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Die 50 besten Live-Alben: Teil 2 mit Bob Dylan, Neil Young und Wilco
Wir haben gewählt: die 50 besten Live-Alben. Teil 2 u.a. mit Bob Dylan, Neil Young und Wilco
24. Sam Cooke - One Night Stand (1985)
Ein Dokument dessen, was Soul vermag: Ungemein vital und aufgespeedet klingt Cooke bei seinen Hits „Chain Gang“ und „Twistin’ The Night Away“, roh und unbehauen die Aufnahme aus dem Harlem Square Club vom Januar 1963. Vielleicht sollte es deshalb mehr als 20 Jahre dauern, bis die Platte endlich veröffentlicht wurde. Unfassbar, dass dieses heute hochgeschätze Live-Album so lange im Archiv verstaubte.
24. Sam Cooke – One Night Stand (1985)
Ein Dokument dessen, was Soul vermag: Ungemein vital und aufgespeedet klingt Cooke bei seinen Hits „Chain Gang“ und „Twistin’ The Night Away“, roh und unbehauen die Aufnahme aus dem Harlem Square Club vom Januar 1963. Vielleicht sollte es deshalb mehr als 20 Jahre dauern, bis die Platte endlich veröffentlicht wurde. Unfassbar, dass dieses heute hochgeschätze Live-Album so lange im Archiv verstaubte.
23. The Band – The Last Waltz (1978)
Den Film vom Farewell-Tanz ’76 mochte sich Levon Helm kaum anschauen, weil Martin Scorsese wohl ins Ego von Robbie Robertson verliebt war. Aber die Musik wirkt ja auch ohne Bühnenbilder. Gäste wie Muddy Waters oder Van Morrison („Caravan“) stehlen The Band fast die Show. Aber Helm singt „Up On Cripple Creek“ und „The Night They Drove Old Dixie Down“ tatsächlich, als wär’s das letzte Mal.
22. Wilco – Kicking Television (2005)
Kicking Television“ ist das Gründungsdokument der langlebigsten und brillantesten Besetzung dieser wunderbaren Band. Bei den 31 Songs des Quadrupel-Albums (die Doppel-CD-Version hat acht weniger), die an vier Abenden im Vic Theatre in Chicago aufgenommen wurden, ist erstmals Wundergitarrist Nels Cline dabei, der Wilco in neue akustische Dimensionen führt. Besser klangen diese Lieder nie.
21. Bob Marley – Live! (1975)
Der Boden fürs Reggae-Crossover war mit Eric Claptons Top-Ten-Cover von „I Shot The Sheriff“ bereitet, als Bob Marley das Londoner Lyceum mit seinen neu formierten Wailers um Gitarrist Al Anderson im Juli 1975 in einen Off-Beat-Rausch spielt. Bei „Lively Up Yourself“, „Get Up, Stand Up“ und natürlich „No Woman, No Cry“ glaubt man, gewaltige Energiewellen zwischen Publikum und Bühne mit Händen greifen zu können.
20. Talking Heads – The Name Of The Band Is Talking Heads (1982)
Als dieses Doppelalbum erschien, waren die Talking Heads die beste Band der Welt. Dokumentiert wird die Tournee vor „Remain In Light“ (1980) in kleiner Besetzung mit den Stücken bis „Fear Of Music“ – und später mit Funk-Rhythmikern und dem wahnwitzigsten, urwaldmäßigsten, klöppelndsten und paranoidesten Finale aller Zeiten. And the heat goes on.
19. Neil Young – Arc/Weld (1991)
Nach dem Wiedererwachen mit „Freedom“ und dem rustikalen „Ragged Glory“ ging Neil Young mit Crazy Horse auf Tournee und spielte lauter denn je. Mit erschütterndem Feedback, Lichtblitzen und riesigen blakenden Kerzen wurde auf der Bühne eine Stimmung evoziert, die man als Reaktion auf den ersten amerikanischen Irakkrieg deuten konnte. Die beigegebene Platte „Arc“ enthält nur Gitarren-Feedbacks.
