des Kults um „Paul ist tot“. Jedoch stellt eine andere Version das scharfkantige Original beinahe in den Schatten: die Live-Interpretation von Heins anderer Band Family 5 – extrem nah an The Jam.
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Motörhead- „Ace Of Spades“
1980 Bronze
Motörhead brauchten mal wieder keine drei Minuten, um ihre Vorstellung von Rock’n’Roll in einem Song zu zementieren. Lemmy Kilmister schrubbt seinen „Rickenbastard“ und grölt dazu, dass es eine Freude ist – eine wuchtigere Hardrock-Hymne gibt es nicht. „Ace Of Spades“ zelebriert das Weltbild des ewigen Außenseiters, der mit seinen Cowboystiefeln durch eine grausame Welt stapft: „You know I’m born to lose, and gambling is for fools/ But that’s the way I like it baby/ I don’t wanna live forever.“ Immerhin 65 wird er in diesem Jahr schon.
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Talking Heads- „Once In A Lifetime“
(1980 Sire)
David Byrne hatte mit Brian Eno seinen afrikanisch informierten Art-Funk-Pop perfektioniert und für „Remain In Light“ Musik geschrieben, die auf der Bühne genauso gut funktionierte wie im Museum für moderne Kunst. In dem Lied geht es vordergründig um einen Mann, der den vorgezeichneten Weg der Wohlstandsgesellschaft geht, doch es steht viel mehr auf dem Spiel: Das ist nicht mein Haus, das ist nicht meine Frau – womöglich ist die Realität nicht halb so verlässlich, wie wir glauben. Ein Lied zum Verrücktwerden. Der Song läuft im rdio-Player.
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Laurie Anderson- „O Superman“
(1981 Warner Bros)
Schwer vorstellbar, dass dieses Lied Platz zwei der britischen Charts erreichte: „O Superman“ ist eine acht Minuten lange Klanginstallation und Spoken-Word-Performance über zwei minimalistisch arrangierte Akkorde, inspiriert von der Arie „Ô Souverain, Ô Juge, Ô Père“ von Jules Massenet. Laurie Anderson reflektiert über den Zusammenhang von Kommunikation, Gewalt und US-Politik, das waren und sind ihre Themen. Anderson, eben noch New Yorker Aktionskünstlerin, bekam einen Major-Vertrag und wurde zur Art-Pop-Elektro-Avantgarde. Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Ebet Roberts/Redferns
The Specials- „Ghost Town“
(1981 Two Tone)
Sekundenlang pfeift es durch die Geisterstadt, mehr Wind machen die Bläser. „This town is coming like a ghost town.“ Neville Staples, die karibische Stimme der Specials, bringt die klaustrophobische Spannung auf den Begriff: Ghost Town, alle Clubs sind dicht, Bands spielen nicht mehr, Fights auf dem Dancefloor. Im Frühjahr 1981 toben Straßenkämpfe in den Inner Cities: Brixton, Toxteth (Liverpool), Moss Side (Manchester). Die Antwort vor allem junger, nicht-weißer Briten auf die antisoziale Politik des Thatcher-Regimes. Im Juli 81 steht „Ghost Town“ auf Platz eins der UK-Charts, sechs Minuten anglokaribischer Soundtrack zum Riot.
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Copyright: David Corio/Redferns
Soft Cell -„Tainted Love“
(1981 Some Bizarre)
Zum Heulen und zum Weglaufen ist dem Protagonisten von „Tainted Love“ zu Mute: „Ich liebe dich, obwohl du mir so wehtust.“ Was Suicide Ende der 70er in den USA für den Rock’n’Roll, das leistet das Keyboard-Stimme-Duo Soft Cell in Großbritannien für den Soul: Modernisierung durch Elektrifizierung! Schwule Jungs spielen gern Drama-Queen, also gibt Marc Almond für die Maxiversion die Diana: In satten acht Minuten rahmt „Tainted Love“ einen Supremes-Klassiker von der verblichenen Liebe ein: „Where Did Our Love Go?“
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Copyright: Mike Prior/Redferns
The Jam- „Town Called Malice“
(1982 Polydor)
Es war das andere England, das in den bunten Popsongs nicht vorkam. Zwischen Milchmännern und Sonntagsbraten, Bier und quietschenden Kinderschaukeln entwirft Weller eine triste Working-class-Welt – „time is short and life is cruel“ -, aus der es nur einen Ausweg gibt: stolz die Flucht nach vorne antreten, wie es sich für einen Mod gehört. „Town Called Malice“ wurde seine dritte Nummer eins.
