Der ganze Globus ein lächerlicher Ort
In Kanada gehört die MATTHEW GOOD BAND zu den Superstars. Und via Internet spottet ihr Boss in Manifesten über Kollegen und Kritiker.
Vorsicht vor dem Hund! Matthew Good sieht harmlos aus, spricht leise und wirkt sehr bescheiden. Doch im Internet offenbart sich die ganze Wahrheit über den Sänger und Songschreiber der Matthew Good Band. Dort schreibt er Manifeste, die jetzt in einem Buch namens „Black Market Surgery“ veröffentlicht werden – zeitgleich mit dem dritten Album der Band, „Beautiful Midnight“.
In seiner Heimat Kanada hat das Quartett längst Horden von Fans, die Goods trockenen Humor lieben. Er selbst findet ja, dass seine Landsleute auch keine große Auswahl haben: „Was sollen die schon hören? Tragically Hip sind eine überglorifizierte Barband, I Mother Earth jammen sich zu Tode. Wir rocken härter. Wir machen richtige, hörbare Alben.“ Und außerdem fühlt er sich ohnehin mehr mit amerikanischen Kollegen verbunden. „Vancouver und Seattle haben viel mehr gemeinsam als beispielsweise Vancouver und Quebec – oder Seattle und Alabama. Wir teilen dieselbe Kultur, wenngleich Kanadier noch etwas zivilisierter sind als Amerikaner. Aber wir werden alle zusammen den Bach runter gehen. Im Gegensatz zu Euch Europäern hatten wir ja einige Jahrhunderte weniger Zeit um abzufucken.“
Was im Leben alles so schiefgehen kann, ist ein bevorzugtes Thema des Kanadiers. Am liebsten mag er seine „psychotischen“ Songs. „Die Welt ist einfach ein lächerlicher Ort, und das muss man beschreiben.“ Im Song „The Boy And His Machine Gun“ beschäftigt sich Good zwar nicht, wie viele annehmen, mit dem Littleton-Massaker, aber auch zu dieser Katastrophe hat er eine dezidierte Meinung: „In der Geschichte ist schon Schlimmeres passiert Dann beschuldigt man noch Marilyn Manson. Rechnet es nicht diesem Idioten an! Er ist nur ein mieser Alice Cooper, der falsche Titten trägt.“
Zu gerne zieht Matthew Good über andere Musiker her. Von seinem eigenen Erfolg wurde er allerdings eiskalt erwischt Gerade dass die Manifeste, in denen er über Journalisten lästert und Andy Warhol veralbert, so gut ankommen, war nicht abzusehen, so Matthew: „Ich dachte, keiner liest das, aber jetzt besuchen jeden Monat fast 30 000 Leute die Website. Durch die ,Manifestos‘ wurde sowas wie ein Kult aus MGB. Selbst schuld. Jetzt gehe ich kaum noch aus dem Haus.“ Stattdessen lädt er seine Fans lieber zu sich ein. Am Anfang von „Beautiful Midnight“ skandieren Cheerleader ein fröhliches „K-I-C-K A-S-S“. Good ist heute noch stolz auf diese Idee: „Ich brauchte eine Begründung, um 20 Sechzehnjährige ins Studio zu bekommen. Also erfand ich das Intro. Sie kicherten ständig und zeigten mit den Fingern auf mich.“ Manchmal macht es eben doch Spaß, ein Star zu sein.