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Die 100 besten Geheimtipps – Teil 2
Wir lüften die gut gehüteten Geheimnisse der ROLLING-STONE-Redaktion: 100 Platten, die kaum einer kennt - und alle sind kleine Meisterwerke
Dan Goldman - "Through A Revolution"
Der kanadische Songwriter Dan Goldman schreibt leise, filigrane, poetische Kammerpop-Songs. Auf seinem ersten Album von 2004 singt er zu nylonsaitiger Gitarre, Klavier, elektronischen Sounds, Samples und von Owen Pallett arrangierten Streichern von Kindheit, Unschuld, Angst und Todesfällen. Zwischen die Lieder hat er scoreartige Miniaturen montiert, die den Eindruck eines charmanten, melancholischen, komischen, kleinen Coming-of-Age-Indiefilms erwecken.
Dan Goldman – „Through A Revolution“
Der kanadische Songwriter Dan Goldman schreibt leise, filigrane, poetische Kammerpop-Songs. Auf seinem ersten Album von 2004 singt er zu nylonsaitiger Gitarre, Klavier, elektronischen Sounds, Samples und von Owen Pallett arrangierten Streichern von Kindheit, Unschuld, Angst und Todesfällen. Zwischen die Lieder hat er scoreartige Miniaturen montiert, die den Eindruck eines charmanten, melancholischen, komischen, kleinen Coming-of-Age-Indiefilms erwecken.
Vern Gosdin – „Till The End“
Mit den Gosdin Brothers hatte er in den Sixties gewohnheitsmäßig die Demarkationslinien zwischen Country, Folk und Pop überschritten, nebenbei Gene Clark zu dessen großartigem Debütalbum verhelfend, doch investierte Vern Gosdin nach längerer Absenz vom Musikbetrieb so viel mehr in seine erste Solo-LP. Manche Songs stammen zwar noch aus Brüder-Zeiten, aber was Vern gesanglich daraus macht, zu Don Tweedys luxuriösen Streichern und Emmylou Harris’ himmlischen Harmonies, ist exquisit.
Marek Grechuta & Anawa – „Marek Grechuta & Anawa“
Der Sänger, Dichter und Komponist Marek Grechuta und sein Begleitensemble Anawa waren in ihrer Heimat Stars, und seit ihrem zweiten Album, „Korowód“, hatten sie auch in der DDR eine große Anhängerschaft. Gingen sie da schon in Richtung progressive Musik, ist ihr Debüt von 1970 noch ein durch und durch klassisches Liederalbum mit herrlichen Streichern, flinkem Flügel und großer Melancholie, die sich wohl nur in polnischer Sprache so schön lautmalen lässt.
Grow Up – „Without Wings“
Als 17-Jähriger hatte John Bisset-Smith bei Spherical Objects gespielt, als 19-Jähriger gründete er Grow Up, als 22-Jähriger zog er sich 1982 von der Musik zurück. Zwei Alben hat die Band aus Manchester veröffentlicht, „Without Wings“ ist ihr Meisterwerk, es kann sich mit dem zeitgleich veröffentlichten Debüt von Orange Juice messen. Wie „See That Girl“ jubilierend und flehend gen Himmel stürmt und „Sorry“ das Herz bricht – unbegreiflich, wie wenige Menschen diese wunderbare Platte gehört haben.
Hammerbox – „Hammerbox“
90er-Jahre-Grunge mit dramatisch intonierender Sängerin, ein wenig Noise – und irgendwelchen Spurenelementen von Folk. Vielleicht der Grund, warum der Punkerbruder die CD an die kleine Schwester aussortierte. Die Band aus, klar, Seattle veröffentlichte ihr zweites Album dann im Nirvana-Sog beim Major A&M. Es verkaufte aber schlecht. 1994 trennten sich Hammerbox, und die Sängerin, Carrie Akre, gründete ihre neue Band, Goodness, auch die anderen kamen bei erfolglosen Bands unter.
Roy Harper – „Folkjokeopus“
Schon seine frühen Platten wiesen Roy Harper als Grenzgänger der britischen Folk-Szene aus, der mit widerborstigen Worten und kompositorischer Idiosynkrasie gegen jegliche Vereinnahmung ansang. Unter dem Eindruck der Psychedelia schweifte er weiter ab, fand für die Songs seiner dritten LP die Bezeichnung „rotten and wrenched“. Nicht von ungefähr, wie „McGoohan’s Blues“ belegt, ein ausufernder, mehrteiliger Cut, oder das falsettgetriebene, ins Gewissen schreiende „She’s The One“.
