50. Ritchie Blackmore. Das gigantische Riff von Deep Purples ‚Smoke On The Water‘ war seine Visitenkarte: Indem er Kompositionstechniken aus dem Klassikbereich mit rohem Blues-Rock mischte, definierte Blackmore die Metal-Gitarre. „Der Blues bot mir zu wenig Möglichkeiten, die Klassik war mir zu diszipliniert“, sagte er. „Ich war immer im musikalischen Niemandsland zuhause.“ Seine Soli in „Highway Star“ und „Lazy“, auf „Machine Head“ von 1972, sind noch heute der Inbegriff eines Gitarrenfeuerwerks.
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49. Muddy Waters. Text von Derek Trucks: Muddy Waters hat die Anfänge im Delta noch selbst miterlebt, er saß Charley Patton und Son House zu Füßen: Er war ein Kind, als diese Leute gerade auf ihrem Höhepunkt waren. Und dann war er es, der ihre Musik elektrifizierte. Die Art, wie er spielte, war durch seine Körperlichkeit bestimmt – er spielte die Gitarre perkussiv, wie ein Schlagzeug. Und wenn er Slide spielte, tat er es nie auf den höheren Saiten, sondern immer tief unten im Keller. Es klingt, als wolle er die Saiten gewaltsam herausreißen.
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Ich war schon ein Muddy-Fan – der Muddy der Chess-Jahre –, als ich die „Library of Congress“-Aufnahmen hörte, die Alan Lomax 1941 und 1942 im Delta gemacht hatte. Muddy war jung und unbekannt, vermutlich auch schüchtern und verlegen, als er zum ersten Mal seine Stimme vom Band hörte. Er klingt irgendwie schutzlos, verletzlich, aber er hatte seinen Stil schon gefunden. Slide-Gitarristen im Delta mussten notgedrungen „Call and Response“ mit sich selbst spielen.
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Die Slide imitierte die zweite Stimme, wie die Frauenstimme in einem Chor. Als Muddy in Chicago landete, spielte er einfach so weiter. Es gibt eine Menge „Muddy-Licks“ – Riffs, die nur für ihn typisch waren –, die später beispielsweise bei Jimi Hendrix auftauchten. Als er älter wurde, griff Muddy immer seltener zur Gitarre, aber wenn er es tat, war er unverkennbar. Geboren: 1915. Gestorben: 1983. Gitarre: Fender Telecaster
48. Jonny Greenwood. Wenn Radiohead die perfekte Rockband des 21. Jahrhunderts sind, ist Jonny Greenwood einer der stilprägenden Gitarristen. Mit seinen sich endlos wandelnden Sounds hat der Klangzauberer die Band auf ihren Expeditionen vorangetrieben – vom spacigen Pathos von „The Tourist“ bis zum zarten Flimmern von „Reckoner“. Wie The Edge hat er weder eine Affinität zum Blues noch zu klassischen Soli, er setzt seine Artrock-Visionen aber noch konsequenter um. Gelegentlich bearbeitet er die Saiten mit einem Geigenbogen, zeitweise attackierte er seine Gitarre so ungestüm, dass er seinen Arm mit einer Bandage schützen musste.
48. Jonny Greenwood. Wenn Radiohead die perfekte Rockband des 21. Jahrhunderts sind, ist Jonny Greenwood einer der stilprägenden Gitarristen. Mit seinen sich endlos wandelnden Sounds hat der Klangzauberer die Band auf ihren Expeditionen vorangetrieben – vom spacigen Pathos von „The Tourist“ bis zum zarten Flimmern von „Reckoner“. Wie The Edge hat er weder eine Affinität zum Blues noch zu klassischen Soli, er setzt seine Artrock-Visionen aber noch konsequenter um. Gelegentlich bearbeitet er die Saiten mit einem Geigenbogen, zeitweise attackierte er seine Gitarre so ungestüm, dass er seinen Arm mit einer Bandage schützen musste.
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47. Stephen Stills. „Er ist ein musikalisches Genie“, sagte Neil Young einst über seinen Kollegen bei Buffalo Springfield und Crosby, Stills, Nash & Young. Als Gitarrist wird Stills unterschätzt – nicht zuletzt, weil er sich primär als Singer/Songwriter einen Namen machte. Vier Jahrzehnte lang (mit Unterbrechungen) setzte er Youngs unkontrollierten Ausbrüchen lockere, Latin- und Country-affine Kontrapunkte entgegen, hat aber noch immer das notwendige Feuer (wie seine Soli bei der jüngsten Buffalo-Springfield-Reunion bewiesen), um seine Gitarre in bester Shredder-Manier zu malträtieren.
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47. Stephen Stills. Sein Renommee als Musiker war so groß, dass er das Kunststück fertigbrachte, Eric Clapton und Jimi Hendrix für sein Solo-Debüt von 1970 zu verpflichten (das einzige Album der Rock-Geschichte, auf dem beide Gitarren-Legenden vertreten sind). „Ich mag alle Aspekte einer Performance“, sagte Stills einmal. „Aber den größten Kick bekomme ich immer, wenn ich auf die Bühne steige und mich ungehemmt an der Gitarre austoben kann.“ Geboren 1945 Gitarren Gretsch
White Falcon, Fender Telecaster
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46. Jerry Garcia. Text von Carlos Santana: Die meisten zeitgenossen, die den blues spielen, sind von Natur aus konservativ. Jerry Garcia war wie ein Maler, der außerhalb des Rahmens malt. Er spielte Blues, mischte ihn aber mit Bluegrass und Ravi Shankar. Er hatte Country im Gepäck, aber auch die klassische spanische Gitarre. Er hatte viel von Chet Atkins gelernt – man hörte es an der Art und Weise, wie er die Bünde rauf- und runterglitt.
Aber immer gab es in seinem Spiel so etwas wie ein Thema, und er verfolgte dieses Thema, indem er Perlen auf einer Schnur aufzog, statt sie wahllos in den Raum zu werfen. Jerry hatte immer das Ziel vor Augen: Wenn du ein Solo spielst, entscheide dich, was du aussagen willst, dann bewege dich zu diesem Ziel – und geb den Stab an den nächsten Musiker weiter.
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Genauso arbeitete Jerry bei den Dead. Er war die Sonne der Grateful Dead – sie umkreisten ihn wie Planeten. Er war alles andere als oberflächlich, aber es war immer ein Riesenspaß, mit ihm zu spielen. Geboren 1942 Gestorben: 1995. Gitarren: Custom Doug Irwin Guitars („Wolf “ und „Tiger“).
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45. Link Wray. Wrays„Rumble“ (1958) war die einzige Instrumental-Nummer, die im amerikanischen Radio je verboten wurde – aus Angst, sie könne zu Bandenunruhen führen. Indem er mit einem Bleistift die Lautsprechermembran seines Verstärkers perforierte, erzeugte Wray einen verzerrten Sound, der später in Metal, Punk und Grunge seinen Wiederhall finden sollte. Wray, stets in schwarzes Leder gekleidet und stolz auf seine Herkunft als Shawnee-Indianer, galt als harter Bursche.
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Schon Songtitel wie „Slinky“ und „The Black Widow“ ließen den drohenden Unterton seiner Musik erahnen. Dan Auerbach. „,Some Kinda Nut‘ klingt so, als wolle er seine Gitarre erwürgen – sie scheint um Hilfe zu rufen.“ Als Wray 2005 starb, nahmen Dylan und Bruce Springsteen „Rumble“ in ihr Live-Repertoire auf. „Ohne Link Wray und ,Rumble‘“, sagte auch Pete Townshend, „hätte ich nie eine Gitarre angefasst.“ Geboren: 1929. Gestorben: 2005.
Gitarren Gibson Les Paul, Danelectro Longhorn.
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44. Mark Knopfler. Knopflers erster großer Gitarrenmoment – das wieselflinke, wundervoll harmonische Solo auf „Sultans Of Swing“ 1978 – kam zu einem Zeitpunkt, als der Punk-Zeitgeist das Modell des Gitarrenhelden für obsolet erklärt hatte. Und doch machte sich Knopfler nicht nur als Songschreiber einen Namen, sondern auch als Virtuose. Er entwickelte ein enormes Spektrum verschiedener Sounds und Texturen – von der rotzigen Verzerrung auf „Money For Nothing“ bis zur atemberaubenden Präzision von „Tunnel Of Love“.
Copyright: AS
Einer der Schlüssel zu Knopflers Stil: Er verzichtet auf ein Plektron. „Wer nur mit den Fingern spielt, gewinnt an Direktheit und Intimität“, sagte er. Knopflers Können machte ihn zum begehrten Begleiter für Projekte von Tina Turner, Eric Clapton und Bob Dylan, der ihn 1979 für „Slow Train Coming“ verpflichtete. „Er ist einer der besten Gitarristen, die es gibt“, sagte Country-Legende Chet Atkins. „Er selbst hält sich nicht dafür, aber keine Frage: Er ist es.“ Geboren: 1949. Gitarren: Fender
Stratocaster, National Style O
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43. Hubert Sumlin. Ich liebe Hubert Sumlin“, sagte Jimmy Page einmal. „Er spielte die richtigen Sachen zur richtigen Zeit.“ In den mehr als zwei Jahrzehnten, in denen er Howlin‘ Wolf begleitete, baute Sumlin einen geradezu telepathischen Draht zum legendären Bluessänger auf. Er erwiderte Wolfs wüste Vocals mit kantigen, peitschenden Gitarrenlinien und veredelte so unsterbliche Hits wie „Wang Dang Doodle“, „Backdoor Man“ oder „Killing Floor“ mit perfekt platzierten Riffs. 1956 ließ er sich von Wolfs ärgstem Konkurrenten abwerben: Muddy Waters.
Copyright: JJ
Bis zu seinem Tod im Dezember 2011 trat Sumlin immer wieder in Begleitung namhafter Verehrer wie den Rolling Stones, Elvis Costello, Eric Clapton oder den Allman Brothers auf. „Wenn man versucht, eine Geschichte zu erzählen, sollte man sie auch richtig erzählen, nämlich indem man sie lebt“, sagte Sumlin über seinen Stil. „Man kann schneller spielen oder auch stilvoller, aber letztlich geht es nur darum, ob man den Blues hat oder nicht.“ Geboren: 1931. Gestorben: 2011
Gitarre: Gibson Les Paul Goldtop.
