Der Flurfunk mit dem blauen Zahn
Kabelsalat war gestern: Smartphones und andere Geräte für tönende und visuelle Medien setzen zunehmend auf digitalen Funkverkehr.
Ein Lautsprecher wie eine Posaune im Kopfstand, zwei opulente Smartphones mit iPhone-Ambitionen, ein Leicht-Kopfhörer und eine anspruchsvolle Multimediazentrale fürs Auto – was ist all diesen neuen Elektronik-Utensilien gemeinsam? Sie tauschen drahtlos Musik aus – über den komfortablen, ursprünglich für Computer-Peripherie entwickelten Kurzstreckenfunk Bluetooth. Seit diese Technik eine Funktionsvariante mit dem schmucklosen Kürzel A2DP beherrscht – für das iPhone gilt das von der Betriebssystem-Version 3.0 an -, taugt die luftige Übertragungsart sogar für lupenreine HiFi-Qualität.
Sie zählen zum Originellsten, was die Hersteller von iPod-Lautsprechern zu bieten haben: die Klangsäulen Zikmu von Parrot. Die Form stammt vom Star-Designer Philippe Starck. Unten im konischen Korpus sitzt ein Tieftöner, den Mittel-Hochtonbereich bestreitet eine Flachmembran. Das eingebaute Dock taugt für iPods und iPhones, der Rest der Smartphone-Welt kann sein Liedgut über Bluetooth zuspielen. Mit dieser Technik können auch Notebooks ihre iTunes-Archive an die Lautsprecher funken. Die Zikmus musizieren ausgewogen und gefällig, ohne Schärfe und mit schöner Raumperspektive, der Preis liegt bei 1300 Euro.
Auch Google mischt neuerdings im Smartphone-Geschäft mit. Der Internet-Riese hat dazu eigens ein Betriebssystem namens Android in die Welt gesetzt. Das jüngste Modell mit dieser Technik – vorerst ist es nur in den USA erhältlich – heißt Nexus One, gilt schon jetzt als heißester iPhone-Konkurrent und stammt ebenfalls aus den Fabriken von HTC. Auch das Nexus One funktioniert natürlich als mobile Musikstation samt HiFi-Funk via Bluetooth. Einziger Nachteil gegenüber der Apple-Welt: Ohne direkte Anbindung ans iTunes-Archiv im Computer ist die Musikverwaltung mühsamer. Denn der Repertoire-Abgleich mit einem einzigen Mausklick klappt hier nicht.
Die Jagd auf das iPhone ist eröffnet: Immer mehr Smartphones kopieren die Apple-Ideen für eigene Flachmänner, und damit wächst auch die Zahl der Gerätschaften, die wie das iPhone Kommunikation und Musikwiedergabe vereinen. Besonders erfolgreich ist der taiwanesische Hersteller HTC. Sein jüngster Coup, das mit Windows Mobile funktionierende Modell HD2, kann dem iPhone durchaus das Wasser reichen – auch als Musikplayer. Bluetooth überträgt den Sound drahtlos an passende Lautsprecher.
Was ein Radiowecker mit Bluetooth anfangen kann, zeigt das Modell SDI iHome iP47BR (um 220 Euro): Das Nachttisch-Utensil nimmt über Funk Musik aus Handys oder Smartphones entgegen und taugt sogar zum Telefonieren. Seine Lautsprecher und ein eingebautes Mikrofon machen es quasi zur Freisprech-Einrichtung. Obendrein gibt es ein Dock für iPods und iPhones, die auf Wunsch sogar den Weckdienst übernehmen.
Leichte, joggingtaugliche In-Ear-Hörer mit ordentlichem Klang und ohne Kabelsalat sind rar, aber es gibt sie: Altec Lansing bietet für 100 Euro ein BackBeat 906 genanntes Modell an, das dank eingebautem Bluetooth-Adapter die Musik drahtlos empfängt. Ein zusätzlich eingebautes Mikrofon erlaubt sogar freihändiges Telefonieren.
Was früher einmal Autoradio hieß, macht heute als Medienzentrale Eindruck – etwa das für einen Doppel-DIN-Schacht ausgelegte Modell XAV-70BT von Sony (um 800 Euro). Es hat einen 18 Zentimeter großen Bildschirm und spielt DVDs ab – aber auch digitale Bild-, Ton- und Videokonserven, die ein iPhone oder ein anderes Multimedia-Handy über Bluetooth zum Armaturenbrett funkt.