Head East – „A Different Kind Of Crazy“
Wer erinnert sich schon noch an den Softrock der 70er-Jahre? Da waren die Hits von Styx oder Journey, REO Speedwagon oder Boston. Zu Unrecht vergessen sind dagegen Head East aus Illinois, die immerhin ein zwingendes Album geschafft haben. Die käsigen Keyboards mögen heute altmodisch klingen, die Liebeslieder stimmen immer noch: das wütende „Speciality“, das tragische „Lonelier Now“ und vor allem das verzweifelte „If You Knew Me Better“. Wenn Softrock, dann der.
Jessie Mae Hemphill – „Feelin‘ Good“
Weiter aus der Zeit gefallen als Jessie Mae Hemphill konnte man 1990 kaum sein. Als ihre zweite LP herauskam, fast zehn Jahre nach der ersten, „She-Wolf“, war die Musikerin aus Mississippi 66 Jahre alt und trat nur noch bei Partys in ihrer Region auf. „Feelin’ Good“ ist uriger, ungemein infektiöser, rhythmisch roher, lebensfroher, völlig unkompromittierter Delta Blues in der Tradition von Howlin’ Wolf. Jessie Mae tönt syllabisch oder melismatisch, hollert und bollert, wirbt und warnt: „Sure don’t take no mess.“
Hobotalk – „Beauty In Madness“
Er tauchte im Jahr 2000 auf, spielte ein paar Jahre lang den schönsten Folkpop, den man sich vorstellen kann, und verschwand dann. Marc Pilley bleibt ein Rätsel. Auf dem Hobotalk-Debüt, „Beauty In Madness“, entwarf der Schotte wunderbar sehnsüchtige, manchmal abgeklärte, niemals resignative Songs, die vom Leben am Rande des Nervenzusammenbruchs erzählen und vom Wahnsinn, den wir Welt nennen. Seit 2010 hat man nichts mehr von ihm gehört. Für sachdienliche Hinweise wäre ich dankbar.
Hypnotic Brass Ensemble – „Bulletproof Brass“
Typen mit Hupen, begleitet von Schlagzeug und Bass (auf manchen ihrer Platten haben auch Flea und Damon Albarn mitgewirkt). Auf diesem Album knallen einem die Söhne eines Sun-Ra-Arkestra-Trompeters in bester Experimentaltradition ihre dunkle, langsam schwingende Version eines Blasorchesters um die Ohren. Funky und bedächtig gehen erstaunlicherweise hervorragend zusammen. Ein Brassed-off-Sound, den man bitte den gruseligen Polizeiorchestern dieses Landes vorsetzen sollte.
Iron City Houserockers – „Have A Good Time But Get Out Alive!“
Ende der Siebziger war das Sextett um Joe Grushecky für Pittsburgh das, was Southside Johnny & The Asbury Jukes für New Jersey waren: die beste Bar-Band weit und breit. Weniger R’n’B-ergeben, dafür grimmiger, nüchterner, auch mal brutal sentimental. Doch nur Mick Ronson als Produzent gelang es, ihre Bühnen-Präsenz auf Album Nr. 2 annähernd einzufangen, unterstützt von Ian Hunter und – siehe da – Steve Van Zandt, der für „Junior’s Bar“ noch die Gitarre auspackte, bevor er im Zwist schied.
The Jazz Butcher – „A Scandal In Bohemia“
Die lustigste und abgründigste britische Schrammelband der Achtziger machte einige prächtige Alben, dieses hier ist ihr schönstes. Allein für den Opener, „Southern Mark Smith“, sollte man Frontmann Pat Fish einen Platz in der Ruhmeshalle der englischen Pop-Exzentriker freihalten. Musikalisch bewegte man sich irgendwo zwischen Jonathan Richman, Lou Reed und Beatnik-Jazz, in den Texten ging es um Vampire, seltsame Mädchen und Fleischverzehr. „Soul Happy Hour“ ist das beste Sauflied, das es gibt.
Mason Jennings – „Use Your Voice“
Dieser in Honolulu geborene Autor und Interpret poppiger Folksongs schrammt meist knapp an der Kitschgrenze entlang. Auf jeden Fall ist er der coolere Jack Johnson (bei dessen Label er 2008 unter Vertrag kam) – und die Erwähnung dieses Namens verdeutlicht den schmalen Grat. Aber „Use Your Voice“ ist ein derart rohes Album, dass man das Gefühl hat, man ist im winzigen Schrabbelstudio dabei, wenn der heute in Minneapolis lebende Sänger seine Gitarre anschlägt. Schlicht und schön.