Copyright: JF
42. Mike Bloomfield. „Er bekam nie die Chance, die Mission seiner Seele zu vollenden, aber die wenigen Alben, auf denen er mitspielte, waren mehr als genug“, sagt Carlos Santana über den Mann, der 1981 im Alter von 37 Jahren an einer Überdosis starb. Bloomfield half Bob Dylan, mit „Highway 61 Revisited“ seine elektrische Phase einzuläuten, er spielte auf zwei Alben der Paul Butterfield Blues Band, darunter dem Raga-Blues-Geniestreich „East-West“ von 1966. (Man höre nur sein episch mäanderndes Solo auf dem Titeltrack.)
Copyright: IM
In Chicago geboren, orientierte sich Bloomfield an lokalen Blues-Größen wie Muddy Waters und Howlin‘ Wolf, komprimierte dann aber seine Erfahrungen in ein messerscharfes Treble und flüssige Soli, die sich bei den modalen Tonleitern des Jazz bedienten. „Michael klang immer wie ein Lachs, der gegen den Strom schwimmt“, sagt Santana. „Er kam aus der Tradition eines B.B. King, suchte und fand aber seinen ganz eigenen Weg.“ Geboren: 1943. Gestorben: 1981.
Gitarren: Fender Telecaster, Gibson
Les Paul Standard.
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41. Mick Ronson. Ohne ihn wäre bowies „Ziggy Stardust“ kaum denkbar. Mick Ronson war es, der mit bissigen Phrasierungen und grell verzerrter Gitarre die sexuelle Ambivalenz des Glam-Helden herauskitzelte. „Mick war der optimale Widerpart für Ziggy“, sagte Bowie. „Zusammen waren wir wie Mick und Keith oder Axl und Slash. Es war die Personifizierung der ewigen Rock’n’Roll-Dualität.“ Ihre Partnerschaft begann allerdings schon Jahre vorher und erreichte einen ersten Höhepunkt mit dem metallischen Furor von „The Width Of A Circle“. Mit dem Ex-Mott-The-Hoople-Sänger Ian Hunter fand er Ende der 70er erneut einen kongenialen Partner.
Copyright: IM
Ronsons eigenwillige Adaption des Blues prägte auch Aufnahmen mit Lou Reed, John Mellencamp und Morrissey. „Ich wollte immer, dass die Leute sagen: ,Wow, ist das nicht großartig – und ist es nicht großartig, weil es so einfach ist?“, sagte Ronson einmal. „Wenn du zu maniriert spielst oder zu viel draufzupacken versuchst, dann gibst du nur mit deiner Technik an.“ Geboren: 1946. Gestorben: 1993. Gitarre: Gibson Les Paul
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40. Tom Morello. als hiphop in den neunzigern die Musikwelt dominierte, gab er der Rock-Gitarre ein neues Gesicht. Als Gitarrist von Rage Against The Machine erfand Morello – unter intensiver Nutzung seiner Effekt-Pedale – ein neues akustisches Vokabular: das fingierte Scratchen auf „Bulls On Parade“, die laserscharfen Funk-Explosionen auf „Killing In The Name“ oder die Sturzflug-Bomber-Attacken auf „Fistful Of Steel“. Morellos Arsenal an technischem Spielzeug, sein solistisches Feuerwerk und die donnernden Akkorde waren zu gleichen Teilen The Stooges und Public Enemy geschuldet.
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39. Steve Cropper. Peter Buck nannte ihn seinen Lieblingsgitarristen. Man könne von ihm „keine spektakulären Soli erwarten, aber was er spielt, spielt er perfekt“. Cropper lieferte die geheimen Zutaten für einige der größten Hits der Rock- und Soul-Geschichte: Als Teenager hatte er seinen ersten Hit mit den Mar-Keys, spielte danach bei Booker T. And The MGs, der Hausband von Stax Records, die an den Erfolgen von Otis Redding und Wilson Pickett beteiligt war. Zeitweise stieg er bei den Blues Brothers ein, beschränkte sich aber gewöhnlich darauf, mit seinem punktgenauen Spiel die Aufnahmen zahlloser Kollegen zu zieren.
Man denke an das Intro von Sam and Daves „Soul Man“, an die gezogenen Noten bei „Green Onions“ von Booker T. oder die filigranen Fills in Otis Reddings „(Sittin‘ On) The Dock Of The Bay“: Es ist die Quintessenz der Soul-Gitarre, und sie trägt Croppers Handschrift. „Ich habe keinen Ehrgeiz, in der Mitte der Bühne zu stehen“, sagte er einmal. „Ich war immer Teil einer Band – und werde es immer sein.“ Geboren 1941. Gitarre: Fender Telecaster (1962)
38. The Edge. Text von Daniel Lanois: Als The Edge erstmals eine Gitarre in die Hand nahm, war schon viel über das Instrument gesagt und geschrieben worden. Doch er brachte sich selbst das Spielen bei – und das macht ihn einzigartig. Bei jedem U2-Album, an dem ich beteiligt war, stand er mit einem neuen Sound in der Tür. Wobei er sich stets in den Dienst der Melodie stellt und das Zusammenspiel zwischen Gitarre und Bonos Stimme im Auge behält. The Edge ist ein Forscher – und gerade bei Nacht bastelt er gerne vor sich hin; er hat sein Equipment zuhause immer griffbereit.
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Er nimmt einen Drumbeat von Larry Mullen mit nach Hause und kommt dann morgens ins Studio und sagt: „Bono, ich hab hier was für dich“ und spielt ihm „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ vor – noch in Form eines rohen Dublin-goes-Bo-Diddley-Riffs, das aber schon die ganze Richtung des Songs vorgibt.
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Und er macht sich ständig Notizen. Er und Dallas Schoo, sein Gitarrentechniker, dokumentieren jedes Detail: welche Pedale oder Pick-ups benutzt wurden – alles, was irgendwie von Bedeutung sein könnte. Bei „Mysterious Ways“ gibt es ein Gitarren-Break, bei dem ich jedes Mal feuchte Augen bekomme. Es ist weniger Riff, mehr ein Gemütszustand. Geboren: 1961. Gitarren: Fender Stratocaster, Gibson Explorer (1976)
37. Mick Taylor. „Mehr als einmal lief es mir kalt den Rücken runter, wenn ich ihm zuhörte“, schrieb Keith Richards in seinen Memoiren. „In seinem Spiel war alles vorhanden: das Gespür für Melodik, ein wundervolles Sustain und die Fähigkeit, sich in einen Song einzufühlen.“ Taylor war gerade 20, als ihn die Stones 1969 von John Mayall’s Bluesbreakers rekrutierten. Taylor ersetzte Brian Jones und hinterließ seine Handschrift auf Meisterwerken wie „Exile On Main Street“ und „Sticky Fingers“. Die lässige Slide-Gitarre in „Love In Vain“, die atemberaubende Präzision auf „All Down The Line“, die lange, Latin-Jazz-infizierte Coda von „Can’t You Hear Me Knocking“:
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Es ist kein Zufall, dass die Stones nach Taylors Einstieg Alben auf konstant hohem Niveau ablieferten. „Er spielte eine ungemein flüssige, melodische Gitarre, was es mir leichter machte, einzusteigen und Dampf abzulassen“, sagte Jagger über Taylor, der die Band 1974 wieder verließ. „Viele glauben, das sei die beste Besetzung der Band überhaupt gewesen.“
Geboren: 1949, Gitarre: Gibson Les Paul Standard.
36. Randy Rhoads. Seine Karriere war viel zu kurz: Er starb 1982 im Alter von 25 Jahren bei einem Flugzeugabsturz. Aber seine präzisen, kunstvoll gebauten Speed-Soli auf Ozzy Osbournes „Crazy Train“ und „Mr. Crowley“ lieferten die Vorlage für zahllose Metal-Gitarristen der nachfolgenden Jahre. „Er war der Grund, dass ich acht Stunden am Tag geübt habe“, sagt Tom Morello, der Rhoads den „größten Hardrock/Heavy Metal-Gitarristen aller Zeiten“ nennt. Rhoads hatte bereits als Teenager Quiet Riot mitgegründet, stieß aber 1979 für „Blizzard of Ozz“ zu Ozzys Band, nachdem er zwischenzeitlich auch als Gitarrenlehrer gearbeitet hatte.
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Der Legende nach nahm er selbst weitere Stunden, wenn er mit Ozzy auf Tournee war. Als er sein letztes Album „Diary Of A Madman“ aufnahm, beschäftigte er sich zunehmend mit Klassik und Jazz. „Er suchte ganz tief in seinem Inneren nach dem, was ihn als Gitarristen ausmachte“, so Nikki Sixx von Mötley Crüe. „Der nächste Schritt war eigentlich schon vorgezeichnet.“ Geboren: 1956. Gestorben: 1982. Gitarre: Gibson Les Paul Custom (1974)
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35. John Lee Hooker. „Ich mag keinen modischen Firlefanz“, sagte er einmal. „Bei der Art von Gitarre, die ich spiele, geht‘s nur um knallige Licks.“ Hookers Stil ließ sich weder dem Country- noch dem Chicago-Blues zuordnen, sondern war etwas Eigenes – geheimnisvoll, funky, hypnotisch. Auf Klassikern wie „Boogie Chillen‘“, „Boom Boom“ und „Crawlin‘ King Snake“ perfektionierte Hooker einen stampfenden Groove, oft mit einer eigenwilligen Metrik, oft auch nur mit einem einzigen Akkord. „Schon zu seinen Lebzeiten klang er wie ein Echo aus der Vergangenheit“, meint Keith Richards.