18. Nirvana – MTV Unplugged In New York (1994)
Nirvana machten bei ihrem Unplugged-Gastspiel, was sie wollten: spielten wenige Hits, sechs Coverversionen und die Gitarre mit Verstärker, luden als Gäste ihre Kumpel von den Meat Puppets ein. So entstand nicht einfach ein weiteres Akustik-Album der Reihe, sondern – mit der Veröffentlichung nach Cobains Tod – ein Zeugnis für das Besondere dieser Band.
17. Thin Lizzy – Live And Dangerous (1978)
Laut Tony Visconti, dem Produzenten, wurde im Studio noch einmal richtig nachgearbeitet, insofern ein Hybrid, aber egal: Die Lizzy-Klassiker „Emerald“, „Jailbreak“, „Southbound“ etc. gibt es hier in ausgehärteten, aufgerauten, getriebenen, eben in den letztgültigen Versionen. Allein die Ansagen sind zum Auswendiglernen, die funkensprühenden Soli von Scott Gorham und Brian Robertson sowieso.
16. Bruce Springsteen – Live/1975-85 (1986)
Die 40 Songs (auf zehn Seiten, wenn man sich für das Vinyl-Boxset entschied!) zeigen Bruce Springsteen und die E Street Band auf der Höhe ihrer Kunst: So groß kann Rockmusik sein, so aufregend und bewegend! Von den ersten Takten von „Thunder Road“ bis zu den letzten von „Jersey Girl“ lassen sie nicht ein Mal nach – und landeten mit der sperrigen Single „War“ sogar noch einen Top-Ten-Hit.
15. The Doors – Absolutely Live (1970)
Das einzige Live-Album, das zu Lebzeiten Jim Morrisons herauskam. Produzent Paul Rothchild setzte die Songs aus diversen Aufnahmen zusammen – ein umstrittenes Vorgehen, aber mit grandiosem Resultat: Psychedelische Rockmusik war nie wieder so packend. Nach tollen Covers, dem endlosen „When The Music’s Over“ und einem wilden „Break On Through“ beginnt die „Celebration Of The Lizard“. Wake up!
14. Deep Purple – Made In Japan (1972)
Hat sich Ritchie Blackmore bei den vier Akkorden tatsächlich verspielt? Oder ist die Variante des „Smoke On The Water“-Riffs Kalkül? Letzteres würde ganz gut passen zu diesen verjammten, vor allem Blackmore und Keyboarder Jon Lord solistisch herausfordernden, aggressiven und trotzdem sauberen Versionen der Klassiker. Natürlich – die Band beschwört’s! – garantiert ohne Ovderdubs.
13. AC/DC – If You Want Blood… (1978)
Das titelgebende Versprechen hielten AC/DC mit ihrem ersten Live-Album – noch mit Bon Scott am Mikrofon. Bei den zehn Aufnahmen von der Powerage-Tour 1978, die vorwiegend beim Konzert in Glasgow entstanden, meint man, das Blut und den Schweiß förmlich zu schmecken. Von der rohen Energie ihres bluesinfizierten Hardrock zeugen frühe Hits wie „Whole Lotta Rosie“ oder „High Voltage“.
12. Donny Hathaway – Live (1972)
Selten klang eine Aufnahme näher dran, man scheint tatsächlich an einem Tischchen in der ersten Reihe des kleinen Clubs im New Yorker Village zu sitzen, während Donny Hathaway die ersten Takte auf seinem E-Piano spielt und das Publikum auffordert: „Gimme a talk about the ghetto, yeah!“ Es folgen zwölf Minuten groovy conciousness. Vielleicht der in jeder Hinsicht bewegendste Live-Moment im Soul.
11. Jackson Browne – Running On Empty (1977)
1977 konnte Browne es sich erlauben, mit Danny Kortchmar, Greg Leisz, Russell Kunkel, Craig Doerge und David Lindley auf Tournee zu gehen. Man fuhr viel Bus, sah Richard-Pryor-Filme und soff. „Cocaine“ wurde im Hotelzimmer aufgenommen, andere Songs wurden bei Proben und im Konzert mitgeschnitten. Der sanfteste Songschreiber hatte die romantischste Live-Platte der 70er-Jahre gemacht.
