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Die 50 besten Live-Alben: mit James Brown, Bob Dylan, Neil Young und Wilco
Wir haben die 50 besten Live-Alben gewählt. Hier ist die komplette Liste, u.a. mit Bob Dylan, Neil Young und Wilco
50. U2 - Under A Blood Red Sky (1983)
Nur eine „Mini-LP“, aber ein Dokument der Macht, die U2 schon 1983 live waren: „Gloria“ wurde im Red-Rocks-Amphitheater aufgenommen, anderes in Boston und auf der Loreley. Man hört förmlich, wie Bono bei „Sunday Bloody Sunday“ die weiße Flagge schwenkt: „This song is not a rebel song …“ Große Gesten, große Stimme, große Melodien: Bei U2 fehlt wieder mal nichts.
50. U2 – Under A Blood Red Sky (1983)
Nur eine „Mini-LP“, aber ein Dokument der Macht, die U2 schon 1983 live waren: „Gloria“ wurde im Red-Rocks-Amphitheater aufgenommen, anderes in Boston und auf der Loreley. Man hört förmlich, wie Bono bei „Sunday Bloody Sunday“ die weiße Flagge schwenkt: „This song is not a rebel song …“ Große Gesten, große Stimme, große Melodien: Bei U2 fehlt wieder mal nichts.
49. R.E.M. – Live At The Olympia: 39 Songs (2009)
Wie könnte es bei dieser Band anders sein: Dies ist kein gewöhnliches Live-Album. Die Olympia-Konzerte waren „Live-Proben“: R.E.M. stellten Lieder des noch unveröffentlichten „Accelerate“ vor, darunter auch welche, die es danach gar nicht aufs Album schafften. Und sie zeigten sich in sensationeller Form: beherzt, beseelt, von ihren eigenen Songs begeistert. Zu Recht!
48. Elvis Presley – Aloha From Hawaii (1973)
1973 wurden ihm die Fransenanzüge schon eng, aber seine göttliche Stimme schien noch intakt, wie das treibende „Burning Love“ und das rollende „Blue Suede Shoes“ zeigen. Der „Hound Dog“ tippelt leichtfüßiger als im Original, „Fever“ gerät sexuell freizügiger. Zudem ergänzt Elvis sein Programm um einige Lieblingslieder, die er zu gospeligen Schmachtfetzen umdeutete, darunter „My Way“ und „Something“.
47. Portishead – Roseland NYC Live (1998)
Das vielleicht Beeindruckendste hier ist doch, dass man gar nicht für möglich hält, dass Menschen diese Art von Musik vor einem „richtigen“ Publikum mit „richtigen“ Instrumenten überhaupt aufführen können – wie Turntables, Schlagzeug, Orchester und Gitarren ineinandergreifen, wie jede Note ihren vorbestimmten Platz findet, ohne konstruiert zu wirken. Und Beth Gibbons singt außerirdisch schön.
46. Kraftwerk – Minimum Maximum (2005)
Für den kraftvollen Live-Klang setzen Kraftwerk zwar Techno-Rhythmen der 90er-Jahre ein, doch verblüfft dieses Album durch andere, subtile Neumodellierungen – aus jeder Ära: „Radioaktivität“ erhält ein „Stop!“ vorweg, „Taschenrechner“ wird als Referenz an japanische Mikrotechnologie zum „Dentaku“. Und das „Model“ zählt Ralf Hütter sogar an – eine echte Band!
45. Bruce Springsteen & The E Street Band – Hammersmith Odeon, London ’75 (2005)
Auf der Londoner Bühne entfaltete Springsteen mit der E Street Band jenen Furor, den er schon im Sommer im Bottom Line in New York entfacht hatte. Das Repertoire von drei Platten, darunter die neuen Stücke von „Born To Run“, wurde mit der Verve einer Rock & Soul-Revue dargeboten, und Bruce bebte. 30 Jahre später holte man den Mitschnitt endlich aus dem Archiv.
44. John Coltrane – The Olatunji Concert (2001)
„The Last Live Recording“ spielte der Meister im April ’67 im New Yorker Olatunji Center Of African Culture mit treuen Weggefährten ein, darunter Ehefrau Alice Coltrane am Piano und Tenorsaxofonist Pharoah Sanders. In zwei wundervoll ausufernden Improvisationen spielt das Septett weniger dringlich als auf den letzten Studiowerken, dafür jedoch umso meditativer.
