Die 25 besten deutschen Filme seit 1990
ROLLING STONE hat die 25 besten deutschen Filme seit 1990 gewählt und festgestellt: Das deutsche Kino ist viel besser als sein Ruf.
„Lola rennt“ (Tom Tykwer, 1998)
Im Ausland wahrscheinlich der berühmsten deutsche Film der jüngeren Vergangenheit, weltweit ließ er als „Run Lola run“ dem Publikum den Atem stocken. Tom Tykwer zeigt Lola (Franka Potente) in einer Art Zeitschleife: Dreimal muss sie innerhalb von 20 Minuten ihren Freund Manni (Moritz Bleibtreu) retten, jedes Mal geht die Geschichte anders aus. Spektakulär ist nicht nur die Erzählweise, sondern auch, wie Tykwer das Tempo anzieht – da ist der Begriff „Thriller“ tatsächlich mal gerechtfertigt. (BF)
https://www.youtube.com/watch?v=LbYk77LjDtQ
„Der Felsen“ (Dominik Graf, 2002)
Seit Mitte der Achtziger hat Dominik Graf immer wieder bewiesen, wie deutsches Kino aussehen kann oder könnte. Sein mit Digital Video gedrehtes Experiment über einen schicksalhaften Korsika-Urlaub ist zugleich sein vielleicht schönster Film. Die von Karoline Eichhorn gespielte Katrin wird darin von ihrem Liebhaber verlassen, entscheidet sich jedoch, allein auf der Insel zu bleiben, um dort einen Selbstfindungstrip zu durchleben, dessen transzendentale Ausmaße an Michelangelo Antonioni denken lassen. (MG)
„Halbe Treppe“ (Andreas Dresen, 2002)
Eine Imbissbude, ein Zollhof, ein Radiosender, eine Parfümerie, zwei Ehepaare: „Halbe Treppe“ etabliert Frankfurt/Oder als den Ort, an dem die Träume enden. Zwei Menschen verlieben sich ineinander, zwei bleiben zurück. Mit der Handkamera zeigt Andreas Dresen die Wohnungen und Büros, die Straßen und Läden, und das Auto ist noch der romantischste Ort, in dem aber von Flucht nur schwadroniert wird. Die 17 Hippies spielen ihre elegischen Weisen zu der Existenz aus Bier und Weinbrand, Currywurst und Pommes, und Steffi Kühnert und Gabriela Maria Schmeide, Thorsten Merten und Axel Prahl sind so deutsch und stur und verzweifelt, wie man es vielleicht nur im Grenzland sein kann. (AW)
„Lichter“ (Hans-Christian Schmid, 2003)
Das bizarre Elend im deutsch-polnischen Grenzgebiet zwischen Frankfurt/Oder und Slubice inszenierte Hans-Christian Schmid mit unbestechlich dokumentarischem Blick. Das sogenannte Tragikomische stellt sich bei den trübseligen Geschichten von Flüchtlingen, und Schmugglern, Schleppern und Krisengewinnlern von selbst ein – Schmid zeigt Armseligkeit, Schmierigkeit und Niedrigkeit ohne Bedauern, aber mit Empathie. Die Kabinettstücke von Anna Janovskaja, Henry Hübchen, Herbert Knaup und Maria Simon überragt Devid Striesow als schwitzig-schurkischer Matratzenverkäufer. (AW)
„Sie haben Knut“ (Stefan Krohmer, 2003)
Ingo und Nadja wollen sich mal Zeit für sich selbst nehmen und in einer Tiroler Hütte ihre Beziehungsprobleme lösen, wie man 1983 sagte. Dann kommt aber die Volleyballmanschaft von Nadjas Bruder Knut an – der Knut selbst fehlt, und bald erfährt die Gruppe, dass er angeblich bei einer Demonstration verhaftet wurde und nun im Gefängnis sitzt. Liebesknatsch und Wohngemeinschaftsschwiemel, Politgefasel und Befindlichkeitsterror arrangieren Stefan Krohmer und der Drehbuchautor Daniel Nocke zu einem erschütternden und knallkomischen Horrorfilm über das falsche Leben im falschen – mit ganz, ganz starken Darstellungen von Valerie Koch, Hans-Jochen Wagner, Anneke Kim Sarnau und Rainer Strecker. (AW)
https://www.youtube.com/watch?v=26Sq0JUHZw0