Die 100 besten Musiker aller Zeiten: James Taylor – Essay von Art Garfunkel

James ist einfach zu gut. Seine Präzision im Umgang mit „der Note“ ist schlichte, makellose Musikalität.

Vor einer Show singe ich mich im Umkleideraum immer mit James Taylor warm: „Handy Man“, „Sarah Maria“, „Song For You Far Away“, „Sweet Baby James“, „Copperline“.

Wenn ich unisono mit James singe, wächst meine Verehrung für ihn noch mehr: Mein Herz und mein Kopf werden in die kühle Intelligenz des Songs und die Reinheit seines Gesangs hineingesogen. Die Sicherheit, mit der er die Noten trifft, ist so gottgegeben wie die Zielstrebigkeit eines ehrbaren Geschäftsmannes – und diese Qualität war für mich als Sänger immer das entscheidende Kriterium.

In der Gefühlstiefe seines Vortrags schimmert eine Liebe für alles Lebende durch. Wenn die Schwingungen der Stimmbänder so etwas sind wie das Surfen auf den Vibrationen des Herzens, wäre James mein liebster Wellenreiter – halb in der Luft, heroisch in der Gischt.

Die musikalische Sensibilität untereinander war ebenso greifbar wie der gegenseitige Respekt

Es war kein Zufall, dass die Beatles ihn als Ersten auf ihrem Apple-Label unter Vertrag nahmen. Ich kenne die Folkmusik, die auch er in seiner Jugend gehört haben muss, ich hatte mehrfach die Freude, mit ihm gemeinsam arbeiten zu dürfen, ich erinnere mich auch an das Dreier-Arrangement mit Paul Simon auf „(What A) Wonderful World“: Es war 1977, und wir trafen uns in Pauls Apartment (wo sonst?).

Zwei außergewöhnliche Künstler gaben mir ihre Stimme (und spielten Gitarre) für mein Album „Watermark“. Ich erinnere mich noch heute daran, mit welch spielerischer Leichtigkeit unsere Harmonien ineinanderglitten: Die musikalische Sensibilität untereinander war ebenso greifbar wie der gegenseitige Respekt.

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James ist einfach zu gut. Seine Präzision im Umgang mit „der Note“ ist schlichte, makellose Musikalität. Man kann es Raffinesse nennen oder den Habitus eines intelligenten Lebens. Man höre nur die ganz eigene Distinktion in „Shed A Little Light“, James’ Tribute-Song an Martin Luther King. Einige Leute mögen Probleme haben mit Perfektion und dem Wissen um Perfektion, aber ich denke, „perfekt“ ist am Ende das Wort, das ihn am besten beschreibt.

Ich hoffe, dass er meine kleine Laudatio lesen wird und versteht, warum seine Existenz für uns Kollegen so viel bedeutet. Und ich hoffe, er wird dann von einem Ohr zum anderen grinsen und sagen: „That’s why I’m here.“

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