Die 500 besten Alben aller Zeiten: Plätze 20 und 19
Sehen Sie hier die Plätze 20 und 19 unserer 500 besten Alben aller Zeiten
Platz 20: Carole King – „Tapestry“ (Ode, 1971)
Mit gerade mal Achtzehn komponierte Carol Joan Klein aus Manhattan unter dem Pseudonym Carole King gemeinsam mit ihrem Gatten, Gerry Goffin, 1960 ihre erste Nummer-eins- Single: „Will You Love Me Tomorrow“, gesungen wurde die von der Soul-Girlgroup The Shirelles. Auf „Tapestry“ interpretierte sie das Stück elf Jahre später (und mittlerweile von Goffin geschieden) selbst, in einer entschleunigten, melancholischen Pianofassung – mit Backing Vocals von Joni Mitchell (die im Studio nebenan gerade ihr Meisterwerk „Blue“ aufnahm) und James Taylor.
Letztgenannter hatte King einst geraten, ihre Lieder endlich auch selbst zu singen, und ihm widmete sie im Gegenzug für die freundliche Ermutigung auf „Tapestry“, das zu einem der erfolgreichsten Alben des Singer- Songwriter-Genres avancierte, das Stück „You’ve Got A Friend“ – ein Antwortsong auf Taylors „Fire And Rain“, in dem es heißt: „I’ve seen lonely times/ When I could not find a friend.“
Taylor, der auf „Tapestry“ Akustikgitarre spielte, nahm „You’ve Got A Friend“ ebenfalls auf und veröffentlichte es als Single. Seine Version wurde ein Nummer-eins-Hit und gewann 1972 einen Grammy als „Song of the Year“, während King bei derselben Verleihung gar vier Auszeichnungen einsackte. Nach ihrem kaum beachteten Debüt, „Writer“ (1970), wurde sie endlich adäquat als Künstlerin gewürdigt: King war die erste Frau, die einen Grammy in der Kategorie „Album of the Year“ gewann.
Ina Simone Mautz
Platz 19: Kendrick Lamar – „To Pimp a Butterfly“ (TDE/Interscope, 2015)
Das virtuose Album umarmt die Geschichte der afroamerikanischen Musik und entwickelt daraus eine Vision für die Zukunft. Jedes Stück ist übervoll mit persönlichen Referenzen und kulturellen Anspielungen – die für Europäer allerdings nicht immer leicht zu verstehen sind. Doch der Funk von „King Kunta“ nimmt einen ebenso mit wie das hoffnungsvolle Mantra „Alright“. Im Prinzip geht es um Entwicklung, Wachstum und Transzendenz der schwarzen Community – von der Raupe zum Schmetterling.
Das außergewöhnliche Cover zeigt den Rapper und einige seiner Freunde in Siegerpose vor dem Weißen Haus, am Boden ein weißer Richter, der ofensichtlich nicht mehr viel zu melden hat. Auch mit „The Blacker The Berry“, das sich auf die rassistischen Vorfälle in Ferguson 2014 bezieht, positioniert sich Kendrick Lamar in der langen Tradition afro-amerikanischer Musiker, die sich mit Bürgerrechten und Rassismus auseinandersetzen.
Doch bei aller zornigen Anklage vertritt der Rapper auch eine höhere Moral, beklagt seine eigene Schuld, damals in den Gangs von L.A.: „So, why did I weep when Trayvon Martin was in the street/ When gangbanging make me kill a nigga blacker than me? Hypocrite!“ Ein großer amerikanischer Poet.
Jürgen Ziemer