Post ID: 578299
ASMB No Ads Value:
Home › Musik › Rankings
Ranking
Die 50 besten Songs von U2
Die besten Lieder von U2, zusammengestellt und beschrieben von Markus Brandstetter (MBr), Maik Brüggemeyer (MB), Birgit Fuß (BF), Sassan Niasseri (SN) und Arne Willander (AW).
U2
Foto:
/rj.
All rights reserved.
49. „Boy Falls From The Sky“.
Das perfekte Musical-Lied. In vier Minuten wird erzählt, wie der schwache Peter Parker zum Superhelden mutiert, gesungen von Reeve Carney. Ein anschwellendes Orchester, Edges „Hold Me, Thrill Me..“-Signatur-Riff, Dramatik, die das Ende der Welt beschwört. Große, melodramatische Gefühle in eine so kurze Spieldauer zu verpacken – das ist nicht nur funktional an das entsprechende Event-Publikum gerichtet, sondern auch eine große Kunst. (aus „Spiderman: Turn Off The Dark‘, 2011). SN
48. „God Part II“.
Die U2-eigene Fortsetzung von John Lennons „God“. Die Versfolgen sind ähnlich, der heilige Zorn und die Zwiespältigkeit auch. Sie rechnen ab mit dem Teufel und der eigenen Selbstgerechtigkeit, mit Kokain und der Glorifizierung der Vergangenheit – und mit Lennons Biografen Albert Goldman. Racheengel Bono singt: „Instant Karma’s gonna get him/ If I don’t get him first.“ Die Moral von der Geschichte? Natürlich: „I believe in love.“ (aus „Rattle and Hum“, 1988). BF
47. „Babyface“.
„Coming home late at night / To turn you on / Checking out every frame / I’ve got slow motion on my side“. Das von einem Glockenspiel balancierte, wirklich wie in Zeitlupe vorgetragene Lied für das Supermodel Christy Turlington ist ihr vielleicht schönster Love Song, geradezu ungewohnt sexy – und der am meisten unterschätzte, es wurde nur wenige Male live dargeboten. (aus „Zooropa“, 1993). SN
46. „Vertigo“.
Un, dos, tres, catorce: Wer Atombomben zerlegen will, der darf auch schon einmal einen Song mit „eins, zwei, drei, vierzehn“ einzählen. Und nachdem es bei U2 immer um die Megalomanie ging, ist es auch nur folgerichtig, dass der Ort, in den sie uns mitnehmen wollen, dann auch „Vertigo“, also Schwindelgefühl, heißt. (aus „How To Dismantle An Atomic Bomb“, 2004). MBr
45. „Even Better Than The Real Thing“.
Die Initialzündung stammt von The Edge, den sein eigenes Riff an die Stones erinnerte. Und Bono gibt zwar nicht gerade den Jagger-Gockel, klingt für seine Verhältnisse aber recht verführerisch – obwohl es dann ja doch wieder um Sozialkritik geht. „Even Better Than The Real Thing“ ist Bonos Statement gegen falschen Schein und vorschnelle Bedürfnisbefriedigung auf Kosten anderer Menschen. (aus „Achtung Baby“, 1991). BF
44. „No Line On The Horizon“.
„Infinity is a great place to start“: Zukunftshymnen wollte man mit „NLOTH“ schaffen und riss den Horizont mit einem sphärischen Gewitter auf. „Time is irrelevant, it’s not linear“, sagt die Geliebte dem Protagonisten – und steckt ihm die Zunge ins Ohr. Nicht jeder Song auf dem Album schaffte es, diese Versprechungen einzulösen, aber der Titeltrack ist – gemeinsam mit einer Hand voll anderen Stücken auf dem Album – ein Musterbeispiel für Soundsuche und Klangarchitektur der Band. (aus „No Line On The Horizon“, 2009). MBr
43. „Please“.