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Dagegen klang selbst Muddy Waters hochgradig sophisticated.“ Trotzdem – vielleicht sogar deswegen – war Hooker eine der Schlüsselfiguren des Blues-Boom der Sechziger. Sein Boogie lieferte ZZ Top die Steilvorlage, seine Songs wurden häufig gecovert – ob es nun The Doors waren oder Bruce Springsteen. „Als ich noch ein Kind war“, sagt Carlos Santana, „war er der erste Zirkus, für den ich von Zuhause ausgerissen wäre.“ Geboren: 1917. Gestorben: 2001. Gitarre: Epiphone Sheraton
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34. Curtis Mayfield. Er war einer der wichtigsten Soul-Sänger, -Songwriter und -Produzenten, aber mit seinen elegant fließenden Melodien und Fills – „Gypsy Woman“ von den Impressions ist ein Paradebeispiel – war er auch als Gitarrist eine Ausnahmeerscheinung. Bei Jimi Hendrix war Mayfields Einfluss nicht zu überhören. „In den Sechzigern“, bestätigt auch George Clinton, „wollte jeder Gitarrist wie Curtis klingen.“ Im Lauf seiner Solokarriere erfand sich Mayfield neu, verwendete flirrende Funk-Partikel und sparsame, oft Wah-Wah-verzerrte Soli, die auf dem „Superfly“-Soundtrack und „Move On Up“ zu seinem Trademark wurden.
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Seine vertrackten Akkordfolgen waren für andere Gitarristen ein Buch mit sieben Siegeln, nicht zuletzt weil Mayfield ein Tuning im offenen Fis bevorzugte – so wie er es sich selbst beigebracht hatte „Es machte mich irgendwie stolz“, sagte Mayfield, „dass selbst große Könner völlig hilflos waren, wenn sie meine Gitarre in die Hand nahmen.“ Geboren: 1942. Gestorben: 1999
Gitarre: Fender Stratocaster.
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33. Prince. Er spielte das vermutlich großartigste Balladen-Solo aller Zeiten („Purple Rain“), sein Beitrag zur All-Star-Performance von „While My Guitar Gently Weeps“ (bei Harrisons Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame 2004) sorgte für fassungslose Begeisterung. Doch Prince beherrscht auch den Mörder-Funk eines Jimmy Nolen oder Nile Rodgers (man höre nur den genialen Groove auf „Kiss“) und kann im Zweifelsfall (wie bei „When Doves Cry“) seine Gitarre auch in bester Metalhead-Manier shredden. Oft genug – wie bei „Gett Off“ oder „Dance On“ – verbannt er seine besten Gitarren-Momente in den Hintergrund.
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Man hat oft Hendrix als Vergleich bemüht, aber Prince sieht das anders: „Wer sich wirklich mit meiner Musik beschäftigt, wird eher Santana heraushören. Hendrix spielte mehr Blues, Santana spielte einfach hübscher.“ Für Miles Davis war Prince eine Kombination aus James Brown, Jimi Hendrix, Marvin Gaye und Charlie Chaplin: „Wie kann man mit dieser Mischung keinen Erfolg haben?“ Geboren: 1958. Gitarren: Hohner HG490, Custom Solid-Body („The Cloud“)
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32. Billy Gibbons. Er war ein ernstzunehmender Gitarrist, bevor er seinen legendären Bart sprießen ließ. Anfang 1968 spielte er mit den Moving Sidewalks, seiner psychedelischen Garagen-Band aus Texas, vier Shows im Vorprogramm der Jimi Hendrix Experience. Angeblich war Hendrix vom jungen Gitarristen so angetan, dass er ihm eine pinkfarbene Stratocaster schenkte. Mit ZZ Top macht er nun seit 40 Jahren das, was er etwas schnoddrig „das Brett klopfen“ nennt.
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Doch ob es nun der fette Boogie von „La Grange“ ist oder die Synth-verzierten Achtziger-Hits wie „Legs“: Mit seiner prallen Melodik ist Gibbons sich selbst, seinen texanischen Vorbildern (Freddie King, Albert Collins) und Muddy Waters‘ elektrischem Delta-Blues treu geblieben. Über seine Soli sagt Gibbons nur: „Klar, man kann einem Zuhörer Feuer unterm Hintern machen, aber man sollte schon wissen, wo man mit einem Solo hinwill – und dort auch ankommen.“ Geboren: 1949. Gitarre: Gibson 1959 Les Paul, Korina Gibson Flying V (1958)
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31. Ry Cooder. Sein Stil speist sich aus amerikanischem Folk und Blues, hawaiianischer Slack-Guitar, Tex-Mex und dem Son Cubano – ein explosives Amalgam, das er als Dampfmaschine beschrieb, „die irgendwann außer Kontrolle gerät.“ Cooder kombiniert Traditionspflege mit der leidenschaftlichen Neugier eines Forschers – eine Methodik, die er in den Sechzigern als Blues-Wunderkind bei Taj Mahal und Captain Beefheart ebenso praktizierte wie später bei seinen musikarchäologischen Soundtracks oder der Entdeckung und Förderung des Buena Vista Social Club.
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Als Session-Gitarrist lieferte er emotionale Nuancen für klassische Alben von Randy Newman, den Rolling Stones oder Eric Clapton. Vor allem aber versteht sich Cooder als Konservator, der die Stile der Vergangenheit am Leben hält und ihre Dynamik in die Gegenwart transportiert, was auch von seinen Kollegen geschätzt wird. Eines Nachts stand Bob Dylan vor seiner Tür und bat um Hilfe: Er wollte von Cooder lernen, die Gitarre so wie der alte Blues-Mann Sleepy John Estes zu spielen. Geboren: 1947. Gitarren: Fender Stratocaster (1967), Martin 000-18
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30. Elmore James. Eigentlich war es nur ein einziges Lick, das den Sänger und Gitarristen aus Mississippi unsterblich machte: das mit Slide-Bar gespielte Stakkato-Riff auf seiner 1951er-Adaption von Robert Johnsons „I Believe I’ll Dust My Broom“. „Aber was für ein fantastisches Lick es war“, schwärmt Slide-Gitarrist Derek Trucks. „Wenn er spielte, hatte man den Eindruck, als würde eine undefinierbare Kraft freigesetzt. Er benutzte eine Akustik-Gitarre mit elektrischem Pick-up, und wenn er sang, konnte man seine Stimme durch den Pick-up hören.“
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James sollte das Lick noch mehrfach variieren, so in „Shake Your Moneymaker“ und „Stranger Blues“, die nach seinem Tod 1963 zu den Standards des damaligen Blues-Booms zählten. Der Ton seiner Gitarre inspirierte eine ganze Generation von Gitarristen. „Ich habe zwölf Stunden geübt, jeden Tag, bis mir die Finger bluteten, um den gleichen Sound wie Elmore James zu finden“, erinnert sich Robbie Robertson. „Bis mir jemand erzählte, dass er mit einer Slide-Bar spielte.“ Geboren: 1918. Gestorben: 1963
Gitarre: Kay flat-top
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29. Scotty Moore. Am 5. Juli 1954 nutzten Elvis Presley, Scotty Moore und Bassist Bill Black eine Aufnahmepause in den Sun-Studios in Memphis, um sich an einer aufgepeppten Version von Arthur Crudups „That’s All Right“ zu versuchen. Danach sollte die Gitarre nie mehr die gleiche sein: Moores prägnante, aggressive Läufe verschmolzen Country-Picking und Blues-Phrasierungen zu einer neuen instrumentalen Sprache. Seine Gitarrenarbeit ist so präsent, dass man leicht vergisst, dass die Aufnahme ohne Schlagzeuger stattfand.
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Selbst wenn Moore nur die 18 Sun-Aufnahmen abgeliefert hätte – darunter „Mystery Train“ und „Good Rockin‘ Tonight“ –, wäre sein Platz in der Musikgeschichte gesichert gewesen. Doch er spielte weiter mit Elvis und lieferte unter anderem explosive Soli für „Heartbreak Hotel“ und „Hound Dog“ – und stand auch Gewehr bei Fuß, als Elvis 1968 mit seinem „Comeback Special“ zu seinen Wurzeln zurückkehren wollte. „Alle wollten sie wie Elvis sein“, sagt Keith Richards. „Ich wollte immer Scotty sein.“ Geboren: 1931 Gitarren: Gibson ES-295, Gibson Super 400 CESN (1956)
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28. Johnny Ramone. Der Vater der Punkrock-Gitarre, gleichzeitig auch wichtiger Impulsgeber für den Riff-orientierten Modern Metal, war ein archetypischer Anti-Held. John Cummings machte sich mit einer billigen Mosrite-Gitarre einen Namen, auf der er im Höllentempo minimalistische Barré-Griffe herauspeitschte. (Der sägende Sound wurde später auf den treffenden Namen „Buzzsaw“ getauft.) Ramone spielte fast nie ein Solo, sondern beschränkte sich auf die Rhythmusarbeit, tat das aber mit der Wucht einer heranrasenden U-Bahn.
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In einem Umfeld, in dem „heavy“ unweigerlich mit „langsam“ assoziiert wurde, bewies er mit seinen Riff-Stakkati, dass man das Tempo verschärfen konnte, ohne den Punch zu vernachlässigen. Die präzisen Riffs von „Blitzkrieg Bop“, aber auch der federnde Drive von „Rockaway Beach“ lieferten dafür schlagende Beweise. „Johnny ließ dem Wahnsinn wirklich freien Lauf“, erinnert sich Henry Rollins. „Ich stand nur da und dachte: ,Verdammt, ist das cool.‘“ Geboren: 1948. Gestorben: 2004. Gitarre: Mosrite Ventures Model.
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27. Bo Diddley. „Die Mutter aller Riffs“, nannte Johnny Marr den „Bo Diddley Beat“, den Ellas Otha Bates alias Bo Diddley in Chicago aus der Taufe hob. Songs wie „Mona“ und „Bo Diddley“, getrieben von einem heftigen Tremolo, zelebrierten den westafrikanischen Groove, den die Sklaven nach Amerika gebracht hatten. Das Riff wurde massenhaft kopiert – von Buddy Holly bis zu den Rolling Stones (die „Mona“ 1964 coverten), später auch von Garagerockern und Punks, die sich von der elementaren Rohheit angesprochen fühlten. (The Clash gingen 1979 mit Diddley auf Tour; The Smiths machten besagtes Riff zur Grundlage von „How Soon Is Now?“).
