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Die 70 besten Serienhelden (Teil 2)
Die 70 besten Serienhelden (Teil 2). Mit Jack Bauer, Matt Dillon, Tony Soprano und Carrie Bradshaw.
35. Die Schöne und das Biest - Vincent (Ron Perlman)
Es gibt nicht viele Serien für Erwachsene, die so ungeniert Kindheitsträume erfüllten, wie es "Die Schöne und das Biest" von 1987 bis 1990 tat. Eine bessere Welt! Fabelwesen! Die eine, ewige Liebe! Unter dem normal nervigen Leben in New York City gab es in Ron Koslows Fantasy-Romanze noch eine zweite Stadt: eine Gemeinschaft von freundlichen Außenseitern, die in Tunneln lebten und auch einem Wesen wie Vincent eine Chance gaben.
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35. Die Schöne und das Biest – Vincent (Ron Perlman)
Es gibt nicht viele Serien für Erwachsene, die so ungeniert Kindheitsträume erfüllten, wie es „Die Schöne und das Biest“ von 1987 bis 1990 tat. Eine bessere Welt! Fabelwesen! Die eine, ewige Liebe! Unter dem normal nervigen Leben in New York City gab es in Ron Koslows Fantasy-Romanze noch eine zweite Stadt: eine Gemeinschaft von freundlichen Außenseitern, die in Tunneln lebten und auch einem Wesen wie Vincent eine Chance gaben.
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Vincent! Halb Mann, halb Löwe – und von beidem die idealisierte Version: Er las seiner geliebten Anwältin Catherine (Linda Hamilton) Gedichte vor, konnte sie bei Bedarf aber auch mit all seiner Kraft verteidigen. Um die Leidenschaft und die Verzweiflung Vincents darzustellen, reichten Ron Perlman seine traurigen Augen und die geheimnisvolle Stimme. Schöner klangen Shakespeares Sonette nie wieder.)
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34. Verrückt nach dir – Jamie Buchman (Helen Hunt)
In den 90er-Jahren konnte man um Mitternacht von einer Wohnung in einem Backsteingebäude in New York City träumen und sich eine Ehe wünschen, die so erfüllt und ehrlich, so amüsant und profund ist wie die der Buchmans. Paul Reiser und Helen Hunt spielen dieses grundsympathische Paar, das mit schlagfertigem Witz die Unbilden des Alltags bekämpft, gequält von seinem Bruder und ihrer Schwester.
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Nie saßen Jeans und Pullover besser, nie war eine Einbauküche einladender, nie litten wir mehr mit einem erfolglosen Dokumentarfilmer und einer Werberin. „Mad About You“ zeigt ein chaotisches Idyll vor dem 11. September 2001, als New York bedeutete, zu jeder Zeit alles machen zu können. Hunt gewann einen Oscar für „As Good As It Gets“, drehte ein paar große Filme – und verschwand.
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32. Gossip Girl – Serena van der Woodsen (Blake Lively)
Es müssen die Haare sein. Dieser nach hinten gebundene blonde Schopf, der so lässig fällt wie bei keiner anderen auf der Upper East Side. Und das Lächeln, das eine Selbstsicherheit ausstrahlt, die nur sehr junge, sehr schöne und sehr privilegierte Menschen haben. Serena van der Woodsen ist der Star von „Manhattans Elite“, wie es im Vorspann von „Gossip Girl“ so schön heißt.
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Es ist keine Leistungselite und bestimmt keine intellektuelle, hier haben nur alle unfassbar viel Geld – und noch mehr Gründe, unglücklich zu sein. Serena schwebt von einem Mann zum nächsten, und irgendwann steht sie immer allein vor einem schicken Laden und schaut entsetzt auf ihr iPhone, weil sie schon wieder einen Skandal verursacht hat, den sie gar nicht wollte. Blake Lively spielt diesen Trotzkopf, den man einfach lieben muss, perfekt. Wie auch sonst?
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31. Rauchende Colts – Matt Dillon (James Arness)
Im Juni starb der US-Schauspieler James Arness. James wer? Genau: Arness war Matt Dillon. 20 Jahre lang spielte er den unbeugsamen Marshall, der die Kleinstadt Dodge City vor dem Einbruch des Bösen schützte. Die Rolle wurde ihm zum Schicksal. Dillon prägte unser kindliches Bild vom sogenannten Wilden Westen. Wöchentlich saßen wir vor dem Fernseher, liebten den trotteligen Assistenten Festus und den Saloon von Kitty Russel.
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Natürlich war Dillon ein Charakter des Kalten Krieges. Ein Hüter der sauberen Vorgärten. Und doch war diese Rolle speziell angelegt: Kein menschlicher Abgrund war ihm fremd, Dillon war grüblerisch und den Untiefen der menschlichen Seele gegenüber aufgeschlossen. Meist vermied der Pragmatiker Gewalt, aber er schreckte auch nicht vor ihr zurück. Arness starb im Bett. Matt Dillon wird ewig weiterleben.