10. Ramones – It’s Alive (1979)
Wohl eines der schnellsten Live-Alben aller Zeiten. Der Anzähler „Onetwothreefour“ braucht weniger als zwei Sekunden. Keiner der 28 Songs ist länger als drei Minuten, rund die Hälfte bleibt sogar unter zwei. Von „Rockaway Beach“ bis „We Are A Happy Family“ nur ein dahingezischter Kondensstreifen. Strukturell ist das Getöse von Joey, Dee Dee und Co. der simplen Bauart des Traditionskloppers „Surfin’ Bird“ nicht unähnlich. So simpel rockend wie nur möglich. Aufgenommen am Neujahrstag 1977 im Londoner Rainbow Theatre, brachten die langhaarigen New Yorker ihre NYC-Punk-Version in die Punk-Metropole London. Noch unsicher, was von dem neuen Krawallmusikding wohl zu halten ist, sprengte „It’s Alive“ Ende der Siebziger so manche bräsige Tropfkerzen-Flokati-
Kellerparty.
9. John Coltrane – Live At The Village Vanguard (1962)
Er war weder der Erste noch der Radikalste. Dass sein atemberaubender Live-Sound von der Kritik einst als Anti-Jazz gescholten und heute als Geburtsschrei der Avantgarde gepriesen wird, mag daran liegen, dass ausgerechnet John Coltrane, der arrivierte, integre Ausnahme-Instrumentalist seiner Zeit, das Genre aus dem Zentrum an seine äußeren Grenzen führte. Mit „Chasin’ The Trane“, einer 15-minütigen Sax-Eruption zu unerbittlich groovendem Drum & Bass, spielte er sich von Schönklang, Harmonietreue und konventioneller Songdramaturgie frei – mochte ihm folgen, wer wollte. Dabei öffnet die Original-LP nur ein kleines Fenster zum multidimensionalen Klangkosmos, den Coltrane 1961 in vier Novembernächten in dem kleinen New Yorker Club beschwor.
8. The Rolling Stones – Get Yer Ya-Ya’s Out! (1970)
Brian Jones ist tot, Mick Taylor neu in der Band, und die letzte Tour liegt schon zweieinhalb Jahre zurück. Doch die US-Konzertreise der Rolling Stones im November 1969 erweist sich als „history’s first mythic rock and roll tour“ (Robert Christgau). Das beweisen die bis heute besten Livealben der Stones: Das Bootleg „Live’r Than You’ll Ever Be“, Mitschnitt einer Show in Oakland, und die offizielle Replik „Get Yer Ya-Ya’s Out!“, die Aufnahmen im New Yorker Madison Square Garden und im Civic Center in Baltimore vermanscht. Dass die Stones dabei schummeln, im Studio Jaggers Gesangsparts mit Overdubs aufhübschen, ändert nichts daran, dass sie nie mehr so präsent und unmittelbar klingen wie in diesen Versionen von „Street Fighting Man“ oder „Midnight Rambler“.
7. Van Morrison – It’s Too Late To Stop Now (1974)
Vermutlich war Van Morrison nie besser als 1973. Die auf diesem Doppelalbum verewigten Konzerte in Los Angeles und London bestritt er mit dem elfköpfigen Caledonian Soul Orchestra, ein paar Soul- und Blues-Standards und konzentriert-ekstatischen Zehn-Minuten-Versionen von „Caravan“ und „Cyprus Avenue“. Bei Letzterem ruft ein Fan „Turn it on!“, und Morrison antwortet: „It’s turned on already.“ Allerdings! Vor allem die beiden Konzerte im Rainbow Theatre glichen Triumphen; zuletzt war der launenhafte Ire sieben Jahre zuvor, noch mit Them, in London aufgetreten. Unfassbar, was seine Stimme da machte, perfekt und seelenvoll von seiner tadellosen Band getragen (so perfekt, dass Morrison „Moondance“ vom Album kippte, weil sich Gitarrist John Platania für den Bruchteil einer Sekunde verspielte). Groß. Ganz groß!
