Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Frank Zappa – Essay von Trey Anastasio
Frank trieb seine Musiker ans Äußerste ihrer technischen Möglichkeiten – mit Phish versuchen wir Ähnliches
In den frühen Jahren von Phish sagten uns die Leute oft, wir klängen wie „Frank Zappa meets The Grateful Dead“. Das klingt schon sehr bizarr, aber zutreffend ist, dass Zappa für mich unglaublich wichtig war. Ich glaube sogar, dass er – neben Hendrix – der beste E-Gitarrist überhaupt war. Zappa näherte sich dem Instrument aus einer ureigenen Perspektive – sowohl klanglich als auch rhythmisch: Alles, was als vermeintlich gottgegebenes Limit akzeptiert wurde, weckte seine Neugier umso mehr.
Ich werde nie vergessen, wie ich ihn das erste Mal live in New York sah; ich ging damals noch zur Schule. Er ließ seine Gitarre auf dem Ständer stehen, um zunächst einmal die Band zu dirigieren. Und er packte die Gitarre nicht an, bis alles perfekt saß. Und dann kam dieser Moment – an dem das ganze Publikum den Atem anhielt –, wo er zur Gitarre ging, sie umschnallte und dann ein mörderisches Solo abbrannte.
1988 sah ich ihn in Vermont auf seiner letzten Tournee. Er spielte das Solo in „City Of Tiny Lites“, bei dem außer Drummer Chad Wackerman alle die Bühne verlassen. Ich saß auf dem Balkon an der Bühnenseite, und als Zappa sich vom Publikum wegdrehte, um mit Chad zu spielen, sah ich dieses breite Grinsen auf seinem Gesicht. Und gleichzeitig war das der Mann, der vertrackte Orchester-Kompositionen wie „The Yellow Shark“ zu Papier brachte! Es ist nur schwer vorstellbar, wie ein einzelner Mensch so viele verschiedene Sachen beherrschte.
Zappa gab mir den Glauben, dass in der Musik alles möglich ist
Als ich Musik für Phish zu schreiben begann, war er ein eminent wichtiger Wegweiser. Songs wie „You Enjoy Myself“ und „Split Open And Melt“ waren bis ins Detail durchkonzipiert, weil ich von ihm gelernt hatte, wie’s ging. Als ich auf dem Bonnaroo-Festival mit meiner zehnköpfigen Band auftrat, spielten wir zwei Coverversionen: „The Devil Went Down To Georgia“ und „Sultans Of Swing“. Und in beiden Songs spielten die Bläser das Gitarrensolo, Note für Note. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, wenn ich nicht Zappa in Vermont gesehen hätte, wo er seine Bläsergruppe unisono Jimmy Pages Solo von „Stairway To Heaven“ nachspielen ließ.
Frank trieb seine Musiker ans Äußerste ihrer technischen Möglichkeiten, und mit Phish versuchen wir Ähnliches: Wir nehmen unsere vier Instrumente und versuchen, alles nur Erdenkliche aus ihnen rauszukitzeln.
Zappa gab mir den Glauben, dass in der Musik alles möglich ist, als er sagte: „Schau her, das sind alles nur Instrumente. Beschäftige dich mit ihnen und finde raus, was sie können und was nicht. Und dann fang an zu schreiben.“