Das Arrangement aus Disco-Bass und Stop-and-Go-Schlagzeug sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bono hier das Ende der blutigen Unruhen in Nordirland fordert. Ein Protestlied, in das man sich hineinhören muss. The Edge spielt, in der Single-Version, ein herzzereissendes Solo, live mischt Larry den „Sunday Bloody Sunday“-Beat dazu. 1997 waren U2 Pop, aber nicht oberflächlich. (aus „Pop“, 1997). SN
42. „40“.
„How long … how long … to sing this song?“, fragt Bono, und die Antwort ist: sehr lange. Bis heute singen U2 dieses Lied, das natürlich auf den Psalm mit derselben Nummer zurückgeht. Angeblich hat es auch nur 40 Minuten gedauert, bis „40“ im Kasten war – die Studiozeit zum Album „War“ war eigentlich schon abgelaufen und Adam Clayton bereits nach Hause gegangen, als die restlichen drei doch noch dieses eine Lied aufnahmen. Sie konnten sich schon damals schlecht von ihrer Arbeit trennen. (aus „War“, 1983). BF
41. „Original Of The Species“.
Bono widmete es seinem Patenkind: der Tochter von The Edge. Für die hat er nicht nur jede Menge guter Ratschlage, wie sie Dylan in „Forever Young“ nicht besser hätte geben können, sondern auch pädagogische Tricks parat: „I give you everything that you want / Except the things that you want“. (aus „How To Dismantle An Atomic Bomb“, 2004) MBr
40. „Tryin‘ To Throw Your Arms Around The World“.
Sechs Uhr morgens, Sprachstörung, „sunrise like a nosebleed“: Nicht gerade das typische U2-Sujet, so ein Morgen nach durchzechter Nacht. Vielleicht gerade deshalb ein besonders charmanter Song, dessen Melodie ähnlich mitreißend herumschwankt wie der beschriebene Protagonist. Die inzwischen fast sprichwörtliche Zeile „a woman needs a man like a fish needs a bicycle“ hat sich Bono bei der australischen Autorin Irina Dunn geborgt. (aus „Achtung Baby“, 1991). BF
39. „Love Is Blindness“.
In a parked car/ In a crowded street / You see your love/ Made complete / Thread is ripping / The knot is slipping“ – Das pessimistischste Lied, das je über Selbstmordattentäter und Terrorismus geschrieben wurde. Und Bono, dem so oft Populismus vorgeworfen wird, nennt dazu noch nicht mal Namen. (aus „Achtung Baby“, 1991). SN
38. „The Miracle (Of Joey Ramone)“.
Zurück aus der Zukunft: Mit „Songs Of Innocence“ vertonten U2 ihren eigenen, autobiographischen „Coming of Age“-Roman. Die erste Singleauskopplung, powered by Apple, erzählt von der juvenilen Punkrock-Erweckung durch The Ramones. „We were pilgrims on our way“, singt Bono – und die Pilgerreise zahlte sich aus. U2 stießen bei Joey später auf Gegenliebe. Nachzulesen: auf Platz 30 dieser Liste (aus „Songs Of Innocence“, 2014). MBr
37. „Do You Feel Loved“.
Laut Bono gibt es auf „Pop“ zwei Sorten Songs: solche der Party- und die der Hangover-Phase. Dieses Stück, sträflicherweise nie als Single veröffentlicht, erzählt von einer düsteren Party, die zu einer Art Exorzismus führt: „Love is coming, pushing and shoving / In the belly of a woman / Heavy rhythm taking over.“ Bonos defensive Haltung zeigt sich auch darin, dass der Songtitel kein Fragezeichen trägt. (aus „Pop“, 1997). SN
36. „MLK“.
