Die besten Alben 2011

Besonders spannend war es diesmal nicht: Wilco gewannen mit großem Vorsprung vor PJ Harvey, die Bronzemedaille ging an Bill Callahan. Aber dann: Ja, Panik und Niels Frevert in den Top Ten, Überraschungssiege für AA Bondy und Veronica Falls. 2011 war ein gutes Jahr.

1 Wilco

„The Whole Love“

Menschen, die doppelhalsige Gitarren verachten, weil sie der Inbegriff des musikalischen Posertums sind, werden ideologisch inkonsequent, wenn sich eine solche in den Händen von Nels Cline befindet. Denn der schmückt damit die Lieder von Songwriter Jeff Tweedy, und die können Leben retten. „I’ve been lost/ I’ve been found/ I’ve been taken/ By the sound/ Of my own voice/ The voices in my head“, singt er auf dem achten Wilco-Album, „The Whole Love“, und belebt mit seiner Band die goldene Ära des Pop, ja, treibt sie zur Vollendung – nicht mit Liedern, die klingen wie aus Paul McCartneys Spuckeimer gezogen, sondern durch die Verbindung von klassischem Songwriting, Experimentierlust und Technik.

„The Whole Love“ ist das dritte Studioalbum des bisher versiertesten und inspiriertesten Wilco-Line-ups, das von Album zu Album souveräner und leichthändiger wird, ohne dabei abgehangen und routiniert zu klingen. Im Gegenteil, die Talente jedes Bandmitglieds haben noch nie so hell gestrahlt wie auf dieser Platte. Dieses kunstsinnige Kollektiv beherrscht die Krautrock-Soundcollage ebenso wie den schmissigen Attractions-Pop, die brüchige Countryballade und den Rock’n’Roll-Brecher, die große Erzählung und den Bewusstseinsstrom. Wilco sind zurzeit die einzigen, die die Sprache der Liebe fließend sprechen. MB

Bester Song: „One Sunday Morning (Song For …)“

2 PJ Harvey

„Let England Shake“

Harvey hatte Harold Pinter und T. S. Eliot gelesen, sich mit der Geschichte des Krieges beschäftigt, die Aufzeichnungen britischer Soldaten durchstöbert und Velvet Underground gehört, als sie in einer Kirche in Dorset eine neue Welt entwarf, indem sie mit der alten ins Gericht ging. Mit Mick Harvey, John Parish und Flood gelang ihr dort Musik von großer räumlicher Tiefe, Wärme und Erdverbundenheit, die sich von der Innerlichkeit vorangegangener Werke verabschiedete. Denn dass diese hochintelligente Frau verstören, beeindrucken, einem regelrecht Angst einjagen kann, ist sowieso klar. Jetzt aber wollte sie, dass man ihr zuhört.

Die Sängerin reflektiert das Jahrhundert der Kriege, an dessen Ende die Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Getöse des 11. September zusammenbrach. Die englische Gesellschaft ist zersplittert und ächzt unter der Beteiligung an einer Reihe vom Volk nicht gewollter Kriege. Das Problem: Es gibt keine neue Idee von England, und die alte funktioniert nicht mehr. Auf die These folgte der Beleg: „Let England Shake“ erschien im April, im August brannten London und Manchester. Natürlich ist England nur Platzhalter für viele andere westliche Länder. Längst nicht jedes von ihnen hat so großartige Lieder, wie sie PJ Harvey hier gelungen sind. TG