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30. Stromberg – Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst)
Der deutsche Büroangestellte – Christoph Maria Herbst hat ihm mit Stromberg ein Gesicht gegeben, das ihn in seiner ganzen neurotischen, niederträchtigen, kleinbürgerlichen, spießigen, inkompetenten Verfassung zeigt. Wer das für überzogen hält, sollte mal eine kleinstädtische Versicherungsfiliale aufsuchen.
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Stromberg stellt Kolleginnen mit miesen Anmachsprüchen nach, begegnet seinen Vorgesetzten mit perfider Selbstüberschätzung und streitet sich wegen Lappalien – und beansprucht einmal sogar einen Behindertenparkplatz für sich. Er heuchelt und verleumdet jeden, solange er einen Vorteil daraus schlagen kann. Und trotzdem bleibt er einem in seiner ausweglosen Beschränktheit, die ihn jederzeit den Job kosten könnte, immer auch ein wenig sympathisch.
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29. Sex and the City – Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker)
Auch wenn man es gern glauben möchte: Nein, Frauen reden seit „Sex And The City“ nicht anders über Körperlichkeiten und Männer, sie tragen auch nicht häufiger Manolo Blahniks. Aber sie würden gern! Jede Zuschauerin beneidete Carrie Bradshaw (zumindest solange sie nicht zu verzweifelt Mr. Big hinterherlief): eine Kolumnistin in New York, die offensichtlich genug Geld für ein cooles Apartment und ausgefallene Kleider verdiente.
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Sie stöckelte chaotisch, aber eloquent durch Manhattan – und schenkte (nicht nur) Enddreißigerinnen die Illusion, dass selbstsichere Frauen notfalls auch allein gut leben können, wenn sie die richtigen Freundinnen haben. Es ging dann aber leider doch anders aus: Zum Schluss hatten alle vier ihr Glück gefunden – bei einem Mann
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28. Ally McBeal – Ally McBeal (Calista Flockhart)
Ally McBeal war die Personifikation des Magersucht-Chics um die Jahrtausendwende. Neurotisch und durchgeknallt, nimmt sie sich in der Anwaltskanzlei Fish & Cage sogar noch halbwegs normal aus und avanciert aufgrund ihrer Empathiefähigkeit und schlichten Güte bald zur Seele der Firma. Ihr Chef John Cage schleppt noch ganz andere Macken mit sich herum, stottert, leidet unter dem Tourette-Syndrom, hört Barry White, wenn er in den Spiegel schaut, und macht einen Salto nach dem Toilettengang.
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Der komische Irrwitz dieses Mikrobiotops wird noch unterstrichen durch die surreale Inszenierung David E. Kelleys, der die Vorstellungswelt seiner Protagonisten immer wieder plastisch ins Bild setzt. So wuchsen den Damen gern lange Sabberzungen, wenn mal wieder ein attraktiver Gaststar (wie Robert Downey Jr.) mitspielte.
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27. Akte X – Dana Scully (Gillian Anderson)
Einer der tollen Einfälle in Chris Carters Mysteryserie „Akte X“ (1993-2002) war, die gängigen mit Mann-Frau-Klischees verbundenen Rollenzuweisungen von Vernunft und Gefühl zu vertauschen. Während FBI-Agent Fox Mulder (David Duchovny) seine Leichtgläubigkeit, seine leidenschaftliche Begeisterung fürs Irrationale zur Schau stellte („The truth is out there“), war Dana Scully (Gillian Anderson) die kühle Skeptikerin, die Unnahbare, die emotionslose Medizinerin, die bei der Aufklärung unheimlicher Fälle nur an Zahlen, Fakten, Beweisbares und die katholische Kirche glaubt.
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Inzwischen ist Scully längst Teil des Popdiskurses, ein Synonym für die Verweigerung, sich aufs Übernatürliche einzulassen: „I can’t believe you are trying to Scully me“, empört sich in „Buffy – The Vampire Slayer“ die Vampirjägerin über einen Zweifler.
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26. Pastewka – Sebastian Pastewka
Ach, Pastewka! Das denkt man ständig, wenn man die skurrilen Geschichten des Komikers verfolgt, der seit 2005 Staffel für Staffel versucht, den Alltag ohne größere Blessuren zu bewältigen. Dauernd verhält sich Bastian Pastewka ungeschickt, beleidigt aus Versehen diesen und verprellt jenen, überschätzt sich selbst oder übersieht mal wieder, dass seine Freundin andere Interessen hat als er, der am liebsten fernsieht und sich über seine Nachbarin aufregt.
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Die Grenzen zwischen dem „echten“ Pastewka und der Serienfigur verschwimmen dabei – ein Effekt, mit dem die Sitcom gezielt spielt. Und weil Pastewka so viel Wert aufs Detail legt – bei den Dialogen, der Ausstattung und der Auswahl der Gäste -, macht es jede Woche wieder Spaß, mit dieser egozentrischen, aber sympathischen Nervensäge mitzuleiden.
