Die 100 besten Musiker aller Zeiten: The Band – Essay von Lucinda Williams
Man konnte die Musik der Band nicht einordnen. In Gesang und Harmonien waren sie anders als alle anderen.
Ich nenne The Band immer als Beispiel für meine eigene Karriere. Als ich auf der Suche nach meinem ersten Plattenvertrag war, wussten die Leute nicht, wie sie mich vermarkten sollten, weil mein Sound in keine Schublade passte. Doch The Band, die spielten ein klein bisschen von allem. Ich weiß noch, als „Music From Big Pink“ herauskam. Man konnte die Musik der Band nicht einordnen, aber sie war sehr organisch – ein wenig Country, ein wenig Roots, ein bisschen Mountain, ein bisschen Rock –, und in Gesang und Harmonien waren sie anders als alle anderen.
Als sie Bob Dylan unter dem Namen The Hawks auf seiner 66er-Tour begleiteten, waren das Sternstunden des Rock’n’Roll. Die Band ermöglichte Dylan, stilistisch vielseitiger zu werden. Er bewegte sich weg von den schweren, metaphysischen Songs auf „Blonde On Blonde“ und schrieb stattdessen coole, kleine Stücke.
Ihre Songs kann man nicht covern – wer könnte Richard Manuels unglaublich hohe Stimme nachmachen? –, aber wir haben es versucht. Jedes Mal, wenn wir zusammensaßen und sangen, klampfte unausweichlich jemand eine Version von „The Night They Drove Old Dixie Down“.
Dieser Typ, der erzählt, dass seine Geliebte ihn gerade verlassen hat und er total am Boden zerstört ist
Mein Lieblingssong war „It Makes No Difference“ von „Northern Lights – Southern Cross“. Das Gefühl dahinter ist so herzzerreißend und die Darbietung so ehrlich. Dieser Typ, der erzählt, dass seine Geliebte ihn gerade verlassen hat und er total am Boden zerstört ist.
Man ist traurig, trotz der wunderbaren Musik, wenn man „The Last Waltz“ sieht. Richard Manuels Tod war wirklich tragisch. Garth Hudson habe ich später persönlich kennengelernt, er spielte auf einem Demo, das ich Mitte der Achtziger machte. Ein sehr stiller Mann, sehr nett. Und er spielte wie ein Engel.