43. The Grateful Dead – Live Dead (1969)
Es gibt wohl keine Band, von der so viele grandiose und so viele scheußliche Live-Aufnahmen existieren. Das Doppelalbum „Live Dead“ gehört zweifelsfrei in die erste Kategorie. Den Anfang macht „Dark Star“, bei dem die Band sich und die Fans in 23 Minuten in einen Rausch spielt. Die spannendsten Trips kommen aber auf der letzten Seite: eine Mini-Messe mit Tod, Auferstehung und Himmelfahrt.
42. Bob Seger – Live Bullet (1976)
Aufgenommen in Detroit, „the home of Rock’n’Roll“. Ein Heimspiel für Seger & The Silver Bullet Band, und das hört man. Die Menge feiert ihren lokalen Star, der er zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch ist, was sich bald ändern sollte. Seger arbeitet für sein Publikum, das durchaus weiß, was Arbeit heißt, er röhrt, shoutet, hängt sich richtig rein, aber der soulige Background-Chor sorgt für die nötige Luftigkeit.
41. Stiff Little Fingers – Hanx! (1980)
Einen Moment lang waren Stiff Little Fingers aus Belfast die beliebteste Punkband der späten 70er-Jahre. „Hanx!“ erklärt, warum. Drängend, marschierend, knackig-melodiös intonierten sie Polit-Songs wie „Alternative Ulster“, „Suspect Device“ oder das Marley-Cover „Johnny Was“. Erkennbar im Hardrock verwurzelt, tönten SLF straighter und stadionkompatibler als die Punks der ersten Generation.
40. Little Feat – Waiting For Columbus (1987)
So greifbar die Entfremdung zwischen Lowell George und dem Rest bereits war: Live siegte fürs Doppelalbum immer noch die gemeinsame Musik, als im August 1977 die 24-Spur-Maschine mitlief – auch im Lisner Auditorium zu Washington, D.C., wo George keine zwei Jahre später seine letzte Show für immer spielen sollte. Gäste: Mick Taylor und die Tower-Of-Power-Bläser.
39. The Stooges – Metallic K.O. (1976)
Ein Zusammenschnitt aus den beiden letzten Stooges-Auftritten vor ihrer Auflösung 1974. Ein Dokument des Chaos. Lester Bangs war sofort begeistert: Das einzige „Rockalbum, das ich kenne, auf dem man hören kann, wie durch die Luft geschleuderte Bierflaschen gegen Gitarrensaiten krachen“. Kein Wunder, dass Alice Cooper nie nach den Stooges auftreten wollte: „Sie erschöpften das Publikum.“
38. The Band – Rock Of Ages (1972)
The Band hatten sich mit „Cahoots“ in die Sackgasse gespielt und baten Allen Toussaint, ihnen einen Ausweg zu zeigen. Für die vier Konzerte, die sie Ende 1971 in New York gaben, schrieb er die Arrangements für eine fünfköpfige Bläsersektion. Aus dem knorrigen Americana-Ensemble wurde eine energiegeladene Soulband – und Levon Helm konnte es bei „Don’t Do It“ sogar mit Marvin Gaye aufnehmen.
37. Johnny Cash – At San Quentin (1969)
Ein Jahr nach „At Folsom Prison“ spielte Johnny Cash erneut ein Konzert im Gefängnis. „At San Quentin“ übertraf den Vorgänger noch – Platz eins in den amerikanischen Album-Charts. Bei diesem Auftritt gibt sich Cash mehr denn je als der rastlose, gläubige Gesetzlose mit Gewissensbissen. Nicht nur beim verächtlichen „San Quentin“ spricht er zu den Insassen als einer von ihnen. Düster und direkt.
36. MC5 – Kick Out The Jams (1969)
Böser Proto-Punk aus Detroit, Rockcity. Acht kernige Kracher aus dem Grande Ballroom. Wir schreiben immerhin das Jahr 1969! Das mal nervös scheppernde („Rocket Reducer No. 62“), mal bluesige („Motor City Is Burning“) Rockformat kreist um das Zusammenspiel von Wayne Kramer und Fred „Sonic“ Smith, wobei die miese Soundqualität zur nötigen Atmosphäre gehört. Ein Rundum-Kick.
