101. „Noon Rendezvous“ (1984). Prince schrieb den Song für Sheila E., bekannt sind die Rehearsal-Versionen mit Band. Auf dem Prince-Album „Originals“ ist es als reine Piano-Fassung enthalten.
100. „Heaven“ (unveröffentlicht, 1985)
Prince nahm das Stück nur zwei Tage nach der zynischen B-Seite „Hello“ auf, die das Live-Aid-Spektakel thematisierte. „Heaven“ dagegen ist freundlicher, wohlgesinnter, Gott zugewandter Pop. Prince singt fast gedankenverloren vor sich hin.
99. „The Screams Of Passion“ (The Family, 1985).
Prince hat die Single seiner Proteges The Family nie selbst aufgeführt, es existieren lediglich Rehearsals, in denen er selbst spielt und singt. Den Gesang teilen sich Susannah Melvoin und St. Paul Peterson. Clare Fischers Orchester kommt bei dieser Aufnahme erstmals zum Einsatz.
98. „People Without“ (1988, unveröffentlicht).
Prince‘ wohl bekanntestes Live-Bootleg „Small Club“ dokumentiert eine Aftershow-Party in Den Haag, im Club Paard van Troje, August 1988. In Soundboard-Qualität hören wir unfassbare Cover-Versionen („Just My Imagination“), anstehende Veröffentlichungen („Still Would Stand All Time“) sowie „People Without“ – der Legende nach hat Prince dieses Stück am Vorabend im Hotelzimmer komponiert. Eine Studiofassung soll nicht existieren. Ein recht aggressiver Funk-Song, in dem Prince, der mit dem „Lovesexy“-Album zu neuer Spiritualität fand, Drogenkonsum geißelt und fortwährend den Verzicht – „People Without“ – fordert. Es hat die Power von James Brown und die Eindringlichkeit von Marvin Gaye.
97. „We Got The Power“ (Unveröffentlicht, 1988).
Der Refrain landete letztendlich im Sample-Mix von „Batdance“ – und stach sofort hervor. Ähnlich wie im zwei Jahre später veröffentlichten „New Power Generation“ beschwor Prince hier die Kraft einer spirituellen Gemeinschaft. Während Prince vordergründig wie ein Protest-Sänger auftritt, brodelt es im Hintergrund wie in einer Hexenküche; Töne und Rhytmus miteinander verschlungen, verworren, unidentifizierbar.
96. „Superfunkycalifragisexy“ (The Black Album, 1987).
„Supercalifragilisticexpialidocious“ ruft Mary Poppins, in Prince‘ Version wird aus dem freudig gerufenen Füllwort ein Alptraum, wie er nur dem Protagonisten aus dem „Black Album“ passieren konnte.
Mögliche Verweise auf Drogen („The Blood Is Real Good If You Drink It Fast“), vor allem Ecstasy („If you do to much, your skin will be sensitive to touch
The first person that touches you, you want to fuck“).
Ebenso schaurig wie faszinierend: „Brother Louis“, der vorbeischauen möchte, mit „einem Eimer voll Eichhörnchen-Fleisch“. Prince spielte den Song regelmäßig während seiner „Lovesexy“-Tour.
95. „A Love Bizarre“ (Sheila R., Romance 1600, 1985).
Auf diesem 12-minütigen Track singt Prince im Chor – und spielte natürlich fast alle Instrumente ein. Die Saxofon-Melodie machte das Lied berühmt, neben „Careless Whisper“ von George Michael die wahrscheinlich bekannteste Saxofon-Tonfolge des Jahrzehnts.
94. „Nothing Compares 2 U“ (The Family, 1985).
Die Protegés von The Family brachten die Erstveröffentlichung, die Version von Sinead O’Connor machte den Song 1990 weltberühmt (sie ist sogar ein wenig besser als das Original).
Danach hat Prince, dessen eigene Studioversion unveröffentlicht bleibt, es in seine eigenen Live-Sets integriert. Er schrieb es 1980 für seine Assistentin Sandy Scipioni – mit der er aber nie etwas gehabt haben soll.
93. Empty Room (Outtake 1985, verschiedene Live-Versionen).
Es existieren diverse Fassungen des Stücks, Leider klingen die neuen Versionen, mit Schmelzkeyboards und Schmelzwasserpiano, dem Material nicht angemessen. Das Original versucht gar nicht erst, ein Orchester zu ersetzen.
92. „Manic Monday“ (The Bangles, „Different Light“, 1985).
Er schenkte es den Bangles, die damit den größten Hit ihrer Karriere landeten. Die mit seiner eigenen Band The Revolution aufgenommene Version klingt haargenau so – was hätte die Band um Susanna Hoffs auch anders machen sollen?
Das Lied stieg im März 1986 bis auf Platz zwei der US-Billboard-Charts. Hätte auch auf der Eins landen können – wäre da nicht Prince, der die Position mit „Kiss“ blockierte.
91. „God“ (B-Seite „Purple Rain“, 1984).
m Handel sind zwei Versionen: die nur mit Keyboard und allerlei Sternenstaub-Synthi-Klängen, in denen Prince am Ende des Lieds seine berühmte Parole „Dance The Dance Electric“ ausgibt; sowie die instrumentale Bandversion – die ist eine Rarität, aber sogar im deutschen iTunes-Store erhältlich! Holen!
Die Melodie ist auch fester Bestandteil des „Purple Rain“-Kinofilms.
90. „Once Upon A Time“ aka „Bobbi Jo“ aka „26“ (Unveröffentlicht, 1988).
Zwischen den Aufnahmen von „Lovesexy“ entspannte Prince sich am Klavier. Dieses wunderschöne instrumentale Stück – im Netz kursieren verschiedene Rehearsals gab er später an seinen Saxofonisten Eric Leeds weiter. Es landete auf dessen „Times Squared“-Album als „26“.
89. „The Ballad Of Dorothy Parker“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
Eines der verspieltesten, wuscheligsten Lieder aus Prince‘ Karriere. Es überstand jede geplante und verworfene Konfiguration („Dream Factory“, „Crystal Ball“) und landete dann auf „Sign ‚O‘ The Times“. Der Demo-Sound, so prägend für das Album, entstand übrigens aus einer technischen Panne.
„Well, I ordered, „Yeah, let me get a fruit cocktail, I ain’t too hungry“ Dorothy laughed, She said, „Sound like a real man to me, You kinda cute, you wanna take a bath? Do you wanna, do you wanna? Bath“ – einer von Prince‘ besten Texten, und dann kommt auch noch eine Referenz an Joni Mitchell. War als fünfte Single 1987 geplant, leider nie umgesetzt.
88. „Anotherloverholenyohead“ (Parade, 1986).
„Tell Him It’s Chinese“, ruft der wagemutige Christopher in „Under The Cherrymoon“, er hinterlässt eine Nachricht an den Vater seiner Freundin, gemeint war eigentlich „Fuck You“. Dabei braucht der Gigolo doch, wie das Lied im Titel ankündigt, eine weitere Liebhaberin so sehr wie ein Loch im Kopf.
Das Schicksalslied des Christopher, dunkler Pop. Nach der „Parade“-Tour leider kaum noch gespielt.
87. „U Got The Look“. (Sign ‚O‘ The Times, 1987). Die Plattenfirma, mit der sich Prince eh schon wegen der Album-Konfiguration (Zwei Platten? Drei?) stritt, wollte noch einen garantierten Hit für „Sign ‚O‘ The Times“. Prince lieferte.
Sein Duett mit Sheena Easton (auch, wenn sie nicht gleichberechtigt gelistet wird) ist der poppigste Song der Platte. Auch als Lyriker ist der Mann in Topform: „You’ve got the look, you’ve got the hook /U sho’nuf do be cookin‘ in my book Your face is jammin‘ Your body’s heck-a-slammin‘ / If love is good, let’s get 2 rammin'“.
Warum bloß hat Prince den Song nie bei seiner 87er-Tour gespielt?
86. „Temptation“ (Around The World In A Day“, 1985).