Der Abschluss-Song von „The Unforgettable Fire“ ist ein Schlaflied, dem großen Martin Luther King gewidmet. Die sanfte Melodie hat eine fast hypnotisierende Wirkung, dazu singt Bono von Träumen und Donnerwolken, die vorüberziehen sollen. Es gehe um „Verständnis, nicht Rache“, gab er später zu Protokoll – und leistet in diesem Lied mal keinen Widerstand: „So let it rain…“ Letzte weise Worte, eine Art „Let It Be“. (aus „The Unforgettable Fire“, 1984). BF
35. „Numb“.
Bekannt wurde dieser Song vor allem durch das Video, in dem The Edge, der nach „Van Diemen’s Land“ von „Rattle And Hum“ ein zweites Mal den Leadgesang in einem U2-Song übernehmen durfte, allerhand Scheußlichkeiten angetan werden. Dazu sprechsingt er stoisch eine Art „Subterranean Homesick Blues“ auf Valium. „Numb“ entstand aus einem Outtake der „Achtung Baby“-Sessions, das Brian Eno und The Edge radikal bearbeiteten. (aus „Zooropa“, 1993). MB
34. „Magnificent“.
Nachdem man mit „Get On Your Boots“ eine erste Single für „NLOTH“ ausgewählt hatte, die den Rest des Albums nur bedingt wiederspiegelt, war „Magnificient“ eine weitaus repräsentativere Wahl für die Vision, die U2 auf diesem Album verfolgten. Gemeinsam mit dem Titeltrack sowie „Moment Of Surrender“ ist „Magnificient“ der frühe Höhepunkt: klanglich passiert auch hier auf allen Ebenen so immens viel, dass man den gesamten Umfang auch bei mehrmaligem Hören noch nicht ganz erfasst. (aus „No Line On The Horizon“, 2009). MBr
33. „Hawkmoon 269“.
U2 goes America, mit Bob Dylan an der Orgel und einem Gospelchor am Ende. Als die Band auf ihrer „Conspiracy Of Hope“ für Amnesty International mit dem Tourbus durch Rapid City, North Dakota, fuhren, sah Bono ein Schild, auf dem „Hawkmoon“ stand. Das war die Inspiration für einen Song, der U2 im Studio drei Wochen kostete, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden waren – angeblich haben sie ihn 269 Mal abgemischt. (aus „Rattle and Hum“, 1988). MB
32. „Desire“.
Ein weiterer klassischer U2-Song: gewaltige Melodie, hibbelige Gitarren, viel Leidenschaft. Nur ein richtig guter Text wollte Bono nicht einfallen. Das Bild von der brennenden roten Gitarre nahmen sie später auf „Rattle & Hum“ noch einmal auf, bei ihrer Version von Dylans „All Along The Watchtower“ – dann mit einem Zusatz, der Menschen, die U2 damals für selbstgerechte Frömmler hielten, nicht gerade beruhigte: „All I’ve got is a red guitar/ Three chords and the truth.“ (aus „Rattle and Hum“, 1988). BF
31. „Sometimes You Can’t Make It On Your Own“.
Seine verstorbene Mutter hat Bono bis heute in mindestens drei Liedern besungen; dieses dreht sich um den „old irish man“, seinen toten Vater. „Can you hear me when I sing? / You’re the reason I sing“. Vielleicht die bisher traurigste Textzeile in einem U2-Song. Der Titel lautete ursprünglich „Tough“ – gut, dass die Band hier dann doch auf Ironie verzichtete. (aus „How To Dismantle An Atomic Bomb“, 2004). SN
30. „In A Little While“.
Immer wieder kommt bei U2, gewollt oder nicht, der Gospel ins Spiel. Hier geht es eigentlich um einem Alkohol-Kater, dem Verlorensein, der Reue und dem Nachhause wollen. An seinem Sterbebett sah Joey Ramone in all dem etwas ganz anderes. Es sollte das letzte Lied sein, das er vor seinem Tod hörte – und es damit für immer in einen anderen Kontext stellte. (aus „All That You Can’t Leave Behin“, 2000) MBr
29. „If You Wear That Velvet Dress“.
