Die 30 besten EDM-Alben aller Zeiten
Die 30 besten EDM-Alben aller Zeiten. Mit Daft Punk, Kraftwerk, Skrillex, Underworld und vielen mehr. Die Liste.

Superstars wie Skrillex und Deadmau5 haben dazu beigetragen, dass EDM größer ist als je zuvor. Aber Partygänger auf der ganzen Welt haben sich schon Jahrzehnte vor diesen Jungs zu programmierten Beats verausgabt. Im weitesten Sinne kann EDM alles abdecken. Von Chicago House über Dutch Gabber bis hin zu Drum ’n‘ Bass und Dubstep. Von den visionären Pieptönen von Kraftwerk über den Ambient-Blues von Mobys „Play“ bis hin zum synthetisierten Indie-Rock von LCD Soundsystem. Mit dieser Liste der 30 besten EDM-Alben aller Zeiten haben wir versucht, alle Höhepunkte dieser unglaublich vielfältigen, sich ständig weiterentwickelnden Mischung zu erfassen.
30. Various Artists, „Make ‚Em Mokum Crazy“ (Mokum, 1996)
Sie finden Dubstep nervtötend? Dann haben Sie offensichtlich noch nie Gabber gehört. Den Sound der niederländischen Skinheads der Neunziger, die ihre Drogen schnell und ihre Musik noch schneller mochten. Gabber nahm harten Minimal Techno wie Jeff Mills und blies ihn mit entwendeten Metal-Riffs, verzerrten Kick-Drums bei 180 BPM und fröhlich gewalttätigen Bildern in absurde Proportionen auf. Das niederländische Label Mokum begann mit der Veröffentlichung von Ultra-Fuck-Yous wie Annihilators „I’ll Show You My Gun“. Wandte sich aber schließlich dem urkomischen, schwindelerregenden „Happy Gabber“ zu, der auf dieser albernen, lustigen Zusammenstellung zu hören ist.
Stellen Sie sich Chucky vor, der sich wie Ronald McDonald kleidet, und Sie haben den richtigen Vibe. „Ich will stoned werden. Mit Marihuana!“. Das jault ein verrückter Kobold in Technoheads ‚I Wanna Be a Hippy‘. An anderer Stelle gibt es rasante Coverversionen von Olivia Newton-Johns ‚Have You Never Been Mellow‘ und den Standards ‚Happy Birthday‘ und ‚Hava Nagila‘. Wenn Sie jemals eine Kinderparty in ein WWE-Event verwandeln wollen, ist dies Ihre Eintrittskarte.
29. Deadmau5, „4×4=12“ (Ultra Math, 2011)
Er mag vielleicht schlecht in Mathe sein. Aber der kanadische EDM-Superstar Joel Zimmerman ist definitiv mehr als nur ein fröhlicher Typ, der in einem LED-Maus-Hut herumhüpft. Sein fünftes und bestes Album zeigt seine Fähigkeit, seinen typischen Gute-Laune-Progressive-House in verschiedene Richtungen zu entwickeln. Von dem schnellen Groove und der zwanghaften Autoalarmanlagen-Melodie von „Bad Selection“ bis hin zum dicken Daft-Punk-ähnlichen Vocoder-Funk von „Animal Rights“. „Raise Your Weapon“ ist eine typische Deadmau5-Hymne. Langsam plätschernde Synthie-Wellen. Ein sanft triumphierender Beat. Und die Aufforderung der Sängerin Greta Svabo Bech, „zuzusehen, wie es brennt“, gefolgt von einem harten, aber nicht zu harten Derwisch-Bass. Wenn Skrillex Metallica ist, dann ist dieser Typ Bon Jovi.
28. The Orb, „The BBC Sessions 1991-2001“ (Island, 2008)
The Orb, ein wandelbares Konglomerat, das um den DJ, Produzenten, Musiker und Witzbold Alex Paterson kreist, blickte mit einem sehnsüchtigen Grinsen auf die Prog-Rock-Ansprüche der Siebziger zurück. Während es sich ihnen voll und ganz hingab. Epische Titellängen. Wolkenküssende Launen. Schwelgerische Live-Alben. (Die Schafe auf dem Cover von Live 93 parodierten sogar Pink Floyds „Animals“.) Diese Doppel-CD mit ihren vollständigen Aufnahmen für den britischen Rundfunk reicht von dem kristallklaren 21-minütigen „A Huge Ever Growing Pulsating Brain That Rules From the Centre of the Ultraworld (Loving You)“ bis hin zu dem schelmischen Bass-Roll von „Towers of Dub“. Es gibt sogar ein Percussion-Spektakel namens „EDM“. Das Jahre vor der Zeit aufgenommen wurde, als noch niemand EDM sagte. Visionär!