6. Bob Dylan – The Bootleg Series Vol. 4, Bob Dylan Live 1966 (1998)
Als diese Aufnahme 1998 erschien, war das Konzert vom 17. Mai 1966 längst Teil der Legende geworden, und die meisten Fans besaßen eh schon das Bootleg, auf dem fälschlicherweise die Londoner Royal Albert Hall als Veranstaltungsort angegeben war. Doch es war die Free Trade Hall in Manchester, wo ein Störenfried Dylan am 17. Mai 1966 gegen Ende des Sets ein „Judas!“ entgegenrief und der Sänger mit seinen Freunden von den Hawks antwortete, indem er die größte Explosion entfachte, die bis dahin je auf einer Bühne stattgefunden hatte. Das wütende „Like A Rolling Stone“ war der Höhepunkt eines Abends, an dem Dylan sich in der ersten Hälfte scheinbar als Folksänger gab, um dann mit Bandbegleitung die beste Musik seines Lebens zu spielen.
5. The Who – Live At Leeds (1970)
Das erste und unerreichte Live-Album der klassischen Who-Formation. Nach dem Konzept- und Opern-Tamtam wollte die Band beweisen, dass sie immer noch harte Rocker waren. „Tommy“ wird nur via Medley in der langen, materialzermürbenden „My Generation“-Version ins Spiel gebracht, der Rest besteht aus ausgelassenen bis fulminant gedroschenen Band-Klassikern („Magic Bus“!) und ein paar Rock- und Blues-Standards („Young Man Blues“), die sich die Band ganz und gar zu eigen macht. Pete Townshends Gitarre und John Entwistles Bass schön links und rechts verteilt. In der Mitte ebenso präsent wie wandlungsfähig Roger Daltrey. Und „Moon the Loon“, noch voll auf der Höhe, macht Kleinholz aus den Songs. Sechs im Original. Alle späteren Editionen von „Live At Leeds“ verwässern nur das Konzept.
4. Talking Heads – Stop Making Sense (1984)
Jonathan Demme inszenierte den Konzertfilm und verzichtete auf Beiwerk: keine Anfahrt, keine Garderobe, keine Prominenten, keine Fans, kein Gerede. Man sieht David Byrne, der mit einem Ghettoblaster und seiner Gitarre auf die Bühne kommt, „Psycho Killer“ singt und dann Song für Song von mehr Musikern begleitet wird. Auf der Soundtrack-LP-Dramaturgie nur angedeutet. Dennoch gab es 1984 nichts Vergleichbares: Die Avantgarde hatte den Mainstream gekapert, in jede lakonische Maxime und sogar Byrnes „big suit“ wurde etwas hineingedeutet. Im moderigen Programmkino in Harburg saß ich mit ein paar stillen jungen Männern und träumte mich nach New York, wo man seltsame Songs wie „Life During Wartime“ und „Girlfriend Is Better“ hörte. Danach kam die „Rocky Horror Picture Show“.
3. Johnny Cash – At Folsom Prison (1968)
Seit 1957 trat Johnny Cash regelmäßig in Gefängnissen auf. Im Januar 1968 setzte er sich schließlich gegen die Plattenfirma durch und veröffentlichte ein Live-Album seines Auftritts vor Hunderten von Schwerkriminellen in der Kantine des kalifornischen Staatsgefängnisses Folsom Prison. Er war damals auf dem Zenit seiner Popularität, und „At Folsom Prison“ wurde ein großer, unerwarteter kommerzieller Erfolg. Noch wichtiger für die Legende des man in black: Das Gefängnis war die perfekte Kulisse für seine Balladen von Schuld und Erlösung, mit denen sich die Insassen hörbar identifizierten. Cash schlug sich auf ihre Seite, indem er auf die schlechten Haftbedingungen aufmerksam machte. „Ich finde, dass Gefängnisse nichts Gutes bringen“, sagte Cash später. „Niemals kam etwas Gutes aus einem Gefängnis.“
2. Neil Young – Live Rust (1979)
Die Kapuzenmännchen und das überdimensionale Equipment, der ganz in Weiß gewandete Neil Young, seine derben Crazy-Horse-Kumpanen und dieser SOUND: Der Konzertfilm „Rust Never Sleeps“ wird niemals langweilig, egal, wie oft man ihn sieht. Aber auch ohne die Bilder haut einen die schiere Wucht dieser Musik um. „Live Rust“, im Herbst 1978 bei diversen Konzerten mitgeschnitten, versammelt nicht nur etliche der definitiven Lieder im Young-Repertoire, es hat auch den perfekten Spannungsbogen: Zuerst lullt er einen mit „Sugar Mountain“ und „I Am A Child“ ganz zart ein, doch schon beim Rock’n’Roll-Abgesang „My My, Hey Hey“ und der Junkie-Ballade „The Needle And The Damage Done“ zerbirst der Hippie-Traum – und die gewaltigen Versionen von „Cortez The Killer“ und „Like A Hurricane“ brechen jedes Herz.