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Wer einen Beat halten kann, kann auch Bo Diddley spielen,“ sagt Dan Auerbach von den Black Keys. „Sein Stil war ein Schlag ins Gesicht“, sagt Keith Richards. Er habe gezeigt, dass „die Musik, die wir liebten, nicht am Mississippi entstand, sondern von einem ganz anderen Ort kam“. Geboren: 1928 Gestorben: 2008. Gitarre: Custom Rectangular Gretsch („Big B“, 1958)
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26. Brian May. Queens saitenvirtuose, vermutlich der einzige Gitarrist mit einem Abschluss in Astrophysik, ist ein Forschungsreisender auf der Suche nach neuen Effekten. Ein frühes Ziel war es, „der Erste zu sein, der eine perfekte dreistimmige Harmonie im Studio einspielen kann“ – wie er es mit seinem Solo von „Killer Queen“ demonstrierte. May liebte es, Dutzende von Gitarren-Tracks übereinander zu türmen, um einen Wall of Sound aufzubauen. Sogar sein Instrument ist das Resultat überbordender Fantasie: Seine wichtigste Gitarre, die „Red Special“ alias „Old Lady“, ist ein selbst gebasteltes Wunderwerk, das May und sein Vater Anfang der Sechziger aus dem Holz einer Kaminverkleidung schnitzten.
Copyright: JPN
26. Brian May. Queens saitenvirtuose, vermutlich der einzige Gitarrist mit einem Abschluss in Astrophysik, ist ein Forschungsreisender auf der Suche nach neuen Effekten. Ein frühes Ziel war es, „der Erste zu sein, der eine perfekte dreistimmige Harmonie im Studio einspielen kann“ – wie er es mit seinem Solo von „Killer Queen“ demonstrierte. May liebte es, Dutzende von Gitarren-Tracks übereinander zu türmen, um einen Wall of Sound aufzubauen. Sogar sein Instrument ist das Resultat überbordender Fantasie: Seine wichtigste Gitarre, die „Red Special“ alias „Old Lady“, ist ein selbst gebasteltes Wunderwerk, das May und sein Vater Anfang der Sechziger aus dem Holz einer Kaminverkleidung schnitzten.
26. Brian May. Queens saitenvirtuose, vermutlich der einzige Gitarrist mit einem Abschluss in Astrophysik, ist ein Forschungsreisender auf der Suche nach neuen Effekten. Ein frühes Ziel war es, „der Erste zu sein, der eine perfekte dreistimmige Harmonie im Studio einspielen kann“ – wie er es mit seinem Solo von „Killer Queen“ demonstrierte. May liebte es, Dutzende von Gitarren-Tracks übereinander zu türmen, um einen Wall of Sound aufzubauen. Sogar sein Instrument ist das Resultat überbordender Fantasie: Seine wichtigste Gitarre, die „Red Special“ alias „Old Lady“, ist ein selbst gebasteltes Wunderwerk, das May und sein Vater Anfang der Sechziger aus dem Holz einer Kaminverkleidung schnitzten.
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Aber der Blitz war bereits bei mir eingeschlagen. Wenn ich eine Gitarre in die Hand nehme, betrete ich den Iommi- Kosmos. Tony ist ein Metal-Pionier, aber sein Spiel zeugt von außerordentlicher Finesse. Es ist nicht übermäßig schnell, aber seine Phrasierungen haben einfach eine klassische Aura.
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Ich erinnere mich noch, wie ich mir bei einem Black-Sabbath-Reunion-Gig 1999 eine Verletzung zuzog. Bei „Snowblind“ fiel ich auf einen Stuhl und brach mir die Rippen. Es tat höllisch weh, aber ich konnte nicht weggehen. Ich musste Tony weiter spielen sehen. Geboren: 1948. Gitarren: Gibson 1965 SG Special („Monkey“), Jaydee Custom SG Copy („Old Boy“).
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24. Angus Young. „Ich bin kein typischer solist“, sagte AC/DCs Lead-Gitarrist über seine manischen Saiten-Exzesse. „Es ist nur eine Farbe, die ich einstreue, um Spannung zu erzeugen.“ Zusammen mit seinem Bruder Malcolm an der Rhythmus-Gitarre entwickelte er in frühen Jahren einen Stil – Hochgeschwindigkeits-Läufe über donnernden Power-Akkorden –, der inzwischen fester Bestandteil der Hard-Rock-Bibel ist. Jerry Cantrell von Alice In Chains nannte Angus den „wahren Gott der Blues-Rock-Gitarre“, während Slash bemerkte, dass „Malcolm und Angus mehr mit drei Akkorden erreicht haben als jeder andere Mensch“.
Copyright: jr
Angus‘ Bühnen-Persona – die Schuluniform, der Chuck-Berry-ähnliche Entengang – stehen seiner exaltierten Gitarrenarbeit in nichts nach. „Er ist Clark fucking Kent“, sagte AC/DC-Frontmann Brian Johnson 2008 dem ROLLING STONE. „Er geht in eine Telefonzelle – und kommt als 14-jähriges Teufelchen wieder raus, das nur noch hemmungslos rocken will.“ Geboren 1955. Gitarre: Gibson SG Standard.
Angus‘ Bühnen-Persona – die Schuluniform, der Chuck-Berry-ähnliche Entengang – stehen seiner exaltierten Gitarrenarbeit in nichts nach. „Er ist Clark fucking Kent“, sagte AC/DC-Frontmann Brian Johnson 2008 dem ROLLING STONE. „Er geht in eine Telefonzelle – und kommt als 14-jähriges Teufelchen wieder raus, das nur noch hemmungslos rocken will.“ Geboren 1955. Gitarre: Gibson SG Standard.
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Sein extravaganter Stil – extreme Bends mit reichlich Distortion –, der sich in Klassikern wie „Stone Crazy“ und „First Time I Met The Blues“ niederschlug, aber auch seine Zusammenarbeit mit Mundharmonika-Meister Junior Wells setzten neue Standards. Guy ist heute 76 Jahre alt, doch seine Shows, bei denen er gerne durchs Publikum spaziert, faszinieren noch immer. „Meine Route war vorgezeichnet“, sagte Eric Clapton, als Guy 2005 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, „und er war mein Pilot.“
Geboren: 1936. Gitarre: Fender Stratocaster
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22. Frank Zappa. „Als ich meine ersten Gehversuche mit der Gitarre machte, war ich besessen von diesem Album“, sagt Trey Anastasio (Phish) über „Shut Up ‘n Play Yer Guitar“, auf dem Zappa 1981 ein Feuerwerk seiner vertracktesten Soli zündete. „Jede Limitierung, der die Gitarre unterworfen war, wurde von ihm unerbittlich in Frage gestellt.“ Als uneingeschränkter Boss seiner Bands zwang Zappa Doo-Wop, urbanen Blues, Big-Band-Jazz und orchestrale Avantgarde mit eiserner Hand zusammen. Als Gitarrist bediente er sich bei all diesen Quellen und improvisierte dann furios und völlig eigenständig.
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Sein Solo auf „Willie The Pimp“ (vom 69er Album „Hot Rats“) ist ein Orgasmus aus schmutziger Verzerrung, mahlendem Wah-Wah und einem hypernervösen Slalom durch den Blues. Auf der Bühne „zog er sein Ding durch und machte auf Dirigent“, erinnert sich Anastasio, aber wenn er sich für ein Solo die Gitarre griff, „verschmolz er geradezu mit seinem Instrument. Es war Soulmusik im wahrsten Sinne des Wortes.“ Geboren: 1940. Gestorben: 1993. Gitarre: Custom SG Copy („Baby Snakes“)
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21. Chet Atkins. In seiner Funktion als Produzent und RCA-Manager erfand Atkins den „Nashville Sound“, der in den Sechzigern der Country-Musik einen zweiten Frühling bescherte. Als Gitarrist war er noch innovativer, spielte Country, Jazz und Klassische Musik und perfektionierte mit seinem artistischen Fingerpicking (gespielt mit Daumen und drei Fingern) sein Talent, Akkorde und Melodie gleichzeitig zu spielen. „Vieles ergab sich aus Zufall“, sagte Atkins 1976 dem ROLLING STONE. „16 Stunden am Tag hatte ich eine gottverdammte Gitarre in der Hand und experimentierte einfach drauflos.“
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Atkins konnte laid-back und zurückhaltend sein (wie auf Hank Williams‘ „Your Cheatin‘ Heart“, Presleys „Heartbreak Hotel“ oder diversen frühen Hits der Everly Brothers), aber seine eigenen, überwiegend instrumentalen Soloalben sind ein Füllhorn gitarristischer Zaubertricks. „Ich glaube“, so Duane Eddy, „er hat direkt oder indirekt jeden beeinflusst, der je eine Gitarre in die Hand nahm.“ Geboren: 1924. Gestorben: 2001. Gitarren Gretsch 6120, Gretsch Country Gentleman
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The Young Guns: Fünf Talente unter 40: Brent Hinds. Der Frontmann von Mastodon ist ein echter Junge aus den Südstaaten, der zunächst auf seinem Banjo rockte, bevor er zur Gitarre griff.
Mit seinen Nebenprojekten macht er Rockabilly, Hardrock oder Countryrock und hebt sich den göttlichen Metal für seine Hauptgruppe auf.
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The Young Guns: Fünf Talente unter 40: John Mayer. Bevor Mayer zum Teenagerschwarm mutierte, war er ein Blues-Shredder, der Stevie Ray Vaughan verehrte.
In seinen besten Momenten („Gravity“) verbindet er Pop-Strukturen mit Gitarren-Feuerwerk und schmuggelt so Blues-Partikel in die Playlists von Radiosendern, die sonst nur auf Synthesizer und Samples setzen.
The Young Guns: Fünf Talente unter 40: Gary Clark Jr. Der 27-jährige Texaner mischt seine Licks zu gleichen Teilen aus Chicago Blues, Psyche- delia und Soul – und würzt das Resultat auch noch gerne mit einer Prise-Grunge.
Nach einem Auftritt in New York twitterte Questlove: „Ich glaube, dass ihr alle nicht kapiert, was für ein Genie da vor euch steht.“
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The Young Guns: Fünf Talente unter 40: Marnie Stern. Die Singer-Songwriterin benutzt Finger-Tapping, gleichzeitig aber auch avantgardistische Schnörkel.