27. Orbital, 20 (Rhino, 2009)
Paul und Phil Hartnoll benannten ihre Gruppe nach den britischen Orbital Motorways. Dem Straßensystem, das ein Netzwerk von Party-Spots für die frühe britische Rave-Szene bildete. Es ist also ironisch, dass Orbital eine der ersten Bands war, die über die Grenzen dieser Szene hinausgingen. Sie schätzten Komposition und Subtilität und strebten gleichzeitig danach , großartige Alben zu machen und stadionreife Live-Shows zu veranstalten. Ihr Auftritt in Glastonbury 1994 ist einer der legendärsten Momente des Festivals.
Diese gut geordnete Doppel-CD-Übersicht zeigt das Talent der Brüder für anmutig geschwungene Hooks. Die federleichte Figur im Herzen von „Lush“. Die Neon-Videospiel-Programmierung von „Omen“ und „Chime“, dessen Keyboard-Riff ein Boogie-Woogie ist, der zum Mars führt. Und mit Titeln wie „Belfast“, „Impact – the Earth Is Burning“ und dem besinnlichen ‚Are We Here (Who Are They?)‘ widerlegten sie die Auffassung, dass Techno keine Inhalte haben könne, indem sie über Politik, Umwelt und die Rolle der Menschheit in der Gesellschaft nachdachten.
26. 4 Hero & DJ Marky, „Kings of Drum + Bass“ (BBE, 2010)
Dubstep war nicht der erste in London entstandene EDM-Stil, der auf schweren Sub-Bass und nervöse Beats setzte. Drum & Bass, der anfangs Jungle genannt wurde, als er in den frühen Neunzigern aufkam, teilte seine Instrumentierung in schnelle (zerhackte Breakbeats) und langsame (dubbige B-Lines) auf. Eine einzigartige Dynamik, die oft nervös und beruhigend zugleich war.
Drum & Bass brachte eine Reihe großartiger Alben hervor. Roni Size & Reprazents Doppelalbum „New Forms“, Spring Heel Jacks „68 Million Shades“. Aber eigentlich war es ein Medium für Singles. Dieses Doppel-DJ-Set – die erste Hälfte wurde von den 90er-Jahre-Stars 4 Hero gemixt, die zweite vom brasilianischen DJ Marky, der in den 2000er-Jahren auftauchte – bietet einen guten Überblick über die rauen, fieberhaften Anfangsjahre. Tracks von Nasty Habits, Nookie und Terminator II, auch bekannt als Goldie. Und die jazzigeren, kurvigeren Richtungen, die es seitdem eingeschlagen hat.
25. Sasha & John Digweed, „Northern Exposure“ (Ultra, 1997)
Gute DJs nehmen einen mit auf eine Reise. Und die englischen Ikonen Sasha und John Digweed – ob sie nun zusammen oder getrennt voneinander arbeiten – haben sich darauf spezialisiert, den Zuhörer durch die bukolischsten Landschaften des EDM der Neunziger zu führen. Ihre beliebteste Mix-CD ist ein trippiger Streifzug durch die grüne Welt des Progressive House. Ein Genre, das mit einem Fuß im Rave und mit dem anderen irgendwo im Jenseits steht.
Titel wie „Raincry“ (von God Within) und „Out of Body Experience“ (von Rabbit in the Moon) verraten viel darüber, wo diese Musik ihren Ursprung hat. Ebenfalls auf dieser Naturwanderung dabei: William Orbit, lange bevor er Madonna kennenlernte.
24. Justice, The Cross (Ed Banger, 2007)
Das französische EDM-Duo Justice rockte die 2000er-Jahre, indem es den simpelsten Disco-Sound und den kitschigsten Euro-Trash in Songs verwandelte, die Daft Punk wie Folk-Muffel aussehen ließen. „Stress“ setzte wimmelnde Psycho-Streicher über einen stürmischen Jaws-Bass. ‚D.A.N.C.E.‘ setzte einen Kinderchor und eine Chic-Basslinie ein. ‚Waters of Nazareth‘ hatte einige der dreckigsten Synthie-Quietscher, die je aufgenommen wurden, eine Kirchenorgel und einen Beat, der wissenschaftlich erwiesenermaßen den IQ um fünf bis zehn Punkte senkt, wenn man es durch den ganzen Song schafft.
