Der Tag, der Boris Becker zur Ikone machte

Vor 30 Jahren, am 7. Juli 1985, gewann Boris Becker Wimbledon. 25 Jahre später sieht er sich das Spiel noch einmal an. Ein Dramolett in vier Sätzen. Von Benjamin von Stuckrad-Barre

Epilog

Am umzäunten, schon für das anderntags beginnende Turnier eingerüsteten Geländezugang des „All England Lawn Tennis and Croquet Club“ kommt ein Wachmann mit Wachmannmütze aus seiner Wachmannkombüse und schaut streng, er darf hier niemand Unbefugten reinlassen.

Guten Tag, sein Name, sagt Boris Becker (und man steht mit offenem Mund daneben), sei Boris Becker, und er habe hier vor 25 Jahren erstmalig das Turnier gewonnen und er wolle seinem Gast mal kurz das Gelände zeigen, ob das ginge, freundlicherweise?

Nein, sagt der Wachmann ungerührt, er dürfe hier …

Da kommt sein Chef, dienernd, eilend, die Mütze lüftend: Mr Becker!

Ob er, setzt Becker an – aber der Wachmannchef unterbricht ihn gleich, selbstverständlich, alles dürfe er, wenn er ihm im Gegenzug bitte ein Autogramm schreibe. Aber klar, sogar zwei!

Becker zeigt den Spielertrakt, am Torbogen des Spielereingangs die Kipling-Zeilen, zeigt, wo Tiriac, Bosch und die Freundin von Kevin Curren damals saßen, auf welcher Seite er den Matchball verwandelte, wo Richard von Weizsäcker ihm gratulierte – und steht dann kurz schweigend am Rasenrand, dreht sich einmal, lässt das beruhigende Dunkelgrün der Tribünensitze auf sich wirken. Hier gehört er hin, und wenn man ihn hier einmal gesehen hat, wird man es für eine Lüge halten, dass er jemals bei Gottschalk durch ein brennendes Herz gehechtet sein soll.

Er holt tief Luft: Schön. Schön hier, oder?

Dieser Text von unseren Kollegen der WELT erscheint mit deren freundlicher Genehmigung auf rollingstone.de.

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