Der Mann fürs Jenseitige: Produzent JEFF LYNNE über die Arbeit an George Harrisons letztem Album
So allmählich bekommt Jeff Lynne produktionstechnisch Routine im Umgang mit Toten. Erst polierte er die John-Lennon-Demos „Free As A Bird“ und „Real Love“ zu Beatles-Songs, jetzt hat er – ein Jahr nach Harrisons Tod – dessen letztes Album „Brainwashed“ fertiggestellt. Auf Harrisons Wunsch wohlbemerkt, wenngleich viele Lynnes glatten Produktionen, bei denen Gitarren wie Keyboards und Keyboards wie Orchester klingen, nicht so recht über den Weg trauen.
So ging man auch mit gemischten Gefühlen zur „Brainwashed“-Präsentation der Plattenfirma, zumal Lynne vollmundig verkündet hatte: „Sorry, George. Ich hab die Songs etwas prächtiger gemacht, ab du es vielleicht gewollt hättest Aber ich glaube trotzdem, dass ich bin ihnen damit gerecht geworden bin.“ Die Angst stand vielen ins Gesicht geschrieben.
Harrison und Lynne sind spätestens seit ihren gemeinsamen Tagen bei den Traveling Wilburys dicke Freunde: „Ich kenne ihn eigentlich schon seit 1968. Ich war mit meiner damaligen Band Idle Race im Studio. Da rief die Plattenfirma an: ,Wollt ihr den Beatles bei der Arbeit zuschauen?‘ Wir fuhren sofort ins Abbey Road Studio‘, und da waren tatsächlich John und George. Sie arbeiteten gerade an ,Glass Onion‘. Dann sah ich George erst wieder bei den Aufnahmen zu ,Cloud Nine‘.
Auch wenn Harrison danach kein Soloalbum mehr veröffentlichte, hat er doch weiterhin Songs geschrieben. „Er kam häufig bei mir vorbei und spielte mir ein neues Lied auf der Ukulele – seinem Lieblingsinstrument – vor. Diese Songs gehörten zu den besten, die er je geschrieben hat“, erinnert sich Lynne, der beim Interview bemüht ist, seinen Einfluss auf den Sound des Albums etwas herunter zu spielen.“Das Meiste hat George eingespielt. Wir haben nur ein paar akustische Gitarren eingefügt, und ich hab etwas Bass gespielt. George war zwar ein guter Bassist, aber er hatte oft einfach keine Lust (lacht). Auch die Streicher auf ‚Rising Sun‘ waren seine Idee. Es gibt ein Tape, auf dem er vorsingt, wie die Celli klingen sollen.“
Harrisons 24-jähriger Sohn Dhani war als Co-Produzent die ganze Zeit an Lynnes Seite: „George hat auch mit ihm viel über dieses Album gesprochen. Manchmal hab ich Sachen ausprobiert, und er sagte: ,Das ist nun doch etwas zu viel.‘ Und ich hörte alles nochmal an und sagte dann: ‚Ja, da hast du wohl recht.'“