Der Samstag beim Hurricane Festival 2019: „Harte Bromance“ und Kuchenschlacht
Folk-Gitarren, schrammeliger Punkrock, Eighties-Revival und eine fulminante Abrissparty – am Samstag konnte sich beim Hurricane wirklich niemand über zu wenig Abwechslung beschweren.
Mumford and Sons live beim Hurricane Festival 2019 Foto: Dieter Jakob.All rights reserved.
Sonne satt und Scheeßeler Staub in den Nasenlöchern: Beste Wetterbedingungen für den Samstag beim Hurricane Festival! Das Line-up mit Mumford & Sons, Macklemore, Steve Aoki, Johnny Marr, Muff Potter, Frank Turner und etlichen weiteren Acts trug dazu bei, dass es ein herausragender Festival-Tag wurde – unsere Highlights:
Die Fotos vom Samstag beim Hurricane Festival 2019:
Fotos: Der Samstag beim Hurricane Festival 2019: „Harte Bromance“ und Kuchenschlacht
Frank Turner spürt den Klimawandel
„Als wir das letzte Mal hier waren, konnten wir wegen Regen nicht spielen – dieses Jahr grillt mich die Sonne!“ Das Wetter ist mit Frank Turner wirklich unerbittlich, trotzdem zieht der Brite Auftritt Nummer 2352 (aber wer zählt schon mit) im langärmligen Hemd durch, bis es ihm fast durchsichtig am Körper klebt. Unfair: Einige seiner Fans können sich währenddessen an den Auffüllstationen mit einer ausgiebigen Wasserschlacht abkühlen. Für „Be More Kind” folgt noch ein freundlicher Reminder, ein Mantra, dem Turners Songs zugrunde liegen: „Seid nett, auch zu Leuten, die es nicht gut mit euch meinen. Zeigt den Leuten, wie man es richtig macht.”
Frank Turner & The Sleeping Souls live beim Hurricane Festival 2019 – die Setlist
Get Better
1933
Long Live The Queen
If Ever I Stray
The Road
Photosynthesis
Be More Kind
The Way I Tend to Be
Little Changes
The Next Storm
Try This At Home
Recovery
I Still Believe
Four Simple Words
Muff Potter: Selbstbestimmt ist der Festival-Fan
„Harte Bromance“ nennen die Mitglieder von Muff Potter ihre Beziehung zueinander und die ist wohl noch stärker, seit die Band wieder gemeinsam auf Tour ist. 2009 spielten sie das letzte Mal gemeinsam auf einem Festival, dann die Trennung und seit diesem Jahr wieder gemeinsames Tingeln durch Deutschland – mit Kantscher Philosophie. „Wir werden euch nicht zu einem Circle Pit animieren. Ihr wisst selbst, was ihr könnt, macht, was ihr wollt: Ihr könnt tanzen, klatschen, kratzen oder spucken. So funktioniert diese Band.“
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Johnny Marr: Als wir noch melancholisch waren
Auch wenn Morrissey weiterhin ambitioniert daran arbeitet, sein Lebenswerk mit rechtskonservativem Geschwafel einzureißen – an der Schönheit alter „The Smiths“-Songs ändert das glücklicherweise nichts. Johnny Marr tickt, wie er in Interviews sagt, anders als sein früherer Bandkollege, wirft ihn deshalb aber auch nicht unter den nächsten Bus. Neben Songs von Electronic kommen deshalb auch viele „The Smiths“-Klassiker bei dem Set an der überdachten und somit kühlen Coast Stage nicht zu kurz. Für „How Soon Is Now?“ schnellen ruckartig etliche Smartphones in die Luft – dass man das noch (auf kleinem Bildschirm) erleben darf.
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Zu „Bigmouth Strikes Again” und „There Is A Light That Never Goes Out“ wird sich im Publikum verschwörerisch abgeklatscht – es waren so melancholische Zeiten damals.
Mumford & Sons: Atmosphärischer Ruhepol
„Wuthering Heights“-Barfuß-Frauen tanzen mit ausgebreiteten Armen auf dem wirbelnden Staub vor der Forest Stage – Mumford & Sons geben sich seit „Delta“ auch mit atmosphärischeren Klängen zufrieden, solange sie damit einen Kontrapunkt zum Banjo-Kontrabass-Folk-Sound schaffen. Die Headliner haben sich in den letzten Jahren auch live weiterentwickelt: Vor zehn Jahren traten sie noch als schüchterne Jungs auf – genauso lange ist es her, seit sie das erste Mal die Chance bekamen, beim Hurricane Festival aufzutreten. Heute geht die Band dank großer Show als Highlight des gesamten Wochenendes hervor:
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Mumford & Sons live beim Hurricane Festival 2019 – die Setlist
Guiding Light
Little Lion Man
Babel
Beloved
Lover of the Light
Tompkins Square Park
Rose of Sharon
Believe
Ditmas
The Cave
Roll Away Your Stone
Slip Away
Picture You
Darkness Visible
The Wolf
Zugabe:
Awake My Soul
I Will Wait
Delta
Wenn sich junge Männer und Frauen unbändig darüber freuen, einen Kuchen ins Gesicht geklatscht zu bekommen, ist es Zeit für Steve Aoki – etliche Schilder mit der Aufschrift „Cake Me“ werden dem DJ zu später Stunde vor der River Stage entgegengehalten, so als gäbe es keine größere Ehre, als von dem Musikproduzenten mit Lebensmitteln beworfen zu werden.
Der kümmert sich aber vorrangig erst einmal um die Abspack-Bedürfnisse aller Verbliebenen, die nach einem langen Tag noch stehen können.
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Aber auch Tanzen und Springen zu ADS triggernden Snippets, die mit Feuershow und bunten Visuals unterlegt sind, kriegen selbst Gäste mit Sonnenstich und etwas zu viel im Tank hin. Auch wenn alles völlig drüber ist – gehen will man trotzdem nicht, denn so ein Nonsense-Spektakel, bei dem selbst der DJ lieber oben ohne abfeiert, statt Knöpfe und Regler zu bedienen, kann auch wahnsinnig unterhaltsam sein.