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Die 60 besten Konzerte aller Zeiten – Teil 2
Dylan, Brian Wilson, Robbie Williams …
U2
Red Rocks, Colorado
5. Juni 1983
Dass dieser Abend im Red Rocks-Amphitheater historisch werden sollte, stand schon im Vorfeld fest. Das hatten U2 so beschlossen. Und alles geplant: die beeindruckende Bühne sollte in der Abendsonne glutrot strahlen, Richtscheinwerfer und Leuchtfeuer die Nacht erhellen. Und dann das: Es regnete. Schüttete. Stürmte. Die Ränge waren nur halb voll. Dass dieser Gig trotzdem zu einem ihrer größten wurde, lag vor allem an dem heute oft unangenehmen, damals eher naiv wirkenden Pathos von U2 ...
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Tim Mosenfelder/Getty Images.
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U2
Red Rocks, Colorado
5. Juni 1983
Dass dieser Abend im Red Rocks-Amphitheater historisch werden sollte, stand schon im Vorfeld fest. Das hatten U2 so beschlossen. Und alles geplant: die beeindruckende Bühne sollte in der Abendsonne glutrot strahlen, Richtscheinwerfer und Leuchtfeuer die Nacht erhellen. Und dann das: Es regnete. Schüttete. Stürmte. Die Ränge waren nur halb voll. Dass dieser Gig trotzdem zu einem ihrer größten wurde, lag vor allem an dem heute oft unangenehmen, damals eher naiv wirkenden Pathos von U2 …
Copyright: Tim Mosenfelder/Getty Images
Bono schüttelte seine Mähne, stampfte auf den Boden, schwenkte bei „Sunday Bloody Sunday“ weiße Fahnen, warf sich in Erlöserpose, trotzte mit Übereifer und -Ego auf wunderbare Weise dem Wetter und riss damit nicht nur das Publikum, sondern auch seine Bandmitglieder mit. Am Ende wusste man: Diese Jungs – und das waren sie damals noch – werden ganz groß werden.
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Udo Lindenberg
Palast der Republik, Ost-Berlin
25. Oktober 1983
Lange hatte Lindenberg die deutsche Teilung thematisiert und sich um eine Auftrittserlaubnis in der DDR bemüht …
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Als erster bundesdeutscher Musiker überhaupt spielte er schließlich im Oktober 1983 auf Einladung des damaligen FDJ-Vorsitzenden Egon Krenz bei einer „Rock für den Frieden“ genannten Veranstaltung im Ost-Berliner Palast der Republik – vor linientreuem Publikum. Die bereits erteilte Zusage für eine anschließende DDR-Tournee wurde ihm indes entzogen, nachdem er auf der Bühne gegen die Aufrüstung in beiden Teilen Deutschlands wetterte und sich mit seinen vor der Halle eingekesselten Fans solidarisierte.
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Rock am Ring
Nürburgring, Eifel
25. – 26. Mai 1985
Open-Air-Festivals standen in keinem guten Ruf in jenen Tagen. Sämtliche Versuche, eine größere Veranstaltung dauerhaft zu etablieren, waren schiefgegangen …
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1985 unternahm der Routinier Marek Lieberberg einen weiteren Versuch und richtete auf dem neu eröffneten Nürburgring das erste Rock- am-Ring-Festival aus. Ein voller Erfolg – und der Beginn einer bis heute andauernden Erfolgsgeschichte.
