Deshalb ist Francis Ford Coppola nicht gerade begeistert von Marvel-Filmen
„Was ist ein Marvel-Streifen? Ein Prototyp eines Filmes, der immer und immer und immer wieder produziert wird, nur mit etwas anderem Aussehen.“
Francis Ford Coppola sprach in einem Interview über Kinofilme der Gegenwart. Dabei kam der Regisseur auch auf Marvel-Filme zu sprechen und erzählte zudem von seinem nächsten Projekt „Megalopolis“.
„Früher haben die Studios Filme produziert, aber jetzt gibt es Marvel-Streifen“, so Coppola gegenüber „GQ“. „Und was ist ein Marvel-Streifen? Ein Prototyp eines Filmes, der immer und immer und immer wieder produziert wird, nur mit etwas anderem Aussehen.“
Marvel-Filmen fehlen „emotionale, tiefgreifende Erfahrungen“
Dabei sind Marvel-Filme nicht die einzigen Blockbuster, von denen der Filmemacher enttäuscht ist. Darunter beispielsweise Denis Villeneuves „Dune“ und Cary Joji Fukunagas „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“. So sagte Coppola darüber: „Man könnte diese zwei Filme hernehmen, und man könnte ähnliche Sequenzen aus beiden auswählen und [ohne weiteres] zusammenfügen. Diese Szenen, in denen die Autos ineinander prallen. [All diese Filme] haben dieses Zeug drin, und sie müssen es fast haben, wenn sie ihr Budget rechtfertigen wollen. Und das sind noch die guten Filme, und das sind noch die talentierten Regisseure.“
Coppolas Kommentar könnte auch aus dem Mund eines weiteren großen Filmemachers stammen. So sagte Martin Scorsese gegenüber „Empire“, dass er Marvel-Filme nicht als „wahres Kino“ empfindet. Der Regisseur führte aus: „Ich habe versucht, sie zu mögen. […] Aber ehrlich gesagt, am ehesten erinnern sich mich an Vergnügungsparks. Auch wenn sie gut produziert sind und die Schauspieler*innen den Umständen entsprechend ihr bestes geben. Doch die Menschen hinter diesen Filmen versuchen nicht, anderen Menschen emotionale, tiefgreifende Erfahrungen zu vermitteln.“
„Zeigt beim Filmemachen eure Persönlichkeit“
Letzteres ist ein Aspekt, der auch Coppola wichtig ist. So rät er angehenden Regisseur*innen: „Ich sage meinen Kindern immer, darunter auch Sofia [Coppola], ‚Zeigt beim Filmemachen eure Persönlichkeit‘. Mache deine Filme so persönlich wie möglich, denn es ist ein Wunder, dass du überhaupt am Leben bist. [Wenn du das machst] wird auch deine Kunst zum Wunder, weil so die Gedanken von jemandem widergespiegelt werden, den es nur einmal gibt.“
Unterdessen arbeitet Coppola, der sich selbst als „erstklassig zweitklassigen Regisseur“ bezeichnet, im Moment an „Megalopolis“. Einem Film, den er schon seit Jahrzehnten im Kopf hat. Die Geschichte wird New York spielen, jedoch mit einem Nachhall des antiken Roms. Es wird um Liebe gehen, Philosophie und Utopie. Damit möchte der Regisseur einen Film schaffen, der die Zuseher*innen so sehr berührt, dass sie ihn einmal jährlich sehen möchten. Coppola ergänzt: „Im Grunde möchte ich damit folgende Frage aufwerfen: Ist unsere momentane Gesellschaftsform die einzige, zu der wir fähig sind? Zu dieser Diskussion möchte ich anregen.“