Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Sly & the Family Stone – Essay von Don Was

In musikalischer Hinsicht war die Family Stone eine erstaunliche Band, aber dass Sly Stone der Anführer war, daran bestand kein Zweifel.

Sly and the Family Stone brauchten nicht zu sagen: „Warum können wir nicht alle in Frieden leben?“ Man brauchte sich bloß diese Band anzuschauen und ihren Sound hören, um zu begreifen, welche Einstellung sie vertraten. Auf den frühen Alben gab es überhaupt keine Anspielungen auf das Thema Hautfarbe, sie waren durch und durch utopisch, erfüllt von einem Idealismus, der in Songs wie „Everyday People“ und „Hot Fun In The Summertime“ laut und deutlich zum Ausdruck kam.

Solche Botschaften brauchen die Menschen. In diesen Alben steckten ein ungeheurer Optimismus und echte Überzeugung. Die Band selbst war wie die Besatzung einer Arche Noah: Schwarze und Weiße, Männer und Frauen. Wenn man diese Band sah, der ethnische Herkunft so egal war und die so viele Schichten der Gesellschaft abdeckte, fühlte man sich wie ein entferntes Familienmitglied.

In musikalischer Hinsicht war die Family Stone eine erstaunliche Band, aber dass Sly Stone der Anführer war, daran bestand kein Zweifel. Er ist ein einzigartiger Funk-Arrangeur, wahrscheinlich nur mit Duke Ellington zu vergleichen. Niemand hat verschiedene Elemente des Funk so virtuos miteinander verbunden wie Sly. Diese frühen Alben waren auf sehr progressive Art orchestriert – ein bisschen Gitarre, die zu etwas anderem hinführte, das dann wieder etwas anderes auslöste. Später verwandte er dissonantere Farben, wurde so eine Art Cézanne des Funk.

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Irgendwann, so etwa zur Zeit von „There’s A Riot Goin’ On“, kam die Desillusionierung. Wahrscheinlich wurde ihm klar, dass dieses utopische Modell zwar in seiner Band funktionierte, er aber immer noch nicht in eine Bar in Alabama gehen konnte, ohne dass es zu einer Schlägerei kam.

Ohne Sly würde die Welt ganz anders aussehen. Ohne ihn gäbe es keinen George Clinton, keinen Prince

„Fresh“ ist das Werk eines Mannes, der verstanden hat, dass niemand das Rad der Geschichte schneller oder langsamer drehen kann. Qué será, será. „Fresh“ ist ein sehr tiefgründiges Werk. Hier spricht jemand, der ganz oben angekommen war und jetzt in der Erkenntnis, dass er eigentlich nichts unter Kontrolle hat, ganz tief fällt.

Ohne Sly würde die Welt ganz anders aussehen. Ohne ihn gäbe es keinen George Clinton, keinen Prince. Alles, was im R&B nach ihm kam, war durch diesen Mann beeinflusst. Die „Revolution“ der 60er, die haben wir vielleicht verloren, aber Sly gewann seine ganz eigene Revolution, musikalisch und in den Köpfen des Publikums. Ich hoffe nur, dass er das weiß und dass es für ihn okay ist.

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