Die besten Konzerte aller Zeiten: Nirvana
Wie grandios Grohl, Novoselic und Cobain diese elementare Rockmusik spielten: Als wollten Nirvana in Reading die Welt zersägen.
Nirvana: Reading Festival, 30. August 1992
Der Mann, der nicht alt werden sollte, wurde als Mündel mit Krankenhemd im Rollstuhl auf die Bühne geschoben. Nach diesem schlechten Witz haute Kurt Cobain die Songs von „Bleach“ und „Nevermind“ aus der Gitarre, die unter seinen Händen zum Marterinstrument und zur Traummaschine wurde: Bei allem Lärm gibt es kaum schönere Songs als „In Bloom“, „Come As You Are“, „Lithium“. Nirvana waren Superstars und führten das Glastonbury-Programm an; ein Jahr früher hatten sie für einige hundert Leute gespielt, nun waren ungefähr 60.000 im Publikum – das Gelände sah schier endlos aus.
Kurt bat um einen Gruß für die von der Presse schlecht behandelte Courtney Love, und die Zuhörer murrten ohne Überzeugung ihren Namen. Am Ende zerlegte Dave Grohl planlos sein Schlagzeug, während Cobain mit den Rückkopplungen gar nicht mehr aufhören wollte. Auftritt und Musik hatten, man muss es nicht sagen, eine ungeheure Zerstörungswut – aber man hört bei den glücklicherweise erhaltenen Aufnahmen auch, wie grandios Grohl, Chris Novoselic und Cobain diese elementare Rockmusik spielten. Als wollten sie die Welt zersägen.