NEW YORK – OCTOBER 25: Singer/guitarist So, als wäre Eddie Van Halen als Rock-Chick aus dem New Yorker Village wiedergeboren.
The Young Guns: Fünf Talente unter 40: Jim James. Zusammen mit Carl Broemel bildet er das Twin-Gitarren-Herz von My Morning Jacket, das auf Live-Abräumern wie „I’m Amazed“ die Glanzzeiten des Seventies-Rock wieder auferstehen lässt.
Und anders als ihre zeitgenössischen Gitarren-Kollegen haben die beiden keine Hemmungen, weit ausholende Soli in ihr Set einzubauen.
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20. Carlos Santana. 1965 hatte Carlos Santana gerade die High School in San Francisco abgeschlossen, als die Musikszene der Stadt explodierte und ihn mit den verschiedensten Stilen konfrontierte: elektrischer Blues, afrikanische Rhythmen und Modern Jazz, dazu Vorbilder an der Gitarre wie Jerry Garcia oder Fleetwood Macs Peter Green. Alle Elemente sollten sich bald in den psychedelisch gefärbten Latin-Rhythmen der Band wiederfinden, die seinen Namen trug
Santanas kristallklarer Ton und sein elegantes Sustain machen ihn zu einem Instrumentalisten, den man schon am ersten Ton erkennt. Für seine frei mäandernden Improvisationen machte er den Konsum von LSD mitverantwortlich: „Man kann nicht Acid nehmen und nicht seine Stimme finden.
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Es ist unmöglich, nur noch nett und oberflächlich zu klingen.“ Mit seinem warmen Sound wurde er zum wichtigen Impulsgeber. Carlos Santana, sagt Prince, sei für ihn wichtiger gewesen als Jimi Hendrix: „Er spielte einfach schöner.“ Geboren: 1947. Gitarren: Yamaha SG2000, PRS Santana
19. James Burton. Seine „Chicken Pickin’“-Spieltechnik sorgte nicht nur in der Countrymusik für die ungewöhnlichsten Sounds, sie erwies sich auch für die Rockmusik als richtungsweisend. Burton machte erstmals mit 14 von sich reden, als er „Suzie Q“ für Dale Hawkins schrieb. 1957 avancierte er gar zum Teenstar, als er der Band von Mädchenschwarm Rick Nelson beitrat. Zu dieser Zeit entwickelte er seine ureigene Technik: Er benutzte sowohl Fingerpicks als auch Plektrons und bespannte die vier höheren Saiten seiner Telecaster mit Banjo-Saiten – was einen knackenden, stotternden Klang zur Folge hatte.
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„Ich habe mir nie eine Ricky-Nelson-Platte gekauft“, sagt Keith Richards, „es war stets eine James-Burton-Platte.“ Ende der Sechziger trommelte Burton Presleys TCB-Band zusammen und war ein gefragter Sessionmusiker. „Er blieb für mich immer ein mysteriöser Typ“, sagt Joe Walsh. „Ich fragte mich: ,Wie kann es angehen, dass er auf allen Platten mitspielt, die ich mag?‘ Seine Technik war ein Meilenstein.“ Geboren: 1939. Gitarre: Fender Telecaster.
18. Les Paul. Man kennt ihn als genialen Erfinder der elektrischen „Solid Body“-Gitarre, doch als Gitarrist war Les Paul nicht minder innovativ. „In den Fünfzigern kamen die besten Gitarren-Sounds von ihm“, behauptet Brian Wilson. Die zahllosen Hits, die er in den 40er und 50er Jahren ablieferte – zum Teil solo, zum Teil mit seiner Frau Mary Ford –, offenbarten seine Handschrift: elegant, sauber im Ton, wieselflink bei den Improvisationen auf gängigen Pop-Standards. Paul hinterließ zudem diverse technische Neuerungen, unter anderem die mehrfachen Studio-Overdubs oder die variable Laufgeschwindigkeit beim Playback.
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Und erfand so Sounds, die bis dahin undenkbar schienen. Bis kurz vor seinem Tod 2009 hatte Paul, damals 94 Jahre alt, noch immer seinen wöchentlichen Auftritt in einem New Yorker Jazzclub, oft vor begeisterten Metalheads. „Er hatte“, sagte Richie Sambora, „alle möglichen Licks drauf, und wenn du sie hörtest, klangen sie wie aus dem Weltall.“ Geboren: 1915. Gestorben: 2009.
Gitarren: Gibson Les Paul (diverse Modelle)
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17. Neil Young. Text von Trey Anastasio (Phish): Sollte ich jemals eine Klasse mit jungen Gitarristen unterrichten, würde ich ihnen zunächst die erste Minute von Neil Youngs ursprünglichem „Down By The River“-Solo vorspielen. Er arbeitet nur mit einer Note, aber trotzdem ist es melodisch – und keck und aggressiv obendrein. Es klingt so, als wolle er um jeden Preis mit dem Hörer in einen Dialog treten. Eigentlich spielt Neil immer so, als führe ein Schlauch von seinem Herz direkt ins Publikum. In den Neunzigern traten wir einmal bei einem Festival mit Crazy Horse auf.
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Am Ende von „Like A Hurricane“ lieferte Neil ein Feedback-Solo, das eher das akustische Pendant zu einem impressionistischen Gemälde war. Er stand zwei Meter hinter dem Mikro, und von seiner Stimme waren nur Fetzen zu hören, während der Hurrikan über die Bühne tobte. Wenn ich spiele, erinnere ich mich gern an diesen Moment. Die traditionellen Konzepte von Rhythmus und Melodik mögen hilfreich sein, aber letztlich ist Musik wie das offene Meer.
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Es ist ein riesiger, unerforschter Ort, und es gibt so viele weiße Flecken, die noch niemand bereist hat. Noch immer erforscht Neil neue Routen, und er macht es für Musiker, die weit jünger sind als er. Er erinnert uns alle daran, dass es sehr wohl möglich ist, immer wieder Neuland zu entdecken. Geboren: 1945. Gitarre: Gibson 1953 Les Paul Goldtop („Old Black“),
Gretsch White Falcon, Martin D-28 („Hank“)
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16. Derek Trucks. Als Neffe von Drummer Butch Trucks wuchs er im Schoß der Allman-Familie auf. Er lernte die Slide-Gitarre mit neun und ging mit zwölf bereits auf Tour. In Verbindung mit einem schier unerschöpflichen Entdeckergeist bekam Trucks‘ Frühreife schnell einen weiteren Schub: Als er 1999, gerade 20 Jahre alt, Duane Allmans Platz in der Band übernahm, erforschte er mit seinen Soli musikalisches Neuland und verband Delta Blues mit Hard Bop, die Ekstase des Southern Gospel mit der Modalität indischer Ragas.
„Er hat jedenfalls unendlich mehr Sounds auf Lager als ich“, gibt John Mayer neidlos zu. Neben den Tourneen mit den Allman Brothers dirigiert er – gemeinsam mit Ehefrau Susan Tedeschi – die Geschicke der Tedeschi Trucks Band, einer elfköpfigen, wild swingenden Gruppe in der Tradition von Delaney and Bonnie. „Sein Talent ist unerschöpflich“, sagt Eric Clapton, der ihn 2006 und 2007 als Sideman mit auf Tour nahm. „Er ist unglaublich tiefgründig.“. Geboren 1979 Gitarre Gibson ‘61 SG Reissue.
15. Freddie King. In einem interview von 1985 spricht Eric Clapton davon, dass er auf Freddie Kings B-Seite „I Love The Woman“ von 1961 „das erste Mal diese Art von Lead-Gitarre mit den gezogenen Noten hörte. Dieser Stil sollte mir den Weg weisen.“ Andere britische Gitarrenhelden wie Peter Green, Jeff Beck und Mick Taylor teilten Claptons Vorliebe, vor allem für Kings scharfes Treble und die knappen melodischen Hooks auf klassischen Singles wie „The Stumble“, „I’m Tore Down“ oder „Someday, After Awhile“. King, den man ob seiner explosiven Live-Qualitäten auch „Texas Cannonball“ nannte, erzeugte auf seiner Gitarre einen sehr spezifischen Anschlag, da er ein Banjo-Pick benutzte.
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„Stahl auf Stahl erzeugt einen unvergesslichen Sound“, sagt Derek Trucks, „aber nur wenn es ein Könner spielt. Und Mann, wenn Freddie spielte, kam man an dieser Gitarre einfach nicht vorbei.“ Trucks, der in Claptons Tour-Band spielte, glaubt noch immer den enormen Einfluss zu hören, den King auf Clapton hat. „Wenn Eric zu einem Solo ansetzte, fühlte ich diesen Freddie-Vibe.“ Geboren: 1934. Gestorben: 1976.
Gitarren: Gibson ES-345, Gibson ES-355.
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14. David Gilmour. Als Produzent und Songschreiber von Pink Floyd hat Gilmour ein Faible für traumverlorene Texturen, doch wenn er seine schwarze Stratocaster auspackt, meldet sich eine ganz andere Persönlichkeit zu Wort. „Ich wollte eine gleißende Lead-Gitarre, die dir direkt ins Gesicht springt.“ Er war der Solist mit Blues-Wurzeln in einer Band, die um den Blues gewöhnlich einen weiten Bogen schlug.
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Gleichzeitig hatte Gilmour eine Affinität zu mäandernden Improvisationen (wie zur Zeit von „Live At Pompeii“), konnte aber auch ein funkiger Rhythmus-Gitarrist sein (man höre das Riff von „Have A Cigar“ oder die Chic-ähnlichen Rhythmuspartikel von „Another Brick In The Wall, Part 2“).
Sein Einsatz von Hall und anderen Effekten – ursprünglich initiiert von seinem Vorgänger Syd Barrett – fand in „Run Like Hell“ seinen Höhepunkt, wo er das Delay so präzise einsetzte, als wolle er den typischen Sound von The Edge vorwegnehmen. Geboren: 1946. Gitarre: Fender Stratocaster
13. Albert King. Als ihn Rolling-Stone-Mitarbeiter Jon Landau 1968 fragte, wer seine Vorbilder seien, sagte King: „Niemand. Alles, was ich spiele, ist falsch.“ Linkshänder King spielte eine rechtshändige 1959er Gibson Flying V und platzierte die Bass-Saite auf der „falschen“ Seite des Gitarrenhalses. Er stimmte mit einer kryptischen Methode und spielte mit dem Daumen. Beim Bending konnte der Drei-Zentner-Mann Noten extremer dehnen als jeder andere Gitarrist. Eric Clapton klaute das „Strange Brew“-Solo von ihm, und Duane Allman bediente sich für „Layla“ bei Kings „As The Years Go Passing By“.
