Der zweite Versuch
Bisher scheiterte die BETA BAND oft am eigenen Anspruch, doch das soll sich mit dem neuen Album ändern - auch ohne kommerzielle Zugeständnisse
Die Beta Band fühlt sich umzingelt. Von Gegnern, Missverständnissen und Missgeschicken. Da ist zum Beispiel die eigene Plattenfirma, die ihre Band nach eigenen Aussagen nicht ausreichend unterstützt, die Presse, die sie nicht versteht, und die Menschen da draußen, die ihre Platten nicht kaufen.
Mit dem Debüt „Beta Band“ des schottischen Quartetts lief vor zwei Jahren so ziemlich alles schief. Damals war die Beta Band nach der Veröffentlichung dreier gefeierter EPs zwar die britische Gruppe der Stunde. Doch dann vermasselte sie sich die Vbrschusslorbeeren mit einem durchschnittlichen Album, das Sänger Steve Mason wahlweise als „den größten Fehler unseres Lebens“ oder „die schlechteste Platte, die wir je gemacht haben“ bezeichnete. Das Album wurde ein Hop – und die Beta Band stand kurz vor dem Bankrott.
Jetzt, beim zweiten Anlauf, sollte alles eigentlich ganz anders werden. Mit dem englischen R&B-Produzenten C-Swing nahm die Beta Band ihr nächstes Album auf. Zwar können sich dessen Songs meist nicht mit frühen EP-Beiträgen wie „Dry The Rain“ messen, doch das Aufeinandertreffen von hypermoderner Beatprogrammierung, schrulligem Lo-Fi und mehrstimmigem Gesang ist der Gruppe wider Erwarten gut bekommen.
Aber schon gibt s wieder neue Dämpfer. Das Erscheinen der Single „Square“, die auf demselben Sample des Berliner Orchesterleiters Gunter Kallmann basiert wie schon Portisheads Hit „Sour Times“, wurde kurzfristig gestoppt. Grund: In England gelang gerade einer anderen Gruppe mit derselben Idee der Sprung in die Charts. Mittlerweile wittert die Band selbst hinter netten Gesten böse Absichten. Über Radiohead, die ihre Kollegen kürzlich auf ihre US-Tour einluden, argwöhnt Mason: „Die haben nur ein schlechtes Gewissen, weil sie auf ,KidA‘ unsere Ideen geklaut haben.“
Das neue Album „HotShotsn a muss also zünden, ansonsten weiß die Beta Band nicht weiter. Kompromisse wollen sie so wenig wie möglich machen. Interviews geben sie nur widerwillig, und für Werbezwecke wollen sie ihre Songs keinesfalls missbraucht wissen.
Selbst die prominente Platzierung ihrer Musik im Film „High Fidelity“, die der Gruppe vor allem in den Vereinigten Staaten Aufmerksamkeit verschaffte, gilt schon als Zugeständnis. „Wir wollen Platten verkaufen und dass Leute unsere Musik hören. Es geht darum, auf irgendeine Art Kunst und Kommerz miteinander zu verbinden“, hat Mason erkannt, bevor er ein bisschen wehleidig hinzufügt: „Leider sind wir damit bislang völlig gescheitert.“