35. Led Zeppelin – The Song Remains The Same (1976)
Die Band auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Mit welch beeindruckenden Shows sie 1973 drei Abende hintereinander den Madison Square Garden ausverkauften, kann man im zugehörigen Konzertfilm sehen. Das Live-Album zeugt ebenfalls nicht gerade von Bescheidenheit – allein die Version von „Dazed And Confused“ erstreckt sich auf über 26 Minuten.
34. Jimi Hendrix – Band of Gypsys (1970)
Das einzige offizielle Statement des „schwarzen“ Trios und Jimis letzte Veröffentlichung vor seinem Tod. Mit Billy Cox und Buddy Miles zapft er stärker die schwarzen Quellen seines Spiels an – urbanen Blues, R&B, Soul und Funk. Die Band groovt wie nie zuvor, und bei der ausladenden und trotzdem konzentrierten „Machine Gun“-Interpretation wird klar, warum sich Clapton auch einen Afro ondulieren ließ.
33. Townes Van Zandt – Live At The Old Qaurter (1973)
Den Klang dieses Doppelalbums karg zu nennen, ist ungefähr eine so bodenlose Untertreibung, als würde man seine Atmosphäre als intim bezeichnen. Kaum mehr als 100 Jünger wurden 1973 Zeugen von Van Zandts akustischen Offenbarungen, der keinen seiner Klassiker ausließ, von „Pancho And Lefty“ über „For The Sake Of The Song“ bis „Waiting ’Round To Die“.
32. Roxy Music – Viva! (1976)
Aus drei Konzerten von 1973 bis 1975 zusammengestückelt, zeugt das erste Live-Album von Roxy Music vom frühen, noch rohen Überschwang der Band. Ferry spreizt seine Stimmbänder bis an die Ränder seiner exaltierten Sangeskunst. In atemraubend polyphonen Stücken wie „Both Ends Burning“ überschlagen sich die Musiker – mit Keyboard, Oboe, Schlagzeug oder elektrischer Gitarre.
31. Tim Buckley – Dream Letter (1990)
Nur mit akustischer Gitarre, Vibrafon und Bass versetzte sich Buckley 1967 in der Londoner Queen Elizabeth Hall in Trance. Sein Meisterwerk „Happy Sad“ erschien erst im Jahr darauf, doch oszillierte Buckley bereits live zwischen ebendiesen beiden Stimmungspolen wie kein Zweiter, indem er Folk und Jazz transzendierte und halluzinatorische Hymnen mit wilden Psychedelic-Stücken verschmolz.
30. David Bowie – Stage (1978)
1978 war Bowie auf dem Gipfel seiner Kunst angekommen. Er schien alle Rock’n’Roll-Metamorphosen, Experimente und Räusche hinter sich gelassen zu haben und konnte jetzt in die Rolle des gereiften Entertainers schlüpfen – und aus dem musikalischen Reichtum seiner Alben schöpfen, vom dunkel wabernden Synthie-Instrumental „Warszawa“ bis zum kryptischen New Wave in „TVC 15“.
29. Tim Hardin – 3: Live in Concert (1968)
Mit einer kaum eingespielten Band trat der hypersensible Songwriter ’68 in der New Yorker Town Hall auf: seine größten Songs, mit Vibrafon, Standbass und Clavinet zu zerbrechlichen, konzertanten Stücken umarrangiert. Die Kritiker mochten es nicht, aber auch Hardins Meisterwerke „1“ und „2“ hatten kaum Beachtung gefunden. 2006 wurde „3“ als Doppelalbum mit zusätzlichen Tracks wiederveröffentlicht.
28. Simon & Garfunkel – The Concert In Central Park (1982)
Nach dem Misserfolg seines Films „One Trick Pony“ traute Paul Simon sich nicht allein in den Central Park und
rief elf Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Album seinen alten Kumpel Artie zu Hilfe. So holten sie ihre Heimatstadt ein Dreivierteljahr nach dem Mord an John Lennon aus der Schockstarre. Simon widmet dem Ex-Beatle „The Late Great Johnny Ace“.
