Die 100 besten Musiker aller Zeiten: The Yardbirds – Essay von Steven Tyler

Ich weiß, wie großartig die Yardbirds waren, aber ich weiß nicht, ob das allgemein bekannt ist.

Man höre sich „Somebody“ an – einen Song, den ich fürs erste Aerosmith-Album schrieb – und man wird feststellen, dass er in dicken Lettern das Wort „Yardbirds“ trägt. Von all den britischen Bands der Sixties bedeuteten sie uns am meisten – vermutlich weil sie dieser Hauch des Mysteriösen umgab. Sie waren unglaublich eklektisch – die Vocals klangen wie gregorianischer Gesang, die Melodik war ungewohnt, sie integrierten Feedback in ihren Sound –, und genau dieses Obskure faszinierte mich an ihnen.

Ich war damals in einer Band namens Chain Reaction. Wir hatten Gelegenheit, die Yardbirds kennenzulernen, als sie 1966 in der Staples High School in Westport, Connecticut, auftraten. Ein Freund namens Henry Smith, der zeitweise auch als unser Manager fungierte, war dort zur Schule gegangen. Er rief mich an und sagte: „Steven, die Yardbirds werden dort auftreten. Wollt ihr das Vorprogramm machen?“

„Ich schleppte ihre Verstärker, sie griffen sich unsere“

Es war das Line-up mit Jeff Beck und Jimmy Page, der damals Bass spielte. Wir warteten den ganzen Tag, bis sie endlich ankamen. Ich schleppte ihre Verstärker, sie griffen sich unsere – was damals eine Selbstverständlichkeit war. Dadurch entstand auch das Gerücht, ich sei Roadie der Yardbirds gewesen.

Ich erinnere mich noch genau, dass sie unter anderem „Shapes Of Things“ und „Beck’s Boogie“ spielten. Ich war tief beeindruckt, weil sie wie keine andere Band klangen. Klamotten, Aussehen, Hit-Singles – all das tangierte sie nicht. Sie beschäftigten sich mit vertrackten Harmonie-Fragen, mit ungewohnten Moll-Akkorden, die für diesen unglaublich sphärischen Sound verantwortlich waren.

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Man hörte ihren unorthodoxen Ansatz in jedem Song: Sie griffen sich den Blues und verwandelten ihn auf „For Your Love“ in Pop. Es gab zwei Konzerte, bei denen ich mit offenem Mund direkt vor der Bühne saß: 1966 bei diesem Yardbirds-Gig und 1969 bei Led Zeppelin im Boston Tea Party.

Der Yardbirds-Auftritt war für mich auch als Sänger wichtig, weil mir klar wurde, dass man nicht unbedingt eine Superstimme haben muss. Es geht um Ausstrahlung, um Attitüde. Keith Relf war ein weißer Junge, der das Optimum aus seiner Stimme herausholte. Und er spielte eine exzellente Mundharmonika: Selbst Jagger konnte aus einer einzigen Note nicht so viel rausquetschen wie er.

Der Jammer ist: Ich weiß, wie großartig die Yardbirds waren, aber ich weiß nicht, ob das allgemein bekannt ist.

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