„Don’t Know When I Will Come Back, Goodbye“, sagt Prince am Ende des Albums und droht mit dem Ende der Karriere – auf dem Höhepunkt seines Erfolgs. Zuvor lieferte er sich einen Dialog mit Gott (er sprach ihn selbst), der ihn ermahnte, der „Temptation“ nicht nachzugegeben, sondern züchtig zu sein. Der erste Teil, des Rocksongs zeigt Prince noch im Brüll-Modus („Baby, I’m Guilty In The First Degree“); nur das Saxofon knödelt etwas unangenehm. Auf der B-Seite „God“ hatte er noch um ein Gespräch gefleht. Hier hatte er es bekommen, und laut eigenem Drehbuch den Schwanz eingekniffen.
85. „Mountains“ (Parade, 1986).
Die Nachfolge-Single von „Kiss“ hatte wenig Chancen in den Charts, immerhin führt das Stück Wendy Melvoin und Lisa Coleman als Co-Autorinnen an.
Die Extended Version auf der Maxi-Single dürfte Prince‘ beste sein. Bläser, Xylofone, Calypso – ein zehnminütiger Partyspaß. Das Lied läuft im Abspann von „Under The Cherrymoon“, lässt uns den Tod des Protagonisten leichter verdauen.
84. „Partyman“ (Batman, 1989).
Vorgänger „Batdance“ schafft es in den US-Single-Charts auf die Eins, das nicht weniger aufwändige „Partyman“ verkümmerte auf der 14. Die Platte war damit durch.
Nicht ganz gerechtfertigt, denn Prince spielt hier groß auf, im Video ist er der Joker und tanzt durch eine Art Indiana-Jones-Palast.
Empfehlenswert auch hier die Extended Version. Auf ihr ist zwar Candy „Euro-Jazz“ Dulfer am Saxofon zu hören, aber ganz am Ende auch das Lachen von Prince als Joker. Es ist unfassbar lustig, viel besser als das von Nicholson oder Ledger.
83. „For You“ (For You, 1978).
Der erste veröffentlichte Solo-Song in Prince‘ Karriere, nur etwas länger als eine Minute, ist wunderschön. Sphärischer, wie aus dem Himmel stammender Gesang.
Das perfekte Intro einer großen Karriere. Prince würde das Motiv im späteren Outtake „Kiss Me Quick“ aufgreifen.
82. „Something In The Water (Does Not Compute“) („1999“, 1982).
Bis zu seinem Tod kehrte Prince immer wieder zu diesem böse dräuenden 1982er-Stück zurück. Grandios der Kontrast zwischen nervös hämmerndem Drumcomputer und den langsamen Keyboard-Flächen, über die Prince seine Zweifel streut: Warum sind Männer und Frauen beziehungsunfähig? „You think you’re special, well so do I
Why do special women make me cry?“
81. „Adore“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
In dem Abschluss-Stück eines ersten, 17 Songs starken Doppelalbums musste Prince natürlich an allen Reglern drehen; der Schluss-Chor, mit dem die Angebetete endlich rumgekriegt werden soll, ist göttlich.
Das etwas bessere „Crucial“ musst in der endgültigen LP-Konfiguration für „Adore“ weichen; als Mann der Rollenspiele aber war der 27-Jährige hier auf der Höhe. Voller Selbstironie schmetter er seiner Frau entgegen: „U could burn up my clothes Smash up my ride“, und schiebt dann hastig hinterher: „Well maybe not the ride!“
80. „We Can Funk“ (Graffiti Bridge, 1990).
Das „Graffiti Bridge“-Album besteht, obwohl diese Eile 1990 gar nicht nötig gewesen wäre, aus allerlei Altmaterial. Auch „We Can Funk“ ist älter, datiert auf 1986.
Parliament-Chef George Clinton ist hier als Co-Sänger und Musiker angegeben, zu hören ist er nicht. Enthält mit „I’m Testing Positive For The Funk / I’ll Gladly Pee In Anybody’s Cup“ auch eine seiner unfreiwillig lustigsten Zeilen.
79. „Play In The Sunshine“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
Auf der Tracklist der 17-Song-Platte steht „Play In The Sunshine“ auf der wichtigen Position zwei, hält dem pessimistischen Titelsong ein strahlendes Gesicht und Kinderstimmung entgegen. Live ein echter Showcase für Schlagzeugerin Sheila E., und selten klang der mehrstimmige Gesang stärker pointiert und gleichzeitig so schön konfus wie hier.
78. „I Feel For You“ (Prince, 1979).
Chaka Khan und Rufus machten die Version Jahre später zum Hit. Klar, eine süßliche Pop-Ballade, klassischer Prince der Prä-„Dirty Mind“-Ära, aber ein erster Beweis für dessen Gespür für Ohrwürmer.
77. „Dirty Mind“ (Dirty Mind, 1980).
Prince‘ vielleicht größter Schock-Moment, eine der seltenen im Popgeschäft funktionierenden Neuerfindungen.
Aus dem vorher zurückhaltenden Lover wird ein Strapse tragender Funk-Aggressor, der im Falsett Liebe machen will, „In My Daddy’s Car.“
Hätte nach hinten losgehen können – war aber der Beginn eines Triumphzugs durch die Musikwelt.
76. „America“ (Around The World In A Day“, 1985).
So politisch wie seit „Controversy“ von 1981 nicht mehr gab Prince sich in diesem Song. In „America“ wies Prince – er sang ja selten über Politik –, nach „Ronnie Talk To Russia“ von 1981 wieder auf den US-Präsidenten und dessen Atombombenarsenal hin; er glaubte, dass ein Erstarken des Patriotismus nötig sei, damit es eben nicht zu einem Dritten Weltkrieg komme.
Ein Großteil der LP wurde in mobilen Studios aufgenommen, Prince wollte auch in Tourpausen nicht aufhören zu spielen.
Die Maxi-Versionen aus „Around The World In A Day“ zählen zu den besten Extended-Versionen gehören, die der Mann je anfertigte. Nicht einfach Remixe mit minutenlang herausgestellten Instrumenten, sondern ausgebaute Songs.
„Pop Life“ war neun Minuten lang, „America“ gar 22.
75. „Partyup“ („Dirty Mind“, 1980).
„How you gonna make me kill somebody / I don’t even know?“, und dann der Chor, mit ihm endet auch der Song: „You’re gonna have to fight your own damn war ‚Cause we don’t wanna fight no more“.
Sieben Songs vorher nur Sex, jetzt Anti-Kriegs-Gesang. Unklar, welchen Krieg Prince 1980 adressierte – aber es ist auch egal.
74. „Le Grind“ (The Black Album, 1987).
Zwei Minuten lang hält er das Strophe-Refrain-Muster durch, dann bricht der Partyfunk aus, und Prince ruft nur noch in die Menge. Als Opener schön. Symptomatisch aber auch für sein meistüberschätztes Album.
„So you found me / Good, I’m glad / This is Prince / The cool of cools“. Puh. „Der Coolste der Coolen“. Meinte er das ernst?
101. „Noon Rendezvous“ (1984). Prince schrieb den Song für Sheila E., bekannt sind die Rehearsal-Versionen mit Band. Auf dem Prince-Album „Originals“ ist es als reine Piano-Fassung enthalten.
100. „Heaven“ (unveröffentlicht, 1985)
Prince nahm das Stück nur zwei Tage nach der zynischen B-Seite „Hello“ auf, die das Live-Aid-Spektakel thematisierte. „Heaven“ dagegen ist freundlicher, wohlgesinnter, Gott zugewandter Pop. Prince singt fast gedankenverloren vor sich hin.
Copyright: Larry Williams
99. „The Screams Of Passion“ (The Family, 1985).
Prince hat die Single seiner Proteges The Family nie selbst aufgeführt, es existieren lediglich Rehearsals, in denen er selbst spielt und singt. Den Gesang teilen sich Susannah Melvoin und St. Paul Peterson. Clare Fischers Orchester kommt bei dieser Aufnahme erstmals zum Einsatz.
Copyright: Getty/Redferns/Neil Lupin
98. „People Without“ (1988, unveröffentlicht).