27. Motörhead – No Sleep ‚Til Hammersmith (1981)
Heavy Metal ist eine Spezialdisziplin geblieben – von kurzen Hipness-Phasen (Slayer!), die im Kuttenlager stets argwöhnisch beäugt wurden, mal abgesehen. Der Brachialsound von Motörhead dagegen gehörte dank Lemmy Kilmister irgendwie allen. Diese legendäre Liveplatte konzentriert sich auf das klassische Albumtrio „Overkill“, „Bomber“ und „Ace Of Spades“.
26. Curtis Mayfield – Curtis/Live! (1971)
Im legendären Club The Bitter End im Greenwich Village zelebrierte Mayfield seinen hypersensiblen Polit-Soul mit giggelnder Funk-Gitarre und Henry Gibsons subtil pluckernder Percussion, unterbrochen von kleinen Publikumsansprachen („Raps“!). Nach nur einem Soloalbum bestritt er das Konzert zum Großteil mit Impressions-Stücken wie „People Get Ready“ und „Gypsy Woman“.
25. Frank Sinatra – At The Sands (1966)
Las Vegas! Das Sands! Sinatra! Der hatte auf der Bühne mehr Humor, Brillanz, Stil als jeder andere – und sein erstes und schönstes Live-Album zeigt ihn auf der Höhe seiner Kunst. Die minutenlangen Ansagen, Scherze, Anekdoten perlen elegant wie die von Quincy Jones für Count Basies Orchester meisterlich arrangierten Versionen von Übersongs wie „Fly Me To The Moon“ oder „My Kind Of Town“. Exquisit.
24. Sam Cooke – One Night Stand (1985)
Ein Dokument dessen, was Soul vermag: Ungemein vital und aufgespeedet klingt Cooke bei seinen Hits „Chain Gang“ und „Twistin’ The Night Away“, roh und unbehauen die Aufnahme aus dem Harlem Square Club vom Januar 1963. Vielleicht sollte es deshalb mehr als 20 Jahre dauern, bis die Platte endlich veröffentlicht wurde. Unfassbar, dass dieses heute hochgeschätze Live-Album so lange im Archiv verstaubte.
23. The Band – The Last Waltz (1978)
Den Film vom Farewell-Tanz ’76 mochte sich Levon Helm kaum anschauen, weil Martin Scorsese wohl ins Ego von Robbie Robertson verliebt war. Aber die Musik wirkt ja auch ohne Bühnenbilder. Gäste wie Muddy Waters oder Van Morrison („Caravan“) stehlen The Band fast die Show. Aber Helm singt „Up On Cripple Creek“ und „The Night They Drove Old Dixie Down“ tatsächlich, als wär’s das letzte Mal.
22. Wilco – Kicking Television (2005)
Kicking Television“ ist das Gründungsdokument der langlebigsten und brillantesten Besetzung dieser wunderbaren Band. Bei den 31 Songs des Quadrupel-Albums (die Doppel-CD-Version hat acht weniger), die an vier Abenden im Vic Theatre in Chicago aufgenommen wurden, ist erstmals Wundergitarrist Nels Cline dabei, der Wilco in neue akustische Dimensionen führt. Besser klangen diese Lieder nie.
21. Bob Marley – Live! (1975)
Der Boden fürs Reggae-Crossover war mit Eric Claptons Top-Ten-Cover von „I Shot The Sheriff“ bereitet, als Bob Marley das Londoner Lyceum mit seinen neu formierten Wailers um Gitarrist Al Anderson im Juli 1975 in einen Off-Beat-Rausch spielt. Bei „Lively Up Yourself“, „Get Up, Stand Up“ und natürlich „No Woman, No Cry“ glaubt man, gewaltige Energiewellen zwischen Publikum und Bühne mit Händen greifen zu können.
20. Talking Heads – The Name Of The Band Is Talking Heads (1982)
Als dieses Doppelalbum erschien, waren die Talking Heads die beste Band der Welt. Dokumentiert wird die Tournee vor „Remain In Light“ (1980) in kleiner Besetzung mit den Stücken bis „Fear Of Music“ – und später mit Funk-Rhythmikern und dem wahnwitzigsten, urwaldmäßigsten, klöppelndsten und paranoidesten Finale aller Zeiten. And the heat goes on.
