„Der jüdische Patient“: Auszug aus dem neuen Buch von Oliver Polak
Oliver Polak ist der erfolgreichste jüdische Stand-Up-Comedian in Deutschland. Nun hat er ein Buch darüber geschrieben, wie er mit schweren Depressionen zu kämpfen hatte. Lesen Sie einen ersten Auszug aus dem Buch "Der jüdische Patient".
Oliver Polak veröffentlicht am 02. Oktober 2014 sein neues Buch „Der jüdische Patient“ (Kiepenheuer & Witsch) – und anders als man es von einem Komiker erwarten würde, ist es von der ersten Seite an schockierend und gnadenlos ehrlich.
Der 37-Jährige hat eine Alleinstellung in Deutschland inne, denn er ist der erfolgreichste jüdische Stand-Up-Comedian. Mit „Ich darf das, ich bin Jude“ hatte er 2008 aus dem Stand einen Bestseller geschrieben und seine Position als jüdischer, ironiebegabter Intellektueller reflektiert. Was allerdings nach diesem Erfolg auf ihn wartete – nämlich unzählige Lesungen, gut besuchte Bühnenprogramme und eine Vielzahl an Interviews – überforderte Polak. Er erlebte einen Totalzusammenbruch und musste sich mit der Diagnose konfrontieren lassen, an schweren Depressionen zu leiden, die ohne einen wochenlangen Aufenthalt in einer Psychiatrie nicht zu beheben sein würden.
Polak hat nun über diese schwere Zeit und auch über einige andere Themen wie seine Herkunft und Hoffnung im Angesicht der Angst ein Buch geschrieben, das den Weg vom gleißenden Himmel bis hin in den Abgrund der Hölle zu beschreiben versucht.
Obgleich der Autor mit großer Schonungslosigkeit in die Abgründe seiner Seele blickt, verbindet er dies natürlich auch mit seinem großen Comedy-Talent, dem manchmal grausamen Leben auch ein tiefschürfendes Lachen abzugewinnen.
ROLLING STONE präsentiert einen ersten Auszug aus „Der jüdische Patient“:
Ich werde recht zügig aufgerufen und beantworte den Anmeldefragebogen ausschließlich mit Neins: Drogen – nein, HIV positiv – nein, Diabetes – nein. Bis auf die Frage nach allergischen Reaktionen, denn Penicillin und ich gehen gar nicht zusammen. Schwach und sehr ungeduldig setze ich meine Unterschrift unter den Berg von Anmeldeformularen. Ich kann es kaum abwarten, dass die freundliche ältere Berlinerin mir endlich sagt, in welches Zimmer ich gehen kann.
Station 10A, Zimmer 1017. Ich warte auf den Fahrstuhl. Ein Blinggeräusch ertönt, die Fahrstuhltüren öffnen sich. Der Geruch in diesem Krankenhaus ist unerträglich, irgendetwas zwischen Tod und vergammeltem Essen. Auf dem Weg in die zehnte Etage hält der Fahrstuhl auf der Sieben, eine Suchtstation. Die Türen öffnen sich und man sieht einen Vorraum mit vielen Leuten an Tischen, die Schach spielen oder andere Gesellschaftsspiele. Manche reden mit sich selbst. Es hat was von Michael Jacksons Thriller-Video, nur ohne Musik und ohne Michael Jackson. Mir geht es für den Bruchteil einer Sekunde sehr gut, als mir bewusst wird, dass ich hier nicht aussteigen muss.
Angekommen auf der Zehn, empfängt mich eine junge, sehr freundliche Schwester. Sie hat blaue Augen, blonde Locken und trägt eine Brille. Ihr Name ist Bella und sie erklärt mir, dass sie zurzeit auf der Station ein freiwilliges soziales Jahr macht.
(Seite 16)
Morgen (30.09.) geht es beim Musikexpress weiter mit Seite 17.
»Der jüdische Patient«-Lesereise 2014
28.10.2014 Dresden, Jüdische Kulturtage
30.10.2014 Oldenburg, Kulturzentrum PFL
02.11.2014 Gütersloh, Weberei
03.11.2014 Frankfurt, Brotfabrik
04.11.2014 Köln, Gebäude 9
05.11.2014 Osnabrück, Haus der Jugend
06.11.2014 Münster, Pension Schmidt
07.11.2014 Lingen, Alter Schlachthof
08.11.2014 Weissenhäuser Strand, Rolling Stone Weekender
10.11.2014 Wiesbaden, Walhalla
11.11.2014 Reutlingen, franz.K
12.11.2014 Nürnberg, Stereo
14.11.2014 Fulda, Kulturkeller
15.11.2014 Hamburg, Uebel & Gefährlich
16.11.2014 Berlin, Volksbühne
19.11.2014 München, Volkstheater
20.11.2014 München, Volkstheater
21.11.2014 Jena, Kassablanka
23.11.2014 Leipzig, Neues Schauspiel
24.11.2014 Magdeburg, Moritzhof
25.11.2014 Rostock, Mau
02.12.2014 Innsbruck, Treibhaus
03.12.2014 Feldkirch, Theater am Saumarkt
04.12.2014 Wien, Rabenhoftheater
05.12.2014 Klagenfurt, Jazzkeller Kamot
06.12.2014 Graz, Orpheum