Prince‘ wohl bekanntestes Live-Bootleg „Small Club“ dokumentiert eine Aftershow-Party in Den Haag, im Club Paard van Troje, August 1988. In Soundboard-Qualität hören wir unfassbare Cover-Versionen („Just My Imagination“), anstehende Veröffentlichungen („Still Would Stand All Time“) sowie „People Without“ – der Legende nach hat Prince dieses Stück am Vorabend im Hotelzimmer komponiert. Eine Studiofassung soll nicht existieren. Ein recht aggressiver Funk-Song, in dem Prince, der mit dem „Lovesexy“-Album zu neuer Spiritualität fand, Drogenkonsum geißelt und fortwährend den Verzicht – „People Without“ – fordert. Es hat die Power von James Brown und die Eindringlichkeit von Marvin Gaye.
97. „We Got The Power“ (Unveröffentlicht, 1988).
Der Refrain landete letztendlich im Sample-Mix von „Batdance“ – und stach sofort hervor. Ähnlich wie im zwei Jahre später veröffentlichten „New Power Generation“ beschwor Prince hier die Kraft einer spirituellen Gemeinschaft. Während Prince vordergründig wie ein Protest-Sänger auftritt, brodelt es im Hintergrund wie in einer Hexenküche; Töne und Rhytmus miteinander verschlungen, verworren, unidentifizierbar.
Copyright: Al Pereira
96. „Superfunkycalifragisexy“ (The Black Album, 1987).
„Supercalifragilisticexpialidocious“ ruft Mary Poppins, in Prince‘ Version wird aus dem freudig gerufenen Füllwort ein Alptraum, wie er nur dem Protagonisten aus dem „Black Album“ passieren konnte.
Mögliche Verweise auf Drogen („The Blood Is Real Good If You Drink It Fast“), vor allem Ecstasy („If you do to much, your skin will be sensitive to touch
The first person that touches you, you want to fuck“).
Ebenso schaurig wie faszinierend: „Brother Louis“, der vorbeischauen möchte, mit „einem Eimer voll Eichhörnchen-Fleisch“. Prince spielte den Song regelmäßig während seiner „Lovesexy“-Tour.
Copyright: Universal Images Group/PYMCA
95. „A Love Bizarre“ (Sheila R., Romance 1600, 1985).
Auf diesem 12-minütigen Track singt Prince im Chor – und spielte natürlich fast alle Instrumente ein. Die Saxofon-Melodie machte das Lied berühmt, neben „Careless Whisper“ von George Michael die wahrscheinlich bekannteste Saxofon-Tonfolge des Jahrzehnts.
94. „Nothing Compares 2 U“ (The Family, 1985).
Die Protegés von The Family brachten die Erstveröffentlichung, die Version von Sinead O’Connor machte den Song 1990 weltberühmt (sie ist sogar ein wenig besser als das Original).
Danach hat Prince, dessen eigene Studioversion unveröffentlicht bleibt, es in seine eigenen Live-Sets integriert. Er schrieb es 1980 für seine Assistentin Sandy Scipioni – mit der er aber nie etwas gehabt haben soll.
93. Empty Room (Outtake 1985, verschiedene Live-Versionen).
Es existieren diverse Fassungen des Stücks, Leider klingen die neuen Versionen, mit Schmelzkeyboards und Schmelzwasserpiano, dem Material nicht angemessen. Das Original versucht gar nicht erst, ein Orchester zu ersetzen.
Copyright: Jeff Kravitz
92. „Manic Monday“ (The Bangles, „Different Light“, 1985).
Er schenkte es den Bangles, die damit den größten Hit ihrer Karriere landeten. Die mit seiner eigenen Band The Revolution aufgenommene Version klingt haargenau so – was hätte die Band um Susanna Hoffs auch anders machen sollen?
Das Lied stieg im März 1986 bis auf Platz zwei der US-Billboard-Charts. Hätte auch auf der Eins landen können – wäre da nicht Prince, der die Position mit „Kiss“ blockierte.
Copyright: AFP/Getty Images/BERTRAND GUAY
91. „God“ (B-Seite „Purple Rain“, 1984).
m Handel sind zwei Versionen: die nur mit Keyboard und allerlei Sternenstaub-Synthi-Klängen, in denen Prince am Ende des Lieds seine berühmte Parole „Dance The Dance Electric“ ausgibt; sowie die instrumentale Bandversion – die ist eine Rarität, aber sogar im deutschen iTunes-Store erhältlich! Holen!
Die Melodie ist auch fester Bestandteil des „Purple Rain“-Kinofilms.
90. „Once Upon A Time“ aka „Bobbi Jo“ aka „26“ (Unveröffentlicht, 1988).
Zwischen den Aufnahmen von „Lovesexy“ entspannte Prince sich am Klavier. Dieses wunderschöne instrumentale Stück – im Netz kursieren verschiedene Rehearsals gab er später an seinen Saxofonisten Eric Leeds weiter. Es landete auf dessen „Times Squared“-Album als „26“.
89. „The Ballad Of Dorothy Parker“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
Eines der verspieltesten, wuscheligsten Lieder aus Prince‘ Karriere. Es überstand jede geplante und verworfene Konfiguration („Dream Factory“, „Crystal Ball“) und landete dann auf „Sign ‚O‘ The Times“. Der Demo-Sound, so prägend für das Album, entstand übrigens aus einer technischen Panne.
„Well, I ordered, „Yeah, let me get a fruit cocktail, I ain’t too hungry“
Dorothy laughed
She said, „Sound like a real man to me
You kinda cute, you wanna take a bath?
Do you wanna, do you wanna? Bath“ – einer von Prince‘ besten Texten, und dann kommt auch noch eine Referenz an Joni Mitchell.
War als fünfte Single 1987 geplant, leider nie umgesetzt.
88. „Anotherloverholenyohead“ (Parade, 1986).
„Tell Him It’s Chinese“, ruft der wagemutige Christopher in „Under The Cherrymoon“, er hinterlässt eine Nachricht an den Vater seiner Freundin, gemeint war eigentlich „Fuck You“. Dabei braucht der Gigolo doch, wie das Lied im Titel ankündigt, eine weitere Liebhaberin so sehr wie ein Loch im Kopf.
Das Schicksalslied des Christopher, dunkler Pop. Nach der „Parade“-Tour leider kaum noch gespielt.
87. „U Got The Look“. (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
Die Plattenfirma, mit der sich Prince eh schon wegen der Album-Konfiguration (Zwei Platten? Drei?) stritt, wollte noch einen garantierten Hit für „Sign ‚O‘ The Times“. Prince lieferte.
Sein Duett mit Sheena Easton (auch, wenn sie nicht gleichberechtigt gelistet wird) ist der poppigste Song der Platte. Auch als Lyriker ist der Mann in Topform: „You’ve got the look, you’ve got the hook /U sho’nuf do be cookin‘ in my book
Your face is jammin‘
Your body’s heck-a-slammin‘ / If love is good, let’s get 2 rammin'“.
Warum bloß hat Prince den Song nie bei seiner 87er-Tour gespielt?
86. „Temptation“ (Around The World In A Day“, 1985).
„Don’t Know When I Will Come Back, Goodbye“, sagt Prince am Ende des Albums und droht mit dem Ende der Karriere – auf dem Höhepunkt seines Erfolgs. Zuvor lieferte er sich einen Dialog mit Gott (er sprach ihn selbst), der ihn ermahnte, der „Temptation“ nicht nachzugegeben, sondern züchtig zu sein. Der erste Teil, des Rocksongs zeigt Prince noch im Brüll-Modus („Baby, I’m Guilty In The First Degree“); nur das Saxofon knödelt etwas unangenehm. Auf der B-Seite „God“ hatte er noch um ein Gespräch gefleht. Hier hatte er es bekommen, und laut eigenem Drehbuch den Schwanz eingekniffen.
85. „Mountains“ (Parade, 1986).
Die Nachfolge-Single von „Kiss“ hatte wenig Chancen in den Charts, immerhin führt das Stück Wendy Melvoin und Lisa Coleman als Co-Autorinnen an.
Die Extended Version auf der Maxi-Single dürfte Prince‘ beste sein. Bläser, Xylofone, Calypso – ein zehnminütiger Partyspaß. Das Lied läuft im Abspann von „Under The Cherrymoon“, lässt uns den Tod des Protagonisten leichter verdauen.
84. „Partyman“ (Batman, 1989).