19. Neil Young – Arc/Weld (1991)
Nach dem Wiedererwachen mit „Freedom“ und dem rustikalen „Ragged Glory“ ging Neil Young mit Crazy Horse auf Tournee und spielte lauter denn je. Mit erschütterndem Feedback, Lichtblitzen und riesigen blakenden Kerzen wurde auf der Bühne eine Stimmung evoziert, die man als Reaktion auf den ersten amerikanischen Irakkrieg deuten konnte. Die beigegebene Platte „Arc“ enthält nur Gitarren-Feedbacks.
18. Nirvana – MTV Unplugged In New York (1994)
Nirvana machten bei ihrem Unplugged-Gastspiel, was sie wollten: spielten wenige Hits, sechs Coverversionen und die Gitarre mit Verstärker, luden als Gäste ihre Kumpel von den Meat Puppets ein. So entstand nicht einfach ein weiteres Akustik-Album der Reihe, sondern – mit der Veröffentlichung nach Cobains Tod – ein Zeugnis für das Besondere dieser Band.
17. Thin Lizzy – Live And Dangerous (1978)
Laut Tony Visconti, dem Produzenten, wurde im Studio noch einmal richtig nachgearbeitet, insofern ein Hybrid, aber egal: Die Lizzy-Klassiker „Emerald“, „Jailbreak“, „Southbound“ etc. gibt es hier in ausgehärteten, aufgerauten, getriebenen, eben in den letztgültigen Versionen. Allein die Ansagen sind zum Auswendiglernen, die funkensprühenden Soli von Scott Gorham und Brian Robertson sowieso.
16. Bruce Springsteen – Live/1975-85 (1986)
Die 40 Songs (auf zehn Seiten, wenn man sich für das Vinyl-Boxset entschied!) zeigen Bruce Springsteen und die E Street Band auf der Höhe ihrer Kunst: So groß kann Rockmusik sein, so aufregend und bewegend! Von den ersten Takten von „Thunder Road“ bis zu den letzten von „Jersey Girl“ lassen sie nicht ein Mal nach – und landeten mit der sperrigen Single „War“ sogar noch einen Top-Ten-Hit.
15. The Doors – Absolutely Live (1970)
Das einzige Live-Album, das zu Lebzeiten Jim Morrisons herauskam. Produzent Paul Rothchild setzte die Songs aus diversen Aufnahmen zusammen – ein umstrittenes Vorgehen, aber mit grandiosem Resultat: Psychedelische Rockmusik war nie wieder so packend. Nach tollen Covers, dem endlosen „When The Music’s Over“ und einem wilden „Break On Through“ beginnt die „Celebration Of The Lizard“. Wake up!
14. Deep Purple – Made In Japan (1972)
Hat sich Ritchie Blackmore bei den vier Akkorden tatsächlich verspielt? Oder ist die Variante des „Smoke On The Water“-Riffs Kalkül? Letzteres würde ganz gut passen zu diesen verjammten, vor allem Blackmore und Keyboarder Jon Lord solistisch herausfordernden, aggressiven und trotzdem sauberen Versionen der Klassiker. Natürlich – die Band beschwört’s! – garantiert ohne Ovderdubs.
13. AC/DC – If You Want Blood… (1978)
Das titelgebende Versprechen hielten AC/DC mit ihrem ersten Live-Album – noch mit Bon Scott am Mikrofon. Bei den zehn Aufnahmen von der Powerage-Tour 1978, die vorwiegend beim Konzert in Glasgow entstanden, meint man, das Blut und den Schweiß förmlich zu schmecken. Von der rohen Energie ihres bluesinfizierten Hardrock zeugen frühe Hits wie „Whole Lotta Rosie“ oder „High Voltage“.
12. Donny Hathaway – Live (1972)
Selten klang eine Aufnahme näher dran, man scheint tatsächlich an einem Tischchen in der ersten Reihe des kleinen Clubs im New Yorker Village zu sitzen, während Donny Hathaway die ersten Takte auf seinem E-Piano spielt und das Publikum auffordert: „Gimme a talk about the ghetto, yeah!“ Es folgen zwölf Minuten groovy conciousness. Vielleicht der in jeder Hinsicht bewegendste Live-Moment im Soul.
