Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Dr. Dre – Essay von Kanye West

„The Chronic“ ist die Messlatte, an der sich alle HipHop-Alben messen müssen

Küssen HipHop-Produzenten Dr. Dre die Füße? Das ist so, als würde man einen überzeugten Christen fragen, ob Jesus für seine Sünden gestorben ist. Dre trägt die ganze Westcoast auf seinen Schultern. Er entdeckte Snoop – neben Jay-Z der größte lebende Rapper – und nahm Eminem, 50 Cent und The Game unter Vertrag. Er findet Künstler mit Potenzial und holt alles aus ihnen heraus.

Ich erinnere mich, Dres Musik gehört zu haben, lange bevor ich wusste, wer er überhaupt war. Als ich elf war, hatte ich eine Kassette von Eazy-Es „Eazy-Duz-It“. Ich wusste damals nicht, was sich hinter dem Wort „Produktion“ versteckte, aber ich liebte diese Musik. Je mehr ich lernte, was ein HipHop-Produzent macht, umso mehr zog ich den Hut vor Dre. Man erinnere sich einmal daran, wie auf alten N.W.A.-Platten der Beat innerhalb eines Songs vier- oder fünfmal wechselt.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Als ich selbst anfing, Beats zu produzieren – noch in meinem kleinen Heimstudio im Haus meiner Mutter –, versuchte ich die Beats von Timbaland, DJ Premier, Pete Rock und vor allem Dr. Dre zu kopieren. Dres Aufnahme von Tupacs „California Love“ war aber so abgehoben, so jenseits meines Horizonts, dass ich nicht mal den blassesten Schimmer hatte, wie er das anstellte. Ich hatte keine Ahnung, wie er all die Instrumente übereinanderschichtete und den Beat trotzdem auf den Punkt brachte.

Nach 30 Minuten lag ich auf den Knien und flehte ihn an, mein nächstes Album zu mixen

„The Chronic“ ist noch immer das Hip-Hop-Äquivalent zu Stevie Wonders „Songs In The Key Of Life“ – es ist die Messlatte, an der sich alle HipHop-Alben messen müssen. Aber es war „Xxplosive“ von „2001“, das mir meinen gesamten Sound lieferte: Es hat einen Soul-Beat, gleichzeitig aber die wuchtigen Drums.

Ich lernte Dre im Dezember 2003 kennen. Er fragte mich, ob ich einen Track für Game produzieren wolle. Ich war durch seine Anwesenheit zunächst eingeschüchtert, aber nach 30 Minuten lag ich auf den Knien und flehte ihn an, mein nächstes Album zu mixen.

Dre ist davon überzeugt, dass Gott ihn auf diese Welt gesetzt hat, um Musik zu machen – und was immer sich ihm an Hindernissen in den Weg stellt: Am Ende ist er immer ganz oben.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates