Die 5 unheimlichsten Szenen in David Lynchs „Blue Velvet“
David Lynchs beunruhigender Film-Albtraum definierte einen neuen amerikanischen Surrealismus im Kino.
Das Rotkehlchen

Die Fahrt durch die Hölle und zurück ist überwunden (Jeffrey, erneut im Wandschrank, kann Frank erschießen, nachdem dieser sprichwörtlich seinen letzten Atemzug genommen hat), die ambivalenten sexuellen Abenteuer sind überstanden – da kehrt die Kamera zurück aus Jeffreys Ohr ans Tageslicht. Er sitzt unter einem Baum auf einer Liege und sonnt sich. Dabei beobachtet er einen Vogel auf dem Baum, ehe er von Sandy – mit der er nun verheiratet ist – zum Essen ins Haus gerufen wird. Sandy und ihre Großmama sehen in der Küche nun auch das Tier. Es ist ein Rotkehlchen, das sich ganz nah an der Fensterscheibe niedergelassen und deutlich sichtbar einen Käfer im Schnabel zappeln hat.
Die Liebe hat gesiegt, Komponist Angelo Badalamenti lässt Chorgesänge auffahren. Nur das Vögelchen, das den Zuschauern ein paar Jahre später im Vorspann von „Twin Peaks“ wieder begegnen sollte, sieht eigenartig unecht aus. Lynch hat einmal in einem Interview gesagt, dass die größte Herausforderung für das Publikum darin besteht, Kitsch und Grauen gleichzeitig verarbeiten zu müssen. Dass er dies inszenatorisch gegeneinander ausspielte wie kein anderer, ermöglichte es ihm, eine eigene Symbolwelt zu errichten, die manche „lynchesk“ nennen und die in Bilder taucht, was man gemeinhin unter dem Begriff des Unheimlichen versteht.
Die Feuerwehrmänner winken noch einmal in die Kamera, die Rosen wiegen wieder zärtlich im Wind und Dorothy spielt fröhlich mit ihrem Sohn. Das süßliche Ende ist nach den tiefabsurden Ereignissen zuvor ohne Verwunderung für den Zuschauern nicht zu haben. Mehr kann ein Film nicht erreichen.