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Als Hendrix 1967 in San Franciscos Fillmore spielte, war er sprachlos, dass sein Held im Vorprogramm auftrat. „Ich habe ihm noch etwas über den Blues beigebracht“, sagte King. „Seine Nummern hätte ich problemlos covern können, aber meine konnte er beim besten Willen nicht spielen.” Geboren: 1923. Gestorben: 1992
Gitarre: Gibson Flying V (1959).
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12. Stevie Ray Vaughan. Als in den frühen Achtzigern der Siegeszug von MTV begann, führte die Blues-Gitarre im musikalischen Spektrum nur noch ein Schattendasein. Der Texaner Stevie Ray Vaughan ließ sich davon nicht beirren. Er hatte alle Stilarten der großen Blues-Musiker verinnerlicht – plus Jimi Hendrix und vieles aus Jazz und Rockabilly. Sein druckvoller Sound, sein geschmeidiger Spielfluss und seine lässige Virtuosität gaben einem Blues-Shuffle wie „Pride And Joy“ metallische Härte.
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Von Könnern wie Clapton und B.B. King wurde Vaughan als kongenial respektiert, und trotz seines frühen Todes (1990 bei einem Hubschrauber-Absturz) inspiriert er noch immer ganze Generationen von Gitarristen – ob nun Mike McCready von Pearl Jam, John Mayer oder kommende Stars wie Gary Clark Jr. „Wegen Stevie wollte ich unbedingt eine Stratocaster haben“, sagt Clark.
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11. George Harrison. Text von Tom Petty: George und ich saßen einmal im Auto, als der Beatles-Song „You Can’t Do That“ im Radio lief – mit diesem famosen Riff auf der 12-String gleich zu Beginn. Er meinte: „Ich hatte die Idee dazu.“ Ich sagte: „Wirklich? Wie bist du darauf gekommen?“ Und er antwortete: „Ich stand nur dumm rum und dachte mir: ,Irgendwas solltest du jetzt spielen.‘“ Das sagt alles über ihn. Er hatte die Gabe, direkt zur Sache zu kommen, immer die Lösung zu finden, die gerade benötigt wurde.
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Und das machte die Magie der Beatles aus: Sie alle fanden immer die optimale Lösung. George kannte jedes noch so obskure Elvis-Solo, seine frühesten Einflüsse kamen aus der Rockabilly-Ecke: Carl Perkins, Eddie Cochran, Chet Atkins, Scotty Moore. Aber er fand immer noch etwas, das er oben drauf setzte. Als Junge schmolz ich dahin, wenn ich das Solo von „I Saw Her Standing There“ hörte. Es gab keine Alternative, er hatte einfach den Dreh raus. Und wie viele 12-saitige Rickenbacker wurden wohl wegen George verkauft?
Es war ein ganz neuer Sound. In den späten Beatles-Jahren griff er auch zur Slide-Gitarre. Er sagte mir einmal: „Ich glaube, dass viele moderne Gitarristen den Pitch vernachlässigen.“ Er traf die Noten genau, seine Slides waren präzise, dazu nur ein wundervolles Vibrato. Man höre sich diese Aufnahmen an – sie waren so makellos, so innovativ. Er war ein Mann, der uns so viel gab.
Aber er ist auch ein unglaublich artikulierter und belesener Bursche. Er hört viel Jazz und hat mir gesagt, dass er heute am liebsten selber welchen spielen würde. Man hört den Einfluss von Miles Davis’ modaler Spielweise schon auf „Substitute“, und zwar in der Art, wie er die Akkorde in der offenen D-Stimmung setzt. Er war auch einer der ersten, die gezielt Feedback benutzten – was wohl auf Avantgarde-Musiker wie Stockhausen zurückging, die in der damaligen Art-School-Szene sehr angesagt waren.
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Die übermächtigen Akkorde, die er bei The Who spielte, waren ein cleverer Schachzug, weil Schlagzeug und Bass einen derartigen Wirbel machten, dass die Musik ohne seine ordnende Hand im Chaos versunken wäre. Letztlich war er der Erfinder des Power-Akkords, und auf den frühen Who-Platten hört man schon vieles, was auf Led Zeppelin hindeutet. Eine Menge von dem, was damals in der Musik passierte, geht auf ihn zurück. Geboren: 1945. Gitarren: Rickenbacker, Gibson Les Paul, Fender Stratocaster.
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9. Duane Allman. Text von Robert Randolph: Als Junge spielte ich in unserer Gemeinde eine Slide-Gitarre. Im kirchlichen Kontext hatte die Slide die Funktion, die menschliche Stimme zu imitieren. Wenn der Geistliche mit dem Singen aufhörte, übernahm die Gitarre die Melodie und setzte sie fort. Duane Allman eröffnete dem Instrument völlig neue Dimensionen, weil er facettenreicher spielte als jeder Slide-Gitarrist vor ihm. Als ich zum ersten Mal die alten Allman-Brothers-Platten hörte, war es ein seltsames Gefühl, weil es so verwandt war mit dem, was ich in meiner Jugend gehört hatte.
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Man höre nur einmal „Layla“, vor allem das Outro, wenn Duane die Melodie mit seiner Slide umkreist. Wenn ich ins Bett ging, drückte ich die Repeat-Taste, um den Song immer wieder zu hören. Gitarristen müssen üben, aber das ist eine der Platten, bei denen man die Gitarre besser zur Seite stellt und nur zuhört. Eric Clapton hat mir erzählt, dass er schon vorher wusste, dass er bei der Zusammenarbeit mit Duane Neuland betreten würde.
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Er sagte auch, dass es ihn nervös machte, mit einem zweiten Gitarristen zu arbeiten, aber dass Duane der coolste und unkomplizierteste Typ war, den man sich vorstellen konnte. Duane starb jung, aber damit müssen wir leben. Ich bin mir sicher, dass er in späteren Jahren noch fünfzigmal besser geworden wäre, aber es liegt nun mal in Gottes Hand, was man als Vermächtnis hinterlässt. Es vergeht jedenfalls kaum ein Tag, an dem ich nicht die Allmans höre. Geboren: 1946 Gestorben: 1971.
Gitarren: Les Paul Standard Goldtop (1957), Les Paul Tobacco Sunburst (1958)
8. Eddie van Halen. Text vom Mike McCready: Als ich elf Jahre alt war, hatte ich einen Gitarrenlehrer, der mir „Eruption“ vorspielte. Die Musik klang, als käme sie von einem anderen Stern. Ich lernte damals gerade die Grundakkorde, Sachen von AC/DC oder Deep Purple. „Eruption“ war jenseits meines Horizonts, aber es war eine Offenbarung – so, als würde man zum ersten Mal Mozart hören. Eddie ist der Meister der Riffs: „Unchained“, „Take Your Whiskey Home“, der Anfang von „Ain’t Talkin’ ’Bout Love“. Er erzeugt Klänge, die keine typischen Gitarren-Sounds sind, sondern Texturen und Harmonien, die erst durch seine spezifische Technik entstehen.
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Das Riff von „Unchained“ klingt, als sei ein anderes Instrument eingeschmuggelt worden. Vieles erklärt sich durch seine Technik: Er hält das Plektron zwischen Daumen und Mittelfinger, was ihm die Möglichkeit gibt, mit dem Zeigefinger die Saiten zu picken. (Als mir das klar wurde, versuchte ich es auch, aber es war zu bizarr.) Aber unter all seinen technischen Fähigkeiten schlummert noch etwas anderes: Eddie hat Soul.
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Es ist wie bei Hendrix: Man kann seine Sachen nachspielen, aber es gibt den Faktor X, den man nicht reproduzieren kann. Eddie hat diesen Funken noch immer. Vor drei Jahren sah ich ihn auf der Van-Halen-Reunion-Tour, und als er zum ersten Mal in die Saiten griff, hatte ich das gleiche Gefühl wie damals, als ich ein elfjähriger Knirps war. Geboren: 1955. Gitarren: „Frankenstrat“ (selbstgebauter
Stratocaster-Gibson-Hybrid, 70er-Jahre), EVH Brand Wolfgang.
7. Chuck Berry. Text von Keith Richards: Als ich Chuck Berry als Teenager in dem Dokumentarfilm „Jazz On A Summer’s Day“ sah, war ich tief beeindruckt, wie er den Jazzern Paroli bot. Es waren brillante Jungs – Jo Jones am Schlagzeug, Jack Teagarden auf der Posaune –, aber sie hatten diese snobistische Ader, die Jazzer gerne mal raushängen lassen: „Ach, dieser komische Rock’n’Roll …“ Aber dann spielte Chuck „Sweet Little Sixteen“ und nahm sie alle im Sturm. Das war für mich Blues, das war die Einstellung und die Chuzpe, die man braucht. Und genauso wollte ich auch werden – mit dem kleinen Unterschied, dass ich nun mal weiß war. Ich habe mir jedes Lick draufgeschafft, das er gespielt hat.
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Chuck hatte seine Sachen von T-Bone Walker gelernt, ich lernte sie von Chuck, Muddy Waters, Elmore James und B.B. King. Wir alle sind Teil einer Familie, die es schon seit Tausenden von Jahren gibt. Wir geben den Stab immer nur weiter. Chuck spielte eine hochfrisierte Version des Chicago Blues, den damals alle spielten, aber er ging einen Schritt weiter. Er war etwas jünger als die anderen Blues-Leute, und seine Songs waren auch kommerzieller, ohne deswegen gleich Pop zu sein – und das ist eine delikate Gratwanderung.