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Copyright: Chris Walter/WireImage
Madness- „House Of Fun“
(1982 Stiff)
Ihre erste Nummer eins in den britischen Charts (und die einzige – „Our House“ kam später im Jahr nur auf Rang vier). Keyboarder Mike Brason und Saxofonist Lee Thompson schrieben den Song, der erst „Chemist Facade“ hieß und davon handelt, dass ein Pubertierender in der Apotheke Kondome kaufen will, den Wunsch aber so umständlich formuliert, dass der Apotheker glaubt, er suche Scherzartikel – woraufhin er den Burschen zu einem „House Of Fun“ schickt.
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Copyright: Pete Cronin/Redferns
Grandmaster Flash & The Furious Five- „The Message“
(1982 Sugar Hill)
Ein junger Mann geht durch die Straßen der Bronx und kommt sich vor wie auf einem Dschungelmarsch. Vor seinem inneren Auge läuft im Zeitraffer der Lebensweg des Menschen ab, der in diese Hasswelt hineingeboren wird: frühe Erfahrung von Zweitklassigkeit, falsche Moral, das Ende an einem Stück Wäscheleine in der Gefängniszelle. Den Popsong dazu hören bald auch die privilegierten Jugendlichen in Europa, die sich das Ghetto als heiteres Idyll einbilden. Die erste urkundliche Erwähnung sozialer Missstände in einem Rap-Stück.
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ABC- „All Of My Heart“
(1982 Neutron)
Martin Fry wollte den Song als Ruhepol des Pop-Meisterwerks „The Lexicon Of Love“ eher spartanisch aufnehmen. Doch nicht mit Trevor Horn! Der Produzent sah in dem melodramatischen Stück einen Evergreen im Stil von „Bridge Over Troubled Water“ – zu Recht. Und was braucht so eine wunderbare Schmonzette dringender als Streicher? Die Single stürmte die Charts, doch dem anspruchsvollen Fry ging das alles zu einfach. „Ab einem bestimmten Punkt kannst du auch ein Kinderlied singen und kommst in die Top Five“, schmollte er Ende 1982.
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Copyright: Getty
Dexys Midnight Runners
-„Come On Eileen“
(1982 Mercury)
Der Kernsatz von „There There My Dear“, dem Dexys-Hit von 1980: „Der einzige Weg, Dinge zu verändern, besteht darin, die Leute zu erschießen, die die Dinge gestalten.“ Zwei Jahre später haben sich die Dexedrin-getriebenen Soul Boys in latzbehoste Belfast-Ersatz-Cowboys verwandelt, und ein hysterischer Kevin Rowland ruft statt zum Tyrannenmord zur Unzucht auf: „With you in that dress, my thoughts I confess verge on dirty. Oh, come on Eileen!“ (Over-The-)Top-Hit weltweit. Trotz studentischer Ausdruckstänze.
Copyright: Virginia Turbett/Redferns
Robert Wyatt -„Shipbuilding“
(1982 Rough Trade)
Elvis Costello und Komponist Clive Langer suchten eine andere Stimme für ihr Lied über die Vorbereitungen auf den Falkland-Krieg. Eine Stimme, die nicht klagen oder mahnen, sondern wie die eines Engels klingen sollte, der alles Leid auf der Erde mit angesehen hat – und nun eine neue Geschichte erzählt. So kamen sie auf Wyatt. Der war gerührt von der Vorstellung, dass sich ein Großer wie Costello an den Mann in der Land-Enklave erinnerte. Sein Gesang erfüllte alle Hoffnungen – und brachte ihn in die britischen Top 40.
