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Die 100 besten Geheimtipps – Teil 3
Wir lüften die gut gehüteten Geheimnisse der ROLLING-STONE-Redaktion: 100 Platten, die kaum einer kennt - und alle sind kleine Meisterwerke
Nicolette - "Now Is Early"
Der Gesang der Engländerin mit nigerianischen Wurzeln erinnert an eine kindliche Billie Holiday. Die Musik stammt vom Drum’n’Bass-Duo Shut Up And Dance. „No Government“ wurde Anfang der 90er zu einem Kulthit: Ein sanft rollender Jazz-Loop, über dem Nicolette lasziv von einer herrschaftsfreien Gesellschaft schwärmt. Andere Tracks sind rauer und beatbetonter, beziehen ihre Kraft aus dem Kontrast zwischen harter Straßenmusik und der Schönheit dieser einzigartigen Stimme.
Nicolette – „Now Is Early“
Der Gesang der Engländerin mit nigerianischen Wurzeln erinnert an eine kindliche Billie Holiday. Die Musik stammt vom Drum’n’Bass-Duo Shut Up And Dance. „No Government“ wurde Anfang der 90er zu einem Kulthit: Ein sanft rollender Jazz-Loop, über dem Nicolette lasziv von einer herrschaftsfreien Gesellschaft schwärmt. Andere Tracks sind rauer und beatbetonter, beziehen ihre Kraft aus dem Kontrast zwischen harter Straßenmusik und der Schönheit dieser einzigartigen Stimme.
The Olivia Tremor Control – „Music From The Unrealized Film Script: Dusk At Cubist Castle“
Von den diversen Musiker-Kollektiven um die Elephant 6 Recording Company in Athens/Georgia waren The Olivia Tremor Control vielleicht das spinnertste – und liebenswerteste. Ihr Debüt war voll psychedelischer Skurrilitäten und schwelgerischer Melodien, der überbordende Spaß am Basteln jederzeit hörbar. Eine Bonus-CD, die man gleichzeitig abspielen konnte, sollte für einen quadrophonischen Sound sorgen – eine Idee, die sich nicht durchsetzte.
Danny O’Keefe – „American Roulette“
Einer der größten Songwriter der 70er-Jahre hatte nur einen Hit („Good Time Charlie’s Got The Blues“) und eine Handvoll brillanter, aber erfolgloser Alben. „American Roulette“, sein fünftes, ist O’Keefes letztes gutes. Mit Hilfe einer exquisiten Studiotruppe bringt er hier seinen Erwachsenen-Pop zu schönster Blüte, soziale Dramen in wärmsten Melodien: „On Discovering A Missing Person“. Höhepunkt allerdings: „You Look Just Like A Girl Again“, der zärtlichste Song über das Altern.
Doug Orton – „Richard Brautigan’s Body“
Man weiß wenig über Doug Orton, außer dass er aus dem Camper-Van-Beethoven-Umfeld stammt. Es gibt so gut wie keine Informationen über den Mann, seine Spur scheint sich in den 90ern zu verlieren – nach fünf schönen, erfolglosen Alben. Dies hier ist sein Debüt von 1987: eingängiger, sehr lässiger Beatnik-Folk-Pop mit seltsamen Texten, natürlich Dylan belehnend. Ein Song heißt „Love You Like A Hemorrhoid“. Spätere Werke deuten auf eine zunehmende Funk-Begeisterung des Mannes hin.
Pale Saints – „The Comforts Of Madness“
Zu früh für Britpop, zu brüchig für Shoegaze: Die Band um Ian Masters aus Leeds hatte bei My Bloody Valentine gelernt und war mit ihrem Indie-Pop doch ihrer Zeit voraus. Verträumter, wie aus einer Seifenblase stammender Gesang wird mit Feedback-Ausbrüchen kontrastiert. Heute bauen Künstler wie Wild Nothing und M83 auf solchen Arrangements. Pale Saints, die sich nach zwei weiteren Alben auflösten, schufen mit Songs wie „Little Hammer“ und „Time Thief“ traumschöne Epen der Traurigkeit.