11. Jackson Browne – Running On Empty (1977)
1977 konnte Browne es sich erlauben, mit Danny Kortchmar, Greg Leisz, Russell Kunkel, Craig Doerge und David Lindley auf Tournee zu gehen. Man fuhr viel Bus, sah Richard-Pryor-Filme und soff. „Cocaine“ wurde im Hotelzimmer aufgenommen, andere Songs wurden bei Proben und im Konzert mitgeschnitten. Der sanfteste Songschreiber hatte die romantischste Live-Platte der 70er-Jahre gemacht.
10. Ramones – It’s Alive (1979)
Wohl eines der schnellsten Live-Alben aller Zeiten. Der Anzähler „Onetwothreefour“ braucht weniger als zwei Sekunden. Keiner der 28 Songs ist länger als drei Minuten, rund die Hälfte bleibt sogar unter zwei. Von „Rockaway Beach“ bis „We Are A Happy Family“ nur ein dahingezischter Kondensstreifen. Strukturell ist das Getöse von Joey, Dee Dee und Co. der simplen Bauart des Traditionskloppers „Surfin’ Bird“ nicht unähnlich. So simpel rockend wie nur möglich. Aufgenommen am Neujahrstag 1977 im Londoner Rainbow Theatre, brachten die langhaarigen New Yorker ihre NYC-Punk-Version in die Punk-Metropole London. Noch unsicher, was von dem neuen Krawallmusikding wohl zu halten ist, sprengte „It’s Alive“ Ende der Siebziger so manche bräsige Tropfkerzen-Flokati-
Kellerparty.
9. John Coltrane – Live At The Village Vanguard (1962)
Er war weder der Erste noch der Radikalste. Dass sein atemberaubender Live-Sound von der Kritik einst als Anti-Jazz gescholten und heute als Geburtsschrei der Avantgarde gepriesen wird, mag daran liegen, dass ausgerechnet John Coltrane, der arrivierte, integre Ausnahme-Instrumentalist seiner Zeit, das Genre aus dem Zentrum an seine äußeren Grenzen führte. Mit „Chasin’ The Trane“, einer 15-minütigen Sax-Eruption zu unerbittlich groovendem Drum & Bass, spielte er sich von Schönklang, Harmonietreue und konventioneller Songdramaturgie frei – mochte ihm folgen, wer wollte. Dabei öffnet die Original-LP nur ein kleines Fenster zum multidimensionalen Klangkosmos, den Coltrane 1961 in vier Novembernächten in dem kleinen New Yorker Club beschwor.
8. The Rolling Stones – Get Yer Ya-Ya’s Out! (1970)
Brian Jones ist tot, Mick Taylor neu in der Band, und die letzte Tour liegt schon zweieinhalb Jahre zurück. Doch die US-Konzertreise der Rolling Stones im November 1969 erweist sich als „history’s first mythic rock and roll tour“ (Robert Christgau). Das beweisen die bis heute besten Livealben der Stones: Das Bootleg „Live’r Than You’ll Ever Be“, Mitschnitt einer Show in Oakland, und die offizielle Replik „Get Yer Ya-Ya’s Out!“, die Aufnahmen im New Yorker Madison Square Garden und im Civic Center in Baltimore vermanscht. Dass die Stones dabei schummeln, im Studio Jaggers Gesangsparts mit Overdubs aufhübschen, ändert nichts daran, dass sie nie mehr so präsent und unmittelbar klingen wie in diesen Versionen von „Street Fighting Man“ oder „Midnight Rambler“.
Copyright: Decca
7. Van Morrison – It’s Too Late To Stop Now (1974)
Vermutlich war Van Morrison nie besser als 1973. Die auf diesem Doppelalbum verewigten Konzerte in Los Angeles und London bestritt er mit dem elfköpfigen Caledonian Soul Orchestra, ein paar Soul- und Blues-Standards und konzentriert-ekstatischen Zehn-Minuten-Versionen von „Caravan“ und „Cyprus Avenue“. Bei Letzterem ruft ein Fan „Turn it on!“, und Morrison antwortet: „It’s turned on already.“ Allerdings! Vor allem die beiden Konzerte im Rainbow Theatre glichen Triumphen; zuletzt war der launenhafte Ire sieben Jahre zuvor, noch mit Them, in London aufgetreten. Unfassbar, was seine Stimme da machte, perfekt und seelenvoll von seiner tadellosen Band getragen (so perfekt, dass Morrison „Moondance“ vom Album kippte, weil sich Gitarrist John Platania für den Bruchteil einer Sekunde verspielte). Groß. Ganz groß!
