Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Little Richard – Essay von Little Richard
Ich wünschte, eine Menge Dinge wären anders gelaufen. Ich glaube, ich habe nie das bekommen, was mir zustand.
Eine Menge Leute nennen mich den Architekten des Rock’n’Roll. Ich selbst behaupte das nicht, aber ich glaube, es stimmt. Schließlich war ich schon 1951 bekannt. Ich nahm für RCA-Victor auf – für Schwarze hieß das Camden Records –, bevor sie Elvis unter Vertrag nahmen. Dann für Peacock in Houston. Dann hat mich Specialty Records gekauft – für 500 Dollar, glaube ich –, und meine erste Platte bei denen, 1956 war das, wurde ein Hit: „Tutti Frutti“.
Überall in der Welt Ich hatte das Gefühl, angekommen zu sein, you know?
Wir gingen sofort auf Tour, fuhren kreuz und quer im Auto herum, und weil es damals mit dem Rassismus noch so schlimm war und man kaum ein Hotelzimmer bekam, schliefen wir auch die meiste Zeit im Auto. Wir aßen im Auto, und wenn wir einen Auftritt hatten, zogen wir uns im Auto um. Ich hatte einen Cadillac. Die Stars fuhren immer Cadillac.
Weißt du noch, was Liberace auf der Bühne trug? So lief ich die ganze Zeit herum, sehr extravagant und mit dickem Make-up. Viele andere Musiker waren damals geschminkt – die Cadillacs, die Coasters, die Drifters –, aber sie hatten keine Make-up-Koffer, nur einen Schwamm und eine Puderdose in der Tasche. Alle hielten mich für schwul.
Die Leute sprachen von Rock’n’Roll als der afrikanischen Musik. Sie meinten, er würde die Kids verrückt machen und sei nur so eine Kurzzeitgeschichte – dasselbe, was sie heute über HipHop sagen. Nur dass es damals schlimmer war. Ich war der erste schwarze Künstler, dessen Platten auch von Weißen gekauft wurden.
Für die meisten Gigs bekam ich kein Geld, für die meisten Platten auch nicht, obwohl fast alles von mir stammt
Und die Eltern hassten mich. Wir spielten an Orten, wo man uns sagte, wir dürften nicht wiederkommen, weil die Kids so ausflippten. Sie warfen Flaschen und sprangen während der Show von der Galerie runter. Damals mussten die weißen Kids auf der Galerie sitzen. Dann sprangen sie runter, um sich unter die Schwarzen zu mischen.
Für die meisten Gigs bekam ich kein Geld, für die meisten Platten auch nicht, obwohl fast alles von mir stammt. Im Studio gaben sie mir ein paar Wörter, und ich machte einen Song daraus! Mit Rhythmus und allem. „Good Golly Miss Molly“! Dafür habe ich keinen Cent gekriegt. Die Specialty-Sachen gehörten dann Michael Jackson. Er hat mir mal einen Job in seinem Verlag angeboten, als Songschreiber, aber ich lehnte ab. Hätte wohl besser annehmen sollen.
Ich wünschte, eine Menge Dinge wären anders gelaufen. Ich glaube, ich habe nie das bekommen, was mir zustand. Es ist schön, einer der 50 Unsterblichen zu sein, aber wer die Nummer eins ist und wer Nummer zwei, interessiert mich nicht mehr. Weil es ohnehin nicht die sein werden, die für mich die Größten sind. Die Rolling Stones haben damals mit mir angefangen, aber sie werden immer vor mir stehen.
Die Beatles, James Brown, Jimi Hendrix – all diese Leute haben mit mir angefangen. Ich hab sie gefüttert, mit ihnen geredet, und jetzt stehen sie immer vor mir. Trotzdem freut es mich, immer noch hier zu sein. Wenn die Leute Spaß haben wollen, hören sie immer noch Rock’n’Roll. Ich bin froh, ein Teil davon gewesen zu sein. Es sind nur noch wenige von uns übrig: Chuck, Fats, Jerry Lee, die Everly Brothers. Die guten Tage sind bald vorbei. Bald wird alles anders sein. Aber nie so wie früher. Niemals.
Anmerkung: Dieser Text stammt von 2011, Little Richard verstarb 2020.