Der Serienmörder
Der schottische Erfolgsautor Ian Rankin hat seinen Inspektor John Rebus nach 17 Fällen in Rente geschickt. Sein neuer Ermittler ist weniger mürrisch, aber gerade das bringt ihn in Bedrängnis.
Mit „Ein reines Gewissen“ (Manhattan, 19,95 Euro), seinem ersten Edinburgh-Thriller seit dem Ende der Erfolgsserie um den „Antihelden“ Detective Inspector John Rebus, hat Ian Rankin einen vergleichsweise korrekten Helden von der Leine gelassen. Zwar plagt auch den internen Ermittler Malcolm Fox ein Alkoholproblem. Aber er löst es nicht durch betäubende Pub-Besuche, sondern durch strikte Enthaltsamkeit, für die die Briten ein wunderbares Wort haben: „teetotal“. Ansonsten ist Malcolm zwar fast so mürrisch wie John, aber dennoch kein exzentrischer Einzelkämpfer: „Ich wollte unbedingt vermeiden, dass der Leser auf Seite eins denkt: Aha, ein John Rebus mit anderem Namen, so eine Art Light-Version“, betont Rankin. „Wer zu den Internen gehört, muss sich an Anordnungen der Chefs halten, ein Teamworker sein. Malcom Fox ist außerdem jünger, nicht so zynisch und offener für persönliche Beziehungen.“
Letzteres wird Fox zum Verhängnis, weil sich Rankin eine besonders pikante Konstellation für seinen „internen Spion“ ausgedacht hat. Man setzt ihn auf den deutlich jüngeren Polizisten Jamie Breck an, der im Verdacht steht, sich für Kinderpornografie zu interessieren. Bald pflegt er freundschaftliche Beziehungen zu seinem Verdächtigen, der – eigenartiger Zufall – den Mord an einem Mann untersucht, der Malcolms Schwester brutal zu misshandeln pflegte. Schließlich gerät Malcolm Fox sogar als möglicher „Rächer“ in Verdacht, von dem er sich frei zu machen versucht, indem er selbst zu ermitteln beginnt – vom Dienst vorübergehend suspendiert wie so häufig sein „Vorgänger“ John Rebus. „In so einer Lage muss sogar ein Pedant wie Fox seinem Instinkt folgen und diverse Regeln brechen“, so Rankin. Der Autor hat die Abschnitte seines Romans erstaunlich aktuell datiert: Februar 2009, Höhepunkt der Finanzkrise. Es geht um schottische Immobilienspekulanten und diverse Intrigen, bis Malcolm Fox endgültig nicht mehr weiß, wem er trauen kann. „Malcolm Fox erinnert eigentlich eher an Ian Rankin als John Rebus“, gesteht der Autor schließlich, „obwohl ich natürlich auch einige Eigenschaften mit John teile. Wir mögen ähnliche Musik und gehen in den selben Pub.“
Ob Fox nun in Serie gehen wird wie zuvor John Rebus, will Rankin noch nicht verraten. „Ich könnte mir das zwar vorstellen, aber diesmal bestimmt nicht 17 Bände lang. Ich wollte einen Roman über Edinburgh in der Finanzkrise schreiben. Ein Krimi schien mir da gut geeignet.“ Ob er zumindest dem Genre treu bleibt? „Keine Ahnung, vielleicht schreibe ich auch etwas ganz anderes.“ Ian Rankin weiß eben, wie man Spannung schürt – auch wenn er es in seinen Romanen glaubwürdiger tut.