Die besten neuen Serien 2015 – Kategorie: Drama & Sex
In den vergangenen fünf Jahren ist die Serienproduktion explodiert, auch dank der neuen Streamingdienste. Längst sind die größten Regisseure und Schauspieler im TV zu sehen, und die Zuschauer haben die Qual der Wahl. ROLLING STONE hilft – und stellt die besten aktuellen Serien vor.
Die Vielschichtigkeit zeichnet „Downton“ aus, aber Fellowes legt nicht nur Wert auf genaue Charakterstudien und überzeugende Dialoge: „Der Trick ist, dass ,Downton‘ wie eine traditionelle britische Kostümserie wirkt, mit all den Korsetts und so weiter. Die Struktur gleicht jedoch eher der von ,The West Wing‘, ,ER‘, ,Mad Men‘ oder anderen amerikanischen Serien. Das war durchaus Absicht. Amerika hat das Fernsehen neu erfunden, man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Und warum sollte man auch? Früher waren die Serien doch manchmal so langsam, dass man sich zwischendurch Mittagessen machen konnte, ohne etwas Entscheidendes zu verpassen.“
Das könnte bei „Downton Abbey“ nie passieren. Trotzdem hört Fellowes nach sechs Jahren lieber auf, bevor ihm der Stoff ausgeht (oder die Quoten sinken). Wie viele Liebhaber soll Mary denn noch haben, wie viele Desaster können Edith noch passieren? Nein, der Zeitpunkt stimmt, so der Autor: „Nach all den vielen Geschichten – großen, kleinen, lustigen, traurigen – fragt man sich, was noch übrig ist. Ich kann fast verstehen, warum sie beim ,Denver-Clan‘ am Ende Fallon Carrington ins Weltall geschickt haben: Sie wussten einfach nicht mehr weiter. Diesen Punkt möchte ich gern vermeiden.“ Von Birgit Fuss.
Sky Atlantic HD/ZDF, seit 2010, 6 Staffeln, Staffel 1–5 auch auf DVD
TRANSPARENT
Der geschiedene ehemalige Collegeprofessor Morton Pfefferman aus Los Angeles lebt seit einiger Zeit als Frau und nennt sich Maura. Nun muss er es aber seiner (jüdisch-säkularisierten) Familie erzählen und bringt dadurch das Sexualleben seiner Kinder vollkommen durcheinander. Sarah, Mutter zweier Kinder, verlässt ihren Mann für eine Frau, der Plattenproduzent und Frauenheld Josh fühlt sich in seiner Männlichkeit bedroht, und die Jüngste, Ali, wirkt noch verlorener, als sie es ohnehin schon immer war. Freuds Ödipus und Elektra wirken gegen diese Sippe psychisch gefestigt. Die Transsexualität des Patriarchen wird in „Transparent“ nicht etwa in „Charleys Tante“-Manier als komischer Effekt eingesetzt, sie dient vielmehr dazu, die bürgerliche Familie zu dekonstruieren. „Transparent“ ist ein entlarvender und gerade darum dann doch sehr komischer Blick auf die Strategien und Heimlichtuereien, die nötig sind, um einen Anschein von Normalität und die anerzogenen Gewissheiten aus Kindertagen zu wahren. Von Maik Brüggemeyer.
Amazon, seit 2014, 1 Staffel
GIRLS
An der Universität von Iowa bringt Hannah alle Studenten gegen sich auf: Sie nimmt das Schreiben einfach zu persönlich – wenn man davon ausgeht, dass Schreiben über sich selbst zu persönlich ist. Sie kehrt zurück nach New York und wird Lehrerin, und ihr Vater ist nun doch schwul. Zu sagen, dass Marnie, Shoshanna und Jessa nicht vorankommen, wäre eine Untertreibung: Die Selbstvermarktung als Selbstausbeutung bedeutet, dass sie sich auf den Markt tragen, um ausgebeutet zu werden. Ray Ploshansky gewinnt die Wahl zum Bezirksabgeordneten und sagt Marnies verheucheltem Duettpartner, Desi, dass er ein Arschkeks ist. Der größte Arschkeks ist aber Adams stupsnasige Freundin Mimi-Rose – neben Adam selbst natürlich. Hannah will Adam aber nicht zurückhaben. Bestimmt nicht. Auf keinen Fall. Nicht mal geschenkt. Also nicht jetzt. Nicht in dieser Nacht. Eigentlich. Fünfte Staffel folgt. Von Arne Willander.
TNT Glitz/ZDFneo, seit 2012, 4 Staffeln, Staffel 1–3 auch auf DVD
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