Die Allianz des Schwachsinns
Deutsch-amerikanische Freundschaft: Kohl und Clinton tapern behäbig durch den Garten des Bundeskanzleramts. Der Kanzler der Einheit deutet auf die Bäume. „Trees“, mag er sagen. „Yes„, könnte Clinton antworten.
Das ist nicht Punk. Was aber könnte Campino mit Billie Joe besprechen? „Money“, sagt Campino. „Yes“, entgegnet Billy Joe. Anfang des Jahres, als Green Day nur eine weitere Lärm-Band waren, nahmen die Toten Hosen sie huckepack durch vollbesetzte deutsche Clubs. Zum Dank durften die Toten Hosen nun, da Green Day in Amerika berühmt sind, mit den Freunden durch deren Heimat reisen. Punk – das bedeutet im einen Fall Status Quo auf deutsch und politisch korrekt, im anderen The Jam auf amerikanisch und politisch desinteressiert. Weil die Deutschen den Punk so wenig begriffen haben wie die Amerikaner, macht es schönen Sinn, daß aus dem harmlosen Krach ein „Punk-Revival“ konstruiert wird. Campino, ein halbgebildeter, liberaler Abiturient, der den Krawallbruder gibt und in dem Reklameprospekt „Max“ die brennenden Fragen der Zeit mit Geistesgrößen wie B. Engholm, A. Biolek und A. Wrede erörtert, hat wieder eine Bühne für seine idiotische Selbstdarstellung gefunden. Es ist eben ärgerlich, wenn sich von der bumsfidelen Sauftour durch deutsche Gärten & Kinderzimmer niemand gestört fühlt, weshalb die „Tagesthemen“ erst einen Auftritt direkt vorm Altenheim inszenieren müssen, wo’s die Halbtauben auch nicht kümmert.
Green Day können nichts dafür, aber schuld sind sie trotzdem. Amerikanische Kinder haben natürlich ein Recht darauf, Gassenhauer toll zu finden, über die Hüsker Dü schon 1980 gelacht hätten. „Dookie“ ist ebenso hohl wie das Gesamtwerk der Toten Hosen, aber im Unterschied zu deren Biedersinn wenigstens amüsant. Punk, sozusagen.