George Jones – „…Sings Bob Wills“
Western Swing ist so texanisch wie Armadillos, eine immens tanzbare, dionysische Musik, deren stilprägende Galionsfigur den Status eines Volkshelden genießt. So war es ein Wagnis, als George Jones, selbst Texaner und aufgewachsen mit Bob-Wills-Klassikern wie „San Antonio Rose“, sich derer annahm, sie ihres Twin-Fiddle-Swings beraubte, ins Honky-Tonk-Halbdunkel entführte und kraft seiner unübertrefflichen Stimme und einer tollen Band in puren, harten Country verwandelte.
Koji Ueno Ensemble – „Polystyle“
Als Guernica versuchten die Sopranistin Jun Togawa und der Keyboarder Koji Ueno ihre Vorstellung von hysterischer 30er-Jahre-Dekadenz mit elektronischer Großorchestrierung umzusetzen. Nachdem Ueno sich etwas beruhigt hatte, entdeckte er das Film-score-Komponieren, bis er eine Big Band aus den besten Jazz-Musikerinnen Japans und ein paar abgehalfterten Glam-Rockern zusammenstellte, um so seine – wie der Albumtitel schon verrät – weitläufigen musikalischen Vorlieben zu verarbeiten.
Bobby Konders & Massive Sounds – „Bobby Konders & Massive Sounds“
Der Produzent aus Brooklyn hat eine Vision. Mit Dub und Reggae will er die elektronische Clubmusik der Neunziger auf eine neue Ebene führen. Er legt gespenstische Synthie-Spuren aus und führt sie mit der Riddim-Technik des jamaikanischen Studio One zusammen. Vor allem aber: Mehr Bass, mehr Spiritualität, was sich besonders in der Version seines tief schwingenden Klassikers „The Poem“ zeigt. Damit revolutioniert er auch die House Music, die hier in arschcooler Behäbigkeit ausrollt.
Al Kooper – „You Never Know Who Your Friends Are“
Es wird ihm ewig nachhängen, dass er die Orgel auf „Like A Rolling
Stone“ spielte. Dass Al Kooper auch Dylans Meisterwerk „Blonde On Blonde“ federführend musikalisch ausstattete, wird seltener erzählt. Sein zweites Album unter eigenem Namen ist zerrissen wie die Zeit, in der es entstand. Es pendelt zwischen traditionellem Rock-Verständnis, einem untrüglichen R’n’B-Gespür und der Öffnung zum Pop. Allein der Titelsong ist alles Geld wert: eine zwischen Saloon und Synthesizer platzierte Lebensweisheit.
Frankie Laine – „Hell Bent For Leather!“
Der Klang der Landstraßen als Bur-
lesque-Nummer, aufgeführt von einer der großen Stimmen der Popgeschichte: Verkleidet als Leder-Cowboy geht Frankie Laine zu den Rindertreibern, um sie mit „Rawhide“ anzufeuern; er lässt sich als „Wanted Man“ von seinen Feinden jagen oder bittet sein Mädchen, ihn nicht zu verlassen, wenn Frank Miller um „12 Uhr mittags“ in die Stadt kommt. Cowboy spielen – Mel Brooks ließ Laine 1974 den Titelsong der Western-Parodie „Blazing Saddles“ singen.
Latin Playboys – „Latin Playboys“
Mit ihren Sound-Spezis Mitchell Froom/Tchad Blake kreierten Los Lobos’ David Hidalgo und Louie Perez die schönste freie Musik ihrer Karriere. Diese Playboys rütteln mit ihrem verschlungen synkopierten Straßen-Impressionismus an der Hierarchie des Hörbaren. Jede Menge Atmosphäre(n) und doch nie bloße Stimmungsmache, aus der Hidalgo immer wieder wundersam vertraute Melodien emporsteigen lässt, wie zu guter Letzt im famos hingetupften Wiegenlied „Forever Night Shade Mary“.