Bester Song: „Let England Shake“

3 Bill Callahan

„Apocalypse“

Für Bill Callahan ist diese Zeit wie Nachhausekommen – schon mit Smog (sowieso niemals eine Band) hatte er stets die Ausnahmezustände, den Untergang und das Verschwinden besungen. Wobei seine Kunst eine der Privatheit ist, der Abgeschiedenheit und des Solipsismus. „Apocalypse“ darf er sein Album trotzdem nennen, denn jetzt entsprechen die äußeren Zustände endgültig seiner inneren Verfassung, ja übertreffen sie an Katastrophismus. „America! America! You are so grand and golden! Oh I wish I was deep in America tonight/ I watch David Letterman in Australia! Captain Kristofferson! Buck Sergeant Newbury! Leatherneck Jones! Sergeant Cash! What a Navy! What an Army! What an Air Force!“ Dass diese fast bewegungslosen, gebetsartigen, von elektrischen Gitarren, Fiedeln und Flöten durchschossenen Stücke in Texas aufgenommen wurden, ist die böse Pointe der wahrhaft nihilistischen Platte, deren subversives Potenzial in der Ermächtigung des vollkommen Machtlosen besteht: „Yeah, it’s all coming back to me now/ My apocalypse!“ Bill Callahans halb gesprochener, halb gesungener Bariton wird mit den Jahren immer noch tiefer und besser, seine Reise ins Innere des unheimlichen Amerika stets abenteuerlicher und zugleich sicherer. Wie bei jedem guten Landeskundler. AW

Bester Song: „America“

4 Ja, Panik

„DMD KIU LIDT“

Die Abkürzung heißt „Die Manifestation des Kapitalismus in unseren Leben ist die Traurigkeit“, aber was diese viel zu dünnen und cleveren Österreich-Berliner uns eigentlich sagen wollen: dass wir zu sehr damit beschäftigt sind, uns selbst leid zu tun, um Zeit zum Bankenstürmen zu haben. Dass auf nächtlichen Straßen mindestens so viel Wahrheit herumliegt wie in den geliebten Büchern. Dass wir das Gute nicht beschwören können, ohne das Böse reinzulassen, und dass wir uns trotzdem nicht fürchten müssen. Während die alten Recken des deutschen Indie-Rocks auf Heimatfesten und Dichterlesungen versackten, stürzten sich Ja, Panik rückhaltlos ins Getümmel, stopften dem Gitarrenpop mit Kunstlied und Bänkelsang das breite Maul. Und erfanden nebenbei eine neue Sprache, aus Deutsch und Englisch, Empathie und Arroganz, Blödsinn und Kalendersprüchen. Ein Meilenstein. JH

Bester Song: „DMD KIU LIDT“

5 Bright Eyes

„The People’s Key“

Einstein und Tesla, Fortschritt und Zukunft, Genesis und der Garten Eden: Die Spoken-Word-Elemente von New-Age-Biker Denny Brewer, die hier mehrfach den Songfluss unterbrechen, nervten bei wiederholtem Hören ein wenig, aber der Beginn beschreibt schon ziemlich genau, worum es bei Conor Oberst stets geht: Er sucht den Sinn, irgendeinen Sinn. Er findet jetzt kompaktere, niemals einfache Songs – und manchmal spuckt er immer noch die Silben aus, als wolle er sie nur loswerden, damit sein Kopf wieder frei ist. Mike Mogis und Nate Walcott unterstützen ihn bei der Katharsis wieder aufs Schönste. Ein Abschiedsalbum? Darauf wollte sich keiner festlegen. Auf jeden Fall zeigt „The People’s Key“, dass Oberst ein Abenteurer bleibt, der nie den leichten Weg wählt. Einer der größten Poeten unter den Songschreibern seiner Generation ist er ohnehin. BF

Bester Song: „Shell Games“

6 Tom Waits

„Bad As Me“

Ja, wie immer spielt Tom Waits seinen Stiefel – aber was für ein Stiefel das ist: feinstes Handschmeichler-Leder, zielsichere Sohlen, blendend legierte Beschläge. Der alte Friedhofsnachtwächter hat einen Hauch von Wiedergeburt auf den Wangen, wo immer der auch herkommt. Und so erinnert er mit den 13 durchweg brillanten Songs mehr denn je an die nostalgischen Wurzeln seiner Kunst: das große Rock’n’Roll-Radio der Fünfziger. Sein „New Year’s Eve“ wird an diesem Silvester überall laufen. JH

