Der Wunderknabe und Falsett-König
Es war das Schicksal der Gibb-Brüder, dass sie zwar die erfolgreichste Boygroup und Familienband aller Zeiten waren – als Songschreiber aber stets unterschätzt blieben. Das mag damit zu tun haben, dass sie in ihrer ersten Karriere in den 60er-Jahren unwiderstehliche Schmachtfetzen schrieben, darunter „New York Mining Disaster 1941“ und „Massachusetts“. Und dass sie in den 70er-Jahren unvermutet als Disco-Könige reüssierten, als der kleine Film „Saturday Night Fever“ zur Sensation wurde.
Robin Gibb wurde am 22. Dezember 1949 auf der Isle Of Man geboren. Acht Jahre später wanderte die Familie – der Vater war Schlagzeuger – nach Australien aus, und dort wurde der Junge gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Maurice und dem älteren Barry zur Attraktion: Sie hatten den Beat ins Outback gebracht.
1966 kehrte das Gesangstrio nach England zurück, und auch dort setzte es sich sofort im Gefolge der amerikanischen Walker Brothers (die keine Brüder waren) durch. Ihr ebenso ambitioniertes wie verschmähtes Konzeptalbum „Odessa“ kam indes erst 40 Jahre später zu Ehren. Robin verließ die Band 1969 zeitweilig und veröffentlichte 1970 die Solo-LP „Saved By The Bell“. Die Bee Gees dümpelten zu Beginn der Siebziger dahin. Als Robin 1972 zurückkam, begann eine Serie von in den USA erfolgreichen Alben, die sich mit Falsettgesang und eingängigem Balladen-Soul an die zeitgenössischen Hits der Jackson 5, von Earth, Wind And Fire und KC And The Sunshine Band anlehnten.
Für John Badhams Film „Saturday Night Fever“ schrieben die Brüder dann einen guten Teil des Soundtracks – „nur ein Projekt“, wie Robin Gibb später sagte. John Travoltas Tanz und die Auftritte der Bee Gees lösten Disco als kulturelle Zeitenwende aus. Bruder Barry, schon 1968 in England als „sexiest man“ ausgezeichnet, schmückte die Titelseiten und sang 1980 „Guilty“ mit Barbra Streisand. Robin revanchierte sich 1983 mit „Juliet“, einer unabweisbaren Nummer-eins-Single in Deutschland, und drei Solo-Alben. 1987 triumphierten die Bee Gees noch einmal mit „You Win Again“.
Im Jahr 2003 starb Maurice Gibb. Robin veröffentlichte danach einige Alben, darunter eines mit Weihnachtsliedern und eines mit Symphonieorchester, und komponierte – schon vom Krebs gezeichnet – mit seinem Sohn eine Symphonie zum 100. Jahrestag des Untergangs der „Titanic“. An der Aufführung im April dieses Jahres konnte er nicht mehr teilnehmen. Am 20. Mai starb der leise Pop-Neuerer Robin Gibb in einem Hospital in London, 62 Jahre alt.
Doc Watson
Seine erste Gitarre bekam Arthel Lane „Doc“ Watson mit 13, entdeckt wurde er erst mit Ende 30. Mit seiner Flatpicking-Technik spielte er auf der akustischen Gitarre Fiddle-Tunes nach und wurde zu einem Star des Folk-Revivals. 1963 hatte er seinen ersten Auftritt beim Newport Folk Festival; danach nahm er, begleitet von seinem Sohn Merle, einige Alben für das Vanguard-Label auf. Auch auf „Will The Circle Be Unbroken“ der Nitty Gritty Dirt Band ist er zu hören. Am 29. Mai starb der Mann, dessen Spiel so viel mehr zu erzählen schien als die Geschichten, die er mit lakonischem Gesang vortrug, im Alter von 89 Jahren.
Donna Summer
Niemand wird je „Love To Love You, Baby“ und „I Feel Love“ vergessen: Ende der 70er-Jahre war Donna Summer die erfolgreichste Sängerin der Welt; allein 1979 hatte sie vier Nummer-eins-Hits in den USA. Noch 2008 veröffentlichte sie ein beachtliches Album. Am 17. Mai starb Summer im Alter von 63 Jahren an Krebs.
Bob Welch
Der Gitarrist wurde 1971 der erste Amerikaner bei Fleetwood Mac. Mit seinem melodischen Spiel und Songs wie „Sentimental Lady“ forcierte er den Wandel der Briten zum Pop. Doch erst nach seinem Ausstieg Ende 1974 erfüllten Fleetwood Mac mit Lindsey Buckingham ihre Ambitionen. 1977 veröffentlichte er sein erfolgreiches Solodebüt „French Kiss“. Der 66-jährige Bob Welch nahm sich am 7. Juni in Nashville das Leben.