6. Bob Dylan – The Bootleg Series Vol. 4, Bob Dylan Live 1966 (1998)
Als diese Aufnahme 1998 erschien, war das Konzert vom 17. Mai 1966 längst Teil der Legende geworden, und die meisten Fans besaßen eh schon das Bootleg, auf dem fälschlicherweise die Londoner Royal Albert Hall als Veranstaltungsort angegeben war. Doch es war die Free Trade Hall in Manchester, wo ein Störenfried Dylan am 17. Mai 1966 gegen Ende des Sets ein „Judas!“ entgegenrief und der Sänger mit seinen Freunden von den Hawks antwortete, indem er die größte Explosion entfachte, die bis dahin je auf einer Bühne stattgefunden hatte. Das wütende „Like A Rolling Stone“ war der Höhepunkt eines Abends, an dem Dylan sich in der ersten Hälfte scheinbar als Folksänger gab, um dann mit Bandbegleitung die beste Musik seines Lebens zu spielen.
5. The Who – Live At Leeds (1970)
Das erste und unerreichte Live-Album der klassischen Who-Formation. Nach dem Konzept- und Opern-Tamtam wollte die Band beweisen, dass sie immer noch harte Rocker waren. „Tommy“ wird nur via Medley in der langen, materialzermürbenden „My Generation“-Version ins Spiel gebracht, der Rest besteht aus ausgelassenen bis fulminant gedroschenen Band-Klassikern („Magic Bus“!) und ein paar Rock- und Blues-Standards („Young Man Blues“), die sich die Band ganz und gar zu eigen macht. Pete Townshends Gitarre und John Entwistles Bass schön links und rechts verteilt. In der Mitte ebenso präsent wie wandlungsfähig Roger Daltrey. Und „Moon the Loon“, noch voll auf der Höhe, macht Kleinholz aus den Songs. Sechs im Original. Alle späteren Editionen von „Live At Leeds“ verwässern nur das Konzept.
4. Talking Heads – Stop Making Sense (1984)
Jonathan Demme inszenierte den Konzertfilm und verzichtete auf Beiwerk: keine Anfahrt, keine Garderobe, keine Prominenten, keine Fans, kein Gerede. Man sieht David Byrne, der mit einem Ghettoblaster und seiner Gitarre auf die Bühne kommt, „Psycho Killer“ singt und dann Song für Song von mehr Musikern begleitet wird. Auf der Soundtrack-LP-Dramaturgie nur angedeutet. Dennoch gab es 1984 nichts Vergleichbares: Die Avantgarde hatte den Mainstream gekapert, in jede lakonische Maxime und sogar Byrnes „big suit“ wurde etwas hineingedeutet. Im moderigen Programmkino in Harburg saß ich mit ein paar stillen jungen Männern und träumte mich nach New York, wo man seltsame Songs wie „Life During Wartime“ und „Girlfriend Is Better“ hörte. Danach kam die „Rocky Horror Picture Show“.
3. Johnny Cash – At Folsom Prison (1968)
Seit 1957 trat Johnny Cash regelmäßig in Gefängnissen auf. Im Januar 1968 setzte er sich schließlich gegen die Plattenfirma durch und veröffentlichte ein Live-Album seines Auftritts vor Hunderten von Schwerkriminellen in der Kantine des kalifornischen Staatsgefängnisses Folsom Prison. Er war damals auf dem Zenit seiner Popularität, und „At Folsom Prison“ wurde ein großer, unerwarteter kommerzieller Erfolg. Noch wichtiger für die Legende des man in black: Das Gefängnis war die perfekte Kulisse für seine Balladen von Schuld und Erlösung, mit denen sich die Insassen hörbar identifizierten. Cash schlug sich auf ihre Seite, indem er auf die schlechten Haftbedingungen aufmerksam machte. „Ich finde, dass Gefängnisse nichts Gutes bringen“, sagte Cash später. „Niemals kam etwas Gutes aus einem Gefängnis.“
2. Neil Young – Live Rust (1979)
Die Kapuzenmännchen und das überdimensionale Equipment, der ganz in Weiß gewandete Neil Young, seine derben Crazy-Horse-Kumpanen und dieser SOUND: Der Konzertfilm „Rust Never Sleeps“ wird niemals langweilig, egal, wie oft man ihn sieht. Aber auch ohne die Bilder haut einen die schiere Wucht dieser Musik um. „Live Rust“, im Herbst 1978 bei diversen Konzerten mitgeschnitten, versammelt nicht nur etliche der definitiven Lieder im Young-Repertoire, es hat auch den perfekten Spannungsbogen: Zuerst lullt er einen mit „Sugar Mountain“ und „I Am A Child“ ganz zart ein, doch schon beim Rock’n’Roll-Abgesang „My My, Hey Hey“ und der Junkie-Ballade „The Needle And The Damage Done“ zerbirst der Hippie-Traum – und die gewaltigen Versionen von „Cortez The Killer“ und „Like A Hurricane“ brechen jedes Herz.