Bester Song: „Talking At The Same Time“

7 TV On The Radio

„Nine Types Of Light“

Das vierte TV-On-The-Radio-Album knüpft nahtlos dort an, wo „Dear, Science“ aufhört: mit „Second Song“, einer an „Lover’s Day“ erinnernden Großtat. Nachdem Dave Sitek sein Studio nach L.A. verlegt hatte, war es die erste Platte, die die sprichwörtlichste aller Williamsburger Bands an der Westküste aufnahm. Erhabene, durchaus kalifornische Musik entstand so. Trotzdem kein gutes Jahr: Bassist Gerard Smith erkrankte an Lungenkrebs. Er starb neun Tage nach der Veröffentlichung dieses Albums. TG

Bester Song: „Killer Crane“

8 Adele

„21“

Man sagt ja zu Recht, dass alles immer mehr zerfasert und es das eigentlich gar nicht mehr gibt: universell funktionierende Popmusik, die länder-, genre- und altersübergreifend beinahe alle anspricht. Aber hier war jetzt eben doch die eine Platte, für die das 2011 mehr galt als für Lady Gaga und all die anderen Meta- und Megaphänomene. Adele Adkins, deren „Normalität“ nicht nur behauptet wirkt, wuchs mit „21“ über sich hinaus. Ein Album, das bleiben wird. TG

Bester Song: „Someone Like You“

9 Niels Frevert

„Zettel auf dem Boden“

Während Thees Uhlmann das Modell Singer/Songwriter verteidigte, sucht Niels Frevert die Blaue Blume der Romantik. In einer Lyrik, die fast nur noch aus Nebenschauplätzen und surrealen Petitessen besteht, beschwört der Sänger die undeutliche Sprache des Herzens. Die herrlichen Streicher-Arrangements und die Orgel harmonieren aufs Schönste mit Freverts immer etwas schläfrigem Gesang. Beglaubigt wird diese somnambule Poesie durch Chris Roberts, Gilbert Bécaud, die Tindersticks. AW

Bester Song: „Blinken am Horizont“

10 Radiohead

„The King Of Limbs“

Wer wissen wollte, wie Radioheads Soundabenteuer nach „Kid A“ und „Amnesiac“ weitergehen könnten, musste schon Thom Yorkes Soloalbum und Jonny Greenwoods fantastische Soundtrackarbeiten hören, denn die folgenden Bandalben waren alle eher ein Schritt zurück als nach vorn. „The King Of Limbs“, wieder erst über die Website vertrieben, ist nun endlich Radioheads nächste wagemutige Klangkonstruktion – hypnotisch, nervös, dubsteppig, ambientartig, skizzenhaft, minimalistisch. MB

Bester Song: „Morning Mr Magpie“

11 Noel Gallagher

„… High Flying Birds“

Man kann den Mann anzählen, aber niemals ausknocken. Noel Gallagher braucht seinen Bruder nicht, er kann auch auf eine illoyale Band verzichten. Als Solokünstler bewies er 2011, was in ihm steckt – der alte Noel eben, der mit seinen besten Songs seit Jahren zurückkam. Auch allein macht er einfach weiter, wo er aufgehört hat. Es gibt nicht mehr viele wie ihn in einer Welt, die zwanghaft Flexibilität predigt – und darum lieben wir diesen Sturkopf. Die Hymnen, die Romantik, der Stolz: Auf ihn können wir uns verlassen. BF