Vorgänger „Batdance“ schafft es in den US-Single-Charts auf die Eins, das nicht weniger aufwändige „Partyman“ verkümmerte auf der 14. Die Platte war damit durch.
Nicht ganz gerechtfertigt, denn Prince spielt hier groß auf, im Video ist er der Joker und tanzt durch eine Art Indiana-Jones-Palast.
Empfehlenswert auch hier die Extended Version. Auf ihr ist zwar Candy „Euro-Jazz“ Dulfer am Saxofon zu hören, aber ganz am Ende auch das Lachen von Prince als Joker. Es ist unfassbar lustig, viel besser als das von Nicholson oder Ledger.
83. „For You“ (For You, 1978).
Der erste veröffentlichte Solo-Song in Prince‘ Karriere, nur etwas länger als eine Minute, ist wunderschön. Sphärischer, wie aus dem Himmel stammender Gesang.
Das perfekte Intro einer großen Karriere. Prince würde das Motiv im späteren Outtake „Kiss Me Quick“ aufgreifen.
82. „Something In The Water (Does Not Compute“) („1999“, 1982).
Bis zu seinem Tod kehrte Prince immer wieder zu diesem böse dräuenden 1982er-Stück zurück. Grandios der Kontrast zwischen nervös hämmerndem Drumcomputer und den langsamen Keyboard-Flächen, über die Prince seine Zweifel streut: Warum sind Männer und Frauen beziehungsunfähig? „You think you’re special, well so do I
Why do special women make me cry?“
Copyright: Getty Images/Sherry Rayn Barnett
81. „Adore“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
In dem Abschluss-Stück eines ersten, 17 Songs starken Doppelalbums musste Prince natürlich an allen Reglern drehen; der Schluss-Chor, mit dem die Angebetete endlich rumgekriegt werden soll, ist göttlich.
Das etwas bessere „Crucial“ musst in der endgültigen LP-Konfiguration für „Adore“ weichen; als Mann der Rollenspiele aber war der 27-Jährige hier auf der Höhe. Voller Selbstironie schmetter er seiner Frau entgegen: „U could burn up my clothes
Smash up my ride“, und schiebt dann hastig hinterher: „Well maybe not the ride!“
80. „We Can Funk“ (Graffiti Bridge, 1990).
Das „Graffiti Bridge“-Album besteht, obwohl diese Eile 1990 gar nicht nötig gewesen wäre, aus allerlei Altmaterial. Auch „We Can Funk“ ist älter, datiert auf 1986.
Parliament-Chef George Clinton ist hier als Co-Sänger und Musiker angegeben, zu hören ist er nicht. Enthält mit „I’m Testing Positive For The Funk / I’ll Gladly Pee In Anybody’s Cup“ auch eine seiner unfreiwillig lustigsten Zeilen.
79. „Play In The Sunshine“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
Auf der Tracklist der 17-Song-Platte steht „Play In The Sunshine“ auf der wichtigen Position zwei, hält dem pessimistischen Titelsong ein strahlendes Gesicht und Kinderstimmung entgegen. Live ein echter Showcase für Schlagzeugerin Sheila E., und selten klang der mehrstimmige Gesang stärker pointiert und gleichzeitig so schön konfus wie hier.
78. „I Feel For You“ (Prince, 1979).
Chaka Khan und Rufus machten die Version Jahre später zum Hit. Klar, eine süßliche Pop-Ballade, klassischer Prince der Prä-„Dirty Mind“-Ära, aber ein erster Beweis für dessen Gespür für Ohrwürmer.
77. „Dirty Mind“ (Dirty Mind, 1980).
Prince‘ vielleicht größter Schock-Moment, eine der seltenen im Popgeschäft funktionierenden Neuerfindungen.
Aus dem vorher zurückhaltenden Lover wird ein Strapse tragender Funk-Aggressor, der im Falsett Liebe machen will, „In My Daddy’s Car.“
Hätte nach hinten losgehen können – war aber der Beginn eines Triumphzugs durch die Musikwelt.
Copyright: Redferns/Virginia Turbett
76. „America“ (Around The World In A Day“, 1985).
So politisch wie seit „Controversy“ von 1981 nicht mehr gab Prince sich in diesem Song. In „America“ wies Prince – er sang ja selten über Politik –, nach „Ronnie Talk To Russia“ von 1981 wieder auf den US-Präsidenten und dessen Atombombenarsenal hin; er glaubte, dass ein Erstarken des Patriotismus nötig sei, damit es eben nicht zu einem Dritten Weltkrieg komme.
Ein Großteil der LP wurde in mobilen Studios aufgenommen, Prince wollte auch in Tourpausen nicht aufhören zu spielen.
Die Maxi-Versionen aus „Around The World In A Day“ zählen zu den besten Extended-Versionen gehören, die der Mann je anfertigte. Nicht einfach Remixe mit minutenlang herausgestellten Instrumenten, sondern ausgebaute Songs.
„Pop Life“ war neun Minuten lang, „America“ gar 22.
75. „Partyup“ („Dirty Mind“, 1980).
„How you gonna make me kill somebody
I don’t even know?“, und dann der Chor, mit ihm endet auch der Song: „You’re gonna have to fight your own damn war
‚Cause we don’t wanna fight no more“.
Sieben Songs vorher nur Sex, jetzt Anti-Kriegs-Gesang. Unklar, welchen Krieg Prince 1980 adressierte – aber es ist auch egal.
Copyright: Getty Images/Kevin Winter
74. „Le Grind“ (The Black Album, 1987).
Zwei Minuten lang hält er das Strophe-Refrain-Muster durch, dann bricht der Partyfunk aus, und Prince ruft nur noch in die Menge. Als Opener schön. Symptomatisch aber auch für sein meistüberschätztes Album.
„So you found me / Good, I’m glad / This is Prince / The cool of cools“. Puh. „Der Coolste der Coolen“. Meinte er das ernst?
73. „Old Friends 4 Sale“ (Outtake 1986).
Einer der sagenhaften Aufnahmen von 1986, die ihrer Zeit nirgendwo verbraten wurden (später dann auf der 1997er-Compilation „The Vault … Old Friends 4 Sale“).
Es hätte mindestens auf „Parade“ gehört, mit dem Clare-Fischer-Orchester klassisches Christopher-Tracy-Material. Prince sang von Freunden, die ihn verraten haben.
Darunter womöglich auch sein Bodyguard Charles „Big Chick“ Huntsberry
Copyright: YouTube/YouTube
72. „Pop LIfe“ (Around The World In A Day“, 1985).
Der große Bruder von „Dance On“ von 1988. Sheila E. liefert den Beat. Prince äußert halbherzige Zweifel an seiner Rolle als Celebrity.
Seinerzeit sicherlich Prince‘ schlichteste Single – aber irgendwie auch seine schönste.
71. „Head“ (Dirty Mind, 1980).
Die Ode an den Oralverkehr zählt bis heute zu den populärsten Stücken seines Frühwerks. Enthält mit Dr. Finks irrem Keyboard-Solo auf jeden Fall den besten Nicht-Prince-Beitrag auf einem seiner Alben.
Vor allem: Fink hat das Solo auch live immer hinbekommen.
70. „Vicki Waiting“ (Batman, 1989).
Als Dialog zwischen Bruce Wayne und Vicki Vale angelegt, fristet „Vicki Waiting“ ein eher unauffälliges Dasein auf der Platte, müsste es aber nicht. Die Wortspiele mit dem „Organ“ und der „Kirche“ zeigen Prince spot on. Er selbst hat das Stück völlig überraschend in den Nullerjahren wieder auf Konzerten ausgegraben.
68. „Do Me, Baby“ (Controversy, 1981).
Der Vorgänger „Dirty Mind“ hatte die Sex-Texte, aber „Do Me, Baby“ aus „Controversy“ die Sex-Geräusche. Prince traut sich hier, nun ja, abzugehen.
Was umso bemerkenswerter ist, da dieser Siebenminüter als Piano-Ballade beginnt. Gut reingelegt! Das sollte ihm fortan noch öfter gelingen.
67. „Another Lonely Christmas“ (B-Seite „I Would Die 4 U“).