Die katholische Symbolik ihres Kreuzlogos und Songtitel wie „Genesis“ trugen nur noch mehr zur Mystik bei. Diese Typen waren die Hohepriester des Big Dumb Fun.
23. Paul Oakenfold, Tranceport (Kinetic, 1998)
Der Gründervater des britischen Rave, Paul Oakenfold, war in den Neunzigern der angesagteste DJ überhaupt. Er eröffnete für U2. Remixte die Smashing Pumpkins. Und verkaufte 100.000 Exemplare dieser definitiven Sammlung. Eine erstaunliche Verkaufszahl für einen DJ-Mix. Wenn Sasha und Digweed die klare, treibende Kraft des Trance auf das Tanzpublikum übertrugen, zementierte Tranceport dies als eine neue Art von Pop. Die ihren Höhepunkt in den zuckersüßen Synthie-Klängen und den Snare-Rolls von Binary Finarys „1998“ und Energy 52s „Café Del Mar (Three N One Remix)“ fand. Manchmal schmeckt Sirup wirklich gut.
22. LCD Soundsystem, Sound of Silver (Capitol/EMI, 2007)
James Murphy von LCD Soundsystem verschmolz 80er-Jahre-Synthie-Pop, Dance-Punk und Detroit-Techno zu einem atemberaubenden Werk herzzerreißender Genialität. Zu Beginn des Jahrzehnts hatte sein Label DFA mit Songs wie „House of Jealous Lovers“ von The Rapture dazu beigetragen, Indie-Rock-Kids auf die Tanzfläche zu bringen.
Hier brachte er dieselben Kids dazu, ihre Converse zum Electro von „Get Innocuous“ zu schlurfen. Sich beim Euro-Boogie von „North American Scum“ totzulachen. Und bei „All My Friends“ und „Someone Great“ in ihren Craft-Bieren zu weinen. Reflexionen über das Altern und Bedauern, die zu herrlich pochenden Synthie-Grooves vertont wurden. Sound of Silver erinnerte an Alben wie „Introspective“ von den Pet Shop Boys, die Dance-Grooves verwendeten, um komplexe Gefühle von Verlangen und Verpflichtung zu erforschen.
21. Madonna, „Ray of Light“ (Maverick, 1998)
Madonnas Herz hing schon immer am Club. Vom New Yorker Electro ihrer frühesten Hits bis zum House-Groove von „Vogue“. Mit Ray of Light drehte sie bei den Pieptönen, den Breakbeats zum Einschlafen und dem Euro-Trance-Synthie-Splash so richtig auf.
Der britische Rave-Veteran William Orbit sorgte für den schimmernden Puls, der Madges Erkundung der neuen Mutterschaft als spirituelle Transformation untermalt. Das Schlaflied „Little Star“ ist erstklassiger Mom & Bass. Und die chillige Ballade „Frozen“ und das gigantische „Drowned World“ gehören zu ihrem gewagtesten Pop der Neunziger. Sicher, es war keine topaktuelle Tanzmusik. Aber das war Teil ihrer Majestät. Sie hat der elektronischen Musik ein neues Gesicht gegeben, nicht umgekehrt.
20. The Avalanches, „Since I Left You“ (Modular, 2001)
„Willkommen im Paradies“, lädt uns eine Stimme zu Beginn des Debüts der Avalanches ein. Ja, so ziemlich. Das australische Trio knüpfte an die Tradition der Beach Boys/De La Soul an, die für das vielleicht glücklichste Album der Dance-Music-Geschichte steht. Mit schätzungsweise 3500 Samples – von Klassikern wie Madonnas „Holiday“ und „Stool Pigeon“ von Kid Creole and the Coconuts bis hin zu schwer erkennbaren Hip-Hop-, Funk-, Easy-Listening- und Cheese-Jazz-Platten – schufen sie ein Konzeptalbum über das Überwinden einer Trennung durch eine Kreuzfahrt auf einer Insel. Man könnte es als EDMs „Forgetting Sarah Marshall“ bezeichnen.
In „Flight Tonight“ und „Stay Another Season“ verleiht das Gefühl der Flucht in etwas Exotisches. Aber auch etwas Unheimliches. Drr hellen, wirbelnden Musik gibt das die nötige emotionale Spannung. Während Stücke wie der schmetterlingsleichte Lounge-Pop von „Two Hearts In 3/4 Time“ perfekte Serotoninschübe sind.