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25. Der Doktor und das liebe Vieh – Dr. James Herriot (Christopher Timothy)
Während James Herriot (Christopher Timothy), der junge, tüchtige Tierarzt, noch bis zur Schulter im Arsch eines Rindviechs steckt, offenbar um dessen Gallensteine mit der Hand einzusammeln, lässt sich sein egozentrischer Praxis-Chef Siegfried Farnon schon von der Bauersfrau in der guten Stube eine Tasse heißen Tee und ein Jumbostück vom hausgemachten Plumpudding reichen. Das ist in etwa die Grundkonstellation, aus der die Serie „Der Doktor und das liebe Vieh“ ihre distinguierte, hübsch unaufdringliche Komik bezieht.
Mit Siegfrieds jüngerem Bruder Tristan ist auch ein Hanswurst mit von der Partie, ein stinkend fauler Kindskopf, der den Älteren zur Weißglut bringt. Und Helen, Herriots Braut, sorgt für das allerdings sehr zurückhaltend eingesetzte amouröse Pfeffer. Mehr Schauwerte haben da fast die pittoresken Landschaftsaufnahmen der kargen englischen Provinz North Yorkshire.
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24. Raumschiff Enterprise – Spock (Leonard Nimoy)
Nur wenige Seriencharaktere sind tiefer eingegangen in das kulturelle Bewusstsein der 70er- (und 80er-)Jahre als der kühle Logiker Spock. Dabei sind die „Enterprise“ und ihre Crew von Gene Roddenberry ja eigentlich als Bollwerk des Humanismus angelegt: Der Mensch ist überlegen, weil er Gefühle zulässt und moralisch handelt.
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Warum lieben wir das Spitzohr trotzdem? Weil Spock die Freiheit des Einzelnen nie aufgibt und im Lauf der Serie auf dem Weg der Logik erkennt, dass Menschen doch irgendwie toll sind. Erstaunlich! Damit denkt der Vulkanier, der zudem ein spirituelles, asiatisches Moment in die Serie einführt, eben doch moralisch. Live long and prosper.
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23. True Blood – Eric Northman (Alexander Skarsgård)
Vampire, das hatten wir bei „Twilight“ gelernt, waren nur etwas für blutleere Teenager, die im Grunde ihres Herzens froh sind, wenn Sex verboten ist. Dann kam „True Blood“. Die Kellnerin Sookie Stackhouse verliebt sich in einem Südstaatenkaff in einen Untoten, es gibt viel Sex und sehr viel Blut zu sehen, außerdem Werwölfe, Elfen und Hexen.
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Aber richtig spannend wird es stets, wenn Eric Northman auftaucht: ein mehr als tausendjähriger Vampir, ein moderner Wikinger mit unersättlicher (Mord-)lust. Solche Geschichten klingen immer albern, wenn man sie nacherzählt, selbst wenn man betont, dass die Vampire hier nur Stellvertreter für andere Außenseiter sind. Aber Alexander Skarsgård gelingt als Eric etwas Seltenes: Man hofft plötzlich, das Böse möge gewinnen.
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22. Ausgerechnet Alaska – Ed Chigliak (Darren E. Burrows)
Wir waren es Anfang der Neunziger nicht gewohnt, im Fernsehen auf Charaktere zu treffen, die etwas mit unserem Lebensgefühl zu tun haben, statt nur die bürgerlichen Vorstellungen der Elterngeneration zu ventilieren – deshalb liebten wir „Ausgerechnet Alaska“.
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Die skurril-eigenartigen Typen in einer entlegenen Kleinstadt in Alaska markierten einen Wendepunkt im Serienfernsehen; fortan gehörten schrullige Typen und etwas sonderbare Geschichten zum guten Ton. Unser Held ist Ed Chigliak – der freundlich zarte und naive Halbindianer wird beim Erwachsenwerden von einem Geist begleitet und erklärt sich das Leben anhand von Filmplots.)
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21. Die 2 – Lord Brett Sinclair (Roger Moore)
„The Persuaders“ floppten überall. Nur in Deutschland feierten „Die 2“ Erfolge – dank der irren „Übersetzung“ von Rainer Brandt und Karl-Heinz Brunnemann. Roger Moore gab als Lord Brett Sinclair den spreizfingrigen englischen Aristokraten, der mit dem jovialen US-Millionär Danny Wilde (Tony Curtis) nur so aus Daffke „auf Ganovenjagd geht“, weil so eine Schwerreichenexistenz außer schnellen Sportwagen, kühlen Drinks und hübschen Frauen wenig Abwechslung zu bieten hat.
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Einige Wortschöpfungen gingen sogar in die deutsche Umgangssprache ein („Tschüssikowsky“, „Sleep well in your Bettgestell“).
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20. 30 Rock – Liz Lemon (Tina Fey)
Auf der einen Seite ihr selbstgefälliger Boss Jack Donaghy (Alec Baldwin), der findet, dass das Programmieren von Mikrowellen komplizierter ist, als Fernsehen zu machen. Auf der anderen zwei zankende exzentrisch-egozentrische Stars (Tracy Morgan als Tracy Jordan und Jane Krakowski als Jenna Maroney). Und dazwischen Liz Lemon (Tina Fey) – paranoid, hypernervös, nerdy -, die als Chefautorin versucht, am 30 Rockefeller Plaza in Manhattan die NBC-Show „TGS with Tracy Jordan“ am Laufen zu halten.
