Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Neil Young – Essay von Flea

Nachdem ich Neil gehört hatte, lernte ich Einfachheit schätzen, die Prägnanz des „Weniger ist mehr“.

In Neil Youngs Werk gibt es einen Widerspruch. Er arbeitet so hart als Songwriter und hat so phänomenal viele perfekte Songs geschrieben. Und gleichzeitig ist es ihm scheißegal. Das liegt daran, dass es ihm um die Essenz geht, nicht darum, ob die Tonart stimmt oder irgendwas verzerrt ist oder nicht ganz sauber aufgenommen.

Das ist ihm wurscht.

Er hat ganze Alben gemacht, die nicht gerade toll waren, aber statt zu der Formel zurückzukehren, die nachweislich funktioniert, zeigt er lieber, an welchem Punkt er sich gerade befindet.

Das ist es, was einem so viel Respekt abnötigt – dass es in seiner Karriere so oft auf und ab ging, weil er seinem Charakter und dem, was er gerade war, immer treu blieb. Da ist nichts verfälscht, alles echt. Die Wahrheit ist nicht immer perfekt.

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Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich Crazy Horse mag. Der Sound, der Groove, beides hat so viel Tiefe – selbst wenn man gar nichts hört, klingt es immer noch toll, weil man es fühlen kann. Normalerweise gefällt mir so was gar nicht.

Ich mag Sly and the Family Stone, Miles Davis und Mingus. Ich mag beständige Musiker, die ihr Handwerk beherrschen. Ich bin mit Jazz aufgewachsen und hörte Rockmusik erst, als ich schon in meiner ersten Band spielte, in der Highschool. Von Progressive Rock zu Hendrix zu L.A.-Punk.

Neil Young veränderte meine Sichtweise

Da wurde mir klar, dass Gefühl und Inhalt, egal wie einfach gestrickt, einen Wert darstellen. Ein richtig guter Ein-Akkord-Punksong wurde mir genauso wichtig wie ein Coltrane-Solo, und dieses Gefühl hatte ich auch bei Neil Young. Er veränderte meine Sichtweise.

Als Bassist stand ich auf sehr schnelle, synkopierte und rhythmisch komplexe Stücke. Nachdem ich Neil gehört hatte, lernte ich Einfachheit schätzen, die Prägnanz des „Weniger ist mehr“.

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