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Live Aid
Wembley-Stadion, London, John-F.-Kennedy-Stadion, Philadelphia
13. Juli 1985
Der Gigantismus von Live Aid ist bis heute unübertroffen: 16 Stunden, 69 Bands und 1,5 Milliarden Zuschauer. Dabei hatte alles in einem Wohnzimmer begonnen: Bob Geldof und seine damalige Frau Paula Yates sahen einen Fernsehbericht über die Hungersnot in Äthiopien, sie wollten etwas tun. Also rief Geldof ein paar befreundete Musiker an, dann noch ein paar mehr – und schließlich organisierte er das größte Benefizkonzert aller Zeiten. Der erste Song, der gespielt wurde, war Status Quos „Rocking All Over The World“, der letzte „We Are The World“ …
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Dazwischen traten U2, Paul McCartney, Madonna, Queen, David Bowie, Elton John, Eric Clapton und und und auf. Einige – Led Zeppelin, The Who, Black Sabbath – fanden wieder zusammen, andere nicht: Sting und Mick Jagger mussten solo zurecht kommen. Phil Collins erschien dank Concorde als Einziger an beiden Orten. Geldof wollte selbst zunächst nicht auftreten, weil er sich als Musiker für zu wenig erfolgreich hielt, doch sein „I Don’t Like Mondays“ wurde zu einem Höhepunkt des Tages. Mit ausgestreckter Faust sang er die entscheidende Zeile, die plötzlich eine neue Bedeutung bekam: „The lesson today is how to die.“ Für einen Moment war es still im Stadion.
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Guns N‘ Roses
Troubadour, Los Angeles
28. Februar 1986
Das Troubadour kannten Guns N‘ Roses bereits bestens: Am 6. Juni 1985 spielten sie dort zum ersten Mal in der Besetzung, die schließlich das Debüt „Appetite For Destruction“ aufnehmen sollte. Im Juli stellten sie dem begeisterten Publikum „Welcome To The Jungle“ vor, im November gaben sie ihr erstes ausverkauftes Konzert …
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Doch am 28. Februar ’86 kam der entscheidende Moment: Im Publikum stand auch Tom Zutaut, der A&R-Mann von Geffen Records – er bot GN’R sofort einen Plattenvertrag an. Kein Wunder, denn die Wucht der Band auf der Bühne war enorm: Axl Rose schrie sich wie ein Rumpelstilzchen die Seele aus dem Leib, Slash und Izzy Stradlin schrammelten die passenden Riffs dazu, und etliche unvergessliche Rocksongs hatten die Rabauken auch schon.
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Anti-WAAhnsinns-Festival
Burglengenfeld
26. – 27. Juli 1986
Profis hätten ein solches Projekt nie angepackt: 120.000 Zuschauer auf dem Lanzenanger im oberpfälzischen Burglengenfeld, organisiert von der örtlichen Jugendgruppe. 21 deutsche Top-Bands ohne Gage und eine brutalpolitische Lobby, die bis zur letzten Sekunde versuchte, das Fest zu verhindern …
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Am Ende brachte der Bürgerprotest gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf das bis heute zweitgrößte deutsche Rock-Open-Air zustande. Als Rio Reiser und Grönemeyer zum Abschluss „Somewhere Over The Rainbow“ sangen, mussten sogar die Polizisten ein paar Tränchen verdrücken.
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Depeche Mode
Rose Bowl, Pasadena
18. Juni 1988
Die Erinnerung an diesen großen Sommer gerinnt zu einem grobkörnigen Anton-Corbijn-Foto …
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Und noch immer, wenn man „Everything Counts“ und „Master And Servant“ hört, wundert man sich, wie 1988 mit solchen Dark-Room-Klassikern ein über 60.000 Plätze starkes Football-Stadion in Kalifornien zu füllen war. Beim berühmten 101. Konzert der „Music For The Masses“-Tournee waren eben auch die neonschwärzesten Depeche-Mode-Fans langsam reif für die Erkenntnis, dass gesellschaftliches Isolation im späten 20. Jahrhundert nun mal zur Massenerfahrung wurde.
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Public Enemy
Montreux Rock Festival
31. Mai 1988
Es muss eine kleine Schockwelle durch die beschauliche Schweiz gelaufen sein, als Chuck D und Flavor Flav ankamen …
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Extrem politisch, extrem hart – so wurde der Hip-Hop von Public Enemy zum weltweiten Phänomen. In Montreux kam es dann zum Showdown mit den anderen Über-Rappern: Run DMC. Beide Bands kannten keine Genre-Grenzen, zogen deshalb auch das eher kritische Rockpublikum mit ihrer Energie in den Bann. Bring The Noise!