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Chuck hatte einfach Swing. Sicher, er hatte den Rock, aber er hatte auch den Roll – und das machte den Unterschied aus. Und Chuck hatte eine unglaubliche Band bei diesen frühen Aufnahmen: Willie Dixon am Bass, Johnnie Johnson am Klavier, Ebby Hardy oder Freddy Below am Schlagzeug. Sie verstanden, was er machen wollte, und swingten mit. Besser konnte es eigentlich nicht mehr werden. Geboren: 1926 Gitarren: Gibson ES-350T, Gibson ES-355
6. B.B. King. Text von Billy Gibbons: B.B.s Einflüsse stammen aus seiner frühesten Jugend. Da er in Indianola/Mississippi aufwuchs, hatte er noch die Gesänge der Feldarbeiter und Straßenmusiker wie Charley Patton oder Robert Johnson im Ohr. Die Ein-Ton-Phrasierungen von T-Bone Walker waren der andere Faktor. Seinen Melodien hört man diese Einflüsse an – nicht nur, wenn er singt, sondern auch, wenn er seine Gitarre singen lässt. Sein Spiel lebt von den komprimierten Ausbrüchen, von seinem opulenten und resoluten Vortrag. Und gleichzeitig verfügt er über eine enorme Fingerfertigkeit und eine unglaublich saubere Phrasierung. Seine Soli sind so präzise, dass man sie problemlos auf Notenpapier übertragen könnte.
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B.B. ist der geborene Solist. Es gibt zwei Details, die ich von ihm abkupferte. Er entwickelte eine Phrasierung, bei der er zwei Noten spielt, dann auf eine andere Saite wechselt und mit dem Finger runterfährt, bis er zu der gewünschten Note kommt. Inzwischen beherrsche ich diese Technik im Schlaf. Oder er spielt zwei, drei Töne, um den letzten Ton dann durch Bending zu verfremden. Beide Tricks verfehlen ihre Wirkung nie: Sie reißen dich vom Stuhl.
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Etwa zur Zeit von „Live At The Regal“ (1965) entwickelte sein Sound eine Intensität, die er bis heute nicht verloren hat – dieser volle, runde Ton, der dadurch entsteht, dass der vordere und der hintere Pick-up phasenversetzt sind. Und B.B. spielt noch immer auf einem Gibson-Verstärker, der schon lange nicht mehr hergestellt wird. Die Kombination dieser beiden Faktoren macht seinen einzigartigen Sound aus: einfach B.B. Geboren: 1925 Gitarre: Gibson ES-355 („Lucille“).
5. Jeff Beck. Text von Mike Campbell (Heartbreakers): Er hat die seltene Gabe, eine brillante Technik mit einer ausgeprägten Persönlichkeit zu kombinieren. Fast so, als würde er sagen: „Ich bin Jeff Beck. Hier stehe ich – und du kommst an mir nicht vorbei.“ Schon bei den Yardbirds hatte er einen Ton, der melodisch war und dich doch packte – spitz, dringlich, elektrisierend, aber gleichzeitig auch honigsüß. Man spürte sofort, dass er ein Gitarrist mit Ambitionen war, der sich nicht von seinem Weg abbringen lassen würde. Es erfordert besonderes Talent, mit und um einen Sänger herum zu spielen, auf ihn zu reagieren und ihn nach vorne zu treiben.
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Das macht den Reiz der beiden Platten aus, die er mit Rod Stewart aufnahm: „Truth“ (1968) und „Beck-Ola“ (1969). Jeff macht sich nicht breit, aber er verteidigt seine Position. Und er erweitert gleichzeitig auch die Grenzen des Blues. Eine meiner liebsten Nummern ist das Howlin’-Wolf-Cover „I Ain’t Superstitious“: Es hat schon eine humoristische Note, wie er dort sein Wah-Wah jaulen lässt.
Als dann seine Fusion-Phase begann, war es vor allem Stevie Wonders „Cause We’ve Ended As Lovers“ auf „Blow By Blow“, das mich faszinierte. Sein Ton war so rein, so filigran, als würde ein Sänger singen. Ich sah ihn letztes Jahr in einem Casino in San Diego, und wieder klang seine Gitarre wie eine Stimme. Man vermisste den Gesang überhaupt nicht, weil seine Gitarre diese lyrische Qualität besitzt. Geboren: 1944. Gitarre: Fender Stratocaster
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4. Keith Richards. Text von Nils Lofgren. ich erinnere mich, wie ich auf der Highschool „Satisfaction“ hörte – und nicht glauben wollte, welchen Schock es bei mir auslöste. Es ist diese Kombination aus dem Riff und den Akkorden, die darunter einen Kontrapunkt bilden. Keith kann mit zwei, drei Noten Vignetten schreiben, die substanzieller sind als jedes große Solo.
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Auf „Gimme Shelter“ spielte er die Lead- und die Vibrato-Rhythmus-Gitarre – und schuf damit eine bedrohliche Atmosphäre, wie es vor ihm noch keiner geschafft hatte. Der Kontrast zwischen den beiden Gitarren öffnet den Raum für Mick Jagger, um mit seinem Gesang in der Mitte durchzustoßen. Es ist auch keiner besser darin, seine Gitarre nach eigenem Gusto zu stimmen. Keith findet ein Tuning, das es ihm erlaubt, seine Gefühle auszudrücken, ohne sich mit technischen Aspekten abzugeben.
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Einmal spielte ich den Refrain von „Beast Of Burdon“ nach und dachte: „Das sind genau die richtigen Akkorde, aber es klingt überhaupt nicht wie Keith.“ Er spielt Akkorde, die singen. Und das ist das Geheimnis der großen Gitarrenmomente auf Stones-Platten: Keith findet ein Tuning, das es ihm erlaubt, seine Gefühle auszudrücken, ohne sich mit technischen Aspekten abzugeben.
Ich war mal auf einem Konzert von Keith und den X-Pensive Winos. Im Umkleideraum spielte Keith ein Riff von Chuck Berry, doch es klang völlig anders als das Original. Ich liebe Chuck Berry, aber das hier war einfach besser – nicht von der Spieltechnik her, es war der emotionale Gehalt, der mich ansprang. Was Chuck für Keith ist, ist Keith für mich. Geboren: 1943. Gitarre: Fender Telecaster („Micawber“, 1953)
3. Jimmy Page. Text von Joe Perry. Wenn man hört, was jimmy page mit seiner Gitarre anstellt, kann man auf der Stelle in einen anderen Bewusstseinszustand transportiert werden. Als Lead-Gitarrist ist er immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort – er hat einfach einen exzellenten Geschmack und ein begnadetes Händchen. Das Solo von „Heartbreaker“ hat eine unglaubliche Präsenz: Man spürt, wie er an die Grenzen seiner technischen Möglichkeiten taumelt – und trotzdem ein Kabinettstückchen abliefert. Aber sein Talent beschränkt sich nicht auf das bloße Spielen der Gitarre.
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Wie er sie im Studio aufnahm, wie er sie bei den Songs einsetzte, die er schrieb und produzierte – das macht seine wahre Größe aus. Bei den Yardbirds und als junger Session-Gitarrist hatte er ein weites Spektrum an Erfahrungen sammeln können, und als es dann an die Aufnahme des ersten Zeppelin-Albums ging, wusste er ganz genau, welche Sounds er wollte. Er hatte eine klare Vorstellung davon, wie man die Limitierungen der Gitarre überwindet.
Wenn man bei „The Song Remains The Same“ nur auf seine Gitarre achtet, hört man, welche Modulationen sie durchläuft: lauter, leiser, softer, dann wieder lauter. Er schrieb die Songs, er spielte sie und produzierte sie auch – ich kenne keinen anderen Gitarristen seit Les Paul, der das von sich behaupten kann. Geboren: 1944. Gitarren: Gibson Les Paul Standard, Gibson ES-1275 Double Neck.
2. Eric Clapton. Text von Eddie van Halen: auch wenn ich völlig anders klinge als er: Clapton ist der einzige Gitarrist, der mich beeinflusst hat. Sein Stil, sein Vibe, sein Sound – alles lebte von einer Schlichtheit, die sich durch sein ganzes Spiel zog. Er nahm eine Gibson-Gitarre und stöpselte sie in einen Marshall-Verstärker – das war’s schon. Bodenständigkeit und Blues. Seine Soli waren melodisch und einprägsam – und so sollten Soli sein: Teil eines Songs. Ich könnte sie heute noch nachsummen.
Copyright: ll
Besonders mochte ich die Live-Aufnahmen von Cream. Wenn man „I’m So Glad“ von „Goodbye“ hört, mag man kaum glauben, wie unwiderstehlich die drei Jungs nach vorne marschieren. Jack Bruce und Ginger Baker kamen vom Jazz und taten ihr Bestes, um Clapton zu fordern. Ich habe gelesen, dass Clapton rückblickend über diese Zeit sagte: „Ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich da spielte.“ Er war einfach gezwungen, mit den beiden anderen mitzuhalten. Nach Cream schlug er eine andere Richtung ein.
Als er Sachen wie „I Shot The Sheriff“ aufnahm und mit Delaney and Bonnie auftrat, änderte sich sein Stil völlig: Der Gesang rückte in den Vordergrund, die Gitarre in den Hintergrund. Ich respektiere alles, was er getan hat und noch heute tut, aber es waren seine frühen Sachen, die mich dazu veranlassten, eine Gitarre in die Hand zu nehmen. Geboren: 1945. Gitarren: Fender Stratocaster (1956, „Brownie“), aus drei Fender Stratocaster zusammengebaute „Blackie“ , Gibson SG (1964, „The Fool“).
1. Jimi Hendrix. Text von Pete Townshend: Wer ihn allein anhand seiner Aufnahmen beurteilen muss, kann einem nur leid tun. Erst in Fleisch und Blut war er wirklich einmalig – ein Alchemist, der sich auf der Bühne ständig häutete, sich sogar körperlich zu verändern schien. Und dass er auf der Bühne zu diesem geschmeidigen, wundervollen Tier mutierte, hatte nicht nur damit zu tun, dass die Zuschauer möglicherweise gerade auf Acid waren – auch wenn das, keine Frage, damals sicher auf der Tagesordnung stand.