Ein mit einer Spieldauer von sieben Minuten recht langer Fan-Favorit, den Prince dennoch verschmähte – so gut wie nie live gespielt. Ein trauriges, haarscharf am Kitsch vorbeisegelndes Weihnachtslied: Prince betrauert den Verlust seiner Geliebten, die an einer Krankheit kurz vor Heiligabend verstirbt.
66. „Sister“ (Dirty Mind, 1980).
90 Sekunden Rock’n’Roll, 90 Sekunden Inzestfantasie. Heute halb so wild, damals wurden die Moralhüter auf Prince aufmerksam – und klebten jahrelang an ihm wie Schmeissfliegen.
65. „She’s Always In My Hair“ (B-Seite „Raspberry Beret“, 1985).
Das Label war angetan von diesem lauernden Rocksong – weil er härter, griffiger, hochtouriger war als alles auf dem „Around The World In A Day“-Album.
Er ist nicht besser als das Plattenmaterial, aber es war dennoch eine klassische Fehlentscheidung von Prince, dieses Lied nicht mit auf die LP zu nehmen.
Das Potential immerhin hat er sehr wohl erkannt, „She’s Always In My Hair“ feiert seinen Auftritt auf dem als DVD veröffentlichten Silvesterkonzert 1999, direkt als zweiten Song im Set zieht Prince damit auf und davon.
64. „Planet Earth“ (Planet Earth, 2006).
„Pray for peace righ
t now and forever more“, dann kommen die letzten 53 Sekunden und Prince intoniert ein Gitarrensolo, das nur er so spielen könnte: Furor, Trauer, Sonnenaufgang.
Besser noch als das berühmte „Let’s Go Crazy“-Solo. Er hat’s noch drauf gehabt, nach 40 Jahren Gitarre, auch in den Nullerjahren. Das Solo setzte er, wie bei allen guten Prince-Songs mit Soli, „Let’s Go Crazy“, „3 Chains Of Gold“, natürlich an den Schluss. Was hätte nach solchen Ausbrüchen auch noch gesagt werden können?
63. „New Power Generation“ (Graffiti Bridge, 1990).
Die zweite Album-Single nach „Thieves In The Temple“ ging baden, dabei sind diese 3:59 Minuten wie ein Sog. Prince‘ letzte große Skizze, die der Funk-Schicksalsgemeinschaft „New Power Generation“, denn „we want to change the world. The only thing that’s in our way is you“.
Dieses Lied, das zweite auf „Graffiti Bridge“, auf dem er sich dafür entschuldigt, überhaupt zu leben, sollte Namenspate sein für seine nächste Band, die er 1991 aus der Taufe hob.
62. Baby Go-Go (Outtake, ca. 1983).
Entstanden in seiner vielleicht produktivsten Phase, zwischen „1999“ und „Purple Rain“. Ein schwüles, düsteres Disco-Stück, das auch Beck auf dessen „Midnite Vultures“-Album gut gestanden hätte.
61. „Private Joy“ („Controversy“, 1981).
„If anybody asks you, you belong to Prince!“ – Eher spielerisch thematisiert Prince hier seine Egozentrik und den Wunsch nach Kontrolle. Seine Sexfantasie unterlegt er mit jener typischen Drumcomputer-plus-Keyboard-Sinfonie, wie es sie spätestens nach „1999“ nicht mehr so häufig geben würde.
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60. „Annie Christian“ (Controversy, 1981).
Rundumschlag im Lo-Fi-Sound: gegen Lennon-Mörder, Rassisten und Religionsfanatiker.
Enthält mit „Annie Christian, Annie Christ. Untile You’re Crucified, I’ll Live My Life in Taxi Cabs“ die vielleicht härteste Prince-Zeile überhaupt.
59. „Love … Thy Will be Done“ (unveröffentlicht, 1990).
Seine bestes zwar von ihm aufgenommenes, aber nicht selbst veröffentlichtes Lied (er gab es Martika). Eines jener intimen Prince-sucht-die-ewige-Liebe-Stücke, die ihn als Schauspieler entlarven.
58. „All My Dreams“. (unveröffentlicht, 1986).
Prince und seine Band The Revolution experimentieren mit Broadway, Varieté und Jazz. War auf einer ursprünglichen „Parade“-Konfiguration enthalten, das „Alice in Wonderland“-Gefühl entsprach aber nicht zu 100% dem Gefühl der Platte.
57. „Computer Blue“ (Purple Rain, 1984).
Es gibt eine 30-Minuten-Version, auch eine etwas bessere 11-Minuten-Version des „Purple Rain“-Tracks, der auf veröffentlichter Platte dann 3:59 lang ist.
Prince musste kürzen – so wie auch „The Beautiful Ones“ – und später noch „Take Me With U“ aufs Album nehmen, damit eine ideale Kombination aus LP-Länge und Anzahl der Songs entstand.
Das Wendy-und-Lisa-Intro ist natürlich legendär, und die „Poor, Lonely Computer“-Rede spiegelt erneut Prince‘ Faszination für Studiotechnik wider, die er gerne auseinander genommen hätte, um darin Gott zu finden.
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56. „Strange Relationship“ („Sign ‚O‘ The Times, 1987).
„I Guess You Know Me Well, I Don’t Like Winter/ But I Semm To Get A Kick Out Of Doing You Cold“ – Prince als beziehungsunfähiger Sonderling. Die mit Wendy und Lisa eingespielte „Crystal Ball“-Version enthält eine Sitar. Bizarr.
55. „The Morning Papers“ (Love Symbol, 1992).
„Why Is Age More Than A Number, When It Comes 2 Love?“ –Prince singt über die Schritte einer Heranwachsenden und illustriert das mit drei fabelhaften Metal-Soli.
54. „Love 2 The 9’s“ (Love Symbol, 1992).
Prince erklimmt weiche Höhen wie zuletzt auf seinem „Prince“-Album von 1979; im Duett mit seiner späteren Frau Mayte aber stellt er klar, dass er sich Frauen manchmal auch ein wenig naiv wünscht.
Tony M. muss Mayte ausfragen: „What sign u are – „Stop sign“-
„Well, what’s your favorite car – „Green Rolls-Royce“ –
How many kids u got – „Egads, I’m shocked!“
How many books u read – „Is Hemmingway dead?“ –
Well who’s the President now – „Does it matter? Wow“. Seltsames Bewerbungsgespräch. Noch seltsamer war nur Prince‘ Versuch, dem ungeliebten HipHop-Genre etwas abzugewinnen; sein „Yo! Check It Out“ kommt ein wenig wie aus dem Blauen.
53. „How Come U Don’t Call Me Anymore?“ (B-Seite „1999“, 1982).
Besser als alles auf dem „1999“-Album. Prince alleine am Klavier, wahrscheinlich in einem dunklen Raum, auf jeden Fall mit viel Hall. Selten klang jemand derart verlassen.
Ein Fade-Out, als Prince anfängt wütend zu werden.
52. „When You Were Mine“ (Dirty Mind, 1980).
Straighter Rockabilly, in dem Prince die ungewohnte Rolle des Betrogenen einnimmt.
Die Ex wechselt zwischen ihren Sessions mit den Liebhabern nicht mal die Bettwäsche.
51. „Still Would Stand All Time“ (Graffiti Bridge, 1990).
Sein erster Versuch mit Gospel klingt weniger peinlich, als es sich liest („You’re Not Alone, People / Can You See The Light?“). Eine Ode an die Unsterblichkeit der Liebe, wenn die Partnerin stirbt.
Es wäre fast nie erschienen, musste sich ab Komposition 1988 vom „Batman“-Album verabschieden und wurde für „Graffiti Bridge“ fast von „The Grand Progression“ verdrängt.
50. „Hello“ (B-Seite „Pop Life“, 1985).
Beim „USA for Africa“-Projekt wollte Prince nicht mitmachen, dafür hagelte es Kritik. „I’ll gladly write a song instead“, dichtete er für diesen Song, „Hello“ würde ja sein zweiter Charity-Beitrag sein, nach „4 The Tears In Your Eyes“. Dieses wütende Lied beschreibt Prince‘ Sehnsucht nach Autonomie.
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49. „Dance On“ (Lovesexy, 1988).