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Copyright: Rough Trade
Donald Fagen- „I. G. Y. (International Geophysical Year)“
(1982 Warner Bros)
Nach „Gaucho“, dem vorerst letzen Album von Steely Dan, nahm Fagen seine erste Soloplatte im Geist des Rhythm’n’Blues und der 50er-Jahre auf. Das „International Geophysical Year“ hatte von Juli 1957 bis Ende 1958 gedauert und sollte die Restriktionen des Kalten Krieges in der Wissenschaft lockern: „What a glorious world this will be“, heißt es im Refrain, die Bläser spielen das unvergessliche Riff (in der Werbung immer wieder gesampelt, was Fagen ein kleines Vermögen einbrachte). Die Zukunftshoffnung erfüllte sich nicht, aber Fagens Musik evoziert Glamour und Hybris jener Ära.
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Copyright: Martyn Goodacre/Photoshot/Getty Images
Violent Femmes- „Gone Daddy Gone“
(1982 Slash Records)
Von Jonathan Richman kommt die Forderung, eine Rock’n’Roll-Band müsse auch dann spielen können, wenn die Gitarre kaputt ist und der Regen fällt. Die Violent Femmes konnten das: junge Typen Anfang 20, die aus dem Stand wahrhaftige, romantische und humorvolle Lieder über die Adoleszenz heraushauten. Eines ihrer besten zeigt das Trio aus Wisconsin nicht nur als Xylofon-Autodidakten, sondern auch als clevere Zeilendiebe: Für die dritte Strophe klaute Gordon Gano den Mittelteil von Muddy Waters‘ „I Just Want To Make Love To You“.
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Copyright: Ron Wolfson/WireImage
Michael Jackson- „Billie Jean“
(1983 Epic)
So viel Disco war nie wieder. So viel Soul-Pop war nie wieder. Und auch so viel Moonwalk war nie wieder. Ganze Kompanien von so genannten R&B-Sängern arbeiteten sich hernach an Jacksons Tanzschritten ab. „Billy Jean“ ist sein vollkommener Song, ein Beat wie aus einem Guss, dazu unglaublich funky Gitarren und die schönsten „Heeeee“-Jauchzer aus der Kehle des jungen King. Seither wird der Song gern von wild schwängernden Schürzenjägern als Beweis ihrer Unschuld gesungen: „The kid is not my son.“ Damit werden sie immer durchkommen.
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Copyright: Frank Micelotta/ImageDirect
U2- „New Year’s Day“
(1983 Island)
Nach den anfänglichen Zweifeln – können wir Christen und gleichzeitig Rockstars sein? – hatten sich die Iren gefangen, ihr drittes Album „War“ strotzte vor Sendungs- und Selbstbewusstsein. „New Year’s Day“ hatte alles, was bald als „klassischer U2-Sound“ gelten sollte: die dräuende Marsch-Melodie, den eindringlichen Gesang von Bono und die klassische Mischung aus politischem und Liebeslied. Angeblich ging es um die Solidarnosc-Bewegung, die Hinweise muss man zwischen all den „I want to be with you, be with you“-Zeilen aber erst mal suchen.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Erica Echenberg/Redferns
The Go-Betweens- „Cattle And Cane“
(1983 Rough Trade)
Grant McLennan schrieb diesen Song auf Nick Caves Gitarre, während der komatös in der Ecke lag. Im kalten, grauen Londoner Winter 1982/83 wärmte ihn die Erinnerung an seine Kindheit auf einer Rinderfarm im australischen Outback. In drei Vignetten beschwor er die verlorene Zeit und gedachte seines verstorbenen Vaters: „His father’s watch, he left it in the showers.“ Am Ende taucht dann am weiten Horizont wie ein Geist sein Go-Betweens-Partner Robert Forster auf: „I recall the same, a reply/ A plan you once had from time down to mine that time was bad/ So I knew where I was alone and so at home“. Wie die Geschichte weiterging, wissen wir.