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Loveparade
Berlin
1. Juli 1989
Die Profi-Protestler rümpften die Nasen – so eine Demonstration hatten sie noch nicht gesehen: 150 Party-People liefen bei strömendem Regen auf dem Ku-Damm einem klapprigen LKW hinterher. Aus dem dröhnte House-Music, damals von vielen noch Disco-Scheiße genannt. Doch Acid-House, das konnte man sogar in den „Tagesthemen“ lernen, war das neue wilde Ding aus London. Fabrik-Etagen wurden dort in Diskotheken verwandelt, Drogen waren so obligatorisch wie grell- bunte XL-Shirts …
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Der vom Schlagzeuger zum DJ konvertierte Ex-Punk Mathias Roeingh lieferte mit der Loveparade einen wichtigen Beitrag zum Entstehen der „Raving Society“. Nicht Superstars standen im Mittelpunkt, die Leute feierten sich selbst. Der DJ war nur ein freundlicher Dienstleister. Einen Moment lang war so die Trennung zwischen Bühne und Publikum aufgehoben. Doch bald kamen die Super-DJs, Red-Bull-Promoter, RTL-Trucks und sogar Gotthilf Fischer. Doch an jenem 1. Juli 1989 gab es wirklich nur ein Motto: Friede, Freude, Eierkuchen!
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Madonna
Palais Omnisports, Paris
3. – 6. Juli 1990
Das war die Tour mit dem von Gaultier entworfenen Eistüten-BH und der simulierten Masturbation. Wenn Madonnas „Blond Ambition“ nicht gewesen wäre, hätten sich Gwen Stefani und Christina Aguilera den ganzen Kram selbst ausdenken müssen, und das hätte wohl zu noch tragischeren Resultaten geführt …
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Die Dritt- und Viert-Existenz als Aufziehpuppe, Revuegirl und große Provokateurin ließ sich Madona von keinem Fremden auf den Leib schreiben – wer später den Film sah, konnte sogar glauben, sie hätte den ganzen Zirkus nur veranstaltet, um mit ihren Tänzern international shoppen gehen zu können. Die drei Tage in Paris waren der Höhepunkt, dann kam Italien, wo eine Show aus katholischer Pietät abgesagt wurde. Dass Entertainment total brisant sein kann, hatte Madonna uns ja schon immer gepredigt.
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Lollapalooza
USA
18. Juli – 28. August 1991
Die Tage von Woodstock waren lange vorbei. Viele Versuche, ein ähnlich bedeutendes oder auch nur erfolgreiches Festival aufzuziehen, waren gescheitert. Kein Grund für Perry Farrell, es nicht trotzdem zu wagen. Der Sänger von Jane’s Addiction hatte die Vision von einem Happening, bei dem alles zusammenkam: gute Musik von Alternative-Rock bis Hip-Hop, Kunst-Performances und -Handwerk, Politik und Benefiz …
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Headliner? Natürlich seine eigene Band, die bei den Open-Airs ihren Abschied feiern sollte. Im Sommer 1991 waren außerdem Nine Inch Nails und Ice-T, Siouxsie und Henry Rollins dabei – tatsächlich eine bunte Mischung also, die so begeistert aufgenommen wurde, dass Lollapalooza noch ein paar Jahre weiterlief.
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Eric Clapton
MTV-Studios, London
16. Januar 1992
Er war nicht eben die beste Zeit für den Blues-Altvater, als er in einem Studio in London die Bühne bestieg, begleitet von Andy Fairweather Low und Nathan East, Chuck Leavell und Ray Cooper, am Mischpult der große Russ Titelman. „MTV Unplugged“ wurde Eric Claptons größter Triumph …
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Zwar gab es ähnlich inspirierte Sternstunden von anderen Künstlern – The Cure etwa und Nirvana -, doch für keinen Musiker war das Format so vorteilhaft: Songs wie „Before You Accuse Me“ und „Layla“ bekamen hier ihre endgültige Form. Doch das berühmteste und unvergessliche Stück der Session ist „Tears In Heaven“, das Clapton als Requiem für seinen Sohn spielte, der aus einem Hotelfenster gestürzt war – der Vortrag rührte das Publikum zu Tränen.
