DFB-Nationalmannschaft: Warum die Aufregung über Pretty in Pink?
Die Farbe Rosa erhitzt Gemüter. Zu queer, zu mädchenhaft? Dabei sind pinke Kicker-Trikots keine Weltneuheit
Was so eine Trikotfarbe so alles auslösen kann: „Barbie auf dem Rasen“ titelte die „FAZ“. Über neue Trikotdesigns bei Clubs und Nationalteams streitet das Land gut und gerne. Doch eine Ausführung im Pink-Lila-Mix scheint eine Krassheits-Grenze zu überschreiten.
Es geht dabei um das so genannte „Away Shirt“, dass die Spieler der DFB-Auswahl bei Spielen oder Turnieren überstreifen müssen, wenn der (Heim-)Gegner in Weiß antritt.
Ausstatter Adidas lässt sogleich den aus Köln auf die andere Rheinseite nach Leverkusen geflüchteten Nationalspieler Florian Wirtz, 20, einen artigen Satz aufsagen: „Das Heimtrikot ist mit den schwarz-rot-goldenen Schultern und dem ansonsten weißen Look klassisch – für mich ein typisch deutsches Trikot. Das Auswärtstrikot finde ich sehr cool! Mal etwas anderes und wirklich außergewöhnlich.“
Gezielt „außergewöhnlich“ ist auch das Rosa, dss Kicker-Poser David Beckham seinem US-Club Inter Miami verordnet hat. Auch der HSV war bereits in der Saison 1976/77 in grellrosa unterwegs; damals untenrum in Schwarz. Womöglich beswingt von Hybris, Disco und Günter Netzer, der ein Jahr später seinen Manager-Job bei den „Rothosen“ antrat. Selbst die „Alte Tante“ Juventus Turin hat bereits in die Pink-Kiste gegriffen.
Rosa hat also bei den „echten Kerlen“ eine gewisse Tradition. Warum also die Aufregung?
Weil die Farbe gendertechnisch weiterhin mit (Barbie-)Puppen-Mädchen, Cross Dressing beim „Christopher Street Day“ oder Buttercreme-Törtchen verbunden ist? „Oder weil es eine Frauenfarbe ist?“ („FAZ“). Und überall wird auch Hollywood-Mime Ryan Gosling erwähnt, der als Ken-Darsteller im pinkfarbigen Anzug neulich die Oscar-Party aufmischte.
Neben krassen Ganzkörper-Tatöwierungen und sündhaften Star-Coiffeur-Frisuren und Blattgold-Steaks deutet das Rosa womöglich auf den (vielfach bekämpften) „Modernen Fußball“ hin, wo sich Millionärs-Kicker und halbseidene Spieler-Vermittler die Klinke in die Hand geben.
Man könnte es aber so sehen: Nachdem die deutsche Nationalmannschaft von den schlichten Traditions-Hemden in Weiß-Schwarz und Grün-Weiß (Auswärts) zu „modernen“ Kreationen gewechselt ist, waren viele der Entwürfe schlicht langweilig oder verunglückt.
Das Pink-Lila ist in dieser Tradition durchaus ein kunterbuntes Statement zur Zeit. Die deutschen Kicker werden beim Match gegen die Niederlande in Frankfurt zum ersten Mal den neuen Look präsentieren. Oranje vs Pink; fast wie bei einer Show auf der Milano Fashion Week.