1. James Brown – Live At The Apollo (1963)
Wer mit den Rock-Live-Doppelalben der frühen 70er-Jahre sozialisiert wurde, musste die erste Begegnung mit „Live At The Apollo“ als Kulturschock erleben, den später ansatzweise nur Dr. Feelgood („Stupidity“) und die Ramones („It’s Alive“) zu wiederholen vermochten. Gerade mal eine halbe Stunde benötigte dieser James Brown, um atem-, aber nie wahllos durch 15 Stücke zu jagen! Das Blitz-Format war auch dem Revue-Charakter der Show in der Morgenröte des Soul geschuldet: Als James Brown an diesem Oktoberabend 1962 die Bühne betrat, dem vorletzten seines einwöchigen Gastspiels, und dann mit „I’ll Go Crazy“ nicht zu viel versprach, hatte das berühmt-berüchtigte Mittwochspublikum an der 125. Straße in Harlem schon The Valentinos (Bobby Womacks damalige Band), den neuen Atlantic-Star Solomon Burke, Texas-Bluesgigant Freddie King und den Comedian Pigmeat Markham hinter sich.
Die Ironie von „Live At The Apollo“ liegt darin, dass die mutmaßlich größte Bühnensause nie dokumentiert worden wäre, hätte nicht der Welt größter Soul-Showman selbst dafür in die Tasche gegriffen – nachdem Syd Nathan, Chef seines Labels King, nur mit den Schultern gezuckt hatte. Ein Live-Album? Wer soll das kaufen? Wo sind die Singles? Und im Radio wird das auch niemand spielen. Nathan dürfte ebenso dumm wie erfreut geguckt haben, als ausgerechnet „Live At The Apollo“ James Brown endlich massenkompatibel machte (Platz 2 der Charts, gut ein Jahr notiert).
Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
Die Fans lagen ihren Lieblings-DJs mit der Forderung in den Ohren, sie mögen das Album doch bitte gleich komplett über den Äther schicken.
Was auch deshalb möglich war, weil sich das fast elfminütige „Lost Someone“ beim A/B-Seitenwechsel prima für ein paar Werbejingles anbot. Brown hatte sich mit einer Handvoll Hits („Try Me“, „Think“) auf Betriebstemperatur gebracht, bevor er in diese Tour de Force von Soul-Ballade einstieg. „I’m so weak“, beteuert er immer wieder und baut dann noch die aktuelle Wetterlage ein („I said it’s gettin’ a little cold outside …“), bevor die spitzen Schreie, Kiekser, Grunzer im Call & Response mit dem Publikum durch Mark und Bein gehen. Ein letzter Schrei leitet schließlich ins von „Please, Please, Please“ angeführte knappste Hit-Medley aller Zeiten über, in dem sich Brown und seine Flames in nur gut sechs Minuten mit schwindelerregender Präzision von „You’ve Got The Power“ zu „I Found Someone“ zu „Why Do You Do Me“ zu „I Want You So Bad“ zu, zu … hangeln. „All aboard? All aboard?“ Blöde Frage. „Night Train“. Abgang.
James Brown hat später noch dreimal im Apollo mitschneiden lassen, zuletzt 1995. Aber so großartig wie beim ersten Mal sollte es nie wieder werden.
Copyright: Gijsbert Hanekroot/Redferns
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