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Wie im wirklichen Leben halt. Tina Fey verarbeitet in „30 Rock“ (seit 2006) als Produzentin, Autorin und Hauptdarstellerin ihre Erfahrungen bei „Saturday Night Live“, macht die Comedyserie zu einer Real- und Mediensatire, einer jazzigen Ensemblekomödie, aber irgendwie auch zur One-Woman-Show der Liz Lemon.
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19. Magnum – Thomas Magnum (Tom Selleck)
Aloha, Vietnam: „Magnum“ thematisierte Anfang der 80er-Jahre erstmals das Trauma des Vietnamkrieges im Rahmen einer Mainstream-TV-Serie. Mit einem von Kriegserinnerungen geplagten Hauptdarsteller, dem Vorschriften nichts mehr gelten, Freundschaft und Loyalität dafür alles. Thomas Magnum ist ein trauriger Sympath, der im sonnigen Hawaii ein einigermaßen unbehelligtes Leben fernab vom Dschungelkrieg führen will.
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Und als Privatdetektiv doch das tun muss, was er am besten kann: in Gefahr schweben, Kugeln ausweichen, seine Leute retten. „Magnum“ ist natürlich vor allem eine amüsante Krimiserie mit pointierten Running Gags und exotischen Kulissen. Doch es steckt mehr in den komplexen Plots, und man spürt allen Männern ihre Gebrochenheit ab – dem halbseidenen Rick ebenso wie dem überkorrekten Higgins.
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18. 24 – Jack Bauer (Kiefer Sutherland)
Es war wohl ein Zufall, aber „24“ begann kurz nach dem 11. September 2001, und die Serie passte perfekt in die Dekade der Unsicherheit. Jack Bauer wurde zum amerikanischsten aller Fernsehhelden, im Positiven wie Negativen. Als Agent der Anti-Terror-Einheit CTU kämpfte er mit allen Mitteln gegen das Böse, diverse Foltermethoden inklusive. Acht Staffeln lang quälte er zum Schutz des Vaterlandes andere und noch mehr sich selbst, wurde gejagt, betrogen und verraten. Man war geneigt, ihm seine brutalen Fehltritte zu verzeihen, weil er so verzweifelt aussah und jederzeit klar war, dass er am Ende vielleicht eine Stadt oder gar ein Land retten konnte, aber nie seinen Seelenfrieden.
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Für Kiefer Sutherland die Rolle seines Lebens, und nebenbei erfanden die Drehbuchautoren die „Echtzeitserie“. Wegen der Werbepausen dauerte eine „24“-Stunde zwar nur 42 Minuten, aber wer mal versucht hat, alle Folgen einer Staffel hintereinander zu gucken, der weiß, wie hart ein Tag von Jack Bauer war.
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17. Alias – Sydney Bristow (Jennifer Garner)
Bevor uns J.J. Abrams mit „Lost“ verrückt machte, erfand er eine irre Geschichte um eine Doppelagentin, die sich mit Bösewichten aller Art, einem zwielichtigen Vater und einer Hexe von Mutter herumschlagen muss, der einige geliebte Menschen genommen werden und fast auch der Glaube an das Gute. Es geht um geheimnisvolle Artefakte und unerklärliche Phänomene, aber das Spektakulärste an „Alias“ ist die Hauptfigur: Sydney ist hochintelligent und kann diverse Kampfsportarten, sie schlüpft in die wildesten Verkleidungen und legt mit ihrer Eleganz und Energie fast alle Widersacher rein.
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Jennifer Garner kostete die Rolle viel physische Kraft, doch sie spielte auch die zarten Momente mit feinem Gespür für diese gebrochene, aber niemals demoralisierte Frau. Trotz des haarsträubenden Endes: Eine stärkere Heldin als Sydney Bristow muss man im Fernsehen lange suchen.
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16. Miami Vice – Sonny Crockett (Don Johnson)
Kuriose Idee eigentlich, ausgerechnet Cops so modisch auszustaffieren, dass sie sogar zu Stil-Ikonen des Jahrzehnts taugen. Man erinnere sich an die Bundfaltenhose von Sonny Crockett, das pastellige T-Shirt zum sandstrandweißen Anzug, Jackettärmel gern bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, nicht zu vergessen die Ray-Ban-Wayfarer etc. Aber wir sind hier auch nicht in New York oder San Francisco, sondern in Florida!
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Damit so ein Mode-Geck zugleich als knallharter Ermittler durchgehen kann, spielt man gern auf seine virile Vergangenheit als Vietnam-Veteran und Beinahe-Football-Profi an, lässt ihn moralisch nicht immer ganz astrein aus der Wäsche schauen und eine impulsive Grundaggressivität an den Tag legen. Die Jacht mit Alligator Elvis als Haustier war dann schon wieder fast etwas zu mondän.
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15. Emergency Room – Dr. Mark Greene (Anthony Edwards)
Was fehlt Ihnen?“, fragt Dr. Mark Greene eine seiner letzten Patientinnen. „Ich habe eine Nagelhautentzündung“, schimpft sie, „die ist sehr schmerzhaft.“ „Ich habe einen Hirntumor, der inoperabel ist“, sagt Greene, „ich gewinne!“ „Emergency Room“ (1994-2009) war eigentlich ein Entwicklungsroman, der von John Carter (Noah Wyle) erzählte, der als Medizinstudent am Country General in Chicago anfängt und später nach Afrika gehen wird.