Das Signatur-Stück der Schlagzeugerin Sheila E. Ihr nervöses Stop-and-Go-Drumming verdient nicht nur einen Platz in der Sampling-Welt, es liefert den Background zu Prince‘ kapitalismuskritischem Rap: „What Color Is Your Money Today?“.
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48. „LIfe Can Be So Nice“ (Parade, 1986).
Einfach nur gute Laune verbreiten, auch das kann, soll, darf Prince!
Gitarren, Flöten und allerhand Percussions sprinten nebeneinander her, und alles endet so abrupt, wie es angefangen hat.
47. „It “ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
Komponiert im selben Jahr, als Stephen King sein gleichnamiges Horror-Meisterwerk „It“ veröffentlichte, ging es bei Prince mit „I Want To Do It All The Time“ natürlich um etwas Anderes.
Der Rhythmus wurde der Live-Version von „When Doves Cry“ aus der „Parade“-Tour entnommen. Der eigentliche Knaller ist der Gong zu Prince‘ geflüstertem „Come On“, das den Gang in den Hades ankündigt.
46. „An Honest Man“ (Unveröffentlicht 1985, A capella auf „Crystall Ball“, 1998).
Das Liebesmotiv aus „Under The Cherrymoon“ triumphiert in der Piano-Version, die den Film einleitet. Die Version ohne Instrumente, 13 Jahre später erschienen, trägt den Liner-Notes-Hinweis „inspired by Kristin Scott Thomas‘ character Mary Sharon in Under The Cherry Moon.“
45. „Darling Nikki“ (Purple Rain, 1984).
Der Psychedelia-Zweikampf zwischen Gitarre und Drums ist in die Polit-Geschichte eingegangen, allerdings nicht wegen seiner Musik. Der Text über Nikki, „masturbating with a a magazine“, veranlasste Tipper Gore damals die Judikative einzuschalten. Seitdem gibt es die „Warning! Explicite Lyrics“-Sticker in Amerika.
Nach der „Purple Rain“-Tour erst 1997 wieder live von Prince ausgetragen.
44. „If I Was Your Girlfriend“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
„Wenn Ich Deine Freundin wäre, dürfte ich dich dann nackt sehen?“ Vor allem Indie-Bands lieben das Lied.
Eines von Prince‘ wichtigsten Stücken, erklärt es doch, warum er jede Frau haben will, aber keine versteht.
43. „Thieves In The Temple“. (Graffiti Bridge, 1990).
Die Vorabsingle zum „Graffiti Bridge“-Film hatte es schwerer als „When Doves Cry“ von „Purple Rain“, ist aber nicht viel schlechter.
Ein mit Electro-Beats unterlegter Mundharmonika-Blues (wer die Acoustic Version auftreiben kann, darf sich glücklich schätzen).
42. „Do It All Night“ (Dirty Mind, 1980).
Vielleicht eines seiner meistunterschätzten Stücke. Raw Disco, in dem Prince unverblümt zur Sache kommen will, begleitet jedoch von einer geradezu süßlichen Keyboard-Melodie.
41. „Batdance“ (Batman, 1989).
Ausgerechnet seine erste, millionenschwere Auftragsarbeit für einen Blockbuster bietet aufmüpfiges Stückwerk: En Song ohne Strophe-Refrain-Struktur, dafür voller Dialog-Samples, Rhythmus-Änderungen, Lied-Skizzen („We Got The Power“) und einem Prince, der seine Gitarre wie ein Metal-Musiker bearbeitet.
Das Lied kam einem fast wie eine Protestnote gegen Tim Burton vor.
40. „Do U Lie?“ (Parade, 1986).
Prince‘ erste Annäherung an ein ihm völlig fremdes Genre, dem Chanson, ist ein Volltreffer. Prince singt so gut, dass es fast wie Französisch klingt.
Wer das Lied bei seinem Livedebüt 1986, Alsterdorfer Sporthalle Hamburg, live gehört hatte, darf sich glücklich schätzen!
39. „Gett Off“ (Diamonds and Pearls, 1991).
1991 befand sich Prince schon halb auf dem absteigenden Ast. Er holte sich deshalb einen HipHopper.
Über die Qualitäten von Tony M. kann man streiten, aber sein Text („23 Positions In A One-Night Stand“) ist genauso klasse wie der Einsatz der Querflöte, die Prince mit seiner Gitarre doppelt.
Dazu der mystische Inhalt von Prince eigenem Text: „She said you told her a fantasy that got her all wet, wet /
Something about a little box with a mirror and a tongue inside /
What she told me then got me so hot I knew that we could slide.“
Dann live: Prince‘ Auftritt bei den VMAs 1991 war DER Hingucker, Prince streckte uns seinen nackten Hintern entgegen.
Aber warum eigentlich „Gett“ stat „Get“? Aus Faulheit. „Get Off“ gab es schon, das Stück brachte Prince ein Jahr zuvor heraus.
38. „Starfish and Coffee“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
Ein wunderschönes Sonntagmittag-Lied, ein Abzählreim, eine Beatles-Hommage: passt zum Kindergeburtstag ebenso wie zum Brunch.
37. „Electric Chair“ (Batman, 1989).
Prince stellt seine Kritiker, die ihm überbordende Sexualität vorwerfen, vor die Wahl: Wenn jemand allein für das, was er denkt, schuldig gesprochen wird – dann setzt mich auf den elektrischen Stuhl.
Die Livepremiere des Stücks bei „Saturday Night Live“ sieht jedoch unfreiwillig komisch aus. Ob hier oder bei der späteren „Nude“-Tour – Prince wusste nie so Recht mit dem Batman-Logo und dem Image umzugehen.
36. „Glam Slam“. (Lovesexy, 1988).
„Heavy Feather, Flicka Nipple / Baby Scam Water Ripple“ – „I Don’t Understand It – „Means I Love U“. Prince räumt ein, dass die Texte oft sinnfrei sind, aber wunderschön ist dieser Song, samt dramatischem Gitarren-Outro und Bach-Ende mit Orgel.
Den Namen „Glam Slam“ sollte später auch die Nachtclub-Kette von Prince tragen.
35. „Around The World In A Day“ (Around The World In A Day, 1985).
Beide Versionen haben ihren Reiz, die veröffentlichte, „indischer“ klingende Album-Version, ohne Bass, dafür mit Oud und Darbuka (diese Exotik der Instrumente allein!).
Es spricht aber auch vieles für die schnellere, längere, unveröffentlichte Bandversion, die wie ein Schwesterlied von „Take Me With U“ aus „Purple Rain“ klingt – wie eine Reise in den Wald, Übernachtung im Freien nicht ausgeschlossen.
34. „Hot Thing“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
Der perfekteste aller perfekten Beats, die Prince je aus seiner Drum-Machine herausgeholt hat, illustriert einen Balztanz, den Prince live kongenial mit seiner Tänzerin Cat umgesetzt hatte.
Der Namecheck mit der hier skizzierten „Crystal Ball“-Welt, einer Art Hölle, in die junge Frauen gelockt werden, sollte über Jahre das einzige Vermächtnis des ehrgeizigen 3-LP-Sets gleichen Namens sein.
33. „Joy In Repetition“ (Graffiti Bridge, 1990).
Die One-Nite-Live-Version bleibt wohl das Maß aller Dinge, aber wir dürfen froh sein, dass „Joy In Repetition“ schon auf „Graffiti Bridge“ erschienen ist.
Schon? Das Lied stammt von 1986, musste mehrere Anläufe nehmen, durch die „Dream Factory“- und „Crystal Ball“-Konfigurationsmühle.
Das Party-Intro kennen wir aus „Eye No“ von „Lovesexy“.
Copyright: Waring Abbott
32. „Scandalous“ (Batman, 1989).
Die mit Kim Basinger aufgenommene „Sex Suite“-Version sollte man besser vergessen. So elektronisch sanft und sexy aufgehübscht würde vielleicht Marvin Gaye klingen, hätte er damals noch gelebt.
31. „Power Fantastic“ (Outtake, The Hits/The B-Sides, 1993).
Entstanden an nur einem Nachmittag, so vielschichtig wie eine Blumenwiese: Popjazz, der es in seinem Wortspielreichtum mit Prince-Philosophien á la „Spooky Electric“ und „The Dance Electric“ aufnehmen kann.
