Der Masterplan

Seit ihrem "Sopranos"-Hit unterwandern ALABAMA 3 geschickt das US-Musikbiz

Ladies and gentlemen, schlucken Sie Ihre Kaugummis runter, die Gospel-Zombies reiten wieder. Alabama 3, die sieben aus Brixton mit der Western- und Acid House-Fixierung, touren mit ihrer neuen Platte „La Peste“ und ob das Wahlkampfreise oder Zeltmission sein soll, weiß keiner.

Als Kickstart ein Konzert im Gefängnis ihres Londoner Heimatviertels. Dann zum „Bulldog Bash“, dem zentralen UK-Hell’s-Angels-Treffen. Während Alabama 3 im Zelt spielen, gehen draußen die Chopper-Rennen weiter. „Wir lieben sowas“, schnauzt Sänger Rob Spragg hinterher. „Das Großkapital mit den gesponserten Mega-Festivals kann uns mal.“ Der Mann macht keine Witze. Rüber zum Klassenfeind USA muss die Band trotzdem noch, aber das ist Teil des Plans: den Amis ihre eigene Musik andrehen, British Invasion mit Stetson-Hüten, feuerroten Nacken und Slide-Gitarren.

Seit ihr Song „Woke Up This Morning“ als Titellied in der US-Mafia-Serie „The Sopranos“ läuft, können sich Alabama 3 dort einiges leisten. Zum Beispiel einen Auftritt bei Jay Leno mit 30-köpfigem Gospel-Chor – mit ihrem Hit, der von Feministinnen-Ikone Judith Ward handelt, die ihren Mann nach zehnjähriger Ehehölle in Notwehr erstach. Alabama 3 sind eifrige Unterwanderer. Sogar den E-Mail-Bombenanschlag auf ihre Website (eingerichtet vom Major-Vertrieb) haben sie selbst besorgt.

Bei all den bösen Scherzen traut man sich am Ende kaum noch, die hübschen Refrainchoräle mitzusingen. Darf man, beruhigt Rob, „ein guter Song ist es doch erst, wenn ihn auch der Postbote pfeifen kann.“ Das britische FM-Radio verzichtet trotzdem: Der texanische Gesangsakzent ist dort unbeliebt.

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