Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Pink Floyd  – Essay von Wayne Coyne

Sie hatten ihre Phase eins, Phase zwei, vielleicht auch Phase drei und vier. Selbst mit viel Glück kommen die meisten Gruppen nicht über Phase eins hinaus.

Als ich in den Siebzigern groß wurde, waren sie omnipräsent. Meine Brüder, meine ältere Schwester und all ihre Freunde rauchten Pot auf ihren Zimmern, und hörten Pink Floyd, vor allem „Dark Side Of The Moon“. Wenn man 14 wird, stürzen plötzlich so viele Dinge auf einen ein, aber „Dark Side Of The Moon“ lieferte dafür den perfekten Soundtrack. Je intensiver man sich mit ihrer Musik beschäftigte, umso mehr stieß man auf interessante Details, die dann wiederum zu anderen Entdeckungen führten. Man spürte, dass hinter Pink Floyd kreative Köpfe standen, die sich spielerisch über vermeintlich eherne Gesetze hinwegsetzten und einfach machten, was sie für richtig hielten.

Und sie hatten dieses bewundernswerte Talent, sich zwischen den Alben neu zu erfinden. Wenn man Musik nur rezipiert, wird einem das vielleicht nicht in letzter Konsequenz bewusst. Hat man aber selbst schon 14 Alben gemacht, fällt es einem wie Schuppen von den Augen.

Sie hatten ihre Phase eins, Phase zwei, vielleicht auch Phase drei und vier. Selbst mit viel Glück kommen die meisten Gruppen nicht über Phase eins hinaus.

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Es begann damit, dass Syd Barrett diese skurrilen Geschichten schrieb, diese seltsamen Songs, die irgendwie Surf-Rock waren, irgendwie R&B – aber eben aus seiner völlig abgedrehten Perspektive. Später war es Roger Waters, der diese groß angelegten Klanglandschaften entwarf, die die Krisen der menschlichen Natur illustrierten.

Vergleicht man sie mit den Prog-Rock-Gruppen – King Crimson, Yes oder Genesis –, ist ihre Musik geradezu simplistisch

Und schließlich kamen Pink Floyd zu der Überzeugung: „Hey, wir könnten in riesigen Stadien spielen und dort gigantische Schweine in den Himmel steigen lassen.“ Und immer hatte ihre Musik die Substanz, um dieses Konzept auch zu tragen.

Und gleichzeitig: Trotz aller Ebenen und Versatzstücke, die in ihren Konzepten durcheinanderwirbelten, besaßen sie immer eine sehr direkte, bodenständige Musikalität. Vergleicht man sie mit den Prog-Rock-Gruppen – King Crimson, Yes oder Genesis –, ist ihre Musik geradezu simplistisch. Wenn man einen ihrer Songs das erste Mal hört, kann man die Akkordfolgen und Harmonien unmittelbar nachvollziehen. Ich liebe auch diese anderen Bands, aber bei Pink Floyd ist das emotionale Verständnis weitaus spontaner.

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