Die Ärzte zurück auf der Bühne bei Rock im Park
Die Ärzte bei Rock im Park: Erstes Deutschland-Konzert seit 2013. Am Ende ging Farin Urlaub sogar in den Bühnengraben.
Letztes Jahr kam die große Ankündigung: die Ärzte kehren zurück und spielen 2019 nur zwei Konzerte in Deutschland – also war Rock im Park ihre erste Show hierzulande seit 2013. Man kann natürlich sagen, dass sie 2016 und 2018 schon wieder vereint auf der Bühne standen; das aber unangekündigt und nur für ein bzw. zwei Lieder. Aber jetzt gab es wieder über zwei Stunden die Ärzte voller (altersmilder) Liebe und Schwachsinn.
Rührung fast ohne Sarkasmus
Abenddämmerung auf dem Zeppelinfeld, gefühlt muss es vor den anderen Bühnen leer sein, hier ist es richtig voll. Hinterm Vorhang stimmen die Ärzte „Take Me Home, Country Roads“ an, was dann zu „Unrockbar“ wird und dann fällt unter Jubel und Gegröle das schwarze Tuch mit dem neuen, großen „Ä“ – und da stehen sie wirklich: Farin Urlaub wie immer in Schwarz, Rodrigo Gonzalez im schicken auberginefarbigen Anzug und Bela B mit Cruella-Deville-Gedächtnisfrisur und Leuchtsohlen-Turnschuhen. Und man hat sie selten so annähernd gerührt gesehen über die Menschenmassen, die gekommen sind, um ihre Lieder lauthals mitzusingen, zu pogen oder BHs auf die Bühne zu werfen.
Im Gegensatz zur „Miles & More“-Playlist gibt es weniger Stücke aus den Achtzigern, dafür wie immer verschiedenste Laola- und Klatsch-Übungen, ausgiebige Ansagen und Textumdichtungen: „Der Eintritt ist verboten für die deutschen Patrioten“ („Anti-Zombie“) oder „Du weißt, ich hör es gern, wenn du von deinen Penisbildern sprichst“ („Angeber“). Schließlich fängt es an wie in Strömen zu Gießen, was die drei Herren dazu veranlasst, ihr Set einfach durchzuspielen, anstatt vor den Zugaben von der Bühne zu gehen und damit noch zusätzliche Strapazen vom Publikum zu verlangen.
AmazonSelten so nett zu ihren Fans gewesen. Und dann begeben sich Bela B und sogar Farin Urlaub runter in den Graben und berühren Hände aus der ersten Reihe. Bela: „Farin Urlaub geht zum ersten Mal in 60 Jahren runter ins Publikum!“ Am Ende wollen sie sich gar nicht so recht verabschieden, laufen auf der Bühne hin und her und winken und sagen, wie schön es war. Rührung, die nicht hinter Sarkasmus versteckt werden muss, sonst ist eigentlich alles wie früher.
Was da noch kommt
Dank ihrer „Miles & More“-Tour, die sie im Mai durch zehn europäische Städte führte und der Ankündigung beim Abschluss-Gig in Brüssel, wissen wir, dass es nicht die letzte Chance gewesen sein wird, „die beste Band der Welt“ live zu sehen und es in absehbarer Zeit wohl ein neues Album geben wird. Sie sind zurück!