Die 100 besten Musiker aller Zeiten: The Sex Pistols – Essay von Billie Joe Armstrong

Dass die Jungs ihre Instrumente nicht spielen konnten, ist ein schlechter Witz.

Die Pistols veröffentlichten nur ein Album – „Never Mind The Bollocks, Here’s The Sex Pistols“–, aber dieses Album räumte mit allem auf, was an der Rockmusik zum Himmel stank – und was mit der ganzen Welt schief lief. Niemand hinterließ mit nur einem Album einen derartigen Eindruck. Man kann ihren Einfluss bei Joy Division hören, man hört ihn bei Guns N’ Roses, bei Public Enemy, The Smiths oder Slayer. Es war ein Album, dessen Versprechen nie eingelöst wurde.

Dass die Jungs ihre Instrumente nicht spielen konnten, ist ein schlechter Witz. Steve Jones ist in meinen Augen einer der begnadetsten Gitarristen; er brachte mir bei, was man aus einer Gibson herausholen konnte. Paul Cook ist ein exzellenter Drummer mit einem ganz eigenen Sound. Es gibt Bands, die sich noch immer abmühen, so wie die Pistols zu klingen.

Der Unterschied zwischen John Lydon und anderen Punk-Sängern ist der, dass sie immer nur nachahmen, was er von Natur aus war. Es gibt nichts an ihm, das auch nur im Geringsten gekünstelt ist. Und was den Bassisten angeht: Ich denke schon, dass es nicht unbedingt ein Fehler war, Glen Matlock durch Sid Vicious zu ersetzen.

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Matlock war cool, aber Sid hatte alles, was cool am Punkrock war: dieser dürre Bursche mit der dicken Lippe, der auch etwas von Elvis und James Dean hatte. Alles andere als romantisch war natürlich, dass er an der Nadel hing. Er konnte sein Instrument durchaus beherrschen, aber er war zu hinüber, um es auch wirklich zu tun.

Man muss sie nicht nachäffen, aber man kann – ihrer Vorarbeit sei Dank – mit Musik alle Grenzen sprengen

Die Sachen, über die Lydon 1976/77 schrieb, sind heute immer noch relevant – und sie zeichnen ein hässliches Bild. Niemand hatte die Eier, das auszusprechen, was sie damals rauskotzten. Die einzige Person, die etwas Vergleichbares ausdrücken konnte, war Bob Dylan, aber der sagte es nie so krass wie sie.

Als ich sie mit 14 oder 15 erstmals hörte, stand ich auf Heavy Metal und Hard Rock. Ich glaube, ich war bei einer Freundin, als ich zum ersten Mal diese stampfenden Stiefel am Anfang von „Holidays In The Sun“ hörte. Und dann brach die Gitarre wie ein Gewitter über einen hernieder.

Und als sich auch noch Lydon einmischte, wollte ich auf der Stelle mit meiner Vergangenheit abschließen und etwas völlig Neues anfangen. Und wann immer ich heute etwas Neues zu schreiben versuche, sind sie meine heimliche Messlatte: Sie haben gezeigt, was mit Musik machbar ist. Man muss sie nicht nachäffen, aber man kann – ihrer Vorarbeit sei Dank – mit Musik alle Grenzen sprengen.

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