The Pandoras – „Stop Pretending“
Frauen! Garage! Weiße Stiefel! Psy-
chedelische Blumen! Und dann starb die grandiose Sängerin, Songschreiberin und Gitarristin Paula Pierce auch noch viel zu früh, nämlich 1991, an einem Hirnschlag. Musikalisch (und visuell) straight in 80s-plays-60s-Gefilden nahmen die Pandoras beiläufig und selbstverständlich das vorweg, wofür die Riot Grrrls später kämpften. Heraus kamen drei Platten, auf dieser zweiten sind ausschließlich Hits, die abgehen, als würden die Damen kein Morgen kennen.
Penetration – „Moving Targets“
Röhrend und kieksend ringt Penetration-Sängerin Pauline Murray mit der Schrammelgitarre von Bandgründer Gary Chaplin. Sie gehört zu den kraftvollsten Stimmen der ersten britischen Punk-Generation. Das furiose „Don’t Dictate“ und die Stakkato-Hymne „Movement“ leben wie alle elf Songs des Debütalbums von ihrer ungestümen Energie. Auch die superschnelle Version von Patti Smiths „Free Money“ steht für eine brachiale Ära, die schon 1979 ein jähes Ende fand. Murray machte mit den Invisible Girls weiter.
Mark Perry- „Snappy Turns“
Mark Perry hat Punk erfunden. Er machte das Fanzine „Sniffin’ Glue“, gründete Alternative TV und sang die Loser-Hymne „Part Time Punks“. Sein einziges Soloalbum ist ein vergessenes Meisterwerk des schnoddrigen Songwritings. Wie tüdelig und groovy zugleich Dennis Burns durch den Titelsong orgelt, während Perrys Teenagerstimme ein lakonisches Bild Englands malt, ist groß: „In a town nothing special/Built of brick, red/ We lived in a car park/ And we schooled in a ghost house.“
Sam Prekop – „Who’s Your New Professor“
Der Kopf der wunderbaren The Sea And Cake hat bislang drei Soloalben veröffentlicht, dieses ist sein bestes. Wo Sea And Cake noch in Rock-mustern denken, hat Prekop sie auf seinen eigenen Platten hinter sich gelassen. Hier swingt eine stoische melodische Lakonie, ein fast schon provozierend puristischer Feinklang. Gestört nur durch kleinste arhythmische Verschiebungen, die wie gleich im Opener, „Something“, Spannung erzeugen. Ausgeruht ist gar kein Ausdruck – dieses Album schnurrt.
Punishment Of Luxury – „Laughing Academy“
Dieses Tempo, dieser Rhythmus, dieser Wahnsinn! „Funk me till I’m crazy“, lautet eine Textzeile der
Experimental-Punkband aus Newcastle, die in der Lederjacken-Szene nie richtig ernst genommen wird. Schließlich schminkt sich Sänger Brian Bond bei den Live-Shows das Gesicht weiß. Übersprudelnde Energie trifft auf Chorus-Schnipsel. „Excess Bleeding Heart“ ist brodelnder Prog Rock auf der Überholspur. Einzigartiger Konzeptkrawall. Damals zu viel des Guten, heute eine vergessene Sound-Sensation.
Maxim Rad – „Times Ain’t That Bad“
New Waver aus Hamburg kuriert Ennui in Paris: Klang wie ein Missverständnis, hängt aber bis heute schön ambivalent auf der Schwelle von Tradition und Aufbruch. Der hyperaktive Bass knurrt auch mal funky, die Minimal-Licks sitzen, André Rademacher (bürgerlich) flattert auf seinem Debüt zwischen Zynismus und Zweckoptimismus, um schließlich zu flehen: „Liebling Make Me Believe In Something“. Was aber erst 1992 mit Allen Toussaint in New Orleans und „Old“ klappen sollte – auch eine Empfehlung.
Raisins In The Sun – „Raisins In The Sun“
Wenn zwei brillante, weithin ignorierte, sehr unterschiedliche Songwriter wie Chuck Prophet (Green On Red) und Jules Shear (Jules And The Polar Bears) gemeinsame Sache machen, müssen dabei keine Rosinen rauskommen. Doch die Sterne standen günstig im Mai 1999 über der Wüste von Tucson/Arizona. Vermutlich auch weil Jim Dickinson, Harvey Brooks und Drummer Winston Watson nicht eben die schlechteste Ergänzung abgaben. Groovy Roots-Pop mit viel Humor, aber ohne Profilierungszwänge.