Bester Song: „If I Had A Gun …“

12 Bonnie Prince Billy

„Wolfroy Goes To Town“

2011 war ein Fest für Fans des Erleuchteten unter den Schraten: vier exzellente Singles, eine verstörende EP. Und dann „Wolfroy Goes To Town“, das 21. Album von Will Oldham, der sich seit 1999 Bonnie Prince Billy nennt. Keines klingt gleich, auch wenn die Abweichungen oft subtil sind. Dieses Mal hat er sich von Merle Haggards Songs, der Gitarre von Bert Jansch und dem lieben Gott inspirieren lassen. Ein in jeder Hinsicht himmlisches Vergnügen also, das am ehesten an das Meisterwerk „Master & Everyone“ erinnert. MB

Bester Song:

„Time To Be Clear“

13 R.E.M.

„Collapse Into Now“

Es war ein Abschiedsalbum, wir wussten es damals nur noch nicht. Also hörten wir vergnügt, dass R.E.M. eine Platte aufgenommen hatten, die trotz des alarmistischen Titels einfach alles, was sie ausmacht, vereint: Rocksongs und Balladen, große Melodien und kleine Schrullen, Texte über Stürme und Alligatoren, die Herausforderungen des Alltags und die Chance, jeden Tag ein Held zu sein. Am 21. September gaben R.E.M. ihre Auflösung bekannt, nach 31 Jahren. Sie hatten uns alles gegeben. BF

Bester Song:

„Every Day Is Yours To Win“

14 Wild Flag

„Wild Flag“

Nachdem sich die Jungs entweder ins Höschen gemacht hatten oder beim Posieren vor dem Spiegel eingeschlafen waren, blieb es an den Girls, den Rock zu retten. Eine geheime Seilschaft natürlich, aus Portland, darunter zwei Drittel der späten Riot-Sisters Sleater-Kinney. Wenig Milch, viel Kakao, kein Bass, zwei schlitternde, glimmernde, gerölltaugliche Gitarren, eine links, eine rechts. Feuer-Twist, Psycho-Pogo, Hecheln, Heulen, grandiose Refrains. Gefährlicher und blendender kann Garagenmusik nicht sein. JH

Bester Song:

„Romance“

15 Laura Marling

„A Creature I Don’t Know“

Fast hat uns Laura Marling noch mehr Angst eingejagt als Adele: Weil die junge Sängerin nicht nur musikalisch so weit ist, sondern ihre Musik eine emotionale Tiefe hat, wie sie nur wenige Leute überhaupt erreichen. „Where I’ve been lately is no concern of yours“, singt sie in „Sophia“. Und doch erzählt dieses Album eine Menge über die blasse Blonde. Bei so viel aufwühlender Introspektion denkt man natürlich an Joni Mitchell, doch wird man Marling damit nicht gerecht: Sie hat sich ihre eigene Kategorie geschaffen. TG

Bester Song: „The Muse“

16 AA Bondy

„Believers“

Das Jahr neigte sich bereits dem Ende entgegen, als überraschend noch dieses Album den Weg in unsere Herzen fand. AA Bondy musiziert auf seiner dritten, von Rob Schnapf produzierten Platte raumgreifender als auf dem reduzierten Folk-Meisterwerk „When The Devil’s Loose“. Eine Entwicklung, von der „The Heart Is Willing“, „Highway/Fevers“ oder auch „Rte. 28/Believers“ profitieren. Songs, die wie festlich geschmückte Altare sind und mit jedem Durchlauf einen weiteren Zauber offenbaren. TG

Bester Song:

„The Twist“

17 Destroyer

„Kaputt“

Scheint so, als hätte der kanadische Songwriter Dan Bejar, der sich Destroyer nennt (obwohl Deconstructor der treffendere Name wäre), nicht länger auf eine Roxy-Music-Reunion warten können. Da hat er den Nachfolger von „Avalon“ gleich selbst aufgenommen. Synthesizer, Soft-Jazz-Echo auf Trompete und Saxofon – das Gel in den Haaren des Gitarristen kann man quasi hören. Etwas Glam, etwas New Romantic durch eine Blume namens Scritti Politti gesummt. Doch in Stimme und Texten erkennt man den Slacker noch. MB

Bester Song:

