Die 100 besten Musiker aller Zeiten: The Temptations – Essay von Rod Stewart

Sie baten mich, auf die Bühne zu kommen. Ich hab’s immer abgelehnt. Ich hatte einfach zu viel Schiss.

Ende der sechziger Jahre war ich mit meinen Eltern im Urlaub, als ich zum ersten Mal „I Wish It Would Rain“ hörte. Ich lebte in England, wo es bekanntlich ständig regnet. Und ich verliebte mich in David Ruffins Tenor: Er donnerte aus den Lautsprechern und nahm mein Herz im Sturm.

Ob nun Ruffin den Leadgesang übernahm oder Dennis Edwards oder Eddie Kendricks oder Paul Williams: Die Tempts waren als Vokalisten eine All-Star-Band. Im Laufe der Sechziger und Siebziger hatten sie mit ihren Hits einen unglaublichen Lauf: „My Girl“, „The Way You Do The Things You Do“, „Ain’t Too Proud To Beg“, „Just My Imagination“. Später wagten sie sich dann mit „Cloud Nine“ ins psychedelische Soul-Revier.

Ihre Outfits waren eigentlich immer klasse; sie sind dafür verantwortlich, dass ich zu etwas schrillen Farben neige

Als ich aus dem Urlaub zurückkam, kaufte ich mir umgehend „Wish It Would Rain“. Ich war damals mehr an Folk interessiert und öffnete gerade die Tür zum R&B – und ich erinnere mich noch, wie ich fasziniert das Cover anstarrte, wo sie als Fremdenlegionäre in der Wüste sitzen. Ihre Outfits waren eigentlich immer klasse; sie sind dafür verantwortlich, dass ich zu etwas schrillen Farben neige. Und auch mit ihrer Bühnenshow waren sie ganz weit vorn: Niemand bewegte sich wie die Tempts.

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Ich freundete mich später mit David Ruffin an. Als unsere Bands gleichzeitig in Detroit auftraten, kam David zu jeder Show und sang mit mir „(I Know) I’m Losing You“, ein Temptations-Cover von „Every Picture Tells A Story“. Er hatte eine unglaubliche Stimme – wie das Nebelhorn auf der Queen Mary.

Meine Kinder wuchsen mit den Temptations auf und schlossen sie ebenso ins Herz wie ich. Wann immer sie in L.A. spielten, gingen wir zu ihrer Show. Sie ließen dann immer einen Scheinwerfer auf mich richten und baten mich, auf die Bühne zu kommen. Ich hab’s immer abgelehnt. Ich hatte einfach zu viel Schiss.

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