Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Iggy & The Stooges – Essay von Thurston Moore

Gut zu wissen, dass Iggy Pop noch immer Krieg führt.

Für mich waren sie immer die perfekte Verkörperung dessen, was Musik sein sollte – Musik als Manifest des nackten Lebens, Musik, die bis in die Extreme der Existenz vorstößt. Sie spielten High-Energy-Blues und orientierten sich an den Freakouts von Jimi Hendrix und dem Geist von John Coltranes Free-Jazz. Für Iggy sollten die Stooges eine Variation dessen sein, was er als Junge in Chicago erlebt hatte: alte Blues-Leute, die sich so sehr in ihre Musik reinhingen, dass – wie Iggy es ausdrückte – „die Musik nur so vom Körper tropfte“.

Ich war 14, als ich zum ersten Mal ein Foto von Iggy sah: der Oberkörper nackt, die Haut mit silberner Farbe besprüht. Er schwitzte und hatte einen abgebrochenen Schneidezahn. Er war jung und sah aus, als sei er komplett außer Kontrolle. Er glaubte, dass das, was er tat, wichtig war – eine Kunst, die sich selbst genügte und nicht auf das Establishment schielte.

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Der Sound der Band war simpel und ging doch unter die Haut. Scott Asheton spielte Drums, als spiele er in einer elektrischen Blues-Band. Während sein Bruder Ron kantige Akkord-Progressionen aus der Gitarre schlug, drückte Scott aufs Gas und konnte doch gleichzeitig swingen. Als ich mit Ron für den Soundtrack von „Velvet Goldmine“ zusammenarbeitete, gab er mir in der ersten Woche erst einmal einen Crashkurs, wie Stooges-Songs zu spielen seien. Wir gingen durch das Material von „The Stooges“ und „Fun House“.

„Fuck you, fuck you and fuck you“

„Raw Power“ war dann das ultimative „Fuck-off“-Statement: Die Band ließ alles raushängen und steigerte sich in einen Stupor. Das Album wurde gemeinhin als Trash abgehakt, doch der ursprüngliche Mix von David Bowie hat eine kaputte Qualität, die ihrer Zeit weit voraus war.

Es war ein Erlebnis, die Stooges-Reunion mit Mike Watt am Bass live verfolgen zu dürfen; beim Coachella-Festival 2003 spielten sie ihren ersten Gig. Als Erstes sprang Iggy hoch in die Luft, lief dann zum Bühnenrand und zeigte den Zuschauern den Stinkefinger: „Fuck you, fuck you and fuck you.“ Dann schoss er zur Seite der Bühne, wo die übliche Bagage stand – Sonic Youth, Queens of the Stone Age, Red Hot Chili Peppers – und machte eine Geste, als wolle er sich einen runterholen. Es war wunderbar. Gut zu wissen, dass Iggy noch immer Krieg führt.

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