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Doch Mark Greene (Anthony Edwards) war als Oberarzt der Notaufnahme die gute Seele in Michael Crichtons Serie. Als sie diesen schüchtern-zuverlässigen Typen, der gern so smart wie der Kinderarzt Doug Ross (George Clooney) gewesen wäre, in der achten von 15 Staffeln an Krebs sterben ließen, hörte das Herz der bis dahin besten aller Krankenhausserien auf zu schlagen.
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14. Für alle Fälle Fitz – Fitz (Robbie Coltrane)
Er ist Kettenraucher, alkohol- und spielsüchtig, gefräßig und geschwätzig, und bei Gelegenheit wird er seiner Frau untreu: Robbie Coltrane spielte in den 90er-Jahren den Psychologen Dr. Edward Fitzgerald als Dampframme der Empathie und Kanone menschlicher Gelüste.
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Für die tumben Beamten von der Polizei fragt er die Kindheit, die Eltern, perversen Sex, Fetische, heimliche Leidenschaften und Obsessionen aus den Delinquenten – Coltranes physische Präsenz, sein Sarkasmus und seine Sprache erlauben den schaudernden Blick in die steilsten Abgründe der Existenz.
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13. Two and a half men – Charlie Harper (Charlie Sheen)
Gott hab ihn selig. Mit der verkürzten achten Staffel musste der manische Frauenbeglücker, grandios lakonische Bonmot-Generator und trinkfeste Vollzeithedonist aus Malibu in den Serienhimmel eingehen, weil Charlie Sheen seiner Figur immer ähnlicher wurde. Damit ist ihm der Legendenstatus endgültig sicher.
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Die kleinen Erniedrigungsdialoge, die Charlie gegen seinen bürgerlich-vertrottelten Bruder Alan inszeniert, sekundiert von dessen naseweisem Sohn Jake und dem Haushaltsdragoner Berta, sind von einem schlafwandlerischen Timing und einer so herzhaften Niedertracht, dass alle Preise absolut in Ordnung gehen. Charlie, obligatorisch in Shorts und Hawai-Hemd, verdient sich als Komponist von kleinen Nichtigkeiten eine goldene Nase. Im Schlaf mithin! Ein Traum aller Burnout-gefährdeten Mittvierziger.
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12. Desperate Housewives – Bree Van de Kamp (Marica Cross)
Unter den „Desperate Housewives“ ist Bree Van de Kamp diejenige, die man theoretisch am wenigsten mögen müsste: Republikanerin, Schusswaffenfreundin, Über-Hausfrau, Putzfetischistin, Mutterglucke – die perfekte Spießerin. Aber hinter Brees blank gewienerter Fassade brodelt es immer, und es gelingt ihr nie, ihre moralischen Überzeugungen wirklich umzusetzen. Sie dreht sogar häufiger durch als alle anderen.
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Bree (Marcia Cross) ist vielleicht die Verrückteste unter den Verrückten der Wisteria Lane, aber sie wird stets versuchen, das durch noch aufwendigere Menüs und noch gepflegtere Vorgärten zu kaschieren. Grace under pressure.
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11. Californication – Hank Moody (David Duchony)
„Mad Men“ kam später, und so war Hank Moody der erste Nichteuropäer seit langer Zeit, der im US-Fernsehen rauchte. Außerdem fährt Moody Porsche, ist Alkoholiker und googelt sich gern selbst. Einzelne Handlungsabschnitte von „Californication“ werden mit einer rittlings auf Moody sitzenden Frau abgeschlossen oder eingeleitet. In einem anderen Leben hatte Hank Moody eine bürgerliche Beziehung, der die Tochter Becca entsprang.
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Damals schrieb er auch den Erfolgsroman „God Hates Us All“. Der defätistische Autor ist zu gleichen Teilen von sich selbst angeekelter Zyniker und Narziss. Der angeblich sexsüchtige David Duchovny hatte in „Akte X“ geglänzt, aber erst Hank Moody wurde zur Rolle seines Lebens. Es ist ein bisschen wie bei Charlie Sheen.
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10. Breaking Bad – Walter White (Bryan Cranston)
Unter all den „sensationellen“, „wegweisenden“, „revolutionären“ amerikanischen Serien hätte man „Breaking Bad“ kaum eine Saison zugetraut. Krebskranker Chemielehrer produziert Crystal Meth, um seine Familie finanziell abzusichern: Das ist als Plot eine todsichere Angelegenheit. Doch Walt White (Bryan Cranston) hat schon vier Staffeln mit aberwitzigen Wendungen überstanden, und noch immer fallen den Autoren irre Räuberpistolen ein, die nicht mal Tarantino erzählen würde.
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Weil „Breaking Bad“ keine realistische Serie ist, sieht sie wenigstens so aus: als wäre jeden Tag „Traffic“ von Steven Soderbergh. Am Beispiel von Walt White berichtet sie vom Niedergang der USA: Gangsterbanden, Drogenverkauf, präpotente Millionäre, die Tabuisierung des Sterbens – das Schlimmste aber ist die Gesundheitsversorgung gegen Sofortzahlung.