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Element Of Crime
E-Werk, Köln
25. Juni 1992
Element Of Crime hatten gerade ihr erstes deutschsprachiges Album herausgebracht – ein mutiger Schritt für die Band, der sich als Quantensprung erweisen sollte. Im Kölner E-Werk spielten Sven Regener, Jakob Ilja, Richard Pappik und Christian Hartje konzentriert und doch wie berauscht von der eigenen Musik …
Copyright: Christian Jakubaszek/Getty Images
Alles passte, von „Damals hinterm Mond“ bis „Surabaya Johnny“. Der eher statische Vortrag fiel bald gar nicht mehr auf, denn diese Lieder waren tatsächlich: „Wahr und gut und schön“. Herbert Grönemeyer bot ihnen an, ihn als Vorgruppe zu begleiten. Die Elements schlugen ein – und hatten Ende des Jahres noch genug Energie übrig, um ihr allerbestes „Weißes Papier“ aufzunehmen. 1992 war kein schlechtes Jahr.
Copyright: Christian Jakubaszek/Getty Images
Blumfeld
Logo, Hamburg
4. Juli 1992
„Dieser Zustand ist nicht tanzbar/ Ich schlage Wurzeln, und das nicht aus Verlegenheit“ – die Zeilen von Jochen Distelmeyer sind oft genug zitiert worden, obwohl sich die meisten Hörer ja nach halbwegs tanzbaren Zuständen sehnen, erst recht im Konzert. Rückblickend kommt es einem vor, als ob es das vor Blumfeld nicht gab: eine Band, bei der der körpererschütternde Lärm keine Ablenkung von der eigenen Sprachlosigkeit war …
Copyright: Stefan M. Prager/Redferns/Getty Images
Denn auch zu den Worten hätte man tanzen können (wenn man nicht zu cool gewesen wäre): „Ein Lied mehr, das dich festhält/ Und nicht dahin lässt, wo du hinwillst“, deklamierte Distelmeyer in „Ghettowelt“, und in dieser frühen, ungestümen, brachialstudentischen Phase der Band traute man es dem Seitenscheitel-Dämon durchaus zu, eine eigene musikalische Schule zu gründen.
Copyright: Stefan M. Prager/Redferns/Getty Images
Nirvana
Reading Festival
30. August 1992
Der Mann, der nicht alt werden sollte, wurde als Mündel mit Krankenhemd im Rollstuhl auf die Bühne geschoben. Nach diesem schlechten Witz haute Kurt Cobain die Songs von „Bleach“ und „Nevermind“ aus der Gitarre, die unter seinen Händen zum Marterinstrument und zur Traummaschine wurde: Bei allem Lärm gibt es kaum schönere Songs als „In Bloom“, „Come As You Are“, „Lithium“. Nirvana waren Superstars und führten das Glastonbury-Programm an; ein Jahr früher hatten sie für einige hundert Leute gespielt, nun waren ungefähr 60.000 im Publikum – das Gelände sah schier endlos aus …
Copyright: Denis O'Regan/Getty Images
Kurt bat um einen Gruß für die von der Presse schlecht behandelte Courtney Love, und die Zuhörer murrten ohne Überzeugung ihren Namen. Am Ende zerlegte Dave Grohl planlos sein Schlagzeug, während Cobain mit den Rückkopplungen gar nicht mehr aufhören wollte. Auftritt und Musik hatten, man muss es nicht sagen, eine ungeheure Zerstörungswut – aber man hört bei den glücklicherweise erhaltenen Aufnahmen auch, wie grandios Grohl, Chris Novoselic und Cobain diese elementare Rockmusik spielten. Als wollten sie die Welt zersägen.