Relatively Clean Rivers – „Relatively Clean Rivers“
Phil Pearlman ist ein Gott der ungehörten Musik: Mit The Beat Of The Earth spielte er eine irre Mischung aus Psychedelia und Surf, mit The Electronic Hole gab er die kalifornische Antwort auf The Velvet Underground, und mit den Anfang der Siebziger gegründeten Relatively Clean Rivers nahm er ein makelloses, countryfiziertes West-Coast-Album mit apokalyptischen Untertönen auf, das sich mit den Grateful-Dead-Großtaten „Workingman’s Dead“ und „American Beauty“ messen kann.
The Revillos – „Rev Up“
Hießen zuerst The Rezillos und klan-
gen auch schon gut, aber die Schotten trennten sich, kamen wieder zusammen und brachten 1980 „Rev Up“ heraus, mit Fay Five und Eugene Reynolds (selbstverständlich Künstlernamen) aus der Originalbesetzung. Allein der Titeltrack ist die Platte wert, genau wie „Motorbike Beat“ – toller nervöser New-Wave-Beat in kosmischen Kostümen, mit Beehives und Rock’n’Roll-Gitarre, und das nicht nach, sondern während bzw. vor den B-52’s. Fay ist heute Psychologin.
Kim Richey – „Chinese Boxes“
Warum die lange Blonde aus Ohio nur als Autorin für Trisha Yearwood kommerziell reüssierte? Tja. Dabei ist es leicht, Kim Richey lieben zu lernen. Zumal wenn Giles Martin (ja, der Sohn von Big George) sich nicht scheut, die zarte Stimme der optimistischen Melancholikerin für Album Nr. 5 auch mal in Abbey-Road-Glasur zu tauchen, ohne ihren Songs den Stachel zu rauben. Die Lakonie in „The Absence Of Your Company“ ist erschütternd wahrhaftig. Besser können das Rosanne Cash oder Lucinda Williams auch nicht.
Ruefrex – „Flowers For All Occasions“
Okay, dass der „NME“ Ruefrex damals als „the most important band to emerge from Great Britain“ bezeichnete, war mal wieder etwas übertrieben. Die Band aus Belfast kam vom Punk und arbeitete sich einfallsreich, aber verspätet am Sound der ersten U2-Platten ab („One By One“). Noch heute faszinierend ist jedoch, wie sich Ruefrex Hals über Kopf in den Nordirlandkonflikt einmischten, das sinnlose Sterben kommentierten („Flowers For All Occasions“) und mit Noraid abrechneten.
7 Worlds Collide – „The Sun Came Out“
Im Januar 2009 lud Neil Finn (Crowded House) illustre Kollegen nach Neuseeland ein, in drei Wochen ein Doppelalbum mit ihm aufzunehmen: Jeff Tweedy, John Stirratt, Glenn Kotche und Pat Sansone von Wilco, Ed O’Brien und Phil Selway von Radiohead, Johnny Marr, KT Tunstall und Lisa Germano. Das Album ist eine Hymne auf die Kreativität voller fabelhaft unformatierter und eigenwilliger Songs, spürbar inspiriertem Zusammenspiel und Finns überbordender Musikalität.
The Smithereens – „Especially For You“
Mitte der Achtziger stehen sie kurz davor, so groß zu werden wie R.E.M. Das Quartett aus New Jersey schätzt britischen Pop und jagt auf dem dritten Album Byrds-/Beatles-Harmonien durch die Marshall-Verstärker. Bei „Time And Time Again“ bollert und rumpelt es wie bei einer Garagenband, mit „Cigarette“
schreiben sie eine perfekte Ballade für die College-Rock-Ära. Doch am Ende kommt es nicht zum großen Durchbruch. Sie bleiben krachige Romantiker, die Suzanne Vega im Chor beschäftigt haben.
The Soft Boys – „Underwater Moonlight“
Der große britische Pop-Surrealist Robyn Hitchcock besingt Insekten, die aus seinem Körper krabbeln („Kingdom Of Love“), ertränkt Liebende („Underwater Moonlight“), lauert unter der Brücke kleinen Mädchen auf („Old Pervert“). „Underwater Moonlight“ ist ein Meisterwerk des Weirdo-Pop, das sich von Syd Barrett neopsychedelische Paranoia, von den Byrds Jangle-Gitarren und von den Beatles Melodien borgt. Eine schrullig-schöne Platte, ohne die R.E.M. nie zu ihrem Sound gefunden hätten.