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9. The Simpsons – Homer Simpson
Er ist ungebildet, begriffsstutzig, faul, verfressen, fett, verantwortungslos, egoistisch, voller Vorurteile, alkoholkrank und zudem ein schlechter Vater und Ehemann. Kurz: ein Riesenbaby, dem selbst seine schnullernuckelnde Tochter Maggie geistig und emotional überlegen ist. Doch immerhin ist er zur Selbsteinsicht fähig, was er in der englischen Fassung jedes Mal mit einem schon sprichtwörtlichen „D’oh!“ orchestriert, und in seiner Beschränktheit manchmal fast so brillant wie Pu, der Bär.
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Und trotz aller charakterlichen und intellektuellen Mängel hat er eine bombensichere Stelle als Sicherheitsinspektor eines Atomkraftwerks, wird mindestens so oft befördert wie gefeuert und übte nebenberuflich vom Totengräber bis zum Hollywood-Produzenten schon so ziemlich jeden Job aus, der sich denken lässt. Denn Homer Jay Simpson ist ein ganz normaler Bürger des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten und hat sich, das ist dort Bürgerrecht, ein besonders großes Stück vom Kuchen des amerikanischen Traums gesichert.
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8. Kir Royal – Baby Schimmerlos (Franz Xaver Kroetz)
Schau mal, Mama: top of the world! Dieser Typ, gestern noch Sohn des Trambahnfahrers aus der Vorvorstadt, stößt jetzt im Smoking mit dem Ministerpräsidenten an, wird von Models umgarnt, von Chefärzten nach dem Befinden befragt, hat einen Stammtisch bei jedem Luxus-Gastronomen im Mittachtziger-München. Trotzdem ist Baby Schimmerlos verlässlich mies gelaunt. Weil er weiß, dass alle nur so nett sind, weil sie in die Zeitung wollen.
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Das Boulevardblatt, für das Schimmerlos – in Helmut Dietls sagenhafter Serie „Kir Royal“ von Franz Xaver Kroetz gespielt – schrieb, war der „Abendzeitung“ nachempfunden, der Klatschreporter dem schlawinerhaften Journalisten Michael Graeter. Und natürlich waren es in Wahrheit Charaktere wie Kleberfabrikant Haffenloher und Möchtegern-Konsul Dürkheimer, die das Publikum für ihre eitle Dummheit liebte. Baby Schimmerlos dagegen ist das tragische Zentrum der Serie. Der Mann, der zum Aufsteigen verdammt ist, bis es nicht mehr weitergeht. Also zur ewigen Unzufriedenheit
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7. Twin Peaks – Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan)
Er schwärmt vom Kirschkuchen, vom schwarzen Kaffee, von den Douglas-Tannen und protokolliert seine Anfälle kindlicher Entzückung in Diktiergerätmonologen, die für eine gewisse Diane bestimmt sind. FBI Special Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan), der im beschaulichen Twin Peaks den Mord an Laura Palmer aufklären soll, ist ein adrett-skurriler Ermittler voller Manierismen. „Harry, I have no idea where this will lead us, but I have a definite feeling it will be a place both wonderful and strange“, verrät er dem örtlichen Sheriff.
Cooper wird herausfinden, dass in diesem von Ocker und Beige durchtränkten Idyll nichts so ist, wie es scheint, von einarmigen Männern, von Zwergen und Riesen träumen, angeschossen und suspendiert werden, sich schließlich sogar verlieben.
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Tatsächlich machten David Lynch und Mark Frost mit „Twin Peaks“ (1990-1991) einen Genremix sendefähig, der Drama, Mystery, Krimi und Vorabendsoap vermengt. Doch als in der zweiten Staffel die Story zunehmend surreal, Dale Coopers Träume seltsamer wurden, forderte der Sender ABC, den Zuschauern endlich den Mörder zu präsentieren. Zur dritten Staffel kam es dann gar nicht mehr. Und Kyle MacLachlan bekam seinen Kaffee und Kirschkuchen später in der Wisteria Lane von den „Desperate Housewives“ serviert – bis er auch dort wegen moralischer Differenzen ausziehen musste.
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6. Dr. House – Dr. Gregory House (Hugh Laurie)
So einen Arzt gab es bisher nicht: ein hinkender, vicodinsüchtiger Soziopath, der seine Patienten nicht mag und die Kollegen noch schlechter behandelt. Dass er trotzdem noch praktizieren darf, liegt nur daran, dass Dr. Gregory House genial ist. Er diagnostiziert nicht bloß, er spürt nach Sherlock-Holmes-Manier jedes noch so unwahrscheinliche Leiden auf – das ist sein Leben, das kann er, während er privat von einer Katastrophe in die nächste humpelt. Es war ein Glücksfall, dass Produzent David Shore 2004 für die Rolle dieses gebrochenen Egozentrikers den Briten Hugh Laurie auswählte, obwohl er eigentlich einen Amerikaner suchte.