„Blue Eyes“

18 Shabazz Palaces

„Black Up“

Die Odd-Future-Gang fraß im Internet Kakerlaken, derweil machte Digable-Planets-MC Ishmael Butler die viel interessantere Rap-Platte – in einem dunk-len Loch voller verrauchter Echos und verirrter Jazzmusiker, schreiender Kinder und schmatzender Techno-Effekte. Wie auf einer springenden Festplatte zerhackt der Flow sich selbst, dahinter steckt ein altmodisch-konziser Black-Power-Aktivismus: „If you talk about it, it’s a show/ But if you move about it, then it’s a go.“ Erste HipHop-Platte beim Grunge-Label Sub Pop. JH

Bester Song: „An Echo From The Hosts That Profess Infinitum“

19 The Decemberists

„The King Is Dead“

Das kommt davon, wenn man alle Hemmungen ablegt und keine Einschränkung, die der Begriff „Indie-Folk“ bedeuten könnte, mehr gelten lässt. Colin Meloy rief für „The King Is Dead“ R.E.M. als Vorbild aus und schrieb ein versponnenes Wunderwerk, seine Decemberists vertonten es mit unfassbarer Freude am Detail. Jangelnde Gitarren, hymnische Melodien, Amerika als angeknackstes Idyll – in Portland ist das alles noch möglich. Natürlich machten da auch Peter Buck und Gillian Welch gern mit. BF

Bester Song:

„Don’t Carry It All“

20 Nicolas Jaar

„Space Is Only Noise“

„Ein Paar auf einem aufblasbaren Bett in der Mitte des Dancefloors“: Die Kurzdefinition, die der Künstler einem seiner Tracks voranstellte, passt bestens zu dieser Platte, die aus dem Nichts kam – und genau dieses Nichts so schön und deutlich hörbar machte. Der 21-jährige Student aus Rhode Island, Remixer und Laptop-Musiker, touchierte in seiner Blase sanft alle Galaxien, Minimal House und Dub, Afro-Jazz und New Age, Erik Satie, Ray Charles und Radiohead. Die Konsens-Chill-out-Platte des Jahres, trotzdem far out. JH

Bester Song:

„Keep Me There“

21 Veronica Falls

„Veronica Falls“

Hach, es gibt ihn noch: den geschrammelten britischen Gitarren-Pop mit süßen Melodien, hier vorgeführt von zwei Jungs und zwei Mädchen auf ihrem berückenden Debüt-Album. Die Songs erinnern an die Pale Saints, die Sundays, Ride, nicht zuletzt an Belle & Sebastian, die solche schwärmerische Rotwangenmusik zuletzt populär machten. Und die herzigen Harmoniegesänge erinnern sogar an die Mamas & Papas, ein bisschen Britisch-Morbides inbegriffen: „Found Love In A Graveyard“. AW

Bester Song:

„Bad Feeling“

22 Iron & Wine

„Kiss Each Other Clean“

Sam Beam trug schon einen Vollbart, als Bon Iver noch Justin Vernon hieß, und im Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern um den The-Band-Gedächtnispreis hat er seine Musik seit den frühen Tagen konsequent weiterentwickelt. „Kiss Each Other Clean“ ist nun der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung: Gospel, Pop, A.O.R. und Jazz treffen auf klassische Beam-Songs. Keine zwei Lieder klingen gleich, und doch gehen sie alle fließend ineinander über. Ein eklektisches Großwerk. TG

Bester Song:

„Godless Brother In Love“

23 Nick Lowe

„The Old Magic“

Wie im Trinkerfilm „Letzte Runde“ versammelte Nick Lowe alte Kämpen zu diesem herzzerreißenden Schwof. Mit dem Understatement des geübten Schwerenöters verabschiedet er sich von seiner Liebe, seinem Haus, seinem Leben als Mann: In „Checkout Time“ oder „House For Sale“ macht jemand lakonisch Inventur, der dem Trubel entsagt hat. Die Freunde spielen dazu jene Mischung aus Rock’n’Roll der Gründerzeit und Late-Night-Schnulzen im Stil von Frank Sinatra, die längst zu Lowes Manierismus geworden ist. AW