19. Underworld, „Anthology, 1992-2002“ (JBO/V2, 2003)
Es ist keine Überraschung, dass Underworld für die Musik der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2012 in London angeheuert wurde. Wenn es darum geht, unglaublich grandios zu sein, können nur wenige sie übertreffen. Karl Hyde und Rick Smith waren Londoner House-DJs, die ihre Tracks mit einer Arena-Rock-Pracht versahen.
Doch selbst wenn sie Rock-Instrumente verwendeten (wie bei dem von Mundharmonika angetriebenen „BigMouth“, das dieses Greatest-Hits-Set eröffnet), versuchten sie nie, ihren Sound über die wesentlichen Bausteine von EDM hinauszutreiben. Die von Gott berührten Keyboard-Stiche. Einen stampfenden Four-on-the-Floor-Groove. Und Hydes Gesang mit dem Klang eines Megafons. Am besten kam das alles im völlig übertriebenen „Born Slippy“ zusammen. Dem inneren Dialog eines Betrunkenen über einem Balearic-Brontosaurus-Beat, der von Danny Boyle in der Schlussszene von „Trainspotting“ auf brillante Weise verwendet wurde.
18. Michael Mayer, „Immer“ (Kompakt, 2002)
Die Rave-Kultur geriet Anfang der 2000er Jahre in eine Flaute. Da war das luftige, liebevolle Gefühl, das die Veröffentlichungen des Kölner Labels Kompakt Records durchzog, der logische nächste Schritt für langjährige Partygänger, die auf die Dreißig zugingen. Auf diesem Mix-Album aus dem Jahr 2002 hat Kompakt-Star Michael Mayer eine üppige, eindringliche Suite geschaffen.
Im Gegensatz zu vielen DJs lässt Mayer die Tracks selbst nie von seinem Mix in den Schatten stellen, sodass die Musik organisch fließt und sich frei entfalten kann. Selbst wenn sie beim Remix von „Perfect Lovers“ von Phantom/Ghost durch Superpitcher und Tobias Thomas an Gothic grenzt. Mayer weiß, dass Melodramatik nur eines von vielen Dingen ist, für die eine Tanzfläche gut ist.
17. Aphex Twin, „The Richard D. James Album“ (Warp, 1996)
Warnung: Das Tanzen zu diesem Album kann Kopfschmerzen, vorübergehenden Appetitverlust, verschwommene Sicht oder eine geschwollene Blase verursachen. Wenn die Symptome anhalten, legen Sie bitte eine Jewel-CD ein.
Der aus Cornwall, England, stammende Richard James ist der große ruhelose Innovator der elektronischen Musik. Ein produktiver verrückter Wissenschaftler, der die Grenzen zwischen Dance Music, Ambient und Avantgarde-Komposition verwischt. Und eine Generation von „intelligenten“ Dance-Music-Künstlern beeinflusst hat, ebenso wie alles, was Radiohead nach „OK Computer“ gemacht hat.
Sein selbstbetiteltes Album aus dem Jahr 1996 könnte der Höhepunkt der untanzbaren Tanzmusik sein. Weil es üppige viktorianische Streicherarrangements und pastorale Keyboard-Texturen über brutal harte, vierfache Breakbeats und giftige Elektro-Squelches legt.
Es gibt verrückte Neuheiten (das von einer Slide-Pfeife getriebene „Logi/Rock Witch“), akustischen Terrorismus („Inkeys“) und abstrakte Launen („Finger Rib“). Das Herzstück des Albums, „Boy/Girl Song“, vereint all diese Elemente und klingt wie der fieseste Dschungel-DJ der Welt, der eine Teeparty in Downton Abbey veranstaltet.
16. Verschiedene Künstler, „Journey Into Paradise: The Larry Levan Story“ (2006)
Der New Yorker Disco- und House-Tempel Paradise Garage, der 1977 eröffnet wurde, wird oft als der beste Club aller Zeiten bezeichnet. Sein Resident-DJ Larry Levan perfektionierte die Rolle des DJ-als-Schamanen. Lange bevor Rave oder EDM auch nur in den Augenwinkeln auftauchten.
Jedes Wochenende, bis die Garage 1987 schloss, vollbrachte Levan alchemistische Kunststücke. Mit einer gigantischen, frei wählbaren Auswahl an Vinyl. Von klassischen Etüden über The Clash und Talking Heads bis hin zu seinen eigenen, wunderschön herausgeputzten 12-Zoll-Remixen von Taana Gardners „Heartbeat“ und Inner Lifes „Ain’t No Mountain High Enough“.
Beide sind auf dieser hervorragend ausgewählten und zusammengestellten Doppel-CD-Kompilation von Levans Favoriten zu finden – einige hat er selbst gemixt, viele nicht – die das überschäumende Temperament und das Gespür des DJs für großes Drama einfängt. Die Tanzkultur, wie wir sie heute kennen, beginnt hier.