Copyright: Denis O'Regan/Getty Images
Oasis
King Tut’s, Glasgow
30. Mai 1993
Sie waren nicht einmal angekündigt. Und beinahe hätten Oasis ihr eigenes Konzert verpasst. Die Legende besagt, dass die Gallagher-Gang, da ihr Name auf keinem Poster zu finden war, sich erst den Weg in den Club freiboxen musste. Die Band Sister Lovers, mit der sie einen Proberaum teilten, hatte sie ins Vorprogramm nach Glasgow eingeladen, 18 Wheeler spielten auch. Also machte man sich in einem geliehenen Van auf die sechsstündige Fahrt in den Norden. Um ein Publikum von zwölf Leuten vorzufinden – darunter ein paar japanische Touristen, die nicht ahnten, welchen historischen Moment sie an diesem Abend auf Video festhalten würden …
Copyright: Ian Dickson/Redferns/Getty Images
Im Vorraum stromerte nämlich Indie-Mogul und Creation-Records-Gründer Alan McGee herum und … horchte auf! Mann, die waren ja gut … Aber, Scheiße, er war ja viel zu betrunken, um das beurteilen zu können … Vier oder fünf doppelte Jack Daniels mit Cola! Dann erklang „Up In The Sky“. Oasis waren laut, ungestüm – und trafen einen schon damals direkt zwischen die Augen. Nein, das war keine verzerrte Wahrnehmung, erkannte McGee, sprach Noel an und sicherte sich das Demo-Tape. Der Rest ist Geschichte.
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Aphex Twin
San Francisco
11. Juni 1993
Die Nicht-Show. Auch sie gehört in diese Liste, seit die Notwendigkeit des Konzertegebens auch Künstler erreicht hat, bei denen das Musizieren keinerlei Schauwert hat. Die Absurdität, Techno in Frontalunterricht zu verabreichen, motivierte manche Crews zu ausgefuchsten Showelementen …
Copyright: Mick Hutson/Redferns/Getty Images
Doch als Richard D. James alias Aphex Twin 1993 mit Moby und Orbital auf die „See The Light“-Tour ging, ließ er keine Gnade walten. Er saß in der Ecke auf dem Bühnenboden, versteckt hinter dem Computermonitor. Der Tänzer, den man ihm zur Seite stellte, hatte nicht den Hauch einer Chance. Live war es trotzdem, wie versprochen.
Copyright: Mick Hutson/Redferns/Getty Images
Jeff Buckley
Sin-è, New York City
19. Juli 1993
Jeff Buckley nannte das Sin-è im East Village seine „Heimat jenseits der Heimat“. Hier hatte er sich seinen Plattenvertrag erspielt, hier sollte nun seine erste EP entstehen, indem man zwei Auftritte mitschnitt …
Copyright: Michel Linssen/Redferns/Getty Images
Am Nachmittag war der Songwriter noch sehr nervös, am Abend lud er dann viele Freunde ein und entspannte sich etwas. Er spielte mehr als vier Stunden – und bewies, wie gut er die Kunst der sanften Dynamik beherrschte. Selbst wenn er nur flüsterte, füllte er den gesamten Raum aus. Gerade dann.
Copyright: IM
Radiohead
Glastonbury-Festival
28. Juni 1997
Thom Yorke dachte, solch große Festivals wären nichts für ihn und seine kleine Band – auch wenn Radiohead mit „OK Computer“ gerade in die Stadion-Liga aufgestiegen waren. Einen Moment lang sah es aus, als könnte er recht haben. Mitten im Konzert versagten die Monitore, Yorke verpasste seine Einsätze, die Band wirkte verwirrt. Es schien, als würde Yorke gleich den Axl Rose machen und von der Bühne stürmen, doch er blieb – auch als plötzlich alle Scheinwerfer auf ihn gerichtet waren …
Copyright: Peter Still/Redferns/Getty Images
Er blaffte bloß den Beleuchter an, doch bitte das Publikum anzustrahlen, und auf einmal war die Band wieder ganz bei sich. Wer Radiohead ’97 gesehen hat, erinnert sich noch heute intensiv an bestimmte Momente: wie Thom Yorke wie ein Flugzeug über die Bühne glitt. Wie sie sogar das totgenudelte „Creep“ wieder zum Leben erweckten. Wie Radiohead jedes verdammte Lied spielten, als ginge es um viel mehr als nur das Leben. Bruises that won’t heal. Yorke sagte anschließend: „Alles nach Glastonbury war eine Enttäuschung. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Es war gar kein menschliches Gefühl mehr.“ Außerirdisch eben.