Wie unter starken Beruhigungsmitteln singt Bono in diesem sanften, langsamen Disco-Schubser vom Morgen danach, wenn so kleine Dinge, wie hübsche Kleider, schon die Welt bedeuten. Passt wunderbar zum erschöpften letzten Drittel von „Pop“, und The Edge spielt seine bisher beste Melodie dazu. In den Hintergrund gemischt! (aus „Pop“, 1997). SN
28. „Bullet The Blue Sky“.
Der brutalste Song auf „The Joshua Tree“ wurde vom Bürgerkrieg in El Salvador inspiriert und von Ronald Reagans grausamer Politik. Es hat schon eine Art, mit welch unterdrückter Wut Bono die Worte „Outside is America“ singt. Es war halt doch nicht alles gut im gelobten Land. Der Filmtitel „Rattle and Hum“ stammt aus einer Zeile von „Bullet The Blue Sky“ – und dort stellten U2 dem Song noch Jimi Hendrix‘ zerschossene Version von „The Star Spangled Banner“ voran. Muss ja nicht immer alles subtil sein. (aus „The Joshua Tree“, 1987). BF
27. „Love Rescue Me“.
Den Text schrieb Bono 1987 in Los Angeles zusammen mit Bob Dylan, der Song hieß zunächst „Prisoner Of Love“. Dylan sang auf der ersten Version auch, wollte dann aber doch nicht, dass sie veröffentlicht wird – angeblich wegen vertraglicher Verpflichtungen bei den Traveling Wilburys. Bono übernahm. Dem opulenten Lied über Liebe, Vergebung und Erlösung hat’s nicht geschadet. (aus „Rattle and Hum“, 1988). BF
26. „Gloria“.
Hier nahm sich Bono zwei Inspirationsquellen vor: einerseits den gleichnamigen Song von Van Morrison und andererseits – Überraschung! – die heilige Schrift. „Gloria in te Domine / Gloria exultate“ singt er im Refrain bibelfest. Ein religiöses Lied über Sex oder ein sexuelles Lied über Religion? Jedenfalls wollten viele im Vereinten Königreich die Single nicht so wirklich kaufen: nur für Platz 55 der UK-Charts reichte der Opening Track von „October“. (aus „October“, 1981).MBr
25. „Beautiful Day“.
Es war nicht nur ein schöner, sondern auch ein neuer Tag. Drei Jahre waren seit „Pop“ vergangen, und U2 hätten sich mit keiner besseren Single zurückmelden können. „Beautiful Day“ war eingängig und doch neues Terrain, ein Fingerzeig in Richtung Vergangenheit und ein entschlossener Schritt in die nächste Phase ihres Werks. Dass im Video Flugzeuge knapp über die Köpfe der Band hinweg fliegen, passt: hier geht es um Aufbruch, um das Weiterwollen, um E-L-E-VA-TION. (aus „All That You Can’t Leave Behind“, 2000) MBr
24. „Mofo“.
Kein Song beschreibe sein Leben besser als dieser, hat Bono mal in einem Interview verkündet. „Mofo“ ist kurz für „Motherfucker“, und handelt davon, wie er nach dem Tod seiner Mutter, die starb, als er 14 war, nach einem Sinn und einem Selbst suchte und sich der Religion und dem Rock’n’Roll zuwandte. Ödipus rocks! (aus „Pop“, 1997). MB
23. „Indian Summer Sky“.
Zu der Stakkato-Gitarre von The Edge und dem prägnanten Schlagzeug von Larry Mullen singt Bono pathetisch-sehnsuchtsvoll und wiederholt einige Passagen, was an das ebenfalls von Brian Eno produzierte Album „Remain In Light“ von den Talking Heads (1980) erinnert. (aus „The Unforgettable Fire“, 1985). AW
22. „Hold Me Thrill Me Kiss Me Kill Me“.