15. Fatboy Slim, „You’ve Come A Long Way, Baby“ (Astralwerks, 1998)
Spike Jonzes brillantes Guerilla-Video zu „Praise You“, in dem eine bunt zusammengewürfelte Tanztruppe vor einem Kino in Los Angeles eine improvisierte Choreografie aufführt, spiegelt perfekt die Fähigkeit von Fatboy Slim wider, Dance Music in neue Ecken des amerikanischen Pop-Marktes zu bringen. Mit seinem zweiten Album wurde der ehemalige Bassist der Housemartins, einer Indie-Pop-Band der Achtziger, zum ersten EDM-Künstler, der echten Erfolg in den US-Top 40 hatte. Und das, indem er als DJ auftrat, der wie ein verrückter Komiker wirkte.
Songs wie „Gangster Trippin“, „In Heaven“ und der massive Hit „Rockafeller Skank“ hüpften wie Old-School-Hip-Hop in seiner unverschämt beschwingtesten Form. Und wurden von der verrückten Energie eines Benny-Hill-Sketches angetrieben. Im Vereinigten Königreich nannte man den Rocktronic-Stil Big Beat. In Amerika nannte man ihn „die einzige Rave-Musik, die meine sechsjährige Nichte gehört hat“.
Und „Praise You“, das aus einem Sample der Spoken-Word-Poetin Camille Yarbrough aus den Siebzigern eine Bubble-Funk-Hymne machte, bewies, dass er auch Soul in die Musik bringen konnte.
14. Skrillex, „Bangarang“ EP (Big Beat/Atlantic, 2011)
Old-School-Dance-Fans mögen sich gegen Skrillex‘ Cartoon-Kicks sträuben. Aber das ist ihr Problem. Der dunkle Herrscher des US-amerikanischen EDM wird immer besser. Der Titeltrack ist sein lockerster und verrücktestes Werk bisher. Ein Party-Krachmacher, der seine Gesangssamples („You feel good!“) in die Struktur des Songs einwebt.
Anstatt sie dir um die Ohren zu hauen. Und sein hin- und herwechselndes Low End in „Right In“ und „Kyoto“ ist funky und frech. Sicher, „Breakin‘ a Sweat“ ist eine zweifelhafte „Zusammenarbeit“ mit den Doors. Aber es ist eine Art guter Witz. Der König des Bass Drop legt mit einer Band, die keinen Bassisten hatte, eine heiße Sohle aufs Parkett.
Wenn er sich mit seinen Dubstep-Kollegen 12th Planet und Kill the Noise für „Right on Time“ zusammentut, werfen sie einen Curveball in Form eines Four-to-the-Floor-House-Tracks. Mit dem selbst mürrische EDM-Veteranen abgehen könnten.
13. Basement Jaxx, „Remedy“ (Astralwerks, 1999)
Ende der Neunziger hatte die Dance Music eine komische Anzahl von Sub-Genre-Ablegern hervorgebracht. (Dark Wave, irgendjemand? Sicher, nur wenn man es mit etwas süßer Laptronica mischt.) Deshalb sorgte das Debütalbum der Londoner DJ-Produzenten Felix Buxton und Simon Ratcliffe für so viel Aufsehen.
„Remedy“ kehrte zu den einfachen, sinnlichen Freuden des Paradise Garage und des frühen Chicago House zurück. Sie lenkten diese klassischen Klänge in neue, oft schmutzigere Richtungen. Ssie nannten es „Punk Garage“. Vom Vocoder-getriebenen „Yo Yo“ bis hin zu „Same Old Show“, das ein Sample der Ska-Revivalisten der Siebziger, The Selector, über einen üppig-druckvollen Beat legte. Bis hin zum schweißgebadeten Euphoriker „Red Alert“. In dem eine Diva uns mitteilt: „Es passiert nichts, außer Geschichte.“ Und der Klang, einen Schritt nach vorne zu machen.
12. Verschiedene Künstler, „True Spirit, Vol. 1“ (Tresor, 2010)
„Detroit-Berlin: A Techno Alliance“ lautete der Untertitel einer frühen Compilation des Tresor-Labels aus Berlin. In den frühen Neunzigern formte diese Allianz die Tanzmusik zu etwas Härterem, Bösartigerem und Minimalistischerem um. Die sieben Tracks auf diesem Sampler (ursprünglich zwischen 1991 und 1993 veröffentlicht) kommen mit einer starken, aufregenden, brachialen Wucht auf Sie zu.