Copyright: Mick Hutson/Redferns/Getty Images
Portishead
Roseland Ballroom, New York City
24. Juli 1997
Der Sinn dieses Konzerts wurde seinerzeit noch kontrovers diskutiert: Wie konnte es so weit kommen, dass Portishead – trotz Bandstatus Vertreter der DJ-Culture – die Bühne mit einem 35-köpfigen Orchester teilten? Der Pomp der 70er schien zu triumphieren über die jungen Revolutionäre, die aus digitalen Abfällen und Samples neue Werke entstehen ließen. Heute sind wir klüger und wissen, dass man nicht das Eine gegen das Andere tauschen muss …
Copyright: Ebet Roberts/Redferns/Getty Images
Da saßen also Band und Orchester, umgeben vom Publikum. Kein Bühnenbild, keine Dekoration. Alles, was zählte, war die Musik. Und die klang so samtsatt, so rotweinschwer. Jeder Song war durchdrungen von überlebensgroßen Gefühlen. Gelegentlich hörte man, wie Geoff Barrow und Andy Smith mit den Platten kratzten – fast ein ironisches Augenzwinkern. Beth Gibbons gab all dem ein Zentrum, ihre Stimme war das Herz der Musik, das wurde hier besonders klar.
Copyright: David Corio/Redferns/Getty Images
The Strokes & The White Stripes
Radio City Music Hall, New York City
15. August 2002
Wichtiger war vielleicht der erste Strokes-Auftritt in London im Jahr zuvor. Triumphaler indes dieses Konzert: Beide Bands beherrschten seit Monaten den Pop-Diskurs, als zwei gemeinsame Shows in den jeweiligen Heimatstädten anberaumt werden. Zunächst Detroit, eine Woche später New York …
Copyright: Debra L Rothenberg/FilmMagic/Getty Images
Um zehn nach acht betreten die White Stripes dort mit „When I Hear My Name“ die Bühne, ein großer Teil des folgenden 55-minütigen Sets geht im Lärm unter. Anders die Strokes: Das Heimspiel gerät unter den Augen von Beck, Ryan Adams und 6000 anderen Gästen zum Triumph. Auch wenn Julian Casablancas einen Großteil des Abends im Sitzen bestreitet, nachdem er sich zuvor bei einem Autounfall das Knie verletzt hatte. Zur Zugabe kommt White auf die Bühne, um mit den Strokes „New York City Cops“ zu spielen. Eine Generation hat ihre Götzen gefunden.
Copyright: Debra L Rothenberg/FilmMagic/Getty Images
Herbert Grönemeyer
Neue Messe, Friedrichshafen
8. November 2002
Kein anderer deutscher Popstar hat diese Größe erreicht. Kein König der Kauze oder Virtuosen, sondern eine fast bundespräsidiale Figur …
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Charaktergebildet durch den Verlust von Ehefrau und Bruder, zurückgekehrt mit dem Song „Mensch“, den von ostdeutschen Flutopfern bis zu Liebeskranken alle persönlich nahmen. Zum Auftakt der „Alles Gute von gestern bis Mensch“-Tour wurde Grönemeyer entsprechend gefeiert, nickte verschmitzt und jovial ins Händemeer, sang „Der Weg“. Und plötzlich war alles still.
Copyright: Andreas Rentz/Getty Images
The Libertines
Atomic Cafe, München
15. November 2002
Vermutlich wäre jedes Konzert dieser Tour für diese Liste in Frage gekommen. Das Libertines-Debüt „Up The Bracket“ war einen Monat zuvor erschienen. Der Laden war brechend voll, die Legendenbildung hatte längst begonnen, und jeder war sich der Bedeutung dieses Abends bewusst. Diese Band brannte an beiden Enden. Carl Barât in brauner Lederjacke am rechten, Pete Doherty in schwarzer Lederjacke am linken Mikrofon bildeten das Auge des Hurrikans, der mit dem ersten Anschlag der Gitarren losgelassen wurde …
Copyright: Stuart Mostyn/Redferns/Getty Images
Keine Ahnung, was sie spielten – die Songs ihres ersten Albums vermutlich und ein paar dieser Seemannslieder, die zu der Zeit die B-Seiten schmückten -, Barât und Doherty führten einen Veitstanz auf, John Hassall trieb die Songs am Bass voran, Schlagzeuger Gary Powell hielt sie mit seinen Fills zusammen. Nach 25 Minuten war alles vorbei. Es war ein einziges lautes wunderschönes Geräusch, ein Furor, wie man ihn in diesem Jahrzehnt nie wieder erleben sollte. Für eine kurze Zeit war auch für diese Generation der Rock’n’Roll zurück.
