Die 100 besten Musiker aller Zeiten: The Police – Essay von Brandon Flowers

Sie waren schon Profis, als sie sich in den Punk-Jahren auf den Weg machten und dann ihre ganz eigene Nische fanden

Oscar Wilde sagte einmal, dass ein Künstler dann erfolgreich ist, wenn das Publikum seine Werke nicht mehr versteht – sie aber trotzdem liebt. Folgt man dieser Vorgabe, waren The Police ein extremer Erfolg. In Amerika laufen sie auf den Pop- und Classic-Rock-Stationen rauf und runter, und deutsche Radiosender werden sie vermutlich auch in hundert Jahren noch spielen. Gleichzeitig waren sie unglaublich smart und operierten auf verschiedenen Bedeutungsebenen. Man verliebte sich in einen ihrer Songs – und stellte dann ein Jahr später fest, dass er eigentlich eine ganz andere Bedeutung hatte.

„Every Breath You Take“ ist ein gutes Beispiel: Die Nummer ist unglaublich catchy und wird auch gern auf Hochzeiten gespielt, handelt aber tatsächlich von einem Stalker. Und „Roxanne“ dreht sich nun mal um eine Nutte: Es geht nicht darum, dass Sting sie liebt und ihr Herz bricht, sondern schlicht um ihre Existenz als Nutte. Und wir alle dürfen uns glücklich schätzen, dass intelligente Songs wie „Message In A Bottle“, „Walking On The Moon“ oder „King Of Pain“ Teil unseres Lebens wurden. Mein liebster Song ist „Don’t Stand So Close To Me“, der die Beziehung zwischen einem Lehrer und seiner Schülerin behandelt. Dieser Ansatz, eine Geschichte zu erzählen, ist in der Popmusik leider rar geworden.

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Natürlich waren sie auch beeindruckende Musiker. Sie waren schon Profis, als sie sich in den Punk-Jahren auf den Weg machten und dann ihre ganz eigene Nische fanden. Ich liebe es, wie sie zum Beispiel Reggae integrierten. Bands wie The Clash hatten schon vor ihnen Punk mit Reggae verbunden, aber sie spielten ihn ganz befreit und ungeniert.

The Police reiften schnell

Sting spielte Bass und sang, was eine eher ungewöhnliche Kombination ist. Auf diese Weise hatte er aber seinen Daumen auf der Rythmussektion und war gleichzeitig für die Melodie-Abteilung zuständig. Stewart Copeland ist ein begnadeter Drummer. Andy Summers hat eine großartige Technik und ein ebenso ausgeprägtes Verständnis für die Aufgabe einer Rhythmus-Gitarre. Es ist wirklich ein Wunder, dass sich so viele Bands mit einem bombigen Groove aus spindeldürren Engländern rekrutierten.

The Police reiften schnell – und alle Bands sollten sich diese Lektion hinter die Ohren schreiben: Im Kopf muss man den nächsten Schritt immer schon gemacht haben.

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