The Sorry Entertainers – „Jeopardize“
Ein Album, auf das man auch im ROLLING STONE einmal hinweisen muss, denn es ist das einzige wichtige Elektro-Album, das die Berliner Techno-Mischpoke in den Post-Nullerjahren veröffentlichen wird. Hinter der Band stecken Produzent M.Rux (toll: sein Edit von Björks „Joga“), der dänische Sänger Raz Ohara und DJ Lotti, der heute unter dem Bandnamen wieder einzelne Tracks produziert. Organischer als auf „Jeopardize“ klang der technoide Berlin-Sound jedenfalls nie.
Sound Of Rum – „Balance“
Keine 30 Leute hatten sich 2011 im Comet Club versammelt, als das Trio sein erstes Berlin-Konzert gab, aber am Ende waren alle sprachlos, verliebt und beglückt. So kraftvoll war die Musik von Sound Of Rum, so rasend schnell und zugleich lyrisch kunstvoll rappte Bandleaderin Kate Tempest zu Gitarren und Schlagzeug. Als Solokünstlerin beginnt Tempest heute den verdienten Ruhm einzufahren. Doch dieses eine Album, das sie mit ihrer ersten Band herausbrachte, haben noch viel zu wenig Leute gehört.
Spearmint – „A Week Away“
„It pains me we live in a world where nobody’s heard of Spearmint“, sagt Joseph Gordon-Levitt in der Kinoromanze „(500) Days Of Summer“. Ja, es schmerzt, dass Mr. Shirley Lee und seine Band immer ein Geheimtipp waren. Der zarte, angesoulte Indiepop, mit dem die Briten auf dem Konzeptalbum „A Week Away“ eine Urlaubswoche vertonen, ist von ausgesucht tragikomischer Schönheit. Hübsch auch, dass sie „Sweeping The Nation“ all den tollen Bands widmen, von denen noch nie jemand gehört hat.
Gábor Szabó – „The Sorcerer“
Vielleicht kein Geheimtipp für Jazzfans, aber eines der besten Jazzalben für Nicht-Jazzfans. Der ungarische Gitarrist, der in die USA emigrierte, spielte im Chico Hamilton Quintett, mit Chick Corea, Ron Carter, Bobby Womack und Cal Tjader. Er schrieb die Musik für Polanskis Film „Ekel“ und gründete ein eigenes Label, Skye Records. Der Livemitschnitt aus Boston von 1967 ist ganz vom Swing des Summer of Love erfüllt, leichtfüßig hüpft Sonny Bonos „The Beat Goes On“ daher, mehr Pop ist im Jazz selten.
Tenpole Tudor – „Eddie, Old Bob, Dick And Gary“
Der Alleskönner Eddie Tenpole, der mal Johnny Rotten bei den Sex Pistols ersetzen sollte, vermanscht Pub- und Punkrock, nimmt sich selbst nicht besonders ernst und liefert eine Platte voller drolliger, hibbeliger Partyhymnen ab: „Eddie, Old Bob, Dick And Gary“ ist ein unverdient in Vergessenheit geratenes Hitalbum, das neben dem grandiosen „Wunderbar“ auch so knuffig-überdrehte Popknaller wie „Swords Of A Thousand Men“, „3 Bells In A Row“ und „There Are Boys“ im Programm hat.
The The – „Moonbug“
Seit seinem Misserfolg mit „Naked-
Self“ (2000) veröffentlicht Matt Johnson seine The-The-Alben nur noch im Eigenvertrieb über seine Website. Dieses Werk enthält den Soundtrack der Kino-Doku „Moonbug“ über das Auslaufen des Apollo-Programms und das Ende der bemannten Raumfahrt – und es klingt wie Brian Eno auf einem bösen LSD-Trip. Wir hören verfremdete NASA-Stimmen, elektronische Walzer und ein Banjo – das Instrument, mit dem der Wilde Westen einst erschlossen wurde.
