Die 100 besten Gitarristen aller Zeiten: Plätze 50-1

Die 100 größten Gitarristen aller Zeiten. Plätze 50-1. Mit Jimi Hendrix, Jimmy Page, Eric Clapton. Texte u.a. von: Keith Richards, Pete Townshend, Tom Petty, Billy Gibbons, Joe Perry, Eddie Van Halen, Andy Summers.

4. Keith Richards.

Text von Nils Lofgren.

Ich erinnere mich, wie ich auf der Highschool „Satisfaction“ hörte – und nicht glauben wollte, welchen Schock es bei mir auslöste. Es ist diese Kombination aus dem Riff und den Akkorden, die darunter einen Kontrapunkt bilden. Keith kann mit zwei, drei Noten Vignetten schreiben, die substanzieller sind als jedes große Solo.

Auf „Gimme Shelter“ spielte er die Lead- und die Vibrato-Rhythmus-Gitarre – und schuf damit eine bedrohliche Atmosphäre, wie es vor ihm noch keiner geschafft hatte. Der Kontrast zwischen den beiden Gitarren öffnet den Raum für Mick Jagger, um mit seinem Gesang in der Mitte durchzustoßen. Es ist auch keiner besser darin, seine Gitarre nach eigenem Gusto zu stimmen. Keith findet ein Tuning, das es ihm erlaubt, seine Gefühle auszudrücken, ohne sich mit technischen Aspekten abzugeben.

Einmal spielte ich den Refrain von „Beast Of Burdon“ nach und dachte: „Das sind genau die richtigen Akkorde, aber es klingt überhaupt nicht wie Keith.“ Er spielt Akkorde, die singen. Und das ist das Geheimnis der großen Gitarrenmomente auf Stones-Platten: Keith findet ein Tuning, das es ihm erlaubt, seine Gefühle auszudrücken, ohne sich mit technischen Aspekten abzugeben.

Ich war mal auf einem Konzert von Keith und den X-Pensive Winos. Im Umkleideraum spielte Keith ein Riff von Chuck Berry, doch es klang völlig anders als das Original. Ich liebe Chuck Berry, aber das hier war einfach besser – nicht von der Spieltechnik her, es war der emotionale Gehalt, der mich ansprang. Was Chuck für Keith ist, ist Keith für mich. Geboren: 1943. Gitarre: Fender Telecaster („Micawber“, 1953)

5. Jeff Beck.

Text von Mike Campbell (Heartbreakers)

Er hat die seltene Gabe, eine brillante Technik mit einer ausgeprägten Persönlichkeit zu kombinieren. Fast so, als würde er sagen: „Ich bin Jeff Beck. Hier stehe ich – und du kommst an mir nicht vorbei.“ Schon bei den Yardbirds hatte er einen Ton, der melodisch war und dich doch packte – spitz, dringlich, elektrisierend, aber gleichzeitig auch honigsüß. Man spürte sofort, dass er ein Gitarrist mit Ambitionen war, der sich nicht von seinem Weg abbringen lassen würde. Es erfordert besonderes Talent, mit und um einen Sänger herum zu spielen, auf ihn zu reagieren und ihn nach vorne zu treiben.

Das macht den Reiz der beiden Platten aus, die er mit Rod Stewart aufnahm: „Truth“ (1968) und „Beck-Ola“ (1969). Jeff macht sich nicht breit, aber er verteidigt seine Position. Und er erweitert gleichzeitig auch die Grenzen des Blues. Eine meiner liebsten Nummern ist das Howlin’-Wolf-Cover „I Ain’t Superstitious“: Es hat schon eine humoristische Note, wie er dort sein Wah-Wah jaulen lässt.

Als dann seine Fusion-Phase begann, war es vor allem Stevie Wonders „Cause We’ve Ended As Lovers“ auf „Blow By Blow“, das mich faszinierte. Sein Ton war so rein, so filigran, als würde ein Sänger singen. Ich sah ihn letztes Jahr in einem Casino in San Diego, und wieder klang seine Gitarre wie eine Stimme. Man vermisste den Gesang überhaupt nicht, weil seine Gitarre diese lyrische Qualität besitzt. Geboren: 1944. Gitarre: Fender Stratocaster

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