Copyright: Bulls / Scope Features
Laurie mag als Komiker bekannt geworden sein, doch er braucht jetzt kaum noch Grimassen, ein Blick aus seinen traurigen blauen Augen reicht oft, um dem Zuschauer zu bedeuten, wie schwer dieser House es hat. Man würde den Kotzbrocken ja nicht jede Woche wieder sehen wollen, wenn man nicht wüsste, dass unter dem Sarkasmus und der Rücksichtslosigkeit ein großes, kaputtes Herz steckt. Es laufen nur wenige so vielschichtige Charaktere im (US)-Fernsehen herum, schon gar nicht acht erfolgreiche Staffeln lang – deshalb wurde Laurie mit „House“ verdientermaßen zum bestbezahlten Seriendarsteller der Welt.
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5. Der ewige Stenz – Monaco Franze (Helmut Fischer)
Es gab nur zehn Folgen vom „Monaco Franze“, doch die Figur hat sich ins kollektive deutsche Fernsehgedächtnis eingebrannt wie kaum eine andere – von Baby Schimmerlos abgesehen, der ebenfalls von Helmut Dietl erfunden wurde. Den Monaco entwickelte er gemeinsam mit Patrick Süskind. „Der ewige Stenz“ ist ein ungefähr 50-jähriger Kriminalkommissar, der eigentlich Franz Münchinger heißt. Helmut Fischer spielt den Schlawiner so charmant, dass man ihm nichts übelnehmen kann – da geht es einem ähnlich wie seiner Ehefrau, dem „Spatzl“ Annette von Soettingen.
Monaco flirtet sich ungeniert durch Schwabing, manchmal macht ein Kleinkrimineller oder eine seiner Geliebten Stress („immer des G’schiss mit der Elli“), schließlich läuft ihm Annette tatsächlich weg, und er rutscht ins gesellschaftliche Abseits, aber am Ende finden die beiden natürlich wieder zusammen – weil der Schwerenöter tief im Herzen halt doch eine treue Seele ist – „Spatzl, schau, wia i schau!“. Er war allerdings auch ein Nostalgiker, der gern den gemütlicheren Zeiten hinterhertrauerte, und hinter seinem Lächeln lag eine gewisse Melancholie – was ihn nur noch sympathischer machte. Seine abgeklärten Lebensweisheiten gelten bis heute: „Ein bisserl was geht immer.“
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4. Mad Men – Don Draper (Jon Hamm)
Dieser Mann widerlegt das Diktum von F. Scott Fitzgerald, nach dem es in amerikanischen Biografien keinen zweiten Akt gibt. Don Draper, ehrgeiziger Provinzler aus kleinsten Verhältnissen, nahm die Identität eines gefallenen Soldaten an, verkaufte Autos und Pelze und bewarb sich bei der Reklame-Agentur Sterling-Cooper in der Madison Avenue in Manhattan. Als die Serie einsetzt, beginnen die 60er-Jahre, Draper ist nun Kreativ-Chef. Jon Hamm – tall, dark and handsome – spielt den Parvenü als versammelten, brütenden Beau zwischen Tyrone Power und Cary Grant, der mit der puppenhaften Betty (January Jones) zwei Kinder hat und kommod in den Vororten wohnt.
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„Mad Men“ ist seit 2007 eine Sitten-Sitcom über eine Gesellschaft, in der es bis zum Tod von John F. Kennedy nur den Weg nach oben gibt. Die Männer verfügen über ihre Sekretärinnen, trinken Whisky in ihrem Büro, rauchen immerzu und besuchen in der Mittagspause ihre Geliebten. Draper wird schließlich entdeckt, erpresst, von seiner Frau verlassen und vom Glück – doch jetzt, da er ein saufender Schürzenjäger in einem dunklen Apartment ist, beginnt erst das Design fürs Leben. Reiner Film noir.
Copyright: Frazer Harrison/Getty Images
3. Columbo – Inspector Columbo (Peter Falk)
Vorher hatten zwar schon Bert Freed in der „Chevy Mystery Theatre“-Serie und Thomas Mitchell im Bühnenstück „Prescription: Murder“ ein bisschen Inspektor Columbo gespielt. Trotzdem war dieser zerknautschte, wirr-schlaue Polizist Peter Falks Erfindung. Er dachte sich (nachdem Bing Crosby die Rolle abgelehnt hatte) all die Marotten des Ermittlers des Los-Angeles-Morddezernats aus: die zerstreuten Gesten, die schiefe Mimik, das Understatement, die retardierenden Momente, wenn es dramatisch wird. Und, ach ja, auch der schmuddelige Trenchcoat gehörte Peter Falk selbst.
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„Columbo“ (1968-1978 und 1989-2003) etablierte statt des Whodunnit das Howcatchem als TV-Krimiplot und führte einen Polizistentypus ein, der weder Dienstwaffe noch Vornamen braucht (einmal behauptet er, sein Vorname laute Lieutenant) – und der von herrlich hochnäsig in Szene gesetzten Mördern (dargestellt von Johnny Cash, John Cassavetes, Faye Dunaway, George Hamilton, Leonard Nimoy, William Shatner oder Oskar Werner) stets unterschätzt wird.
