Der Felice-Schwager
Auguste Arthur Bondy sitzt vor seinem vermutlich vierten Kaffee des Abends und ist wohl nicht nur deswegen ein bisschen nervös. In wenigen Minuten wird er den Konzertabend für die Felice Brothers eröffnen. Er kratzt sich den Kopf unter der Schirmmütze. Gleich wird er sie in seinen Gitarrenkoffer werfen, den Koffer schließen, sein harmonica rack um den Hals legen und durch den Backstage-Gang zur Bühne spazieren. So macht er es jeden Abend.
Es ist jedes Mal eine regelrechte Verwandlung. Er sieht auf einmal aus, als käme er direkt aus dem dust bowl. Und auch seine Songs klingen so, sind voller Bilder und Metaphern aus dem American Songbook. In den Neunzigern hat er noch Grunge gespielt mit seiner Band Verbana. Doch das führte trotz Vertrag mit einem Major-Label nirgendwohin. „Laut Gitarre spielen und Schreien, mehr war das nicht“, sagt er heute. Doch dann lernte er Clare Felice kennen und verliebte sich, heiratete sie schließlich sogar. Sie stellte ihm ihre Brüder lan, Simone und James vor – und er verliebte sich in ihre Musik. Vielleicht, weil sie ihn an seine Kindheit in Louisiana erinnerte.
„Ohne die Felice Brothers würde ich nicht das tun, was ich heute tue“, sagt Bondy, der nach seinem Solodebüt „American Hearts“ ein ganzes Album mit seinen Schwagern aufnahm, das er dann aber größtenteils wieder verwarf. Nur zwei Stücke aus diesen Sessions schafften es auf sein neues Werk „When The Devil’s Loose“. „Viele der Stücke sind wirklich gut“, erklärt er. „aber ich habe sie größtenteils in einer Zeit geschrieben, in der viele traurige Dinge passiert sind – und vieles von dem wollte ich nicht auf eine so direkte Art und Weise preisgeben, daher habe ich mich entschieden, einen anderen, vielleicht poetischeren Weg zu finden, um darüber zu singen.“
Die traurigen Dinge haben natürlich mit einer Frau zu tun. Mit seiner Frau. Das Scheidungsverfahren läuft bereits. Doch zumindest musikalisch wird A. A. Bondy sicher Teil der Felice-Familie bleiben.