Der Song läuft in Live-Version im rdio-Player.
Copyright: Lisa Haun/Michael Ochs Archives/Getty Images
New Order -„Blue Monday“
(1983 Factory)
Singt da auch jemand? Ja, und wie, denn „Blue Monday“ ist ein echter Song, ein Blues-Problemsong sogar, in der die Frau den Mann schlecht behandelt. Aber das hört man erst nach zwei Minuten. Der extra-maschinelle Beat, der Italo-Disco-Bass, die Industrial-Geräusche und Trance-Flächen ziehen den Hörer erst mal zwei Minuten lang in die Gegenrichtung, ins Bacchantische der Tanznacht. Und zeigt am Ende, dass das eine das andere nicht ausschließen muss. Dass eine Band sich ab Werk selbst remixen kann.
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Copyright: Ebet Roberts/Redferns
Tom Waits- „16 Shells From A Thirty-Ought 6“
(1983 Island)
In Waits‘ Augen ein Field-Holler – also ein Song, geschrieben für die Untermalung der harten Arbeit im Feld, oft gesungen von angeketteten Gefangenen, den Chain-Gangs. Der Meister erzählt die seltsame Geschichte eines Farmers, der eine Krähe einfängt, sie in einer alten Washburn-Gitarre einsperrt und den Vogel verrückt macht, in dem er wild die Saiten schlägt. 1983, als das wunderliche Album „Swordfishtrombones“ erschien, waren das noch ganz neue Klänge: Waits ließ sein besoffenes Klavier allein und trollte sich fortan auf dem staubigen Schrottplatz.
Copyright: Rob Verhorst/Redferns
The Smiths- „This Charming Man“
(1983 Rough Trade)
Die zweite und beste Single der Smiths. Johnny Marrs Gitarre wirft ein paar kurze Akkorde ein, bevor Bass und Schlagzeug den so triumphalen Sound dieser Band fortspinnen. Auftritt des Dichters: „A punctured bicycle on a hillside desolate/ Will nature make a man of me yet?“ Morrissey singt beseelt und jenseitig, als sei seine eigene Existenz von der Haltung des Protagonisten abhängig. Auch wenn man keine Ahnung hat, worum es geht, fühlt man sich von dem barmenden Hymnus eingesogen. Männlicher Verletzlichkeit habe er in dem Song eine Stimme geben wollen, sagte er später.
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Copyright: Clare Muller/Redferns
Frankie Goes To Hollywood- „Relax“
(1983 ZTT)
Für geschlechterpolitischen Pop gab es keine bessere Zeit als die frühen 80er in England, nie waren mehr schwule und queere Acts in den Charts. „Relax“ war der Höhepunkt dieses Trends. Genau, der Höhepunkt ist das Thema, das Kommen, das Hinauszögern des Orgasmus, das Loslassen, das Entspannen. Und das große Finale: „Aber schieß in die richtige Richtung/ Nimm dir das bitte fest vor“, und dann: „Stoß mich, stoß mich mit diesen Laserstrahlen.“ Dass es Männer sind, die sich gegenseitig Laser in die Lenden stoßen, macht es der mächtigen BBC einfacher, den Song zu verbieten. Was nicht verhindern kann, dass „Relax“ fünf Wochen auf Platz eins der UK-Charts steht. Queer sex sells. Bis AIDS kam.
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Copyright: Michael Putland/Getty Images
Talk Talk- „It’s My Life“
(1984 EMI)
Die erste Zusammenarbeit von Talk Talk mit Produzent Tim Friese-Green. Zwar bestimmten immer noch Synthesizer den Sound, doch den losen Pop ihres Debüts hatten sie überwunden. Akustische Instrumente und exotische Rhythmen mischten sich in die Tracks, und Mark Hollis ließ in den Texten erstmals hinter seinen Pony blicken. „It’s My Life“ wurde seine erfolgreichste Single – aber erst beim Re-Issue 1990. Da war die Band längst jenseits des Pop-Paradieses unterwegs.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Peter Still/Redferns
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