Man muss einen Techno-Track namens „Drugs Work“ einfach lieben. Zu den Höhepunkten gehören die Elektroschocker-Riffs von Blake Baxters „Ghost“ (Detroit) und das wilde Pitch-Shifting von Maurizos „Ploy (Strategic Mix)“ (Berlin). Der Star ist Jeff Mills aus Detroit, dessen „Sonic Destroyer“ (aufgenommen als X-101) und „The Hypnotist“ Musterbeispiele für mikro-gesteuerte Raserei sind. Wenn Juan Atkins und die Mysterians die Stooges
11. Burial, „Untrue“ (Hyperdub, 2007)
Fünf Jahre nach dieser Sammlung knisternder, klarer Träume ist es erstaunlich, dass Musik dieser Feinheit jemals als „Dubstep“ verkauft wurde. Aber Burial – der Künstlername des Produzenten Will Bevan – war der erste echte Kanal dieses Stils von London in die Außenwelt. Auf diesem noch schärfer gezeichneten Nachfolger des beeindruckenden Debüts von 2006 sind Burials halbschrittiger Skank und das klebrige Low End verführerisch niedergeschlagen.
Die kieseligen Gesangssamples – „Holding you, couldn’t be alone“ auf „Archangel“; „It could be bad, away from my heart“ auf dem Titeltrack – zerren an Ihrem Herzen. Während sie Sie sanft am Ärmel auf die Tanzfläche ziehen.
10. Kraftwerk, „Computer Welt“ (Warner Bros., 1981)
Mit ihren Siebziger-Alben wie „Trans-Europe Express“ und „Autobahn“ waren Kraftwerk ihrer Zeit um Lichtjahre voraus. Es handelte sich um vage ironische, aber dennoch beunruhigend überzeugende Hymnen auf die unvermeidliche Vermählung von Mensch und Maschine, die hinter der nächsten Kurve der Datenautobahn lauert.
Anfang der 80er Jahre hatte die Zukunft die deutsche Synthie-Band endlich eingeholt. EDMs ganz eigene Version von Chuck Berrys „Rock And Roll Music“. Mit ihrem schimmernden, synthetischen Charme und ihrer kühlen Eleganz lassen „Computer World“-Klassiker wie „Numbers“, „Computer World“ und der schmerzhaft schöne Titeltrack lassen die Techno-Isolation warm und freundlich erscheinen. Es ist Facebook-Funk.
9. The Prodigy, „Music for the Jilted Generation“ (XL, 1994)
Der aus Essex stammende B-Boy und spätere Raver Liam Howlett begann zusammen mit seinen Kumpels Maxim Reality und Keith Flint mit Breakbeat Hardcore (dem Vorläufer von Drum & Bass). Man entwickelte sich zu einer Stadionband, die keine Gitarren brauchte, um zu rocken.
Dieser Sound eroberte 1997 mit „Smack My Bitch Up“ die Charts, aber der eigentliche Durchbruch gelang The Prodigy drei Jahre zuvor mit ihrem zweiten Album. Alles knurrende Acid („Claustrophobic Song“) und Elektro-Blips, die wie Gibson Les Pauls („Voodoo People“) klingen.
Am entscheidendsten war, dass sie die Breaks in Tracks wie „Poison“ verlangsamten. Und so an klanglicher Wucht gewannen. Bonus-Feature: Keith Flints mehrfarbiger Irokesen-Gegenschnitt. Mit Abstand die beste Frisur in der Geschichte der elektronischen Musik (sorry, Skrillex).
8. Daft Punk, „Discovery“ (Virgin, 2001)
Hier wurden ein paar alberne Franzosen in Roboter-Kostümen zu einem der heimtückisch einflussreichsten Pop-Acts des letzten Jahrzehnts. Daft Punk brachte eine Unmenge an Möchtegern-Vocoder-Pop-Bands hervor. Und ihr Auftritt beim Coachella-Festival 2006 ist, wenn überhaupt, der Ausgangspunkt für die jüngste EDM-Explosion.
Auf „Discovery“ parodierten und würdigten sie gleichzeitig den Radio-Käse der Siebziger- und Achtzigerjahre. Und lieferten Jams, die Ihre Boogie-Nächte aufheizen und Ihre Wasserbett-Seele massieren. „One More Time“ ist so unterhaltsam wie ein Aufenthalt im „YMCA“. „Digital Love“ verpasst der Talkbox-Gitarre im Peter-Frampton-Stil einen Energieschub. „Aerodynamic“ hat astro-rasen-zerschreddernde Van-Halen-Gitarrenaction. Und ‚Face to Face‘ (gesungen vom New-Jersey-Gospel-House-Zauberer Todd ‚The God‘ Edwards) zerlegt ELO. Was ‚Harder, Better, Faster, Stronger‘ betrifft, so war Kanye anscheinend ein kleiner Fan.