Das Glamrock-Monster illustrierte „Batman Forever“ und war zum Glück aus der Sicht des Fledermann-Gegenspielers „Riddler“ gesungen. „And your turning tricks / With your crucifix /
You’re the star – Mitte der Neunziger standen U2 auf dem Gipfel. (Single, 1995). SN
21. „Daddy’s Gonna Pay For Your Crashed Car“.
Ein irrer Höhepunkt auf „Zooropa“, der mit einem Sample aus „Le Rocher Sur La Volga“ vom russischen Alexandrow Ensemble beginnt, das U2 auf einem von der sowjetischen Regierung veröffentlichten Box-Set mit Lieblingsliedern Wladimir Iljitsch Lenin fanden. Dann setzt der verzerrte Rhythm-Track von , The Edge and Larry Mullen Jr. ein und Bono singt über Abhängigkeit. (aus „Zooropa“, 1993). MB
20. „Wake Up Dead Man“.
Der letzte Song von „Pop“, der mit schlichtem Gitarrenspiel, flirrenden Geräuschen und verzerrtem Gesang beginnt, ehe das Schlagzeug einsetzt und das Stück sich allmählich zu einer Art flehentlichem Blues mit schneidendem Gitarrenspiel aufbaut. Hauptfigur: Jesus. (aus „Pop“, 1997). AW
19. „Acrobat“.
Der Song ist Delmore Schwartz gewidmet, dessen Kurzgeschichte „In dreams begin responsibilities“ Bono schwer beeindruckte. Die etwas sperrigen Strophen über brennende Seelen, Kirchen und Brotbrechen kann man überhören, der Chorus ist dafür unfassbar kraftvoll und für U2 ungewohnt deutlich: „And you can swallow/ Or you can spit/ You can throw it up/ Or choke on it/ And you can dream/ So dream out loud/ You know that your time is coming ‚round/ So don’t let the bastards grind you down!“ Leider spielen U2 das Lied nie live. (aus „Achtung Baby“, 1991). BF.
18. „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“.
Die zweite US-Nummer-eins, gleich nach „With Or Without You“, wäre ohne die Hartnäckigkeit von Produzent Daniel Lanois vielleicht nie zustandegekommen. Er wollte Larry Mullen Jr.s Drumbeat, mit dem anfangs keiner etwas anfangen konnte, einfach nicht in die Tonne treten. Schließlich entwickelte sich daraus eine Art Gospel, in dem Bono natürlich wieder mal den Sinn sucht – im dazugehörigen Videoclip ausgerechnet im Sündenpfuhl Las Vegas. (aus „The Joshua Tree“, 1987). BF
17. „I Will Follow“.
Der erste Song auf dem ersten Album „Boy“. Neben der Stakkato-Gitarre von The Edge, dem prägnanten Bass-Spiel und Bonos klagendem Gesang sind auch im Text schon alle Topoi vorhanden: Er war blind, jetzt kann er sehen; der Junge wird zum Mann; die Suche nach jemandem, dem man folgen kann. (aus „Boy“, 1980). AW
16. „Zoo Station“.
Dunkelheit tritt an die Stelle des Lichts. Mit „Where The Streets Have No Name“ begrüßten U2 den Sonnenaufgang. Mit „Zoo Station“ ging die Band unter die Erde. The Edge spielte keine erhebenden Töne mehr, seine Gitarre klang wie ein rasender Zug. Bono sang erstmals mit verstellter Stimme. Er legte es darauf an missverstanden zu werden. Verrat, Abkehr von Gott. Immer noch: der beste Opener einer U2-Platte. (aus „Achtung Baby“, 1991). SN
15. „Sunday Blooday Sunday“.
Mehr als eine Dekade nach dem als „blutiger Sonntag“ in die irische Geschichte eingegangenen Tag, bei dem 26 Demonstranten und Passanten von britischen Soldaten erschossen wurden, nehmen U2 1983 mit „Sunday Bloody Sunday“ Stellung zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des gespaltenen Irlands. „How long must we sing this song“, klagt Bono an, und schafft damit einen der wichtigsten Protest-Songs der jüngeren Popgeschichte. (aus „War“, 1983). MBr
14. „Mysterious Ways“.