Das Intro zum Stück ist unveröffentlicht.
30. „The Question Of U“ (Graffiti Bridge, 1990).
Prince singt eine Melodie, danach spielt er auf der Gitarre dieselbe nach. Lauter, verzerrter, sehnsüchtiger. Er kann das.
Als Single-Veröffentlichung geplant, nie erschienen. Das Highlight auf seiner „Nude“-Tour, Prince besorgte es dabei einem Mikrofonständer.
29. „Controversy“ (Controversy, 1981).
Techno-DJs, überhaupt DJs lieben dieses Elektro-Monster aus den Linn-Drum-Machine, das Prince‘ Karriere 1981 definieren sollte. Er war der Mann, der Strapse tragen wollte, der Mann, der unklar lassen wollte, wen er liebte. „I Just Can’t Believe / All The Things People Say/ Controversy / Am I Black Or White / Am I Straight Or Gay?“ sang er in „Controversy“, und dann: „I Wish We All Were Nude / I Wish There Was No Black And White / I Wish There Were No Rules“. Im selben Lied zitierte er das Vaterunser.
Dies war der definierende Moment seiner Karriere. Prince demonstrierte, dass sexuelles Verlangen und religiöser Glaube miteinander vereinbar sind.
28. „Little Red Corvette“ (1999, 1982).
Prince‘ erster Top-Ten-Hit in den USA, es geht darum, beim Date auf dem Autorücksitz notfalls auch auf gebrauchte Kondome zurückzugreifen.
Alles drin: Sex, Zurückweisung, Zurückeroberung. Das Gitarrensolo ist von Dez Dickerson. Hat sich als einer der wohl zehn populärsten Prince-Songs seit Veröffentlichung gehalten.
27. „Paisley Park „(Around The World In A Day, 1985).
Der hippieske Song wurde auch Namenspatron seines Tonstudio- und Wohnkomplexes, der 1988 eröffnete, und in dem alles erlaubt sein sollte, was gefällt: „Admission Is Easy, Just Say You Believe“.
Enthält trotz des elefantös langsamen Tempos seinen wohl bis heute härtesten Gitarrensound.
26. „Alexa De Paris“ (B-Seite „Mountains“, 1986).
Ein Jazzrock-Spätsommerstück, in dem Prince einen Wettlauf mit Clare Fischers Orchester veranstaltet. Bacardi-Feeling, nur in gut. Soundtrack zum Südfrankreich-Film „Under The Cherrymoon“.
Die lange Version (4:54) war erst ab 1993 erhältlich. Bei der Live-Premiere im März 1986 im Club First Avenue – die neue Riesenband bestand aus zwölf Musikern – übernahm tatsächlich nicht Prince, sondern Wendy Melvoin die Leadgitarre.
25. „I Could Never Take The Place Of Your Man“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
Milieu der Rockabilly-Arbeiter, man spielt Billard, sitzt an der Theke, einsame Frau in der Ecke. Mann hat Frau sitzengelassen.
Prince konstruiert hier ein ihm fremdes Setting. Die instrumentale Pause, die gleichzeitig die Spannung steigen und Prince zur Ruhe kommen lässt, ist einfach genial.
24. „Purple Rain“ (Purple Rain, 1984).
Der Song „Purple Rain“ von 1984 gilt heute als einer der signifikantesten von Prince, und er klingt wie aus dem Ärmel geschüttelt, einfach, stringent, Hitparaden-Futter. Dabei war das Stück für den Sänger ein schwieriges Projekt.
Mit der Single „Little Red Corvette“ und dem zwei Jahre zuvor erschienenen Album „1999“ gelangen ihm erste Top-Ten-Erfolge in den USA; Prince wollte nun, nach fünf Alben und acht Jahren im Musikgeschäft, den Durchbruch. Er benötigte einen Singalong.
Das Stück hatte alles: fünf Minuten Gesang, ein Refrain, der nur aus dem gerufenen Titel bestand, am Ende ein dreiminütiges Gitarrensolo mit Chorstimme, ein Ausklang mit Publikums-Klatschen sowie langsam verebbenden Streichern.
Nach 8:45 Minuten war der Jubel unter den Fans groß.
23. „Condition Of The Heart“ (Around The World In A Day, 1985).
Kunstvoll mit viel Hall, Crescendi und Pausen arrangiertes Pianostück um die Liebe zu „Clara Bow“.
Das Schlagzeug gibt einen Herzschlag vor. Live-Premiere auf der „Lovesexy“-Tour drei Jahre später.
21. „Positivity“ (Lovesexy, 1988).
„Have You Had Your Plus Sign Today?“, fragt Prince sarkastisch und beschwört uns, alles Monetäre sein zu lassen. Er hat gut Reden.
Am Ende liefert er einen seinen bösartigsten Raps überhaupt ab, es gibt auch einen Namecheck des ROLLING STONE.
20. „My Name Is Prince“ (Love Symbol, 1992).
So wütend wie in diesem Lied über künstlerische Selbstbestimmung klang Prince nie zuvor – und danach auch nie wieder. Mit einer Art Heiserkeits-Atem ließ Prince seine, Rivalen Michael Jackson (der sich kurz zuvor zum „King Of Pop“ krönen ließ) entgegen schmettern: „You Have To Become A Prince Before You’re King Anyway“.
Ironischerweise sollte es nur noch zwei Jahre dauern, bis Prince seinen Namen ablegt und zu TAFKAP wird.
Sogar Tony M. rappt hier punktgenau. Großer Song. Klasse Opener!
19. „Venus De Milo“. (Parade, 1986).
Die Anzahl der beteiligten Orchestermusiker liest sich länger als das Instrumental-Stück dauert (1:54).
„Venus De Milo“ ist das tragikomische Motive für Prince‘ Gigolo-Rolle in „Under The Cherrymoon“.
18. „Take Me With U“ (Purple Rain“, 1984).
Im fröhlichen Duett mit Apollonia täuscht Prince vor, über einen gemeinsamen Ausflug und viel gemeinsame Freizeit den ersten Schritt zur Häuslichkeit getan zu haben.
Der Song sollte auf dem Apollonia-6-Album erscheinen, landete dann kurzfristig auf „Purple Rain“. „Computer Blue“ und „Let’s Go Crazy“ mussten daher gekürzt werden.
Copyright: Axel Springer Mediahouse Berlin
17. „I Wish U Heaven“ (Lovesexy, 1988).
„If I See Eleven / You Can Say It’s Seven / Still I Wish U Heaven“. Der Engel!
In der Extended Version verbaut Prince nicht nur Unveröffentlichtes („Take This Beat“), sondern lässt auch das Teufelchen zu Wort kommen. Prince wird zu Tony „Scarface“ Montana: „Say Hello To My Little Friend!“
16. „Raspberry Beret“ (Around The World In A Day, 1985).
Den Ruhm als Kinderlied hat sich „Raspberry Beret“ sicher verdient, es enthält aber auch einen zweideutigen und schönen Text, wie er Prince danach selten gelang. „That’s when I saw her, ooh, I saw her / She walked in through the out door, out door“ ist genauso genial wie die Bauernhaus-Episode: „The rain sounds so cool when it hits the barn roof / And the horses wonder who you are / Thunder drowns out what the lightning sees / You feel like a movie star.“
Die Band Lightning Seeds, die sich verhört hatte, benannte sich nach dieser Textpassage.
15. „Erotic City“ (B-Seite „Let’s Go Crazy“, 1984).
Betörend, verstörend, unendlich cool: Das Duett zwischen Prince und Sheila E. ist wie die Begleitmelodie aus einer Zukunftsvision von Kubrick, in der Liebe etwas Pathologisches hat.
Wir garantieren ihnen, legen Sie das Stück bei einer Party auf – sobald der Bass einsetzt, sind die Leute auf der Tanzfläche.
14. „Lovesexy“ (Lovesexy, 1988).
Prince singt mit der Kraft von vier verschiedenen Stimmen, hat Sex mit sich selbst: „Tonight We Make Love With Only Words – Girls First“.
Schwindel erregend. Hat außerhalb der „Lovesexy“-Tournee leider nie wieder eine Rolle gespielt.
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13. „The Dance Electric“ (Unveröffentlicht, 1984).