7. Verschiedene Künstler, „Trax Records: The 20th Anniversary Collection“ (Casablanca Trax, 2004)
Das legendäre Chicagoer Label Trax Records war nicht das erste House-Label. Aber es war zweifellos das größte und beste. Und diese umfangreiche Sammlung (ein DJ-Mix und zwei CDs mit vollständigen Titeln) bringt einen Low-Budget-Klassiker aus den späten Achtzigern nach dem anderen hervor.
Hier reiben sich absolute Sleaze-Songs wie Jamie Principles unverschämter Prince-Rip „Baby Wants to Ride“ und Hercules‘ „7 Ways to Jack“ mit dem zufällig Avantgardistischen. siehe Phutures „Acid Tracks“, 13 bewusstseinsverändernde Minuten eines endlos manipulierten 303-Bass-Synthesizers, der das gesamte Genre des Acid House hervorgebracht hat.
Tracks wie Marshall Jeffersons selbsterklärendes „Move Your Body (The House Music Anthem)“ und Kevin Irvings freestyle-artiges „Children of the Night“ zeigen, dass einige dieser Jungs auch großartige Songs schreiben können.
6. 2 Many DJs, „As Heard on Radio Soulwax Vol. 2“ (PIAS, 2002)
Jeder gute DJ sollte in der Lage sein, alles zu spielen. Aber es braucht einen wirklich großartigen DJ (oder zwei), um alles zu spielen. Und um alles zum Klingen zu bringen. Das Geheimnis dieser einstündigen, spannenden Reise, die von den belgischen Brüdern Steven und David Dewaele von der Band Soulwax geleitet wird, besteht darin, dass sie nicht trippig und ausufernd ist. Sondern so reduziert wie Punk. Und auf die gleiche Weise treibend und aufregend.
Aufbauend auf einem Fundament aus Electro der frühen 2000er Jahre durchqueren die Dewaeles die Popgeschichte. Von den Velvets bis Dolly Parton. Von Skee-Lo bis zu den Breeders. Es bleibt ein sofortiger Party-Starter und der Beweis, dass selbst Girl Talk Wurzeln hat.
5. Moby, „Play“ (V2, 1999)
Das Album, das den Soundtrack für eine Million Autowerbungen lieferte. Nachdem Moby in den Neunzigern die größte Präsenz in der US-Rave-Szene hatte, gelang ihm der überraschende Durchbruch im Mainstream, indem er Ambient-Beats mit alten Gospel- und Blues-Samples kombinierte.
Tracks wie „Honey“ und „Natural Blues“ erinnern an eine Flüsterkneipe im Delta mit einer Genius Bar. „Porcelain“ entfaltet sich zu einem Meisterwerk der Unterhaltungsmusik. Moby zeigt sogar seinen Sinn für Humor in „South Side“. Ein einfühlsamer Song über weiße Kids, die versuchen, auf der rauen Seite der Stadt so zu tun, als wären sie echte Typen.
Das Geniale an „Play“ war Mobys Fähigkeit, die Größe und den Umfang des Raves auf Dinnerpartys und in Schlafzimmer zu übertragen. „Play“ war eines der ersten großen Popalben. Das so klang, als wäre es ausschließlich auf einem iMac entstanden. Aber sein Soul und seine Schönheit, sein stetig rollender Klavierfluss und seine 3-Uhr-morgens-Introspektion sind zeitlos.
4. Carl Craig, „Sessions“ (K7, 2008)
Für viele Dance-Künstler ist es nicht das Headliner-Set bei einem riesigen Festival wie Electric Zoo, sondern ein Remix von Carl Craig, der sie wirklich bekannt macht. Der mehrfach ausgezeichnete Craig ist vielleicht der beständigste und angesehenste der vielen großartigen Produzenten aus Detroit. Er beeindruckt durch seine Bandbreite und Langlebigkeit.
Nur wenige Produzenten der frühen Neunzigerjahre erforschten Breakbeats und Jazz mit der schlauen Leichtigkeit seines „Bug in the Bass Bin“ (aufgenommen als Innerzone Orchestra). Oder Disco-Samples mit der Härte von „Throw“ (aufgenommen als Paperclip People und später von LCD Soundsystem gecovert). Ganz zu schweigen davon, dass er mit einer atemberaubenden Reihe von Remixen aus der Mitte der 2000er Jahre für Rhythm & Sound, Theo Parrish, Junior Boys und X-Press 2 wieder zum Leben erwachte.