Womöglich die tanzbarste Hendrix-Variation überhaupt. Ist das schon HipHop? Was macht The Edge da mit seiner Gitarre? Die Band lässt sich vom Bauchtanz verzaubern? Eine perfekte Single, und von allen U2-Auskopplungen, die nie eine Nummer eins wurden, die verführerischste. Auf „Mysterious Ways“ ist immer Verlass. (aus „Achtung Baby“, 1991). SN
13. „Pride (In The Name Of Love)“.
Der bis dahin größte Hit der Band, um ein typisches Riff von The Edge herum gebaut und von unwiderstehlicher hymnischer Kraft. Die erste Single von „The Unforgettable Fire“. (aus „The Unforgettable Fire“, 1984). AW
12. „New Years Day“.
Der erste Single vom „War“-Album, und vermutlich der einzige Song über die polnische Gewerkschaft „Solidarność”, der es in die britischen Top-10 schaffte. Adam Claytons treibender Basspart zu diesem Stück, das als Liebeslied an Bonos Frau Alison begann, ist von Visages „Fade To Grey“ inspiriert. (aus „War“, 1983). MB
11. „Until The End Of The World“.
Der Song entstand aus einem Instrumental-Track mit dem Titel „Fat Boy“. Als Regisseur Wim Wenders U2 nach Musik für seinen neuen Film „Until The End Of The World“ fragte, setzte sein Freund Bono sich hin und schrieb einen Text dazu. Mit der Handlung des epischen Öko-Dramas haben die lyrics allerdings nichts zu tun, der Song handelt von einem Gespräch zwischen Jesus und Judas Iskariot. (aus „Achtung Baby“, 1991). MB
10. „City Of Blinding Lights“.
Er brauchte dem Publikum in New York City nur in die tränenden Augen zu schauen – und schon hatte Bono endlich den Refrain für das Stück, das seit „Pop“-Tagen immer wieder nicht fertig werden wollte. „Oh, you look so beautiful tonight“ brüllte er dem Publikum kurz nach 9/11 intuitiv entgegen. „City Of Blinding Lights“ ist eine Liebeserklärung: an die eigene Vergangenheit und Unschuld, an die Stadtlichter, die vielleicht beschädigt, aber immer noch vielversprechend leuchten. Und immer wieder: „Oh, you look so beautiful tonight“. (aus „How To Dismantle An Atomic Bomb“, 2004) MBr.
9. „Discotheque“.
Bis heute hat die Band – Fremd-Remixe – ausgeschlossen – drei (!) offizielle Versionen veröffentlicht, derart schwer war dieses Biest zu meistern. Pop an sich: ja, der ist schwerelos, hüllenlos, ungreifbar: „You can reach / But you can’t grab it / You know you’re chewing bubblegum
You know what that is / but you still want some / You just can’t get enough / Of that lovie, dovie stuff“. Der Travolta-Traum, dass sich auf der Tanzfläche die Klassenschranken aufheben. Wer U2 hasst, wird es nicht gerne hören, aber: als Disco-Song unerreicht. (aus „Pop“, 1997). SN
8. „A Sort Of Homecoming“.
Der atmosphärisch dichte Auftakt von „The Unforgettable Fire“, spürbar von der Produktion von Danel Lanois und Brian Eno geprägt. Eine Art Präludium für das eingängige und geradlinige „Pride“, das an die früheren Songs von U2 anknüpft. (aus „The Unforgettable Fire“, 1984). AW
7. „Stay (Far Away, So Close!)“.
