Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Booker T. And The MGs – Essay von Isaac Hayes
Booker T. zauberte aus seiner Orgel die unglaublichsten Sounds.
Booker T. und seine MGs waren für den Southern Funk zuständig. Motown stand für den Norden und für blank polierte Produktionen, während die MGs roh und dreckig klangen. Und dieser Sound lebt auch heute noch: Immer wieder graben HipHopper MG-Material aus und verwenden es als Sample.
In den USA der sechziger Jahre existierte noch der sogenannte „Baumwoll-Vorhang“: Im Rahmen der Rassentrennung gab es in Memphis keine gemischtrassigen Bands. Auch in diesem Punkt waren die MGs ihrer Zeit voraus: Sie waren halb schwarz, halb weiß, lebten wie eine Familie zusammen und nahmen so die Veränderungen vorweg, die sich bald in der gesamten Gesellschaft niederschlagen sollten.
Was Steve spielte, hatte Hand und Fuß
Die MGs machten sich einen Namen mit Instrumentals wie „Green Onions“, aber sie waren gleichzeitig auch die Hausband von Stax/Volt und bewiesen als solche eine enorme Wandlungsfähigkeit: Otis Redding hatte seinen spezifischen Sound, Sam and Dave hatten ihren, Albert King zog seine Nummer durch – aber bei allen Sessions spielten Booker T. und die MGs. Als ich meine ersten Aufnahmen für Stax machte, brachten sie mir alles bei, was ich über den Aufnahmeprozess wissen musste.
Steve Cropper und Donald „Duck“ Dunn waren die Rock’n’Roller, deckten aber genauso auch Country und Blues ab. Gitarristen neigen häufig dazu, solistisch über die Stränge zu schlagen, aber was Steve spielte, hatte Hand und Fuß. Duck war ein großartiger Bassist und obendrein unglaublich witzig. Al Jacksons Vater war schon ein Drummer gewesen, folglich hatte Al den Rhythmus im Blut. Neben seinen R&B- Grooves hatte er aber auch ein Faible für jazzige Flavors.
Booker T. zauberte aus seiner Orgel die unglaublichsten Sounds. Ich erinnere mich an einen Vorfall, als Booker versehentlich an einem Tag für zwei Konzerte gebucht worden war. Er griff sich eine andere Band und fuhr nach Kansas, während ich mit den MGs nach Harrisburg, Pennsylvania, fuhr und dort so tat, als sei ich Booker T. In der Mitte des Sets rief ein Bursche: „Hey, der Typ ist nicht Booker T.“ Aber dann beruhigte er sich wieder – und der Groove übernahm den Rest.