Nigel Lewis And The Zorchmen! – „Ladies & Gentleman, Attention Please!“
Lewis verließ The Meteors 1982, spielte dann bei The Escalators und den Tall Boys, und hatte mit diesem bemerkenswerten Album ein kleines Comeback, das puritanische Flattop-Träger bloß wegen der zweiten CD (live mit Meteors-Hits) mochten. Dabei ist die Studio-CD in ihrer Unbedarftheit extrem komisch. Lewis gibt den abgerockten Rockabilly-Gentleman mit britischem Stoizismus und ebensolchem Understatement: „Sometimes I feel like a bad motherfucker, but music keeps me insane.“
Bob Lind – „Since There Were Circles“
Der Songwriter der Schlauen: Bob Lind beeindruckte Bob Dylan und Jarvis Cocker, hatte nur einen Hit („Elusive Butterfly“), aber zwei Dutzend herausragende Songs. Seine leicht vibrierende, leicht knatschende Stimme, die plötzlich zart und weich werden konnte, bevor sie mahnend anhob, sein Talent für dramatische Harmonien und seine straight angeschlagene Gitarre sind unverwechselbar. Leider werden ihn dennoch die wenigsten erkennen – Lind blieb Außenseiter. Dies ist sein bestes Album.
Virna Lindt – „Shiver“
Tot Taylor, Chef des Londoner Compact-Labels, fügte Cool Jazz, Agentenfilm-Sounds und analoge Synthiespuren zusammen. Seine Heroine heißt Virna Lindt, eine geheimnisvolle, sehr blonde Sängerin, die wie ein Filmstar durch seine retrofuturischen Kühlschrank-Grooves schreitet. Mal sanft wie in „Pillow Talk“, mal mit Walkie-Talkie-Stimme. „Shiver“ und der Nachfolger, „Play/Record“, leben von ihrer Atmosphäre. Die Cardigans wurden später mit einer Zuckergussvariante zu Popstars.
Lydia Lunch – „Queen Of Siam“
Ohne Lydia Lunch hätte es No Wave nicht gegeben, die Sängerin war das Zentrum der kurzlebigen New Yorker Szene. Verglichen mit dem Bohrmaschinen-Sound ihrer Band Teenage Jesus And The Jerks ist „Queen Of Siam“ eine angenehm schwüle Opium-Fantasie: Big-Band-Jazz, dissonante Surf-Gitarren, brodelnde „Taxi Driver“-Stimmungen und eine dunkle Sinnlichkeit: Lunch kokettiert mit der Kaputtheit und Dekadenz der Metropole und entwickelt eine eigenwillige Mitternachtsromantik.
Lush – „Spooky“
„Spooky“ ist ein vergessener Schatz der Shoegaze-Ära. 1987 in London gegründet, ließen Lush den noch im Punkrock verhafteten Sound ihrer Anfangstage unter der Ägide von Cocteau Twins’ Robin Guthrie hinter sich und schufen ein Album, das die perfekte Balance zwischen elfenhaftem Duettgesang, atmosphärischen Gitarren und treibenden Drums hält. Während Zeitgenossen wie eben die Cocteau Twins, Slowdive oder Ride relativen Kultstatus erlangten, fielen Lush dem Vergessen anheim.
Maher Shalal Hash Baz & Bill Wells – „Gok“
Tori Kudo, der Chef von MSHB, ist der japanische Meister des Zufalls und des Konzeptdilettantismus. Etwas bekannter geworden durch die Arbeiten mit dem formidablen
Nebenspur-Pianisten Wells und die Fürsorge Stephen Pastels, der sein Geographic-Label für Kudo gegründet hatte. „Gok“ entstand in Tokio mit Eufoniumspielern, Föhn-Virtuosen und der zarten Stimme von Kudos Frau, Reiko. Zerbrechlich, berührend und sehr seltsam, erinnert es an eine Sixties-Jazzpop-Kapelle aus betrunkenen Seeleuten.
Hirth Martinez – „Hirth From Earth“
Wie eine Mischung aus Alien und Wassergeist entsteigt „Hirth From Earth“ voll bekleidet auf dem Cover seines Debüts den Meeresfluten. Er entpuppt sich als wundersamer Songwriter, der die verschiedenen Figuren seiner Songs mit unterschiedlichen Stimmen ausstattet. The-Band-Mastermind Robbie Robertson arrangierte und produzierte diese Platte zu einem Zeitpunkt, als ihm die Songideen ausgingen, und vielleicht stürzte er sich daher so akribisch in die Arbeit. Sogar die
Idee fürs Cover stammt von ihm.
Lizzy Mercier Descloux – „Mambo Nassan“
Kosmopolitischer Feminismus, gepaart mit luxuriöser Eleganz, stand im Mittelpunkt des Werks der 2004 verstorbenen Musikerin und Sängerin. Die musikalischen Stile, mit denen diese Haltung ausgedrückt wurde, wechselten von Album zu Album. Hier ist es ein fiebriger, in den Compass Point Studios aufgenommener Mix aus Funk, Disco, New Wave und Afrobeat. Michel Esteban, Gründer des Mutant-Disco-Labels ZE Records, hat die rhythmisch vertrackten, aber dennoch süffigen Songs produziert.