Bester Song:

„House For Sale“

24 The Jayhawks

„Mockingbird Time“

Nach vielen getrennten Jahren kamen die Songschreiber Gary Louris und Mark Olson wieder mit ihrer alten Band in Minneapolis zusammen – und sie hatten zwischenzeitlich nichts von ihrer melodieseligen Magie verloren. Die Jayhawks machen immer noch herrlichen Alternative-Country-Rock, der vom unwiderstehlichen Popverständnis des einen und dem widerborstigen Erzählvermögen des anderen lebt – und natürlich vom Harmoniegesang der beiden, der diese bittersüßen Lieder trägt. BF

Bester Song:

„She Walks In So Many Ways“

25 David Lowery

„The Palace Guards“

Noch einmal durchstreift der Magier entlegener Melancholien den tiefen Süden des Gefühls. Wie zuletzt auf „The Golden Age“ von Cracker zaubert Lowery bittersüße Stimmungen in unwiderstehliche Melodien mit seufzender Steel-Gitarre, gedenkt der Londoner „Palace Guards“, verkauft den Arabern den Mond, besingt gemütlich „Marigold“, kräht mit heiserer Stimme „Baby, All Those Girls Meant Nothing To Me“ – deutlichster Verweis auf die geliebten Verschrobenheiten von Lowerys erster Band Camper Van Beethoven. AW

Bester Song:

