Die 5 unheimlichsten Szenen in David Lynchs Kultfilm „Blue Velvet“
David Lynchs beunruhigender Film-Albtraum definierte vor 30 Jahren einen neuen amerikanischen Surrealismus im Kino und prägte zum ersten Mal viele Themen, die mit dem Regisseur auch heute noch verbunden werden.
Joyride
Nachdem Dorothy in Jeffreys Gedanken immer präsenter wird, nähert er sich ihr erneut an. Beide schlafen miteinander (eine Szene, die in ihrer abstrakten Illustration an die Gemälde Francis Bacons erinnert) und treffen später vor ihrer Haustür auf Frank, der mit seiner Bande unterwegs ist. Frank zwingt die beiden, zu einem eigenartigen Etablissement von einem gewissen Ben mitzukommen, gespielt vom grandiosen Dean Stockwell. Dort lungern ein paar merkwürdige alte Fellini-Damen herum und Ben wird aufgefordert, etwas zu singen. Er hält sich die Taschenlampe vors Gesicht – und schmettert „In Dreams“ (!) von Roy Orbison. Plötzlich wird Frank schwermütig und zwingt die Meute aus dem Haus.
Es kommt zu einer wilden Fahrt durch die Stadt, bis Frank den Wagen anhält. Er muss sich erneut seiner Atemmaske bedienen und raunt Jeffrey zu: „Du bist wie ich!“ Schließlich zwingt er ihn aus dem Auto. Eine Frau tanzt auf dem Dach des Gefährts. Mit Dorothys Lippenstift malt er über Jeffreys Lippen, küsst ihn und droht ihn, dass er ihn töten werde. Dazu spricht Frank Orbisons Text aus „In Dreams“ nach: „In Dreams I Walk With You/In Dreams I Talk To You/In Dreams You’re Mine/All Of The Time/Forever In Dreams“. Dann streicht er ihm mit blauem Samt übers Gesicht und drischt auf ihn ein. Das Unheimliche an dieser Szene ist, wie perfide hier Grauen und absurder Humor gekoppelt werden, wie bizarr alles nach einer dichten Traumlogik aufgebaut ist – und wie diese Vergnügungsfahrt mit cineastischer Erdbebenstärke Bilder prägt, die ausschließlich für sich selbst stehen und für nichts anderes. Ein lebendiges und wunderschönes Rätsel, das trotzdem erschreckend bleibt.
Seite 5: Das Rotkehlchen
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