Das später von André Cymone in gekürzter Form veröffentlichte Stück bietet einen großartig priesterlichen Anfang („Good Morning Children“) und ist ein höchst tanzbarer, zwölfminütiger Appell, seinen Feinden zu verzeihen.
Eine Schande, dass Prince es nicht selbst herausgebracht hatte, er muss damals gedacht haben, seine Muse würde nie versiegen – passt schon, kann weg.
Die „Purple Rain“-B-Seite „God“ würde den Titel noch einmal zitieren, was „The Dance Electric“ zum Gebet erheben sollte; er selbst würde auf das Stück bei der „Parade“-Tour zurückkommen.
„Dance The Dance Electric“ – diese Wortfolge möchte man immer wieder laut aussprechen, sie wird nie, nie langweilig.
12. „Sign ‚O‘ The Times“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
Prince erster Rap und ein gelungener Versuch Politisches in Songform zu bannen: Ghetto, Aids, Krieg, die Challenger-Katastrophe.
Bemerkenswert der Bass, gerade weil der Bass bei Prince selten eine entscheidende Rolle spielt. Titelsong seines Kritikerlieblings-Albums – und das Prince 1986 komponierte und anfangs keine Fahnenträger-Rolle zutraute.
11. „Christopher Tracy’s Parade“ / „New Position“ / „I Wonder U“ / „Under The Cherrymoon“ (Parade, 1986).
Parade“ eröffnete mit einer vierteiligen Suite, bestehend aus „Christopher Tracy’s Parade“, „New Position“, „I Wonder U“ und „Under The Cherrymoon“, alle durch das Schlagzeug verbunden. Wahrscheinlich Prince‘ beste neun Minuten.
Die außerirdisch klingenden Trommeln werden von Clare Fischers Orchester begleitet, und diese vier Lieder spiegeln Prince‘ Gemütsänderungen perfekt wider: Zunächst steht ihm die Welt offen, dann will er Sex, am Ende kommen die Zweifel, die Angst vor der Sterblichkeit, das Festhalten an Romantik. Nach dieser Gala war klar, dass der Mann nichts mehr falsch machen konnte.
Es kündigte sich eines der besten Alben des Jahres 1986 an.
10. „Sometimes It Snows In April“ (Parade, 1986).
Der einzige Song überhaupt, in dem Wendy und Lisa gleichberechtigt mit Prince klingen. Nur von Gitarre und Klavier begleitet (im Film „Under The Cherrymoon“ ist kurzzeitig Clare Fischers Orchester zu hören), singt Prince von seinem Traum von Unsterblichkeit.
Eines der letzten Lieder, die Prince vor seinem Tod aufführte. Im April. Damals kannten es vor allem Fans. Heute die ganze Welt.
Copyright: Warner Bros. Entertainment
09. „The Future“ (Batman, 1989).
Ein Meisterwerk des Minimalismus. Es heißt, weil Prince die falschen Pillen einwarf, zog er das „dämonische“ „Black Album“ zurück. Er erklärt den Kampf gegen Drogen, skizziert dennoch ein düsteres Zukunftsbild – und fordert eine neue Spiritualität.
08. „Let’s Go Crazy“ (Purple Rain, 1984).
Das pastorale Orgel-Intro „Let’s Go Crazy“, eine vom-Himmel-in-die-Hölle-und-zurück-Story, markiert seine vielleicht explosivste Zeit. Mindestens so sehr wie „When Doves Cry“ zeichnet dieses Stück den Aufstieg zum Megastar, die Lust am Sündenfall.
07. „Kiss“ (Parade, 1986).
„Kiss“ holte sich Prince für „Parade“ in letzter Minute zurück, er hatte das Lied eigentlich seinen Schützlingen Mazarati gegeben, erkannte dann aber in deren Aufnahme etwas, das ihn wieder inspirierte. Mazarati, die sowieso nie eine Chance hatten, waren damit erledigt.
„Kiss“ wurde Prince‘ größter Hit: Auf einem fetten Drumcomputer-Rhythmus rekelte sich eine schlanke Gitarre, und das durchgängige Falsett machte für den Rest des Jahrzehnts auch Künstlern Mut, die sich mit der Höhe schwer taten, von Duran Duran bis Michael Stipe.
Vor allem machte Prince wieder einmal deutlich, dass Sex für ihn ein Machtspiel ist, viele lustige Paartänzer in den Diskotheken haben das gar nicht mitbekommen. Der Text besteht nicht aus Fragen oder gar Flirts, sondern aus Kommandos. „Act Your Age, Not Your Shoe Size“, „You Don’t Have To Watch ‚Dynasty‘ To Have An Attitude“.
Am Drum-Sound muss Prince sich bis heute messen lassen: Keine seiner Livebands hat es bis heute geschafft, den Song auf der Bühne gut klingen zu lassen, das Stück wirkt meist fahrig, zu schnell, manchmal gar wie Benny-Hill-Klamauk.
Die größte
Überraschung von 1986 war aber, dass „Kiss“ zwar DER Dancefloor-Hit des Jahres wurde, das dazugehörige Album jedoch ausnahmslos Popjazz mit Gruppenarbeit bot.
06. „When Doves Cry“ (Purple Rain, 1984).
„When Doves Cry“ war Prince erster Nummer-eins-Hit. Eine Sensation: Das Stück kommt ohne Bass aus, tanzbar wird es durch den knarzenden Rhythmus, den der Musiker auf seiner Linn-Drummachine programmierte.
Im dazugehörigen Video kletterte der Mann in Zeitlupe aus einer Badewanne.
05. „Alphabet Street“ (Lovesexy, 1988).
Es entstand als Blues-Stück an der Akustikgitarre und endete als gradios rhythmisierte (wie kam er auf DIESEN Beat?) Disco-Nummer, mit einem Prince, der nie näher dran am Mikro und trotzdem so kristallklar klang wie hier. Er bekennt: „It’s So Glam, It’s Absurd.“
Einen Tag nach Aufnahme des Stücks gab Prince ein Silvester-Konzert im Paisley Park – mit Miles Davis. Oh Mann, er hat einfach SO viel geschafft.
Absurd wurden nach der „Lovesexy“-Tour die Versuche, mit neuem Arrangement dem Lied etwas abzugewinnen. Die Western-Nummer jedenfalls ist knallhart vergeigt.
04. „The Cross“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
„Black Day, Stormy Night / No Love, No Hope In Sight“ – und vier Jahre vor Grunge zeigt Prince, wie loud auf quiet zu folgen hat.
Als er Zeuge Jehovas wurde, betitelte er „The Cross“ kurzerhand in „The Christ“ um. Aber in beiden Fassungen geht es um Gott.
03. „Housequake“ (Sign ‚O‘ The Times, 1987).
Vordergründig konfus wie eine Party im verlassenen Haus der Eltern, zeigt Prince seine Meisterschaft in minutiös geplantem Funk-Arrangement, geschmückt mit den besten Shout-Ins und Bläsersätzen seiner Karriere – der Anfang ist ein Geniestreich.
Prince klang wie befreit – einen Tag vor Aufnahme hatte er The Revolution aufgelöst.
02. „The Beautiful Ones“ (Purple Rain, 1984).
„The Beautiful Ones“ wiederum ist Hörbeispiel für eines der irrsten Kontrollverluste, die ein Künstler je auf Tonspur zugelassen hat: Im live eingesungenen Track steigert Prince sich in einen Eifersuchtsanfall hinein, an deren Ende er vor Verlangen nur noch kreischen kann – sein bis heute dramatischstes, und sein bis heute auch schönstes Lied. Was für ein Gear Change!
Und in der unveröffentlichten Extended Version schreit er sogar noch länger …
„The Beautiful Ones“ war auch Arbeitstitel von Prince‘ Memoiren, die er kurz vor seinem Tod begann.
1. „Anna Stesia“ (Lovesexy, 1988).
Er hatte Menschen ausgenutzt. Dann packt Prince mitten im Song, auch hier gibt es einen Temperamentswechsel, die Erleuchtung. Das hätte peinlich klingen können, wird bei Prince aber zum Dokument einer in jeder Sekunde glaubhaften Wandlung.
Nie war er mehr bei sich, und nie war man ihm näher als hier.