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Wobei Hendrix gleichzeitig aber auch eine Gelassenheit und innere Kraft ausstrahlte, die dich von deinem Trip wieder auf den Boden der Realität holte. Ja, Jimi war größer als LSD. Er spielte unglaublich laut, hatte aber auch ein Ohr für Nuancen und Zwischentöne. Er schlug die Brücke zwischen der authentischen Blues-Gitarre – etwas, um das sich Eric Clapton viele Jahre lang bemühen musste.
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Und modernen Sounds, den Syd-Barrett-meets-Pete-Townshend-Sounds, diesen wall-of-screaming-guitar-Sounds, die U2 später populär machen sollten. Und er lieferte dazu eine visuelle Magie, die beim bloßen Hören seiner Aufnahmen verloren geht. Er schlug einen Akkord, und dann fuhr seine linke Hand im weiten Bogen durch die Luft, sodass man für einen Augenblick vergaß, dass da ein Gitarrist auf der Bühne stand und die Musik tatsächlich aus seinen Fingerspitzen kam.
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„Wahrscheinlich warst du komplett zugedröhnt“, bekommt man angesichts solcher Erinnerungen zu hören. Aber ich war nicht zugeknallt, ich war auch nicht betrunken. Ich kann mich nur erinnern, dass ich völlig überwältigt war. Die Bilder und Assoziationen, die er auslöste, waren auf natürliche Weise psychedelisch – so wie damals unsere ganze Umgebung diese trippige, surreale Qualität zu haben schien.
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Ging man in einen Club, wurde man von einer wabernden Lightshow empfangen. Privat war Hendrix völlig anders, ein absolut unscheinbarer Bursche in einer Militärjacke, die so versifft war, als hätte er ein paar Nächte in ihr geschlafen. Wenn er auf die Bühne ging, wurde er eigentlich von niemandem beachtet, aber wenn er dann von der Bühne zurückkam, umschwirrten ihn die attraktivsten Frauen.
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Er brauchte nur mit den Fingern zu schnippen – und schon liefen sie ihm hinterher. Auf der Bühne strahlte er Erotik aus, so wie – aus der Sicht eines Mannes – ein Mick Jagger Erotik ausstrahlte. Das war keine schwule Fantasie, sondern eine reine, fast schon spirituelle Art von Erotik. Man wollte Teil von ihm sein, wollte wissen, wie er es anstellte, so viele Menschen zu berühren.
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Und ich sah einen Aspekt, der mich beunruhigte: Hendrix hatte eine hedonistische Ader, und zum Ende seines Lebens ließ er ihr freien Lauf. Das taten damals viele Musiker, aber es machte mich traurig, auch Hendrix in diese Falle tappen zu sehen. In meinem Verhältnis zu Jimi war für Neid kein Platz. Ich hatte nämlich nie das Gefühl, ihm auch nur annähernd das Wasser reichen zu können.
Ich empfand Mitleid für Eric, der damals ernsthaft glaubte, mit Jimi mithalten zu müssen. Er tat mir leid, weil es zu diesem Konkurrenzdenken überhaupt keinen Anlass gab – Eric war auf seine eigene Art ein ebenso wundervoller Gitarrist. Vielleicht sind das ungerechtfertigte Unterstellungen, aber ich glaube, dass sie zutreffen.
Ich kann mich an einen Abend erinnern – ich glaube, Jimi spielte im Scotch of St. James –, als Eric und ich im Publikum standen und uns an den Händen fassten: Was wir da sahen, war überwältigend. Das dritte oder vierte Mal erlebte ich Jimi als Vorprogramm der Who im Saville Theatre; es war das erste Mal, dass ich ihn mit der brennenden Gitarre sah.
Weltbewegendes passierte eigentlich nicht: Er schüttete etwas Feuerzeugbenzin über die Gitarre – und spielte am nächsten Tag die gleiche Gitarre, die nur etwas angekohlt war. Ich erinnere mich noch, dass ich ihm sagte: „Das bringt’s nicht. Du musst einen richtigen Flammenwerfer einsetzen, um sie völlig zu zerstören.“ Wir kriegten uns über das Demolieren von Gitarren fast in die Haare.
Ich sagte: „Wenn schon, denn schon. Du musst sie in ihre Einzelteile zerlegen und die Teile dann ins Publikum werfen, damit sie nicht wieder zusammengebaut werden kann.“ Er schaute mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Wenn ich mich zu erinnern versuche, wie ich von Jimi beeinflusst wurde, dann muss ich gleichzeitig feststellen, dass ich mich etwas beklaut fühlte.
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Bis zu einem gewissen Grad waren The Who immer eine alberne kleine Band, die meine Art-School-Ambitionen umzusetzen versuchte: Die Ideen und Texte waren arg an den Haaren herbeigezogen, und dazu gab’s ein paar coole Popsongs. Einige der Sachen waren schon okay, aber vieles war einfach ironisch gemeint.
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Zumindest behielten wir uns vor, selbst die Ironie-Karte zu zücken, wenn das Publikum zu lachen anfing. The Who taten eigentlich immer so, als meinten sie es nicht wirklich ernst. Man zertrümmert eine Gitarre, geht von der Bühne und sagt: „Fuck it. Es ist sowieso nur Mist.“ Es war eigentlich die Vorstufe eines Selbstverständnisses, wie es später von den Punks kultiviert wurde.
Aber dann kam Jimi und spielte richtige Musik dazu. Er machte die E-Gitarre zu einem ästhetischen Erlebnis. Die E-Gitarre hatte eigentlich immer diese Aura des Gefährlichen, der unterdrückten Wut. Als John Lee Hooker in den 40er-Jahren sein Mikro in die Gitarre steckte, klang seine Gitarre plötzlich bösartig, aggressiv, gefährlich.
Die Gitarristen aus den Fünfzigern – James Burton, der mit Ricky Nelson und den Everly Brothers spielte, oder Steve Cropper mit Booker T. – hatten diesen Rasiermesser-Sound, der den warmen Klang der Akustik-Gitarre im Background immer wieder aufschlitzte. Wenn man die frühen Elvis-Nummern hört, dann spielt Elvis auf Songs wie „Hound Dog“ selbst Gitarre – bis plötzlich die E-Gitarre dazukommt.
Und das ist nicht unbedingt ein wohlklingender Sound. Das Gleiche bei den frühen Blues-Gitarristen – Muddy Waters, Buddy Guy, Albert King: Was sie spielten, sollte sich in deine Ohren bohren. Doch dann erschien Jimi und ließ die Gitarre in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen – und öffnete damit die Tür zu einer neuen Ästhetik.
4. Keith Richards.
Text von Nils Lofgren.
Ich erinnere mich, wie ich auf der Highschool „Satisfaction“ hörte – und nicht glauben wollte, welchen Schock es bei mir auslöste. Es ist diese Kombination aus dem Riff und den Akkorden, die darunter einen Kontrapunkt bilden. Keith kann mit zwei, drei Noten Vignetten schreiben, die substanzieller sind als jedes große Solo.
Auf „Gimme Shelter“ spielte er die Lead- und die Vibrato-Rhythmus-Gitarre – und schuf damit eine bedrohliche Atmosphäre, wie es vor ihm noch keiner geschafft hatte. Der Kontrast zwischen den beiden Gitarren öffnet den Raum für Mick Jagger, um mit seinem Gesang in der Mitte durchzustoßen. Es ist auch keiner besser darin, seine Gitarre nach eigenem Gusto zu stimmen. Keith findet ein Tuning, das es ihm erlaubt, seine Gefühle auszudrücken, ohne sich mit technischen Aspekten abzugeben.
Einmal spielte ich den Refrain von „Beast Of Burdon“ nach und dachte: „Das sind genau die richtigen Akkorde, aber es klingt überhaupt nicht wie Keith.“ Er spielt Akkorde, die singen. Und das ist das Geheimnis der großen Gitarrenmomente auf Stones-Platten: Keith findet ein Tuning, das es ihm erlaubt, seine Gefühle auszudrücken, ohne sich mit technischen Aspekten abzugeben.
Ich war mal auf einem Konzert von Keith und den X-Pensive Winos. Im Umkleideraum spielte Keith ein Riff von Chuck Berry, doch es klang völlig anders als das Original. Ich liebe Chuck Berry, aber das hier war einfach besser – nicht von der Spieltechnik her, es war der emotionale Gehalt, der mich ansprang. Was Chuck für Keith ist, ist Keith für mich. Geboren: 1943. Gitarre: Fender Telecaster („Micawber“, 1953)
5. Jeff Beck.
Text von Mike Campbell (Heartbreakers)
Er hat die seltene Gabe, eine brillante Technik mit einer ausgeprägten Persönlichkeit zu kombinieren. Fast so, als würde er sagen: „Ich bin Jeff Beck. Hier stehe ich – und du kommst an mir nicht vorbei.“ Schon bei den Yardbirds hatte er einen Ton, der melodisch war und dich doch packte – spitz, dringlich, elektrisierend, aber gleichzeitig auch honigsüß. Man spürte sofort, dass er ein Gitarrist mit Ambitionen war, der sich nicht von seinem Weg abbringen lassen würde. Es erfordert besonderes Talent, mit und um einen Sänger herum zu spielen, auf ihn zu reagieren und ihn nach vorne zu treiben.
Das macht den Reiz der beiden Platten aus, die er mit Rod Stewart aufnahm: „Truth“ (1968) und „Beck-Ola“ (1969). Jeff macht sich nicht breit, aber er verteidigt seine Position. Und er erweitert gleichzeitig auch die Grenzen des Blues. Eine meiner liebsten Nummern ist das Howlin’-Wolf-Cover „I Ain’t Superstitious“: Es hat schon eine humoristische Note, wie er dort sein Wah-Wah jaulen lässt.
Als dann seine Fusion-Phase begann, war es vor allem Stevie Wonders „Cause We’ve Ended As Lovers“ auf „Blow By Blow“, das mich faszinierte. Sein Ton war so rein, so filigran, als würde ein Sänger singen. Ich sah ihn letztes Jahr in einem Casino in San Diego, und wieder klang seine Gitarre wie eine Stimme. Man vermisste den Gesang überhaupt nicht, weil seine Gitarre diese lyrische Qualität besitzt. Geboren: 1944. Gitarre: Fender Stratocaster
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