The Mighty Wah! – „Songs Of Strength & Heartbreak“
Niemand verkörpert optimisery, das Lebensgefühl der Liverpooler, so sehr, niemand singt die traurigsten Lieder mit einer Inbrunst wie Pete Wylie. Glaubt man, nie wieder etwas von Julian Copes Kumpel zu hören, ist er plötzlich wieder da, wie 2000 mit diesem seinem besten Album. Pathos ist Wylies zweiter Vorname: „Heart As Big As Liverpool“ schaffte es an die Anfield Road und wurde als Nachfolger von „Ferry Cross The Mersey“ gehandelt. Und Wylies Frauen haben „ein Lächeln so groß wie China“.
Arthur Miles – „A Love For All Seasons“
Modern Soul ist eine Leidenschaft, mit der Mark Ronson oder Adele heute Welterfolge einfahren. In den Neunzigern führten kleine Indie-
labels Könner wie Arthur Miles – ein Neffe von Wes Montgomery – zurück in die Clubs. Seine große Stimme und die tighte italienische (!) Band ergänzen sich perfekt, in ergreifenden Songs wie „Victims Of Our Love“ oder „She’s Back“. Die frühe digitale Technik holpert noch etwas, eine Beatbox rumpelt. Doch das macht gar nichts, solange nur die Herzen aufgehen.
The Monochrome Set – „Eligible Bachelors“
Noch so eine große britische Kunststudentenband, die, obwohl in ihrer besten Phase seltsam erfolglos, von namhaften Musikern wie Marr/Morrissey und Franz Ferdinand als wichtiger Einfluss genannt wurde. Sänger Bid, Gitarrist Lester Square & Co. verwoben auf ihren 80er-Jahre-Platten Surf, Morricone, Psychedelia und Dandytum. Dies hier ist ihre schlüssigste Platte. Sie enthält mit „The Jet Set Junta“ sogar einen kleinen gesellschaftskritischen Hit. Ein neues Werk ist übrigens soeben erschienen.
A. More – „Flying Doesn’t Help“
Hinter „A. More“ verbirgt sich Anthony Moore, den man vor allem als Mitglied des englisch-amerikanisch-deutschen Avantgarde-Pop-Trios Slapp Happy kenn. Sein fünftes Soloalbum, „Flying Doesn’t Help“, ist eine exzentrische Mischung aus Avantgarde und New Wave. Oft – wie beim hitverdächtigen „Judy Get Down“ – muss man an die Platten von John Cale aus jener Zeit denken, auch die Sparks, Pink Floyd und das Solowerk von Lou Reed klingen hier durch.
Giorgio Moroder – „Einzelgänger“
Kraftwerk in Düsseldorf und Gior-
gio Moroder in München tüftelten 1975 am gleichen Problem: Wie Popmusik aus Synthesizer-Klängen machen? Während Kraftwerk gerade „Autobahn“ vorgelegt hatten, bewegte sich Moroder bereits souverän im Popgeschäft. Sie kamen aus entgegengesetzten Richtungen und sollten danach wieder ihrer eigenen Wege gehen, aber für diesen einen Moment fühlten und dachten sie gleich – „Einzelgänger“, das einzige Kraftwerk-Album, das nicht von Kraftwerk ist.
Mucus 2 – „Excitation“
Praktisch, wenn einer akzentfrei Englisch kann. Sad Rockets, der (US-amerikanische) Sänger dieser Heidelberger Trash’n’Blues-Band, klingt, als ob er die Sonnenbrille nicht mal in sternenloser Nacht absetzt, aber what the heck: Erst mal nachmachen! Ansonsten: Keine Note
ohne Distortion, kein Song ohne lange, garagenrockige Outros und Intros, ab und an klappert die Platte zwar ein bisschen wackelig auf dem Beat herum, aber dennoch: Nicht nur für Heidelberg war dieses einzige Album arschcool.
Rich Mullins – „The World As Best As I Remember It“
Rich Mullins (1955–1997), amerikanischer Sänger und Songschreiber, wurde zwar fast ausschließlich in der christlichen Szene der USA gehört, war dort aber ein Außenseiter und Querschläger. In seinen Alben, die klanglich heute zum Teil etwas unzeitgemäß wirken, spiegeln sich Zerrissenheit und der Kampf um Ehrlichkeit anstelle formatierter Frömmigkeit. Die amüsierte Zärtlichkeit in diesen Liedern ist wundervoll, die Schlichtheit des Songwriting phänomenal. A ragamuffin gospel.
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