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2. J.R. Ewing – Dallas (Larry Hagman)
Er war für ein Jahrzehnt die berühmteste Fernsehgestalt der Welt – und die Frage, wer auf J.R. Ewing schoss, bewegte im Jahr 1980 nicht nur die USA. „Dallas“ begann zwar schon 1978, war aber die erste Serie, die eine Ahnung von den 80er-Jahren vermittelte: Egoismus, Gier, Zynismus und der Konservatismus eines Patriarchen und Stinkstiefels. Larry Hagman spielte schon in ,,Bezaubernde Jeannie“ eine holzschnittartige Figur – als J.R. brauchte er nur das Grinsen, den Haarscheitel, den viel zu großen Stetson und einen Aktenkoffer, um den Schuft zu geben.
J.R. war bis zum Tod seines Vaters immer das alt gewordene Baby, das Papa gefallen wollte. Als der alte Cowboy nicht aus dem südamerikanischen Dschungel zurückkehrte, hängte der Filius ein hässliches Ölporträt von Jock Ewing an die Wand und entfesselte alle Kräfte des Fiesen. Bruder Bobby, bisher ein Leichtfuß und Hallodri, wurde nun zu Muttis Liebling, während J.R. log, betrog und hinterging. Er erpresste Sex von Frauen, ruinierte Geschäftsleute, korrumpierte Polizeibeamte und bestach Politiker.
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Seine kuhäugige Frau Sue Ellen trieb er in den Alkoholismus und in die Arme erst eines Rodeo-Reiters, dann eines jugendlichen Fähnleinführers, und den ewigen Rivalen Cliff Barnes bekämpfte er mit allen Mitteln, ohne den drolligen Geizhals erledigen zu können. Später löste er einen Krieg im Iran aus, trat gegen das texanische Erdöl-Kartell an und ließ einen Tanker versenken, verführte im Hinterwald eine Minderjährige und wurde zur Zwangsarbeit in der Kettengang verurteilt.
Unvergessen, wie Larry Hagman als bramsiger Viehbaron beim Barbecue auf der Southfork Ranch präsidierte, wie er aus seinem Mercedes stieg und sich im Wohnzimmer nach vollbrachtem Tagwerk einen Drink einschenkte. Nun wird eine Fortsetzung von „Dallas“ gedreht, aber Larry Hagman ist schwer krank. J.R. hatte sich bereits 1991 erschossen. Er wusste, wann das Spiel aus war.
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1. Die Sopranos – Tony Soprano (James Gandolfini)
Es beginnt mit den Enten, die im Swimmingpool der Familie Soprano schwimmen. Für Tony Soprano sind die Tiere ein Menetekel, Allegorien für seine Depression. Offiziell arbeitet Soprano in der Müllbeseitigung – ein klassischer Mafia -Witz. Tatsächlich hängt er mit seiner Bande im Hinterzimmer des Table-Dance-Clubs,, Bada Bing“ herum, einer Ausgeburt der Schnellstraßenhölle von New Jersey wie aus einem Roman von Richard Ford. Tony ist der Pate der lokalen Mafia-Organisation, in der Autorität bedroht von seinem ebenso tutigen wie bösartigen Onkel und seiner nörgelnden Mutter. Seine Frau Carmela langweilt sich, macht Cannoli und guckt Filme mit dem örtlichen katholischen Pfarrer, der Sohn ist ein träger Taugenichts, die Tochter ein hysterisches Früchtchen.
David Chases Serie revolutionierte von 1999 an die Erzählweise der Fernsehserie:,, Die Sopranos“ war besser geschrieben und produziert als vergleichbare Kinofilme und bis in die kleinste Nebenrolle glänzend besetzt: Steven Van Zandt als Sidekick, Steve Buscemi als irrer Gangster, John Heard als versoffener Polizist und Verräter, David Strathairn als Liebhaber von Sopranos Frau, Peter Bogdanovich als Psychologe.
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James Gandolfini, ein bis dahin erfolgloser Schauspieler, gibt den traurigen Despoten als Sensibelchen, das über die Endlichkeit nachdenkt und zum Reden der Psychotherapeutin Dr. Melfi (Lorraine Bracco) gegenübersitzt, in die er sich verliebt. Zugleich berichtet Soprano ihr von den Problemen mit einer temperamentvollen russischen Nutte, mit seiner Frau, den Kindern, der Mutter und seiner Arbeit, über die sie sich keine Illusionen macht. Melfi gerät in den Bann des ebenso massigen wie labilen, charmanten wie raubtierhaften Machtmenschen, bricht die Behandlung aber nicht ab. Einmal erzählt Soprano von dem fröhlichen Wanderer, der pfeifend seines Weges geht – während Sopranos Tag von Routine, Ennui und jähen Gewaltausbrüchen geprägt ist. Einmal träumt er von der italienischen Nachbarin, die im Garten die Wäsche aufhängt, während die Tindersticks,, Tiny Tears“ spielen. Und als Tony die Heimat seiner Vorfahren besucht, erlebt er mit einer feurigen Grazie den mediterranen Sensualismus, spaziert am Strand und speist in alten Palästen. Dann muss er heim in den täglichen Krieg von New Jersey.
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