„Marigold“

Maik Brüggemeyer

01. Wilco „The Whole Love“

02. PJ Harvey „Let England Shake“

03. Bill Callahan „Apocalypse“

04. TV On The Radio „Nine Types Of Light“

05. Bonnie Prince Billy

„Wolfroy Goes To Town“

06. Wild Flag „Wild Flag“

07. The Unthanks „Diversions Vol. 1“

08. Tune-Yards „Whokill“

09. Paul Simon „So Beautiful Or So What“

10. St. Vincent „Strange Mercy“

Wolfgang Doebeling

01. Matana Roberts „Coin Coin Chapter One“

02. Eilen Jewell „Queen Of The Minor Key“

03. Amy LaVere „Stranger Me“

04. Rayographs „Rayographs“

05. Sarabeth Tucek „Get Well Soon“

06. Meg Baird „Seasons On Earth“

07. Julia Holter „Tragedy“

08. Marissa Nadler „Marissa Nadler“

09. Veronica Falls „Veronica Falls“

10. Lanie Lane „To The Horses“

Jörg Feyer

01. Gillian Welch „The Harrow & The Harvest“

02. K.D. Lang „Sing It Loud“

03. The Jayhawks „Mockingbird Time“

04. Nick Lowe „The Old Magic“

05. Iron & Wine „Kiss Each Other Clean“

06. Shelby Lynne „Revelation Road“

07. Mekons „Ancient & Modern“

08. Feist „Metals“

09. Joan As Police Woman „The Deep Field“

10. The Waterboys

„An Appointment With Mr. Yeats“

Birgit Fuss

01. R.E.M. „Collapse Into Now“

02. Noel Gallagher „Noel Gallagher’s High Flying Birds“

03. Adele „21“

04. Ryan Adams „Ashes & Fire“

05. Bright Eyes „The People’s Key“

06. Wilco „The Whole Love“

07. Niels Frevert „Zettel auf dem Boden“

08. The Decemberists „The King Is Dead“

09. The Jayhawks „Mockingbird Time“

10. Lucinda Williams „Blessed“

Max Gösche

01. Wilco „The Whole Love“

02. TV On The Radio „Nine Types Of Light“

03. Lucinda Williams „Blessed“

04. Bill Callahan „Apocalypse“

05. Tom Waits „Bad As Me“

06. The Decemberists „The King Is Dead“

07. R.E.M. „Collapse Into Now“

08. Bonnie Prince Billy

„Wolfroy Goes To Town“

09. Patrick Wolf „Lupercalia“

10. The Waterboys

„An Appointment With Mr. Yeats“

Torsten Gross

01. Noel Gallagher „Noel Gallagher’s High Flying Birds“

02. The Felice Brothers „Celebration, Florida“

03. Udo Lindenberg „Live aus dem Hotel Atlantic“

04. PJ Harvey „Let England Shake“

05. AA Bondy „Believers“

06. The Strokes „Angles“

07. My Morning Jacket „Circuital“

08. The Black Keys „El Camino“

09. Kasabian „Velociraptor!“

10. Casper „XOXO“

Joachim Hentschel

01. Ja, Panik „DMD KIU LIDT“

02. Tom Waits „Bad As Me“

03. Destroyer „Kaputt“

04. PJ Harvey „Let England Shake“

05. Laura Marling „A Creature I Don’t Know“

06. Nicolas Jaar „Space Is Only Noise“

07. Bill Callahan „Apocalypse“

08. Roots Manuva „4everevolution“

09. Matana Roberts „Coin Coin Chapter One“

10. Veronica Falls „Veronica Falls“

Klaus Callas

01. Destroyer „Kaputt“

02. Panda Bear „Tomboy“

03. AA Bondy „Believers“

04. Wilco „The Whole Love“

05. Com Truise „Galactic Melt“

06. Bill Callahan „Apocalypse“

07. Peaking Lights „936“

08. Tom Waits „Bad As Me“

09. The High Llamas „Talahomi Way“

10. Amy LaVere „Stranger Me“

Rüdiger Knopf

01. Adele „21“

02. The Beach Boys „The Smile Sessions“

03. R.E.M. „Collapse Into Now“

04. Anna Ternheim „The Night Visitor“

05. Thea Gilmore „John Wesley Harding“

06. Wilco „The Whole Love“

07. M. Walking On The Water „Flowers For The Departed“

08. David Munyon „Pretty Blue“

09. Herbert Grönemeyer „Schiffsverkehr“

10. They Might Be Giants „Join Us“

Daniel Koch

01. PJ Harvey „Let England Shake“

02. Wilco „The Whole Love“

03. TV On The Radio „Nine Types Of Light“

04. 13 & God „Own Your Ghost“

05. Bright Eyes „The People’s Key“

06. Social Distortion

„Hard Times & Nursery Rhymes“

07. Iron & Wine „Kiss Each Other Clean“

08. Wild Flag „Wild Flag“

09. Ja, Panik „DMD KIU LIDT“

10. Yuck „Yuck“

Frank Lähnemann

01. Bill Wells & Aidan Moffat „Everything’s Getting Older“

