Der Experimentalist JIM O’ROURKE kennt den Unterschied zwischen Arbeit, Kunst und Pop genau
Man könnte eine Sternenkarte malen, ein musikalisches Sonnensystem mit allen relevanten Expertmental-, Noise-, Ambient- und Avantgarde-Rock-Künstlern der Gegenwart und mit Jim O’Rourke als zentralem Stern, um den sich alles dreht Populäre Beispiele: Er ist aktuelles Mitglied von Sonic Youth, hat bei Gastr Del Sol und Red Krayola gespielt, hat Smog, Stereolab und U.S. Maple produziert. Die Solo-Alben – neu und sehr poppig: „“Insignificance“ sind eine minimale Abteilung in der über 150 Titel langen Liste des „“All Music Guide“, die Jim O’Rourke (sicher ein Listen-Mensch) amüsiert und bestürzt durchblättert: „“City Of Worms, die fertige Platte habe ich nie gesehen…—Chris Conley, der kam vorbei, wir haben ein paar Stücke aufgenommen, ganz freundschaftlich—…Guided By Voices, die haben angerufen, weil sie ein komisches Geräusch brauchten. Ich habe irgendwas gemacht, ich glaube mit der Gitarre. Hat nur eine Stunde gedauert.“
Rein äußerlich erinnern Evelyn Pop und Bill Cowie von Ashby ein wenig an die deutsche Band Paula: zwei sympathische, attraktive Anfangdreißiger. Doch Vergleiche mögen die beiden nicht so gerne. Das sei problematisch, sagen sie. So kannten sie bis vor kurzem weder The Sea and Cake noch die ganzen anderen Bands, mit denen sie verglichen werden. „Wir lernen unsere fellow trarelEin noch so kleiner O’Rourke-Credit schmückt eine ambitionierte Platte halt Der 32-Jährige, gebürtig aus Chicago, gemeldet in New York, Zigaretten-Selbstdreher und schelmisch bescheiden, streitet das ab – gibt aber zu, dass ihm gelegentliche Produzenten-Jobs seit Jahren die Miete bezahlen. Er hat viel Ärger bekommen, nachdem er im Interview mit der Zeitschrift „“Wire“ sinngemäß gesagt hatte, kein Experimental-Musiker dürfe von der Kunst allein den Lebensunterhalt erwarten. Und er wiederholt das gern: „“Hey, jetzt habe ich diese tolle Platte gemacht, auf der ich eine Stunde lang einen einzigen Ton spiele, jetzt will ich Fördergeld – das geht nicht. Ich würde nie glauben, dass meine Musik wichtiger ist als andere Dinge, wenn es weltweit vielleicht 2000 Leute gibt, die harte Avantgarde hören.“
Wie gesagt, Jim O’Rourke hat selbst viele obskure Platten veröffentlicht, hat Collagen aus Tbnband-Schnippseln gemacht (weshalb er bis heute keine digitalen Sampler benutzt), hatte als 15-jähriger Free-Jazz-Hörer akute Anschlussprobleme. Weil das System, über das er sich schon als Kind die Musik erschlossen hat, eine irre Dynamik entwickelte: „“Ich gehöre zu denen, die immer alle Fährten verfolgen. Wenn ich aus der Bücherei eine Strawinsky-Platte mitnahm und in den liner notes etwas über Charles Ives las, ging ich sofort zurück und holte mir etwas von ihm. Und so weiter.“ Man sollte bedenken, dass er sich auch von den Filmstrukturen Godards und Tarkovskys inspirieren lässt, und dann die besagte Sternenkarte ergänzen. Ein Mittelpunkt ist O’Rourke nicht. Dafür ein blendender Fixstern.