Copyright: Peter Pakvis/Redferns/Getty Images
Eminem
Ford Field, Detroit
12. Juli 2003
45.0000 Fans sahen die Heimkehr eines unwahrscheinlichen Helden: Eminem war der berühmteste Rapper der Welt – ein weißer Hänfling, der so gekonnt fiese Texte spuckte, dass er weit über Hip-Hop-Kreise hinaus gehört wurde …
Copyright: Jeff Kravitz/FilmMagic/Getty Images
In Detroit perfektionierte Em seinen Massen-Appeal und stachelte das Publikum nach allen Regeln der Kunst auf. Er äffte Michael Jackson nach und adressierte „Cleaning Out My Closet“ an alle Söhne, die sich über Mama ärgern, viele „fuck yous“ inklusive. Vor Eminem spielte übrigens ein heute auch nicht unbekannter Typ namens 50 Cent.
Copyright: Jeff Kravitz/FilmMagic/Getty Images
Robbie Williams
Knebworth-Festival
1. – 3. August 2003
„And for the next two hours … your ass is mine!“ Drei Tage lang ist Robbie Williams der größte Entertainer des Universums, Strippenzieher aller Superlative. Jeweils 125.000 Fans haben Hitze und Verkehrschaos getrotzt, um zu erleben, wie ihr Liebling im Stile Houdinis kopfüber die legendäre Open-Air-Bühne der englischen Grafschaft Hertfordshire entert. Augenblicklich dirigiert Robbie die Massen nach Belieben, initiiert die ultimativen „We Will Rock You“- und „Strong“-Karaoke-Shows …
Copyright: Jon Furniss/Getty Images
Weitere Höhepunkte sind der Klassiker „Mr. Bojangles“ und Robbies spezielles Spielchen mit dem Publikum: Auf seine Vorgabe „Alcohol“ antwortet es nach seiner Anleitung mit „Yes“, auf „Drugs“ mit „Boo“. Wahrscheinlich verantwortet das fleischgewordene Victory-Zeichen auch die größte Gruppentherapie der Welt: Nicht nur das Mädchen, das Robbie bei „Come Undone“ auf der Bühne an den Arsch fassen durfte, und das Liebespaar, dem er „She’s The One“ widmet, nehmen diesen Abend – „I can feel you all!“ – als etwas ganz Persönliches mit.
Copyright: Jon Furniss/Getty Images
Brian Wilson
Royal Festival Hall, London
20. Februar 2004
Beach Boy Brian Wilson hatte 1966 Großes im Kopf: „Smile“ sollte die Mutter aller Konzeptalben werden, ein musikalisches Panorama wie keines zuvor. Doch dann brach alles zusammen, die meisten Songs blieben Fragmente. Dass sich Brian Wilson 37 Jahre später noch einmal – mit Hilfe des Texters Van Dyke Parks und seines „musikalischen Sekretärs“ Darian Sahanaja – um die Vollendung bemühen und sein Meisterstück anschließend live uraufführen würde – ein Wunder! …
Copyright: Hayley Madden/Getty Images
So droht die Royal Festival Hall an jenem Februarabend vor Spannung schier zu zerbersten: Alle Augen sind auf den von seiner Band umringten, hilflos wirkenden Mann gerichtet, der hinter einem Keyboard thront, das er im Laufe des Konzertes kaum berühren wird, und dessen Augen nichts als den Teleprompter fixieren. Eine tragische Figur? Mitnichten! Als Brian Wilson die Stimme erhebt, erklingt der Gesang eines Engels, seine zehnköpfige Band setzt mit Unterstützung der Stockholm Strings n‘ Horns seine musikalischen Visionen perfekt um, die Uraufführung gerät zum Triumphmarsch. Und der Trend, an einem Abend komplette Alben aufzuführen, nimmt seinen Lauf.