Unverständlich, warum „Stay“ nicht in die Geschichte eingegangen ist: als Berlin-Song, als Berlin-Song der Neunziger, als Berlin-Party-Song der Neunziger. Das ultimative Hangover-Stück. Das gegenüber der Gitarre versetzte Schlagzeug schwappt wie das Gehirn beim Katerkopfschmerz. „Red lights, gray morning /You stumble out of a hole in the ground /A vampire or a victim /It depends on who’s around“. Vor 20 Jahren, schien in Berlin alles möglich. Im dazugehörigen Clip besteigt Bono die Siegessäule; es soll den Sänger wohl auf dem Höhepunkt seiner Potenz zeigen. (aus „Zooropa“, 1993). SN
6. „Where The Streets Have No Name“.
Auftaktsong und dritte Single von „The Joshua Tree“. Dass die drei zwingendsten Lieder des Albums gleich am Anfang stehen, ist Sängerin Kirsty MacColl zu verdanken – sie schlug U2 eine Reihenfolge vor, weil die sich nicht einigen konnten. Eine Bitte hatten sie allerdings an die Kollegin: dass „Where The Streets Have No Name“ am Anfang steht. Wahrscheinlich, weil einen Bonos flehende erste Worte gleich gefangen nehmen: „I want to run/ I want to hide …“ (aus „The Joshua Tree“, 1987). BF
5. „Lemon“.
Nie zuvor und nie danach ist U2 die Vermählung von Dancefloor und Pathos so gut gelungen wie auf diesem Track. Bono schrieb den Text zu „Lemon“, nachdem ein Super-8-Video gesehen hatte, in dem seine 1974 verstorbene Mutter Iris im Alter von 24 Jahren bei einer Hochzeit in einem zitronenfarbenen Kleid zu sehen war. (aus „Zooropa“, 1993). MB
4. „One“.
Vielleicht das berühmteste Stück von U2, das auf einer schlichten, aber zwingenden Akkordfolge von The Edge basiert. „One“ erschien auf „Achtung Baby“ und war 1992 die dritte Single aus dem Album; später nahmen Joe Cocker, Keziah Jones, die Cowboy Junkies und Johnny Cash ihre Versionen des Songs auf. Für das Projekt Passengers verwendete Bono das Stück 1995. (aus „Achtung Baby“, 1991). AW
3. „Moment Of Surrender“.
Ein rastloser, futuristischer Gospel, getrieben von einer pulsierenden, synkopierten Basslinie und einer Orgel, die sich wie Nebel über den Großstadtdächern ausbreitet: „Moment of Surrender“ brauchte nur einen Take im Studio. Magie, meinte Produzent Brian Eno. Bono vergisst sich textlich selbst und wächst stimmlich über sich selbst hinaus: „I tied myself with wire / to let the horses run free“. Musikalisch geschehen im Song Welten. Eno hat schon Recht: Magie. (aus „No Line On The Horizon“, 2009) MBr
2. „The Fly“.
Anfang der Neunziger stand der Imagewechsel bevor, der die Band retten sollte, dies war die wohl wichtigste Vorabsingle ihrer Karriere. Wer U2 vorwirft, sie hätten darin die Rave-Szene der Happy Mondays, Stone Roses usw ausgebeutet und beerdigt, vergisst vielleicht: „The Fly“ war auch das beste Lied, das aus dieser Bewegung entstanden ist. (aus „Achtung Baby“, 1991)
1. „With Or Without You“.
Man muss vielleicht nur diesen Song und „One“ kennen, um U2 zu verstehen – und die Kraft, mit der sich so viele ihrer Lieder ins Gedächtnis und ins Herz drängen. Bei „With Or Without You“ ist alles vereint: eine unsterbliche Melodie, angetrieben von der klassischen The-Edge-Gitarre. Bonos sehnsüchtiger, aber auch fordernder Gesang. Und ergreifend einfache Zeilen über die Suche, die nie endet: „Through the storm we reach the shore/ You give it all but I want more …“ (aus „The Joshua Tree“, 1987). BF.
Weitere Highlights
Empfehlungen der Redaktion
Abonniere unseren NewsletterVerpasse keine Updates