1. James Brown – Live At The Apollo (1963)
Wer mit den Rock-Live-Doppelalben der frühen 70er-Jahre sozialisiert wurde, musste die erste Begegnung mit „Live At The Apollo“ als Kulturschock erleben, den später ansatzweise nur Dr. Feelgood („Stupidity“) und die Ramones („It’s Alive“) zu wiederholen vermochten. Gerade mal eine halbe Stunde benötigte dieser James Brown, um atem-, aber nie wahllos durch 15 Stücke zu jagen! Das Blitz-Format war auch dem Revue-Charakter der Show in der Morgenröte des Soul geschuldet: Als James Brown an diesem Oktoberabend 1962 die Bühne betrat, dem vorletzten seines einwöchigen Gastspiels, und dann mit „I’ll Go Crazy“ nicht zu viel versprach, hatte das berühmt-berüchtigte Mittwochspublikum an der 125. Straße in Harlem schon The Valentinos (Bobby Womacks damalige Band), den neuen Atlantic-Star Solomon Burke, Texas-Bluesgigant Freddie King und den Comedian Pigmeat Markham hinter sich.
Die Ironie von „Live At The Apollo“ liegt darin, dass die mutmaßlich größte Bühnensause nie dokumentiert worden wäre, hätte nicht der Welt größter Soul-Showman selbst dafür in die Tasche gegriffen – nachdem Syd Nathan, Chef seines Labels King, nur mit den Schultern gezuckt hatte. Ein Live-Album? Wer soll das kaufen? Wo sind die Singles? Und im Radio wird das auch niemand spielen. Nathan dürfte ebenso dumm wie erfreut geguckt haben, als ausgerechnet „Live At The Apollo“ James Brown endlich massenkompatibel machte (Platz 2 der Charts, gut ein Jahr notiert). Die Fans lagen ihren Lieblings-DJs mit der Forderung in den Ohren, sie mögen das Album doch bitte gleich komplett über den Äther schicken.
Was auch deshalb möglich war, weil sich das fast elfminütige „Lost Someone“ beim A/B-Seitenwechsel prima für ein paar Werbejingles anbot. Brown hatte sich mit einer Handvoll Hits („Try Me“, „Think“) auf Betriebstemperatur gebracht, bevor er in diese Tour de Force von Soul-Ballade einstieg. „I’m so weak“, beteuert er immer wieder und baut dann noch die aktuelle Wetterlage ein („I said it’s gettin’ a little cold outside …“), bevor die spitzen Schreie, Kiekser, Grunzer im Call & Response mit dem Publikum durch Mark und Bein gehen. Ein letzter Schrei leitet schließlich ins von „Please, Please, Please“ angeführte knappste Hit-Medley aller Zeiten über, in dem sich Brown und seine Flames in nur gut sechs Minuten mit schwindelerregender Präzision von „You’ve Got The Power“ zu „I Found Someone“ zu „Why Do You Do Me“ zu „I Want You So Bad“ zu, zu … hangeln. „All aboard? All aboard?“ Blöde Frage. „Night Train“. Abgang.
James Brown hat später noch dreimal im Apollo mitschneiden lassen, zuletzt 1995. Aber so großartig wie beim ersten Mal sollte es nie wieder werden.
Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
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