02. Tahiti 80 „The Past, The Present & The Possible“

03. Skint & Demoralised „This Sporting Life“

04. Bombay Bicycle Club „A Different Kind Of Fix“

05. Kid Loco „Confessions Of A Belladonna Eater“

06. Noah & The Whale „Last Night On Earth“

07. Miles Kane „Colour Of The Trap“

08. The Horrors „Skying“

09. The Sand Band „All Through…“

10. Babybird „The Pleasures …“

Alexander Müller

01. Bill Callahan „Apocalypse“

02. Mutter „Mein kleiner Krieg“

03. Wilco „The Whole Love“

04. EMA „Past Life Martyred Saints“

05. Moon Duo „Mazes“

06. Love Inks „E.S.P.“

07. The Wave Pictures „Beer In The Breakers“

08. Stephen Malkmus & The Jicks „Mirror Traffic“

09. TV On The Radio „Nine Types Of Light“

10. J Mascis „Several Shades Of Why“

Kristina Nagel

01. Beastie Boys „Hot Sauce Committee Part Two“

02. The Rapture „In The Grace Of Your Love“

03. Radiohead „The King Of Limbs“

04. PJ Harvey „Let England Shake“

05. Fleet Foxes „Helplessness Blues“

06. Justice „Audio, Video, Disco“

07. Feist „Metals“

08. The Black Keys „El Camino“

09. The Weeknd „House Of Balloons“

10. Neon Indians „Era Extrana“

Gunther Reinhardt

01. Stephen Malkmus & The Jicks „Mirror Traffic“

02. Wilco „The Whole Love“

03. Wild Beasts „Smother“

04. Bright Eyes „The People’s Key“

05. The Decemberists „The King Is Dead“

06. Bill Callahan „Apocalypse“

07. Chilly Gonzales „The Unspeakable Chilly Gonzales“

08. Nathaniel Rateliff „The Memory Of Loss“

09. Ja, Panik „DMD KIU LIDT“

10. Elbow „Build A Rocket Boys!“

Jörn Schlüter

01. Wilco „The Whole Love“

02. Tom Waits „Bad As Me“

03. Laura Marling „A Creature I Don’t Know“

04. Paul Simon „So Beautiful Or So What“

05. Dan Mangan „Oh Fortune“

06. Fleet Foxes „Helplessness Blues“

07. Feist „Metals“

08. Iron & Wine „Kiss Each Other Clean“

09. Florence + The Machine „Ceremonials“

10. Joe Henry „Reverie“

Franz Schöler

01. Laura Marling „A Creature I Don’t Know“

02. Hazmat Modine „Cicada“

03. PJ Harvey „Let England Shake“

04. Joe Henry „Reverie“

05. Gillian Welch „The Harrow & The Harvest“

06. Tom Waits „Bad As Me“

07. Carrie Rodriguez „Love And Circumstance“

08. Martin Simpson „Purpose + Grace“

09. Tom Russell „Mesabi“

10. June Tabor „Ashore“

Rainer Schmidt

01. Art Department „The Drawing Board“

02. The Rapture „In The Grace Of Your Love“

03. Modeselektor „Monkeytown“

04. PJ Harvey „Let England Shake“

05. Dillon „This Silence Kills“

06. Zola Jesus „Conatus“

07. Martyn „Ghost People“

08. Digitalism „I Love You, Dude“

09. Radiohead „The King Of Limbs“

10. Adele „21“

Walter Schönauer

01. Wilco „The Whole Love“

02. Tom Waits „Bad As Me“

03. Chilly Gonzales „The Unspeakable Chilly Gonzales“

04. PJ Harvey „Let England Shake“

05. Destroyer „Kaputt“

06. Feist „Metals“

07. Herbert Grönemeyer „Schiffsverkehr“

08. Bill Callahan „Apocalypse“

09. Radiohead „The King Of Limbs“

10. Brian Eno „Drums Between The Bells“

Arne Willander

01. Niels Frevert „Zettel auf dem Boden“

02. Randy Newman „Songbook 2“

03. Manfred Maurenbrecher „Wallbreaker“

04. David Lowery „The Palace Guards“

05. Bill callahan „Apocalypse“

06. The Waterboys „An Appointment With Mr. Yeats“

07. Nick Lowe „The Old Magic“

08. Glen Campbell „Ghost On The Canvas“

09. The Wave Pictures „Beer In The Breakers“

10. Wilco „The Whole Love“

Jürgen Ziemer

01. The Beach Boys „The Smile Sessions“

02. Shabazz Palaces „Black Up“

03. The Weeknd „House Of Balloons“

04. James Blake „James Blake“

05. Ja, Panik „DMD KIU LIDT“

06. Ricardo Villalobos / Max Loderbauer „Re: ECM“

07. The Stepkids „The Stepkids“

08. Wolves In The Throne Room „Celestial Lineage“

09. Crystal Fighters „Star Of Love“

10. BaBa Zula „Gecekondu“

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