„Sessions“ ist eine geballte Ladung an Leckerbissen. Die CD ist gemischt, die digitale Version enthält vollständige Tracks – Sie haben die Wahl. Und ist ein idealer Einstieg in die Welt eines Produzenten, der immer wieder für Überraschungen sorgt.
3. Juan Atkins, „20 Years Metroplex: 1985-2005“ (Tresor, 2005)
Techno wurde Mitte der 80er Jahre in Detroit geboren. Die visionären Produzenten Juan Atkins, Kevin Saunderson und Derrick May verschmolzen Kraftwerk, Afrika Bambaataas Electro und Chicago House mit Science-Fiction-Futurismus. Um einen Sound zu kreieren, der den strengen Verfall des postindustriellen Detroit widerspiegelte. So, wie die hellen, maschinellen Grooves von Motown die Stadt in ihrer optimistischen Blütezeit widerspiegelten.
Werfen Sie einen Blick auf diese Übersicht über Atkins‘ Techno-Label Metroplex, das er gegründet hat. Sie können sehen, wie die Musik zu ihrem eigenen Stil findet. Von der interplanetaren Funk-Odyssee von Model 500s „No UFOs“, die Lichtjahre über Bams „Planet Rock“ hinausgeht. Bis hin zu Cybertron’s „Clear“, wo der Gesang klingt, als hätte man George Clinton mit Darth Vader gekreuzt.
Jahrzehnte später klingen die kühl durchdringenden Blips, die Casio-Grooves im Salsa-Stil und der Robo-B-Boy-Gesang immer noch wie eine verrückte Alien-Landung.
2. The Chemical Brothers, „Dig Your Own Hole“ (Astralwerks, 1997)
Das bahnbrechende zweite Album von Tom Rowlands und Ed Simons hatte eine einfache Idee. Was wäre, wenn Dance-Musik so hart wie der heftigste Hip-Hop wäre und mit der instinktiven Kraft Ihres Lieblings-Gitarrenhits rocken würde? Und sie haben es geschafft. Die Basslinie von „Block Rockin‘ Beats“ ist mit dem Riff aus dem Intro von „You Really Got Me“ von den Kinks vergleichbar. „Setting Sun“ (mit Noel Gallagher) katapultiert „Tomorrow Never Knows“ von den Beatles ins 21. Jahrhundert. „Where Do I Begin“ mit Gesang von Alt-Folk-Sängerin Beth Orton verbindet die Laune eines Mittelaltermarkts mit der Beat-Wissenschaft der South Bronx.
Durchweg erweisen sich die Chemiker als Meister der Komposition. Und erschaffen Songs, die mit einer achterbahnartigen Intensität durch die Kurven gleiten. Sei es das neunminütige Trance-Out „The Private Psychedelic Reel“. Oder das dreiminütige Low-End-Rasseln „Elektrobank“. Jetzt klingt es genauso nach klassischem Rock wie nach klassischem EDM.
1. Daft Punk, ‚Homework‘ (Virgin, 1997)
Daft Punks Debüt ist pure, die Synapsen verrenkende Brillanz. In den Neunzigern luden Künstler wie die Chemical Brothers und Fatboy Slim Gastvokalisten ein. Sie sampelten Rockplatten. Da bewies das französische Duo Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo, dass Techno und House genauso elastisch, eingängig und manchmal auch so lustig sein können wie der poppigste Pop. Ohne seine hypnotisch treibende, saure Essenz zu verwässern.
„Homework“ hatte herausragende Hits. Wie „Da Funk“ und das hymnische „Around the World“. Aber es war wie ein großartiges Album aufgebaut, das Hip-Hop und Funk (und bei „Rock N Roll“ sogar etwas Siebziger-Glam) in den Mix einfließen ließ. Mit Pausen für ozeanische Kontemplation (das gitarrenlastige „Flesh“) und Hip-Hop-beeinflussten Sketchen wie „WDPK 83.7 FM“. Darin verspricht ein französisch akzentuierter Robo-DJ „den Sound von morgen und die Musik von heute“.
Wenn man bedenkt, wie ihr dicker, europäischer Klang R&B und Popmusik im letzten Jahrzehnt verändert hat, klingt diese absurde Prahlerei jetzt wie die Wahrheit in der Werbung.