Three Mile Pilot – „Nà Vuccà Dò Lupù“
Dieses Inferno von gebetsmühlenhaften Litaneien wird von nichts getragen als von einer Bassgitarre und Schlagzeug, selten kommen Instrumente wie „Kühorn“, „Kalumus“ und Saxofon hinzu. Pall Jenkins ze-tert zu dem skelettierten, aber erstaunlich gelenkigen Doom Rock enigmatische Elendslyrik: „I can hardly chew my food/ Let alone pay the rent.“ Im Zuge des Grunge-Wahns bekamen die jungen Irren aus San Diego einen Plattenvertrag bei Geffen, bis das Missverständnis bemerkt wurde.
Throw That Beat In The Garbagecan – „Large Marge Sent Us!“
Bevor uns die Hamburger Schule Diskurstheorie pauken ließ und uns für immer versaute, waren Throw
That Beat In The Garbagecan! einmal die originellste, ulkigste, schlauste und beste Band Deutschlands. Mit abstrusem Lo-Fi-Charme näherten sich Klaus Cornfield und seine Rasselbande putzig, kindlich, naiv dem Pop („Lotsi Go Go Go“, „I Wish I Had A Car“): Die Wiedergeburt von The Velvet Underground aus dem Geiste des Kindergartens. Dann kamen die 90er und es war Schluss mit lustig.
Tracie – „Far From The Hurting Kind“
Das fehlende Bindeglied zwischen den Style-Council-Alben „Café Bleu“ und „Our Favourite Shop“. 1984 produzierte Paul Weller auf seinem Label Respond den einzigen Blue-Eyed-Soul-Longplayer seiner Background-Sängerin Tracie Young, der vor in Pop umgesetzter Lebensfreude und Motown-Euphorie nur so strotzt. Neben Weller partizipierten Paul Barry und John Robinson von den Questions am Songwriting – und Elvis Costello steuerte die Traumballade „(I Love You) When You Sleep“ bei.
Randy Weston – „The Splendid Master Gnawa…“
18 Minuten dauerte der Zauber, und wer dabei gewesen ist, erzählt heute noch, wie die Geister den Raum beherrschten: Das Publikum im Münchner Ultraschall schwebte zu den Rhythmen und Klängen eines marokkanischen Gnawa-Orchesters, geleitet von Randy Weston, der jahrzehntelang Free und Roots Jazz gespielt hatte. Gnawa sind Bruderschaften, die Besessenheit gehört zu ihrem Glauben und Alltag; auch mit Dizzy Gillespie und Pharoah Sanders hat Weston die Gnawa durchdrungen.
David Whitaker Orchestra – „Latin In The Night“
Whitaker verstarb 2012, und obwohl er mit keiner eigenen Veröffentlichung je einen bemerkenswerten Erfolg erzielte, sind seine Streicher-
Arrangements für den Wiedererkennungswert von Songs der Rolling Stones („The Last Time“) oder Air („Remember“) verantwortlich. Für dieses Album überzuckert Whitaker Standards wie „The Look Of Love“ und Eigenkompositionen mit Latin-Flair, exkludiert ein wenig Bossa nova und fügt eine Portion Las Vegas hinzu. Brasilien im Breitwandformat.
Widowmaker – „Blood And Bullets“
Die Band hieß Twisted Sister, sie sah schrecklich-schrill aus und machte plakativen Glam-Metal. Kein Wunder, dass gemeinhin übersehen wurde, dass ihr Sänger nicht nur eine mächtige Stimme, sondern auch einen klugen Kopf und ein übergroßes Herz hatte. Die Welt sang 1984 „We’re Not Gonna Take It“ mit, und dann vergaß sie Dee Snider, dem mit Widowmaker kein Comeback gelang, nur ein mitreißendes Metal-Album mit Durchhaltehymnen wie „Reason To Kill“. Tränen trocknen, weitermachen.
John WIlliams – „Family Plot“
„Mr. Williams, Mord kann Spaß machen“, sagte Hitchcock zu seinem Komponisten. Williams war, nach einem Oscar für „Der weiße Hai“, alles andere als ein Anfänger – die Krimikomödie war aber unbekanntes Terrain. Statt der für ihn typischen Wagner-Märsche schrieb Williams traumwandlerischen Jazz. Das Cembalo untermalte den mit flinken Fingern ausgeführten Juwelenraub, die Séancen der schwindelnden Wahrsagerin erhalten Chöre wie aus einem Science-Fiction-Film der Kategorie C.
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