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Rufus Wainwright
Summerstage, Central Park, New York City
14. Juli 2004
Just in dem Moment, in dem Rufus Wainwright die Bühne betrittt, bricht ein höllisches Gewitter los. Der Sänger hebt zu seiner Beschwörung „Agnus Dei“ an – doch der Regen wird stärker, ein Sturm reißt den Vorhang hinter der Bühne entzwei …
Copyright: Carey Brandon/Redferns/Getty Images
„Well, if I can’t shock God with my brilliance, maybe I can lull him with my sweetness“, ruft er verzweifelt und singt mit Schwester Martha und Teddy Thompson gegen das Getöse an. Doch erst als er – seine Mutter Kate McGarrigle sitzt am Klavier – „Over The Rainbow“ anstimmt, stoppt der Regen. Rufus dankt es mit Leonard Cohens „Hallelujah“. Mehr Dramatik und himmlisches Pathos war nie. Wainwrights schönste Oper.
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Vote For Change
USA
September – Oktober 2004
Es war die pure Verzweiflung, die sie auf die Straße trieb. Im Jahr 2000 mussten sie zusehen, wie George W. Bush Al Gore den Wahlsieg wegschnappte. 2004 sollte Ähnliches nicht wieder passieren. Also fanden sich etliche Musiker zusammen, um den demokratischen Kandidaten John Kerry zu unterstützen. Bruce Springsteen, R.E.M. und Bright Eyes gehörten zu den Bands, die in den sogenannten „swing states“ auftraten, in denen der Wahl-Ausgang noch völlig offen schien …
Copyright: Debra L Rothenberg/FilmMagic/Getty Images
Der eloquenteste Sprecher war dabei wieder einmal Springsteen, der nicht müde wurde, das Publikum allabendlich zum Wählen aufzufordern. Nach jahrelanger Politik-Abstinenz warf sich auch Michael Stipe noch einmal ins Zeug, während Conor Oberst vor allem beeindruckt zu sein schien, dass er mit seinen Helden die Bühne teilen durfte. Allein, es nützte alles nichts. Erst vier Jahre später schaffte es Barack Obama – ohne eine „Yes, we can“-Tournee, aber wieder unterstützt von vielen Musikern.
Copyright: Theo Wargo/WireImage/Getty Images
Joanna Newsom
Barbican, London
19. Januar 2007
Man ging zu diesem Konzert, wie man Anfang des 20. Jahrhunderts vielleicht in eine Opern-Aufführung von Richard Strauss gegangen wäre: ernst, konzentriert, in großer Anspannung und freudiger Erwartung der Verzückungsspitzen dieses Abends …
Copyright: Hulton Archive/Getty Images
Zwei Monate zuvor war „Ys“ erschienen, ein Album aus fünf Songs, auf denen die junge Harfinistin ihre komplexe Songkunst auf erzählerische Höhen geführt hatte, die Van Dyke Parks mit seinen Arrangements auf kongeniale Art bebildert hatte. Nun würde Newsom das Werk begleitet vom London Symphony Orchestra konzertant aufführen. Die Vorstellung, dass „independent“ im Pop-Kontext zugleich für eine ästhetische Beschränkung, für Schrummelgitarren und Lo-Fi-Sounds stand, gehörte nach diesem Konzert ein für alle Mal der Vergangenheit an.
Copyright: Hulton Archive/Getty Images
Bob Dylan
Olympic Gymnastics Arena, Seoul
31. März 2010
Bob Dylans Gastspiel in Südkorea ist das 2218. Konzert seiner sogenannten Never-Ending-Tour, die im am 7. Juni 1988 begann. Um die 100 Konzerte spielt der 68-Jährige immer noch pro Jahr …
Copyright: Gary Miller/FilmMagic/Getty Images
Selbst der Tod hatte Respekt vor der Ewigkeit und ließ Dylan nach einer lebensgefährlichen Erkrankung 1997 wieder auf die Bühne. „Kritiker sollten doch wissen, dass es so etwas wie Ewigkeit nicht gibt“, erklärte Dylan 2009 im Rolling Stone-Interview. Wir sind uns da nicht so sicher. Ende Mai steht Dylan in Athen wieder auf der Bühne.
Copyright: Gary Miller/FilmMagic/Getty Images
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