Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Phil Spector – Essay von Jerry Wexler
Phil hatte es drauf: Er spielte Klavier und Gitarre, komponierte und produzierte
Es gibt drei Kategorien von Musikproduzenten. In der ersten befinden sich die Dokumentaristen wie etwa Leonard Chess, der in eine Bar auf Chicagos Southside geht, Muddy Waters mit seiner sechsköpfigen Gruppe sieht, sie am nächsten Tag ins Studio holt und ihnen sagt: „Spielt das Gleiche, was ihr gestern Abend gespielt habt.“
Zur zweiten Kategorie zählen Produzenten, die sich selbst in den Dienst des Künstlers stellen. Dazu gehören John Hammond, Ahmet und Nesuhi Ertegun oder Bob Thiele: Musikfans, die versuchen, das Beste aus einem Musiker herauszuholen.
Und dann ist da der Produzent, der das Rundumpaket anbietet – und Phil Spector dürfte in dieser Kategorie ganz vorn in der ersten Reihe stehen. Für Spector waren Song und Aufnahme zwei Seiten einer Medaille, und beide existierten in seinem Kopf. Jedes Instrument hatte seine präzise Rolle, und alles war vorher minutiös festgelegt.
Songs wie „You’ve Lost That Lovin’ Feelin’ “ von den Righteous Brothers oder „River Deep, Mountain High“ von Ike und Tina Turner wurden natürlich von fantastischen Sängern interpretiert, aber sie waren trotzdem nur eine Facette des Gesamtkunstwerks. Phil bereitete den Track vor, lud den Sänger ins Studio und sagte: „Nun los, sing!“
„Oh Mann, ich bin eigens aus Kalifornien hierhergekommen, um Hits zu machen“
Als ich ihn kennenlernte, war er noch sehr jung; er schlief auf dem Sofa des Atlantic-Office. Er war kess, eingebildet, aber auch fraglos sehr talentiert. Ich erinnere mich daran, dass ich im Studio einen Vorschlag machte und er nur sagte: „Oh Mann, ich bin eigens aus Kalifornien hierhergekommen, um Hits zu machen.“
Was so viel bedeutete wie: „Halt den Mund und verzieh dich.“ Aber wie Dizzy Dean immer sagte: „Wenn du’s draufhast, kannst du ruhig prahlen.“ Und Phil hatte es drauf: Er spielte Klavier und Gitarre, komponierte und produzierte.